Kultur im Krieg: Truppenbetreuung oder Le Pop pour Le Pop

Marilyn Monroe 1954 performing for troops in Korea by U.S. Dept. of Defense – Public Domain

Pop-Kultur war immer beseelt von Gewissheit. Völlig fraglos, ob auf der Bühne oder davor, dass man bezaubere und überzeuge und falls doch einmal widerlegt, dann nur durch Pop, niemals durch Panzer, durch Putin schon gar nicht. Eine schöne Gewissheit, sie schält sich gerade täglich ab, es ist ernüchternd. Wenn Pop-Songs, die gegen Putin ins Feld geführt werden, so alt sind wie die Waffen, mit denen Putin diesen Pop bekriegt, gibt es nichts mehr zu tun. Vielleicht ist das eine Chance.

Russland bekämpft die Ukraine, Putin bekämpft den Pop. In seiner Kriegserklärung sprach der postsozialistische Diktator vom „kollektiven Westen“, der drauf und dran sei, „unsere traditionellen Werte zu zerstören“  und „Pseudo-Werte aufzuzwingen, die uns, unser Volk, von innen heraus zersetzen würden“.

Dagegen demonstrieren JuSos und JuLis, Grüne Jugend und Junge Union gemeinsam, am Ende ihrer Demo vorm Bochumer Rathaus ein Lied, das alle kennen, „Ein bisschen Frieden“, Nicoles Siegessong beim Eurovision Song Contest von vor 40 Jahren, jetzt frisch interpretiert.

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McDonalds in Russland: Zurück in den trüben, sowjetischen Alltag

McDonalds in in Sankt Petersburg Foto: Dirk Ingo Franke Lizenz: CC BY-SA 1.0


Man kann zu McDonalds stehen wie man will. Ich esse da ja auch nur, wenn ich verreise, und eigentlich bestehen auch dann eher die Kinder darauf. Aber für Russland hat die jetzige Schließung von McDonalds eine historische Dimension. Von einem Freund dieses Blogs.

McDonalds öffnete sein erstes Restaurant noch in der ausgehenden Sowjetunion. Es war nicht nur ein weiteres Moment der Öffnung des Landes im Zuge der Perestroika, es war auch ein Moment, an dem die Sehnsucht nach dem Westen, nach Freiheit, nach Ausweg aus dem trüben sowjetischen Alltag plötzlich zu einer viel unmittelbareren Sinneserfahrung wurde, als schlecht überspielte Aufnahmen westlicher Rockstars. Es bedeutete für viele Menschen in der

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Musiktheater im Revier: Benefiz-Konzert für die Menschen in der Ukraine

Musiktheater im Revier Foto: MiR/PR

Die anhaltenden Kampfhandlungen in der Ukraine gehen uns alle an. Die Mitarbeiter am Musiktheater im Revier möchten sich solidarisch mit den Betroffenen im Kriegsgebiet zeigen und sie aktiv unterstützen. Dafür veranstalten das Musiktheater und die Neue Philharmonie Westfalen am Sonntag, 06. März um 16.00 Uhr im Großen Haus ein Benefiz-Konzert.

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Elvis Pummel im youtube-Roulette

Elvis Pummel spielt am Donnerstag im Dortmunder subrosa | Foto: PR

„Jede Stadt hat ihren Elvis“, so schrieb das Visions Magazin über ihn, „und Dortmund hat den besten: Mister ELVIS PUMMEL.“ Er ist Entertainer, Klamaukbarde, Monsieur eine Milliarde Volt und lebende 50s/60s Musicbox in Personalunion. Überhaupt ein Mann, den man nicht in Worte fassen kann. Seine Konzerte schwanken zwischen Mädchenherzenbrechen, Selbst-Hypnose und einem Rockabilly-Kaputtnik-Zauberkasten aus 1001 Nacht. Kurz vor seinem Auftritt im Dortmunder subrosa (Donnerstag, 3. März) haben wir ihn zum youtube-Roulette eingeladen.

Lieber Elvis Pummel, welcher Song repräsentiert für dich am besten das Ruhrgebiet?
Friedel Hensch – „Der Mond von Wanne Eickel“

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KI Biennale Essen: Weltweit erstes interdisziplinäres Festival für Künstliche Intelligenz

Roboter: Kopfbereich ohne Mimik Foto: © Xavier Caré / Wikimedia Commons Lizenz: CC BY-SA 4.0

Künstliche Intelligenz erlebbar machen – das ist das Ziel der ersten KI Biennale vom 22. April bis zum 8. Juni in Essen. Das erste interdisziplinären KI-Festival seiner Art will die Aspekte der Künstlichen Intelligenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. An vielen Orten in der Stadt kommen lokale, regionale und internationale Akteure zusammen, um KI in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft zu diskutieren, zu beraten und für jedermann erfahrbar zu machen.

