Das Konzert von Udo Lindenberg in Köln

„Panikrocker Udo Lindenberg “On Tour” – der Wahnsinn kommt auf grünen Socken.“

Doch von Panik keine Spur am heutigen Abend in der restlos ausverkauften Lanxess Arena in Köln, dafür erlebten 18..000 Zuschauer eine gut zweieinhalbstündige Show der Superlative, einen gigantischen Tourabschluss der “Stärker als die Zeit” Tour des Panikrockers, ungehemmt und ungebremst.

Mit einem Udo Lindenberg, der in seinen neongrünen Socken zu Höchstformen auflief, und man sich insgeheim dachte, der 71. Geburtstag am 17. Mai, das kann doch nur geschummelt gewesen sein.

Zusammen mit seinem perfekt eingestimmten Panikorchester (wer dazu gehört steht weiter unten), seinen Panik-Kids und vielen tollen Gästen, wie Daniel Wirtz, Wolfgang Niedecken, Otto Walkes, Josephin Busch und Marteria, machte er heute Abend wieder gemeinsam Musik und im Laufe der Nacht bot sich den Zuschauern eine bombastische Rock-Revue, in der alle gemeinschafltich tanzten, feierten, sangen und im wahrsten Sinne des Wortes die Sau rausließen.

Im Hintergrund liefen auf riesigen Leinwänden schillernde Videoprojektionen in knalligen Farben, Tänzerinnen in den irrsten Kostümen begleiteten Udo auf seinem ewigen Walk über die lange T-Bühne, die weit ins Publikum hineinragte, begleitet von einer einmaligen Laser- und  Lichtshow, immer wieder moderierte er seine Gäste an, stellte sie vor und hatte das eine oder andere Wort für seine Fans übrig, es wurde sich geküßt und umarmt, zwischen Daumen und Mittelfinger stets seine Cohiba Montecristo. Ein Meister der Selbstinszenierung.

Und 18.000 Zuschauer feierten mit ihm, sangen jede Zeile mit, tanzten vereint durch den Innenraum der Arena. Am Ende lagen gut zweieinhalb Stunden Panikparty hinter ihnen und eine Show, die es in sich hatte. Udo bewies wieder einmal, dass er er einer der besten Rockmusiker des Landes ist und mühelos eine ganze Konzerthalle zu seiner Panik-Familie machen kann.

Das Panikorchester: Jean-Jacques Kravetz, Bertram Engel, Hendrik Schaper, Carola Kretschmer, Jörg Sander, Steffi Stephan, Hannes Bauer, Zoran Grujovski

Panic Vocals: BooBoo, Nathalie Dorra, Stephanie Crutchfield, Ole Feddersen

Pustefix-Bläser: Wolfgang Noah Fischer, Jotham Bleiberg, Ulrich Röser, Doris Decker

Panik-Tänzerinnen: Amy Taylor, Ellie Smale, Rhiannah Kitching, Heather Urquhart, Hayley Ainsley, Rose Grace Hartigan

Panik-Cellistin: Emily England

Panik-Kids: Kids On Stage

Midnight Ramblers: Carl Carlton, Felicia Taylor, Ken Taylor, Pascal Kravetz, Leon Taylor, Julien Kravetz

Setliste:

Odyssee, Einer muss den Job ja machen, Mach mein Ding, Cello, Ich lieb‘ dich überhaupt nicht mehr, Schweren Zeiten, Plan B, Rock ’n‘ Roller, Wozu sind Kriege da (Udo Lindenberg & Das Panikorchester cover), Straßenfieber, Führer, Gegen die Strömung, Ich brech‘ die Herzen der stolzesten Frau’n (Heinz Rühmann cover), Bunte Republiok Deutschland, Stärker als die Zeit, Das Leben, Sternenreise, Gerhard Gösebrecht, Honky Tonky Show, Horizont Encore: Ende der Welt, Controlletti, Sonderzug nach Pankow, Andrea Doria, Candy Jane, Reeperbahn, Eldorado, Ich schwöre, Woddy Woddy Wodka

Donald Trump: We need to talk

Cover: We Need to Talk

Über den ‚neuen‘ US-Präsidenten Donald Trump wurde auch hier bei uns im Blog schon viel diskutiert.

In dieser Woche bin ich auf ein ganz aktuelles ‚Buch‘ aus dem Hatje Cantz Verlag  zum Thema aufmerksam geworden, welches ich hier und heute einmal kurz vorstellen möchte.

Wobei, ‚Buch‘ trifft es in diesem Falle nicht wirklich. Denn die Publikation ‚We Need to Talk‘ bricht, lt. Beschreibung des Verlkages, eigentlich den gewohnt gebundenen Buchblock auf und ‚entfaltet seine Wirkung auf zehn Plakaten, die zweifachgefaltet gleich 80 Einzelseiten offenbaren‘. Und das trifft es dann auch tatsächlich so ganz gut.

Ihr Inhalt dreht sich dabei jeweils ganz um den umstrittenen Mann, der seit Januar 2017 die Medien weltweit dominiert. Als 45. Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika hat Trump in kürzester Zeit ja mehr Unruhe gestiftet als es wohl je einer seiner Vorgänger tat.

