Gestern wurde im CineStar Dortmund die Eröffnungsveranstaltung des Internationalen Frauenfilmfestivals, das IFFF Dortmund | Köln – eines der wichtigsten Festivals in Deutschland gefeiert. Das Publikum füllte den Kinosaal bis auf den letzten Platz – doch weder lilalustig Latzhosen noch überproportional viele Kampfkurzhaarschnitte wollten irgendein verstaubtes Feministinnen-Vorurteil bestätigen. Nicht zuletzt wurde die erwünschte Männerquote erfüllt – das Publikum war mit circa 40% männlichen Besuchern ausreichend durchgegendert. Von unserer Gastautorin Ulrike Märkel.
Das Festivalplakat, dass das Motto Exzess durch einen zugegeben sehr niedlichen Grace-Kelly-Rauhhaardackel visualisiert, ließ bei einigen Besucherinnen Fragen offen – an Exzesse erinnert der himmelwärts gerichtete Dackelblick eher nicht. Möglicherweise versteckt sich aber unter dem Kopftuch ein veritabler feministischer Wadenbeisser. Das sich das Festivalmotto aber keinesfalls auf die exzessive Förderung von Frauen in dem von Männern dominierten Berufsfeld „Film“ bezieht – darin waren sich gestern alle Rednerinnen einig. Sowohl NRW-Kulturministerin Ute Schäfer, als auch die Festivalleiterin Silke J. Räbiger machten deutlich, dass es 30 Jahre nach Festivalgründung noch immer eine in Zahlen messbare Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Filmfördermittel gibt. Zwei Beispiele nannte Räbiger: Durch die Filmförderanstalt FFA wurden von insgesamt 49 Filmen nur 11 Filme von Frauen gefördert, von einer Frauenquote kann also keine Rede sein. Ebenso zeigt sich eine große Gerechtigkeitslücke in der Umverteilung der Mittel, da durchschnittlich über 74.000 Euro weniger pro Filmproduktion von Frauen vergeben werden, als an die Projekte der männlichen Kollegen. Warum Mannsein per se offenbar noch immer einen in Geld ausdrückbaren Mehrwert hat – die Gründe dafür konnte auch die Festivalrednerinnen nicht befriedigend klären.
Vom NRW-Kulturministerium gab es erfreulicherweise deutliche Signale, neben der Stadt Dortmund und anderen Unterstützern dem Festival weiterhin mit Geldmitteln unter die Arme zu greifen. Die konkrete Höhe und Dauer der Landesförderung ließ Schäfer leider im Ungefähren und forderte stattdessen weniger nebulöse Zahlen in Bezug auf die statistisch ermittelbare Verteilung der eigenen Förderung nach Gendergesichtspunkten. Hierzu plant das Ministerium offenbar eine Studie, um die konkreten Zahlen der Anteile der Fördermittel, die an Frauen gehen, zu ermitteln. Auf das Ergebnis darf man zwar gespannt sein – überraschen wird es bestimmt niemanden.
Am Schauspiel Dortmund feiert kommenden Freitag (12. April 2013) das Stück „MIGHTYSOCIETY – Die Restposten“ des Niederländers Eric de Vroedt seine Deutschsprachige Erstaufführung. Bei der Studio-Aufführung führt der Autor selbst Regie. Das Stück handelt von einer Heimsuchung: Die EU-Abgeordnete Henriette und der Unternehmer Raimund sind ein Paar mit gemeinsamem Haus (es könnte eines der neuen Häuser am Nordhang des Dortmunder Phoenix-Sees sein). Eines Abends sitzt plötzlich ein jüngeres Paar, das sie nie zuvor gesehen haben, in ihrem Wohnzimmer. Henriette und Raimund wissen weder, wie die beiden hinein gekommen sind, noch, was sie wollen. Das jüngere Paar behauptet, aus Dortmund Wambel zu sein. Die zwei sind gekommen, um zu bleiben – nur warum? Stück für Stück kommen unangenehme Wahrheiten ans Licht. Ricks Arbeitsplatz in Raimunds Kühlschrank-Imperium „Coolworks AG“ ist in Gefahr, weil Stellen auf die Philippinen ausgelagert werden. Und anscheinend wissen Rick und Steffie etwas über Raimunds dunkle Machenschaften mit Müllverbrennungsanlagen. Und dann gibt’s da noch Bastian, ein junger Internet-Journalist und Sohn von Henriette, der für einen Dokumentarfilm über Raimund jedes Detail der immer schärfer werdenden Auseinandersetzung mitfilmt. Eric de Vroedts Stück ist ein Polit-Thriller mit Komödienelementen. Für Ruhrbarone hat Alexander Kerlin, Dramaturg der Theaterproduktion, zwei Tage vor der Premiere noch einmal über das Stück nachgedacht.
