Barfuß und fernsehfrei – Das Schloss Elmau meiner Kindheit

Elmau vor dem Brand. Foto: R. v. Cube

Den Schauplatz des G7-Gipfels kenne ich ja wie meine Westentasche.
Erstaunen und Wehmut packen mich, wenn ich dieser Tage Nachrichten schaue. Wenn ich die vertraute Sillhouette mit dem Türmchen sehe, die gelbe Fassade mit dem grünen Dach. Dahinter die Wettersteinwand. Hier verbrachte ich Sommerferien. Elmau, mein Saltkrokan. Verwirrung, wenn ich dann G7 höre und mächtigste Männer der Welt und dass der Koch für Sonderwünsche auch mal Trüffel einfliegen lässt. Ein würdiger Ort für die Elite der Elite.
Nein, ich bin nicht in Luxusressorts aufgewachsen. Elmau war einmal ein verwunschenes, verschrobenes Reiseziel, das auch normale Menschen sich leisten konnten, sofern eben ein oder zwei Wochen in einem Hotel mit Vollpension in Frage kamen. Sofern man keinen Fernseher auf dem Zimmer brauchte und sich vorschreiben lassen wollte, wo man sitzt. Sofern man sich von Laien das Essen bringen lassen und mittags ein Lunch-Paket mit hartgekochtem Ei bekommen wollte, falls man einen Ausflug macht.

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Documenta: „Antiimperialistische Solidarität zwischen Japan und Palästina“

Unter anderem im Gloria-Kino in Kassel sind die Filme des Subversiv-Film-Kollektivs zu sehen Foto: Nicolas Wefers/Documenta Lizenz: Copyright

Neben antisemitischen Bilddarstellungen wird bei der derzeit laufenden Kasseler Kunstausstellung auch eine Organisation als Utopie präsentiert, die eine der furchtbarsten Formen des Terrors mitgeprägt hat: Die Japanische Rote Armee. Von unserem Gastautor Thomas von der Osten-Sacken.

Würde man eine Meinungsumfrage in der Fußgängerzone einer x-beliebigen europäischen Stadt durchführen und sich erkundigen, von wo das Selbstmordattentat herkomme, jede Wette, die überwältigende Mehrheit würde antworten: Irgendetwas mit Nahem Osten oder Islam. In der Tat fanden fast alle dieser furchtbaren Terrorattacken in dieser Region statt, die Antwort wäre allerdings trotzdem falsch.

Denn »erfunden« hat das »suicide bombing« die selbsternannte Japanische Rote Armee Fraktion, die am 30. Mai 1972 ein fürchterliches Massaker am Flughafen Lod bei Tel Aviv verübte. In »Solidarität mit dem palästinensischen Volk« töteten sie damals 26 Menschen, darunter viele christliche Pilger aus Puerto Rico, und verletzten unzählige weitere.

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Ex-BVB-Profi Neven Subotic zeigt, dass manche Fußballer mehr drauf haben, als viele glauben!

Ex-BVB-Profi Neven Subotic hat dem Profi-Fußball den Rücken gekehrt. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Fußballprofis gelten in den Augen vieler im Lande ja als eher schlichte Gemüter, die außer ihrem praktizierten Sport häufig nicht wirklich viel drauf haben. In Anbetracht der endlos erscheinenden Aneinanderreihung von Negativbeispielen, die in den vergangenen Jahren die Schlagzeilen in der Medienlandschaft bestimmt haben, verwundert das auch nicht.

Dabei ist das schlechte Image, das den Kickern anhaftet, in dieser Pauschalität ungerecht. Berufsfußballer bilden, wie jede andere Berufsgruppe auch, eine bunte Sammlung an Charakteren und Persönlichkeiten ab. Neben den zahlreichen eher schlicht gestrickten Gemütern, findet man dort auch durchaus intellektuell begabte und clevere Zeitgenossen.

Ein Vertreter dieser überdurchschnittlich reflektierten und schon seit vielen Jahren durchaus Verantwortung in der Gesellschaft übernehmenden Sportler ist der Ex-BVB-Profi Neven Subotic, dessen soziales Engagement wir hier im Blog in den vergangenen Jahren schon häufiger gewürdigt haben.