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Das Konzert von Arcade Fire in Köln

Ihre Fans erwarten sehnlichst das fünte Album, den Nachfolger von „Reflektor“ (2013). Mit den Singleauskopplungen “I Give You Power“, “Everything Now” und “Creature Comfort” hat die 2002 gegründete kanadische Indie-Rockband aus Montreal in Québec Arcade Fire bereits einen verheißungsvollen Vorgeschmack herausgebracht und man hört ganz deutlich, dass sie ihren elektronischen Kurs fortsetzen.

Präsentiert haben sie ihre neuen Songs und natürlich viele alte bekannte Stücke heute Abend vor der Open-Air-Bühne im ausverkauften Tanzbrunnen in Köln.

Ist ist das erste der beiden Deutschlandkonzerte gewesen, die die Ausnahmeband in diesem Sommer angekündigt hatte. Am 02.07.2017 spiele sie noch einmal in Berlin.

Das Ehepaar Win Butler ( Gesang, Gitarre) und Régine Chassagne  (Gesang, Akkordeon, Drehleier) steht im Mittelpunkt von Arcade Fire, weitere Bandmitglieder sind aktuell Richard Reed Parry (Gitarre), Tim Kingsbury  (Bass, Gesang), William Butler (Bass), Sarah Neufeld (Violine) , Marika Anthony-Shaw (Bratsche) und Jeremy Gara (Schlagzeug).

Der grundsätzliche Stil der Band ist geprägt von Elementen aus Indie-Rock, Artrock und Folk, trotzdem stehen in einzelnen Songs auch für diese Genres eigentlich eher unübliche Instrumente wie Kirchenorgel, Akkordeon oder Bläser im Vordergrund.

Ihr erstes Album “Funeral”, erschien im September 2004. Es wurde im Jahr 2005 mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet und 2006 für einen Grammy-Award für das beste Alternative-Album nominiert.

Das Nachfolgealbum “Neon Bible” wurde im  März 2007 in Deutschland auf dem Label City Slang veröffentlicht und stieg in die Top 20 der deutschen Musikcharts ein. Bei den 50th Annual Grammy Awards wurde es in der Kategorie Best Alternative Music Album nominiert.

Im Frühjahr 2010 Jahres gaben Arcade Fire bekannt, dass sie ein neues Album mit dem Titel “The Suburbs” veröffentlichen werden. Es erschien im August unter dem selben Label. Thematisch widmet sich die Band in diesm Konzeptalbum dem Leben in den Vorstädten. Das Album wurde 2011 mit einem Grammy in der Kategorie Bestes Album des Jahres ausgezeichnet und dem BRIT Award für das beste internationale Album.

Arcade Fires viertes, bejubeltes Album “Reflektor” wurde im Oktober 2013 als „dunkler Disco-Klassiker“ (The Times) und „ein KunstRock-Epos“ (The Telegraph) willkommen geheißen, toppte die iTunes Charts in 40 Ländern und stieg auf Platz 1 in den „Official Album Charts“ in Großbritannien, Kanada, Irland, Belgien, Portugal und den USA. Seitdem tourten Arcade Fire weltweit, bespielten mehrfach Europa, Australien und Amerika und festigten mit Headliner Shows beim Glastonbury bis hin zum Coachella ihren Ruf, „eine der besten Livebands der Welt“ (Daily Telegraph) zu sein.

Diesem Ruf wurden sie auch am heutigen Abend wieder gerecht.

Als Arcade Fire gegen 20.30 Uhr auf die Bühne kamen, wurden sie von ihren 12.000 Fans frenetisch empfangen und starteten ihr Kölner Set mit einer ihrer brandaktuellen Singles “Everything Now”.

Der zweite Song „Rebellion (Lies)“ führte dann aber erstmal wieder  zurück in die frühen Jahre des ersten Albums „Funeral“ (2004) und so gestaltete sich auch der gesamte Abend. Eine wahre Hitparade an wunderbaren Tanznummern, die das Publikum auch als solche begeistert aufnahm. Sebst die drei neuen Songs der Ausnahmeband waren schon von allen verinnerlicht worden und konnten textsicher mitgesungen werden.

Ein Abend im Disco-Fieber, inszeniert von einer exzellenten neunköpfigen Band, die fast wie eine Kommune wirkte, nach jedem Song ihre Instrumente und Plätze auf der Bühne tauschte und ihren Fans ein Highlight nach dem anderen bot. Hier sind die Fotos:

Setliste

Everything Now, Rebellion (Lies), Haïti, Here Comes the Night Time, No Cars Go, Windowsill, Neon Bible, The Suburbs, The Suburbs (Continued), Ready to Start, Reflektor, Afterlife, Signs of Life, Creature Comfort, Neighborhood #3 (Power Out), Sprawl II (Mountains Beyond Mountains), Wake Up

Veranstalter: Concertteam NRW

Karsten Riedel in der Rotunde: Der Moment, in dem Musik zu Kunst wird

Karsten Riedel & Die Schneydboys Foto: Rotunde/Promo

„Sorry Jungs, das war jetzt nicht notiert“, entschuldigt sich der tätowierte Pianist mit Rockabilly Tolle nach einem spontanen musikalischen Exkurs bei seinen Mitspielern. Viermal grinsen, Bögen neu ansetzen- weiter gehts . In der Bochumer Rotunde gab sich gestern das ungewöhliche Musikprojekt „Karsten Riedel und die Schneydboys“ in angenehmer Atmosphäre die Ehre. Von unserer Gastautorin Janina Herff.

