Der Tag heute, Karfreitag, erinnert an einen, der gefordert hatte, dem Staat zu geben, was des Staates ist und ihm zu entziehen, was Gottes ist. Seltsam, wenn Leute, die sich als staatskritisch verstehen, heute einen Staatsmord betanzen und befeiern. Anders die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach, sie ist, hört man sie kritisch, ziemlich staatskritisch. Wenn sowas heute als Feiertag gilt … Johann Sebastian Bach: Johannes-Passion. Stadtkantorei Bochum, Bochumer Symphoniker. Christuskirche Bochum 17 Uhr
Vor 100 Jahren erschien die erste Reportage über das Ruhrgebiet. Kein Geringerer als Ernest Hemingway berichtete als Sonderkorrespondent des Toronto Star über die Ruhrbesetzung durch Belgier und Franzosen. Diesen und viele weitere Texte über die Region vereint das Buch „In Sachen Stadtschaft. Literarische Reportagen und Aufzeichnungen zum Ruhrgebiet 1923 bis 1973“, das im Bottroper Verlag Henselowsky Boschmann erschienen ist.
Die Osterfeiertage stehen vor der Tür. Der Winter, der in diesem Jahr ungewöhnlich hartnäckig, wenn auch nicht allzu streng war, verzieht sich endlich so langsam. Es wird also wieder höchste Zeit für eine paar Ausflüge. Im münsterländischen Lüdinghausen wartet zum Beispiel die Burg Vischering auch in diesem Jahr wieder auf Besucher, auch aus dem nahegelegenen Ruhrgebiet.
Ich habe mir die Anlage in dieser Woche schon einmal angesehen und euch ein paar frische Eindrücke von dort mitgebracht.
Dass Juden wie die Nazis seien, der jüdische Staat wie Hitlers Reich und Palästinenser die Juden von heute, dieser Aussage stimmt jeder dritte Bundesbürger zu, jeder Vierte geht in sich, dann kreuzt er „weiß nicht“ an. Die Bochumer „Initiative Religionsfrei im Revier“ weiß es wohl, sie setzt diesen Klassiker des Judenhasses leinwandgroß in Szene und erklärt, man müsse sich endlich von „Bevormundung“ befreien. Kommt einem bekannt vor, diese Art von „Befreiung“, ist das Dieter Kunzelmann? Ruangrupa? Oder gleich Lisa Eckhart.
Einige Zeit war es amüsant: Die Bochumer „Initiative Religionsfrei im Revier“ hatte entdeckt, dass ausgerechnet „Das Leben des Brian“,Monty Pythons Filmkomödie aus dem Jahr 1979, auf dem Feiertagsindex der FSK steht, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Was in der Tat slapstickreif ist: Die britische Parodie auf das Leben Jesu – zugleich eine auf die Post-68er Linke – wird in theologischen Kreisen hochverehrt, und falls der Film tatsächlich religiöse Gefühle verletzt, sind es solche, die entstehen, wenn man sich selber beim Lachen erwischt. Seit inzwischen zehn Jahren wird „Brian“ am Karfreitag – einem von vier stillen Feiertagen in NRW, an denen besondere Einschränkungen gelten – in Bochum aufgeführt, slapstickreif also auch, dass die, die sich für religionsfrei halten, Jahr für Jahr am kirchlichen Feiertag ins Kino wallen wie das frömmste Mütterchen in seine Kirche, nur um sich pflichtschuldig „Brian“ reinzuziehen. Als stellten sie – „Folgt der Sandale!“ – den Monty Python-Klassiker nach, jetzt allerdings ohne Witz: Das Lachen ist kein spontanes mehr, kein freies, weil ungewolltes, es ist ein gesolltes Lachen. Verordnet wie eine Feiertagsverordnung, die „Initiative Religionsfrei im Revier“ hantiert mit Monty Pythons Film auf dieselbe Weise, wie die FSK es tut, beide geben sie vor, wie man „Brian“ zu verstehen habe, beide legen sie das Werk in ein politisches Geschirr, beide verzwecken sie Kunst.
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