Und genau dieser Neven Subotic hat jetzt, zum Ende seiner aktiven Karriere, ein Buch unter dem Namen ‚Alles geben: Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt‘, veröffentlicht, das diesen positiven Ruf einmal mehr bestätigt.

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Zeltfestival Ruhr kommt 2022 zurück

In nur sieben Wochen entsteht in den Ruhrauen am Kemnader See endlich wieder die weiße Erlebniswelt, die sich durch ihre hohen Wipfel schon aus weiter Ferne erkennen 

Nichts ist in 2022 selbstverständlich und doch blickt man in diesem Jahr auf einen halbwegs normalen Festivalsommer: Das Zeltfestival Ruhr-Team ist knapp zwei Monate vor Beginn voller Zuversicht und freut sich auf die 13. Ausgabe der Zeltstadt vom 19. August bis zum 4. September. Das Programm ist mit über 35 Abendveranstaltungen vollständig, die Vorbereitungen sind seit langem in vollem Gange, der Aufbau beginnt schon bald.

Bei der heutigen Pressekonferenz ließen zwei der Veranstalterköpfe – Heri Reipöler und Lukas Rüger – die vergangenen, äußerst dynamischen Monate Revue passieren und gaben Einblicke in die Entwicklungen des beliebten Spätsommerfestivals, zu einer Zeit, in der die Kultur- und Festivalbranche weltweit nahezu still stand. Trotz aller Widrigkeiten ziehen die Initiatoren vorrangig eine positive Bilanz:

Aus veritablen Künstler:innen werden im Laufe der Jahre Stars. Ursprünglich für das mittlere Zelt gebucht, kommt für Nico Santos und Alvaro Soler innerhalb der Pandemie das Upgrade für die größte der drei Locations. Die gut durchdachten Festivalstrukturen machen es möglich, mit zu wachsen und Musiker:innen eine Plattform zu bieten, die sie brauchen.

Die Pandemie bietet auch Raum für Neues: So finden TRESENLESEN wieder zueinander und sagen für ein Reunion Gastspiel beim ZfR zu!

Im September 2019 brillierte das Zeltfestival Ruhr mit 140.000 Besucher:innen. Aktuell ist die Euphorie nach einem tollen Festival enorm groß – man rechnet sogar mit einem „Besucher:innen“-Rekord: »Schon jetzt sind 60.000 Tickets verkauft und der Zuspruch reisst nicht ab« so Lukas Rüger. »Das ist ein enorm starker Vorverkauf mit mehr Gästen als erwartet.«

Heri Reipöler erklärt rückblickend: »Das Booking für 2020 wurde gestartet, Ende März 2020 waren bereits 44.000 Tickets verkauft. Mit der Wucht des Corona-Virus verfiel dann alles in den Pandemieschlaf, die Unsicherheit innerhalb der Kulturbranche machte sich breit, viele Existenzen standen auf dem Spiel. Erst im Februar 2022 entspannte sich die Lage und dann stand endlich fest: Das ZfR macht weiter. Dennoch offen war die bange Frage, wie viele Tickets behalten oder umgetauscht wurden. Die unfassbar gute Antwort: 50.000 behielten die bereits gekauften Karten!«

»Es waren also mehr Tickets als vor der Pandemie vergriffen«, so Reipöler, sichtlich gerührt von der Loyalität der Fans. »Die unglaubliche Treue der Besucher:innen, aber auch der Künstler:innen, Marktständler:innen und Gastronom:innen macht das Zeltfestival Ruhr zu dem, was es ist: eine unschlagbar gute Veranstaltung.«

Neben der großen Euphorie über den Erhalt des starken Programms, unterstreichen beste Neuzugänge wie Die Fantastischen Vier und Kurt Krömer oder Tribute to Johnny Cash die Qualität des Festivals. Neben den erwarteten Verkaufsschlagern – ausverkauft sind die Veranstaltungen von Johannes Oerding, Torsten Sträter, Jochen Malmsheimer, Querbeat, Frank Goosen, Michael Mittermeier – freut man sich über ziemlich volle Zelte u.a. bei Gerburg Jahnke, Silbermond und Ben Zucker – jeder Geschmack wird bedient.