Plötzlich – Sie haben es nicht kommen sehen, Sie wissen nicht warum – stehen da 2 in Ihrem Flur oder Ihrer Küche. Vielleicht bitten diese 2 um etwas (ausgesprochen höflich), um eine unbedeutende Kleinigkeit, nur wenig mehr als Nichts: ein paar Eier, ein kleiner Gefallen, der Sie annähernd keine Mühe kosten wird; oder die 2 bitten um einen Blick in einen mitgebrachten Lebenslauf, um einen „kurzen Ratschlag, karrieretechnisch“. Dann wären sie schon zufrieden und würden auch sicher wieder gehen. Bitte keine Umstände.
Aus Ungeschick fallen die Eier zu Boden. Lachendes Einverständnis über die Tücken der Schwerkraft. Stille. Die Körper der 2 im Flur sind nur eine Winzigkeit zu wenig in Richtung Haustür orientiert. Die Körper sollten – das ist doch eigentlich Benimm-Grundschule – mit subtilen Gesten die Bereitschaft anzeigen, Ihren Privatraum bald verlassen zu wollen. Stattdessen werden kaum merklich verstohlene Blicke ins Wohnzimmer geworfen. In den Gesichtern der 2 steht echtes Lächeln. Man wolle nicht stören. Aber man setzt sich, man sei geschafft und habe etwas auf dem Herzen. Ihr Ehepartner tritt unwissend aus dem Garten hinzu. Die Bedrohlichkeit der Situation ist auf die Schnelle kaum zu vermitteln. Nicht, ohne „unhöflich“ zu werden. Draußen geht langsam die Sonne unter. Vermutlich bieten Sie den 2 als nächstes konsterniert einen Tee an. Bitte. Danke. Zucker?
Ohne Zweifel. Das war mal wieder eine dieser legendären Fußballnächte, wie sie noch in Jahren zum beliebten Gesprächsthema unter Fußballfans taugen wird.
Der BVB liegt, nach vergleichsweise mäßiger Leistung, in der 90. Minute mit 1:2 gegen Malaga hinten, ist eigentlich faktisch seit dem zweiten Treffer der Spanier wenige Minuten zuvor schon ausgeschieden.
Vielen hier wird es Gestern wohl wie mir gegangen sein, sie hatten sich von der diesjährigen Champions League Saison innerlich schon verabschiedet. Dass es aber häufig ein Fehler ist tendenziell eher negativ zu denken, das bewiesen dann in der Nachspielzeit der Begegnung mal wieder die scheinbar unbekümmert weiterkämpfenden Jungspunde im BVB-Team auf eindrucksvolle Art und Weise.
Der Ausgleichstreffer von Marco Reus in der 91. Minute veranlasste mich zuerst zu der recht bitteren Erkenntnis, dass die Borussia dann tatsächlich ungeschlagen aus der Champions League ausscheiden müsste. An einen Siegtreffer vermochte ich dadurch eigentlich zunächst auch nicht mehr ernsthaft zu glauben. Doch nein, von Zeit zu Zeit geschehen im Fußball tatsächlich sportliche Wunder. Und Gestern war mal wieder so ein besonders kostbarer Abend. Der Siegtreffer durch Felipe Santana, nur 65 Sekunden später, war sicher einer der emotionalsten Momente im Westfalenstadion seit Jahren. Wahnsinn, was da abging!
