„BVB? Ohne mich!“ – Warum mir mein Lieblingsklub gerade nur noch auf die Nerven geht

Das Stadion in Dortmund im Februar 2025. Foto: Robin Patzwaldt

Borussia Dortmund verfolge ich schon seit 1977. Damals schenkten mir meine Eltern mein erstes BVB-Trikot, und meine Oma strickte mir einen schwarz-gelben Schal sowie eine dazu passende Pudelmütze. Fanartikel waren seinerzeit noch eine relative Rarität – ganz anders als heute, wo sie an jeder Ecke und in großer Auswahl erhältlich sind.

Was damals jedoch nicht anders war, war die große Leidenschaft, welche die Leute, insbesondere auch hier im Ruhrgebiet, ihrem Lieblingsklub entgegenbrachten. So erinnere auch ich mich heute noch lebhaft an meinen ersten Besuch im Westfalenstadion, zu dem mich mein Vater eingeladen hatte. Die meisten Spiele verfolgte ich anfangs jedoch im Radio. „Sport und Musik“ im WDR mit Kurt Brumme war für mich über viele Jahre hinweg Pflichtprogramm. Livespiele im TV? Die gab es damals so gut wie nicht. Zumindest nicht im alltäglichen Bundesligageschäft.

Trotzdem entwickelte ich gegenüber Borussia Dortmund eine Leidenschaft, die über Jahrzehnte anhielt und in ihrer Hochphase sogar dazu führte, dass ich als Teenager nach Niederlagen meines BVB nicht mehr ausgehen mochte. Die Pleiten verhagelten mir damals zu sehr die Stimmung.

Eine Konsequenz, die ich heutzutage selbst belächeln muss. Na ja, man wird älter und hat als Fan der Mannschaft schon mehr Höhen und Tiefen erlebt. Ein gewisser Reifeprozess, den vermutlich so gut wie jeder Sportfan im Laufe seines Lebens durchmacht. Zumindest geht es den Fußballfans in meinem Freundes- und Bekanntenkreis nicht anders. In letzter Zeit hat sich bei mir jedoch eine Entfremdung von meinem Lieblingsverein eingestellt, wie ich sie in den Wellenbewegungen der vergangenen Jahrzehnte so noch nicht erlebt habe.

Wenn heute Abend der BVB sein Heimspiel in der UEFA Champions League gegen Sporting Lissabon bestreitet, werde ich mir die Begegnung weder im Stadion noch im TV ansehen. Auch im Radio oder Stream werde ich sie nicht verfolgen. Einfach, weil ich die wechselhaften und viel zu häufig enttäuschenden Darbietungen der Borussia leid bin. Ich möchte mich nicht mehr alle drei oder vier Tage über eine Mannschaft ärgern, die viel mehr draufhätte, als sie seit Monaten zeigt.

Und das will schon etwas heißen. Schließlich habe ich als langjähriger Dauerkarteninhaber in den 1980er-Jahren auch Zeiten in Dortmund mitgemacht, in denen man schon froh war, wenn die durchschnittlich besetzte Mannschaft ein Heimspiel nicht verlor und am Ende nichts mit dem Abstiegskampf in der Bundesliga zu tun hatte.

Damals wurde an der Strobelallee überwiegend recht biederer Fußball mit begrenzten spielerischen Mitteln gespielt. Doch uns Fans war das bereits in jungen Jahren bewusst. Wir waren zufrieden, solange die Spieler des BVB alles gaben und sich voll reinhängten. Stimmte der Einsatz, war die Atmosphäre im Stadion gut und die Mannschaft wurde leidenschaftlich unterstützt.

Diese positive Grundstimmung gegenüber der Borussia steht in Dortmund aktuell auf der Kippe. Der 3:0-Erfolg im Hinspiel gegen Sporting bietet dem BVB eigentlich eine komfortable Ausgangsposition für das Rückspiel. Eine durchschnittliche Leistung sollte reichen, um ungefährdet ins Achtelfinale der Königsklasse einzuziehen. Aber das heißt im Februar 2025 leider nichts. Spätestens nach dem 0:2 gegen den VfL Bochum am vergangenen Wochemende ist die Stimmung gereizt. Man stelle sich nur einmal vor, Lissabon ginge in Dortmund tatsächlich mit 1:0 oder gar 2:0 in Führung. Gar nicht auszumalen…

Und vor diesem Hintergrund werde ich mir das Spiel heute gar nicht erst ansehen. Nicht, weil mir der Ausgang völlig egal wäre, aber der Frust der vergangenen Wochen wiegt auch bei mir schwer. Der ärgerliche „Vergraulungs-Effekt“ der letzten Auftritte lässt sich nicht mehr leugnen. Und das liegt sicherlich nicht nur an meinem fortschreitenden Alter oder der dazugehörigen Routine. Ich habe aktuell einfach die Nase voll von einer Mannschaft, der ich seit über 45 Jahren die Treue halte. Aber irgendwann ist einfach das Maß einfach voll. Sorry, BVB!

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