In drei imposanten, weißen Eventzelten auf dem traumhaften Areal am Kemnader See auf der Grenze von Bochum nach Witten, präsentiert das Zeltfestival Ruhr alljährlich ein prall gefülltes Programm mit rund 40 spannenden Konzert-,Comedy- und Kabarett-Veranstaltungen.

Komplettiert wird das Programm in den Eventzelten weiterhin mit einem bunten Programm auf den beiden Aussenbühnen. »Wir haben in diesem Jahr auch die ein oder andere große Band gebucht, um die Attraktivität für die Walk In Gäste weiter zu erhöhen«, so die Veranstalter. »Highlights hier sicherlich Reggatta de Blanc – einer fantastischen Sting Tribute Band – Mambo Kurt, Los Gerlachs, Die Feuersteins oder „Zwei Stricher packen aus“.«

Tickets für alle Gastspiele sind an allen Vorverkaufsstellen oder unter der Tickethotline: 0180.500 42 22 erhältlich. 

Bereits gekaufte Tickets aus 2020 / 2021 behalten ihre Gültigkeit!

Alle weiteren Informationen zum Zeltfestival Ruhr unter www.zeltfestivalruhr.de

Zeltfestival Ruhr Künstler:innen-Bestätigungen 2022 im Überblick (Stand 23.06.2022):

Fr 19.08.

Veranstaltung 1: Die Fantastischen Vier

Veranstaltung 2: Selig

Veranstaltung 3: Los Gerlachos

Sa 20.08.

Veranstaltung 1: Johannes Oerding (ausverk.)

Veranstaltung 2: Fischer Z

Veranstaltung 3: Maren

So 21.08.

Veranstaltung 1: Johannes Oerding

Veranstaltung 2: Milow

Veranstaltung 3: Janou

Mo 22.08.

Veranstaltung 1: Alvaro Soler

Veranstaltung 2: Kasalla

Veranstaltung 3: Sounds From Wood

Di 23.08.

Veranstaltung 1: Torsten Sträter (ausverk.)

Veranstaltung 2: Johann König (ausverk.)

Veranstaltung 3: Harry G

Veranstaltung 4: Zwei Stricher packen aus

Mi 24.08.

Veranstaltung 1: Torsten Sträter (ausverk.)

Veranstaltung 2: Jochen Malmsheimer (ausverk.)

Veranstaltung 3:  Eric, Where Is Layla

Do 25.08.

Veranstaltung 1: Revolverheld

Veranstaltung 2: Querbeat (ausverk.)

Veranstaltung 3: Snowfall In June

Fr 26.08.

Veranstaltung 1: Silbermond

Veranstaltung 2: Fritz Kalkbrenner

Veranstaltung 3: Die Feuersteins

Sa 27.08.

Veranstaltung 1: DJ Bobo

Veranstaltung 2: Gregor Meyle & Band

Veranstaltung 3: Rabe Socke

Veranstaltung 4:  BenjRose

So 28.08.

Veranstaltung 1: Gerburg Jahnke

Veranstaltung 2: Frank Goosen (ausverk.)

Veranstaltung 3:  Mambo Kurt

Mo 29.08.

Veranstaltung 1: Nico Santos

Veranstaltung 2: Pamela Falcon

Veranstaltung 3: GQ Acoustic

Di 30.08.

Veranstaltung 1: Ben Zucker

Veranstaltung 2: GOD SAVE THE QUEEN

Veranstaltung 3: Florian Wintels

Mi 31.08.

Veranstaltung 1: Tresenlesen

Veranstaltung 2: Die Feisten

Veranstaltung 3: Groove, Snoop & Tarik

Do 01.09.

Veranstaltung 1: Kurt Krömer

Veranstaltung 2: Tribute To Johnny Cash

Fr 02.09.

Veranstaltung 1: Adel Tawil

Veranstaltung 2: Axel Prahl + Inselorchestra

Veranstaltung 3: Reggatta De Blanc

Sa 03.09.