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Bye bye, Omo! Bernd Schäumer ist gestorben

Bernd „Omo“ Schäumer – ein Musikliebhaber mit großem Herzen / Foto: privat

Bernd „Omo“ Schäumer ist verstorben. Und darüber sind wir sind sehr traurig – seit vielen Jahren war er Stammleser der Ruhrbarone und über so manches Thema haben wir mit ihm noch ausgiebig bei drei Gläsern Pils debattiert. Bernd stammte aus Wanne-Eickel und als Musiker bereicherte die Band Vorgruppe, wo er in den frühen 1980er Jahren den Synthesizer bediente. In späteren Jahren brachte er unter dem Pseudonym ›Disque Omo‹ seine Songs heraus – und die waren meist irgendwo zwischen verträumter Filmmusik und anmutiger Synthesizer Elektronik angelegt.

Er jobbte in frühen Jahren bei der Plattenfirma Rough Trade in Herne und verdiente viele Jahre sein Geld als Plattenverkäufer sein Geld, zum Beispiel in Läden wie Phonac (Dortmund) und Elpi (Bochum), bis er einer der Teilhaber vom CD-Laden Telök am Bochumer Nordring wurde. Zwischendrin war Omo ein paar Jahre Autor beim Ruhrgebiets-Stadtmagazin Marabo. Unvergessen bleibt seine Kim Wilde-Titelgeschichte, wo er in Wolfgang Welt-Manier am Ende schreibt, wie sein Gespräch in einem Hotelzimmer zwar beendet war – und der nächste Journalist schon mit einem neuen Gespräch an der Reihe war. Omo musste aber nochmal rein zur „Kids in America“-Sängerin, weil er seine Plastiktüte mit seinem Hab und Gut vergessen hatte.

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Kulturpass: Mangas statt Documenta?

Ruru-Haus der Documenta in Kassel Foto Jonas Dörge

In dem 2012 erschienenen Buch „Der Kulturinfakt“ schlugen die vier Autoren, Dieter Haselbach, Pius Knüsel, Armin Klein und Stephan Opitz, eine Umstellung der Kultursubventionen vor: Statt Schauspielhäuser und andere ebenso große wie teure Kultureinrichtungen zu finanzieren solle der Staat Kulturgutscheine an Menschen ausgeben, die sich die Eintrittspreise nicht leisten

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Ex-In Extremo Musiker stirbt nach Vorfall auf Corona-Demo

Boris Pfeiffer von In Extremo ist verstorben | PR-Foto: Jens Koch

Der Musiker Boris Pfeiffer, ein ehemaliges Mitglied der Mittelalter-Rockband In Extremo, ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nach einer Demonstration gegen die Coronapolitik in Wandlitz bei Berlin gestorben. Der 53-Jährige war langjähriges Mitglied von In Extremo – im Mai 2021 hatte er sich von der Gruppe getrennt, um eigene Wege zu gehen. Zuerst hatte die »Märkische Oderzeitung« über Pfeiffers Tod berichtet.

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„El-Alamein-Babyboomer“: Edna Brocke über ihr Leben (und ein schwerdeutsches Linksbürgertum)

Dr. Edna Brocke 2009 bei der Verleihung des Hans-Ehrenberg-Preises in der Christuskirche Bochum by Ayla Wessel (c)

“Now this is not the end, it is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning.” Erklärte Winston Churchill, britischer Premierminister, nachdem die Briten die deutsche Wehrmacht bei El Alamein gestoppt hatten, das war am 4. November 1942. Bis zu diesem Tag musste, wer im britisch mandatierten Palästina lebte, damit rechnen, dass deutsche Truppen das heutige Israel von Süden her aufrollen würden mit dem Ziel, alle Juden zu ermorden. Unter ihnen Käte und Ernst Fürst, acht Jahre vor El-Alamein waren sie aus Deutschland nach Jerusalem entkommen, neun Monate nach El-Alamein kommt Edna zur Welt. Genauer: Sie kommt in ihre eine Welt, ihre zweite kommt später hinzu. 79 Jahre später hat Edna Brocke, die Nichte von Hannah Arendt, ihr „Leben in zwei Welten“ bilanziert, das Büchlein aus dem Lit-Verlag ist keine Autobiographie, eher ein assoziatives Erinnern, sehr unterhaltsam, völlig subjektiv „und ein wenig exemplarisch“.

Von 1988 bis 2011 Jahr hat Edna Brocke die Alte Synagoge Essen geleitet, sie hat das Haus von seinem musealen Mahnmal-Konzept befreit: „Ich war nicht gewillt zu ‚ermahnen‘, sondern zu erklären, was erklärt werden kann, und offen zu lassen, was nicht zu erklären ist.“  Ihr Konzept: den Jewish way of life zu zeigen, dessen komplexe und komplizierte Vielfalt, ein „Haus jüdischer Kultur“.

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