
Da war es wieder, das zweite Gesicht des BVB. Beim 2:1-Sieg gegen den OSC Lille zeigte die Dortmunder Borussia eine ansprechende, wenn auch keine überragende Leistung. Nach dem peinlichen 0:1 gegen den FC Augsburg in der Bundesliga war jedoch selbst das eigentlich nicht zu erwarten.
Dass sich die Schwarzgelben durch den Sieg in Frankreich in der Königsklasse unter den elitären Kreis der besten acht Mannschaften in Europa qualifiziert haben, während sie in der Liga daheim aktuell nur auf Rang zehn liegen, zeigt das ganze Dilemma des Revierklubs.
Wer auf europäischer Bühne regelmäßig ansprechende Leistungen zeigt, muss auch in der Lage sein, auf nationaler Ebene das abzurufen, was der Kader zu leisten im Stande ist. Dass der BVB das seit vielen Monaten, ja fast Jahren, nicht schafft, zeigt, dass mit der Mannschaft etwas Grundlegendes nicht stimmt.
Mit Edin Terzic, Nuri Sahin und Niko Kovac haben inzwischen mindestens drei Trainer vergeblich versucht, diese Wankelmütigkeit – manche sagen auch Charakterschwäche – des Kaders zu beheben. Zugegeben, bei Kovac gilt es, einen längerfristigen Effekt abzuwarten, schließlich zeichnet er erst seit Februar für die Mannschaft verantwortlich. Doch die Niederlagen in Bochum (0:2) und daheim gegen Augsburg (0:1) machen auch unter seiner Regentschaft unverändert deutlich, wie wechselhaft sich die Borussia auch unter ihm präsentiert.
Wie ist es zu erklären, dass ein Team zwar in Lissabon (3:0) und Lille (2:1) zeigt, dass es zu Recht zu den besten Mannschaften des Kontinents gehört – nach dem Erreichen des großen Finales in der Champions League im Vorjahr gegen Real Madrid (0:2) und auch in der laufenden Spielzeit wieder ins Viertelfinale einzieht –, es aber nicht hinbekommt, in der Fußball-Bundesliga mal eine Erfolgsserie zu starten? Richtig! Gar nicht!
Da muss man sich als langjähriger Beobachter schon einmal ernsthaft fragen, was für Spielertypen Michael Zorc und sein Nachfolger Sebastian Kehl als Manager in den vergangenen Transferperioden an Land gezogen haben. Dass die Spieler es können, zeigen sie ja immer wieder, wenn das Scheinwerferlicht auf sie gerichtet ist. Nach diesen Highlights bekommt es die Truppe jedoch in unschöner Regelmäßigkeit nicht hin, die Fähigkeiten, die in ihnen stecken, gegen vermeintliche Underdogs abzurufen.
Vor diesem Hintergrund wird es am kommenden Wochenende einmal wieder spannend. Denn dann geht es gegen keinen Underdog in der Bundesliga, sondern auswärts gegen den Champions-League-Aspiranten RB Leipzig. Dort sind die Borussen, trotz des Erfolges in Lille, mit Sicherheit kein Favorit. Vielleicht hilft das ja, den nächsten Rückschlag auf nationaler Ebene zu verhindern. Wetten würde ich darauf allerdings nicht. Dafür verliefen die vergangenen Monate einfach viel zu erfolglos…