Doch bei aller Freude, man sollte auch in solchen Situationen den Gegner nicht ganz vergessen.
Man, wie müssen sich die Profis vom FC Malaga wohl gefühlt haben?
Am 1. Mai will die Nazipartei „Die Rechte“ in Dortmund demonstrieren. Polizeipräsident Wesseler will den Aufmarsch verbieten. Vorbild ist Aachen, wo sich dei Polizei mit dem Verbot vor dem Oberverwaltungsgericht durchsetzte.
Es ist eine Machtprobe und Dortmunds Polizeipräsident Norbert Wesseler gedenkt sie zu gewinnen: Am 1. Mail will die Neonazipartei „Die Rechte“ in Dortmund aufmarschieren. Kein Jahr nach dem Verbot der Kameradschaften, aus denen sich ein Großteil ihrer Kader rekrutiert und auf den Tag vier Jahre nachdem Neonazis eine DGB-Demonstration brutal angegriffen haben.
Das Wesseler nach einem Bericht der Ruhr Nachrichten den Naziaufmarsch verbieten will heißt, dass er eine realistische Chance sieht, mit einem Verbot auch vor Gericht durchzukommen. Sah Wesseler eine Chance auf ein Verbot, wie beim Antikriegstag im vergangenen Spätsommer, kam es zu einem Verbot. Sah er keine Chance, setzte er auf strenge Auflagen und ließ Gegendemonstranten in die Nähe der Nazis, so dass Protest hör- und sichtbar war.
Vorbild Wesselers ist Stolberg, wo erst kürzlich das Verbot einer Nazi-Demonstration vor Gericht erfolgreich durchgesetzt wurde.
Kreativwirtschaft? Das Wort hört man mittlerweile selbst im Ruhrgebiet, das bekanntlich manchmal etwas später dran ist, immer seltener. Der Hype ist vorbei, denn das Gerede von Dampfplauderern wie Gorny traf auf einen unangenehmen Widersacher: Die Wirklichkeit.
Es klingt wie aus der Zeit gefallen und auch ein wenig dumm, was unser kleiner Nachbar Labkultur aus Dortmund zur Zeit auf seiner Homepage stehen hat:
Kultur und Kreativwirtschaft erzeugt Impulse, die in andere Bereiche „überschwappen“: Beispiele sind Theaterprojekte im Stadtraum, App-Services für eine grünere Welt sowie neue Arbeits- und Organisationsformen wie Co-Working. Höchste Zeit also, mehr über bisher unentdeckte Projekte an den Schnittstellen zu Klima, Migration, Stadtentwicklung und Wirtschaft herauszufinden.
Zum Thema „Spillover-Effekte“ führt ecce im Auftrag des Landes NRW eine Studie fokussiert auf Projekte und Unternehmen im Ruhrgebiet durch. Die Forschungsstudie beginnt ab sofort mit einer Online-Befragung, die sich an alle Kultur- und Kreativakteure im Ruhrgebiet richtet und bis Ende März läuft.
Wer weiter klickt, kommt auf einen Fragebogen, der so simpel gestrickt ist, dass man bezweifeln darf, dass ein Proseminarist für dessen Entwicklung einen Leistungsnachweis bekommen würde. Eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema Kreativwirtschaft wird beim Lab noch nicht einmal mehr simuliert. Stattdessen schwärmt man in einem anderen Text über Brot aus „Friedfertigem Landbau“. Man merkt: Da will sich jemand an die Nachhaltigkeits-Fördertöpfe heranwanzen, die in der kommenden EU-Förderperiode gut gefüllt sein werden.
Für das nachlassende Interesse an dem Thema, das im Ruhrgebiet nie mehr als die weitgehend kritiklose Übernahme von Berliner Konzepten war, welche die Hauptstadt in ihren verzweifelten Kampf gegen den Fall in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit wiederum aus den USA abkupferte, gibt es gute Gründe. Ich möchte auf zwei Texte hinweisen, die in den vergangenen Wochen erschienen sind und – das sei erlaubt – der langjährigen Linie dieses Blogs im Umgang mit Dampfplauderern wie Gorny entsprechen.
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