Veranstaltung 1: Angelo Kelly & Family

Veranstaltung 2: Stoppok

Veranstaltung 3: Udo Klopke Trio

So 04.09.

Veranstaltung 1: The BossHoss

Veranstaltung 2: Michael Mittermeier (ausverk.)

Veranstaltung 3: Volker Rosin

Veranstaltung 4: Yasola

Documenta fifteen: Blick nach vorne

Documenta 15 Foto: Foto: Michael Paetzold, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de


Mit ganz viel Diskursgewese werden sie jetzt aus dem Documenta Skandal folgende Funken schlagen. Von unserem Gastautor Thomas von der Osten-Sacken.

Was in Deutschland als Antisemitismus wahrgenommen und gefühlt wird, ist anderswo etwas ganz anderes. Das hängt immer vom kulturellen Kontext ab. Denn im „globalen Süden“ gibt es keinen wirklichen Antisemitismus, sondern nur – manchmal eben etwas überzogene – Reaktionen auf den „israelisch-palästinensischen“ Konflikt.

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Gut vorbereitet zur Extraschicht

Extraschicht Foto: Ruhr Tourismus / Nielinger

Die ExtraSchicht am 25. Juni stellt die Besucher wieder vor die Qual der Wahl: 43 Spielorte in 23 Städten werden zur Bühne für Performances, Musik, Kultur und Kunst. Die Ruhr Tourismus GmbH (RTG) in Oberhausen gibt einige wichtige Tipps: Damit die Nacht der Industriekultur ein Genuss wird, ist es am besten, sich auf drei Spielorte zu konzentrieren. Idealerweise liegen sie an derselben Shuttlebuslinie. So haben Besucher am meisten vom Programm vor Ort. Als kleine Gedankenstütze dient der Merkzettel, der online zusammengestellt und ausgedruckt werden kann.

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„Israel-Boykott kommt Existenzverweigerung gleich“: Was BDS und Documenta mit Terror verbindet

Israel-Boykott 1933 | Bundesarchiv CC BY 3.0

„Wir sind Menschenfreunde“, sagt Wilfried Böse im Film, der nachstellt, wie er Juden selektiert. Böse und Brigitte Kuhlmann, seine Genossin, verstanden sich als „Revolutionäre Zelle“, zusammen mit einem Team der PFLP, der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“, hatten sie eine Air France Maschine ins ugandische Entebbe entführt. Dort sortierten sie gemeinsam alle aus, die einen israelischen Pass besaßen oder einen Namen, der ihnen irgendwie jüdisch vorkam, es sollten jüdische Geiseln sein, die sie erschießen. Seitdem sind Kuhlmann und Böse tot, die PFLP sitzt im Lenkungsausschuss des BDS, und BDS, die antisemitische Boykott-Kampagne, sitzt in den Gremien und Ateliers der Documenta, auf ihr werden Israelis als Schweine und Juden als teuflische Macht ausgestellt und die PFLP als „Popular Front for the Liberation of Fried Chicken“ verhübscht. Kurz sind die Weg zwischen Terror und Kunst: Tatsächlich geht nicht nur die Idee, Israelis zu selektieren, auf die „Revolutionären Zellen“ zurück, ebenso die, Israel zu boykottieren. BDS ist eine sehr deutsche Geschichte.

Seit den frühen 70er Jahren hatten sich die „Revolutionären Zellen“ (RZ) in einem linken Milieu gebildet, ein Terror-Netzwerk wuchs heran, das sich nicht im Untergrund verbarg, sondern hinter einer oft bieder-bürgerlichen Fassade. In diesem Milieu galt Terror als Moment einer Politik, auf die alle Kriterien zutrafen, wie man sie heute auf Prozesse des Empowerments anlegt: Selbstbestimmt sollten legale und illegale Strategien ineinandergreifen, gewaltfreie und mörderische Aktionen sich in freier Selbstverantwortung ergänzen. Die drei Punkte des RZ-Programms: (1) Aktionen für „Arbeiter, Jugendliche und Frauen“, (2) „anti-imperialistische Aktionen“ und (3) „anti-zionistische Aktionen“.

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