Zugegeben, mit einem 3:0-Auswärtssieg bei Sporting Lissabon im Playoff-Hinspiel der UEFA Champions League hatte wohl kaum ein BVB-Fan gerechnet, nachdem die Schwarzgelben bei der Premiere von Cheftrainer Niko Kovac am Samstag in der Fußball-Bundesliga das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch mit 1:2 verloren hatten.
Täuschen lassen sollte man sich von der nun optimalen Ausgangslage für das Rückspiel gegen die Portugiesen am kommenden Mittwoch im Westfalenstadion jedoch nicht. Auch wenn das Achtelfinale der Königsklasse nun so gut wie sicher sein dürfte, hat man bei den Dortmundern im Laufe der vergangenen Monate – ja, man möchte fast sagen Jahre – einfach schon zu viel erlebt, um daraus jetzt eine Trendwende zum Guten ableiten zu können.
Und dafür war der Auftritt in Lissabon in der ersten Halbzeit gestern auch einfach noch zu schwach. Trotzdem tat der Erfolg gegen Sporting dem Lager der zuletzt so leidgeplagten Dortmunder gut. Endlich darf man als BVB-Anhänger, Spieler und Trainer mal wieder mit einem Lächeln im Gesicht durch den Tag gehen.
Wie weitreichend der Schub frischen Selbstvertrauens bei allen Dortmunder Fußballfreunden jedoch wirklich ist, darüber kann man nur spekulieren. So wichtig das Statement auf europäischer Ebene auch war, das Kerngeschäft eines erfolgreichen Fußballklubs ist und bleibt eben die eigene Liga. Und hier kommen auf die Borussen in den kommenden Wochen die wahren Härteprüfungen zu. Will die Mannschaft die Zuneigung der Anhängerschaft dauerhaft zurückgewinnen und neues Vertrauen aufbauen, dann sind Siege gegen den VfL Bochum, gegen Union Berlin, beim FC St. Pauli und gegen den FC Augsburg dringend geboten. Die in der Bundesliga entstandene Sieben-Punkte-Lücke zu RB Leipzig muss dringend verkleinert werden, wenn es mit der erneuten Champions-League-Qualifikation bei den Dortmundern denn tatsächlich noch etwas werden soll.
Am 15. März kommt es dann nämlich zum direkten Vergleich mit dem Leipziger Brauseklub. Und damit dort ein Unentschieden reicht, um die Hoffnungen auf Rang vier am Leben zu erhalten, helfen bis dahin nur Siege. Und auch wenn das Programm im Ligaalltag für die Dortmunder bis dahin machbar erscheint, lehrt die Vergangenheit, dass es vermeintlich leichte Spiele für die Schwarzgelben nicht gibt. Dass der Tabellenletzte aus Bochum schon kräftig daran arbeitet, seinem favorisierten Nachbarn ein Bein zu stellen, dessen dürfen sich alle beim BVB sicher sein.
Sollte der wahrscheinliche Champions-League-Achtelfinalist jedoch schon am Wochenende an der Castroper Straße einen Rückfall erleiden, wäre der Befreiungsschlag von Lissabon schneller zur nächsten Lachnummer geworden, als es sich der BVB in seiner weiterhin kritischen Situation leisten kann…