Vier ausgezeichnete Cellisten der Bochumer Symphoniker und in der Mitte ein Künstler -Karsten Riedel. Mittlerweile ein gefragter Theaterkomponist gehört sein Herz ursprünglich dem Ska und Rock’n’Roll.
Mal an der Gitarren mal am Klavier, mit Bongotrommeln und Schellenband führt Riedel das ungewöhnliche Quintett mit angenehmer Leichtigkeit durch eine Mischung aus Klassik, Lou Reed und Marlene Dietrich. Keinen Moment lang wirken die oft anspruchsvollen Arrangements aufgesetzt oder schwer. Die Violoncelli mal gestrichen mal gezupft machten einfach Spaß. In jeder Minute ist die Freude der Musiker an der neuen Herausforderung spürbar. Scheinbar mühelos gelingt es dem Ausnahmemusiker sich mit seinen Interpretationen teils bekannter Songs direkt in die Herzen des Publikums zu spielen, dabei klimpert er nicht einfach irgendwelche Lieder nach… Karsten Riedel liebt und lebt jeden Song, da stört auch ein schiefer Ton oder ein holpriger Übergang überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Das ist der Moment indem bei Riedel Musik zu Kunst wird.

Antisemitismus-Doku: Rechte sehen nur, was Rechte sehen wollen

Erschreckend aussagekräftiger Antisemitismus-Begriff eines deutschen Patrioten

Zuerst von dem Sender Arte in Auftrag gegeben, dann nicht ausgestrahlt und jetzt in der Prüfung beim WDR, rätselten Medienlandschaft und Gesellschaft, was an einer Dokumentation zum Thema „Antisemitismus in Europa“ denn so schlimm oder falsch sein könnte. Seit Dienstag kursiert sie dank Bild.de im Netz. Von vielen verstanden wurde sie nicht. Wer die Begeisterung sieht, mit welcher der Film von rechtspopulistischen Geschichtsrevisionisten geteilt und empfohlen wird, könnte jedoch leicht glauben, es handle sich um Partei-Werbung. Scheinbar wurde – und dies lässt sich aus unterschiedlichsten Kreisen vernehmen -das Thema verfehlt. Unter anderem gerade deshalb sollte der Leak noch weiter verbreitet werden. 

„Wir als AfD Solingen setzen uns daher weiter konsequent gegen Antisemitismus ein. Denn das Christentum entspringt aus dem Judentum.“ So lapidar argumentiert die AfD Solingen auf Facebook gegen „importierten Antisemitismus“ und empfiehlt einen Film, in dem sowohl christlicher Antisemitismus aufgegriffen, als auch in den ersten fünf Minuten gesagt wird: „Antisemitismus ist ein unzivilisiertes Herzstück europäischer Kultur“.

Dieses Posting ist exemplarisch. Nicht nur für eine ganze Reihe ähnlicher Aussagen von AfD-Politikern zu diesem Thema, sondern – und das macht es erst berichtenswert – für die wachsende Tendenz in der Partei, sie als einen „der wenigen politischen Garanten jüdischen Lebens“ (Zitat Petry) zu stilisieren. Unter anderem wirbt sie sogar in Seniorenheimen um Mitglieder, indem sie alte, oft auch traumatisierte jüdische Bewohner vor der neuen Gefahr durch geflüchtete Muslime warnt. Gleichzeitig hat die Parteiführung in einer unlängst erschienen Umfrage der jüdischen Werteinitiative nicht einmal vermocht, sich auf mehr als eine  unkonkrete Antwort bei insgesamt acht Fragen zum Themenkomplex Antisemitismus zu einigen.

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Schwarz-Gelb und die Musik

Eine von sieben Kunst- und Musikhochschulen in NRW und eine der bedeutendsten in Europa: HfMT Köln (Foto: Honke Rambow)

1500 Euro Studiengebühren pro Semester sollen Studierende aus Nicht-EU-Staaten zahlen, geht es nach dem Koalitionsvertrag von CDU und FDP. Wer nach Deutschland kommt, um nur die Ressourcen des Bildungssystems zu nutzen, um dann zurück in seine Heimat zu gehen und dort Steuern zu zahlen, wird dafür zur Kasse gebeten. Das klingt soweit erst einmal sinnvoll und gerecht. Tobias Blasius bezeichnete das Konzept denn auch schon in der WAZ genau so: „maßvoll und gerecht“. Es stellt aber ein riesiges Problem für sieben hochspezialisierte Hochschulen des Landes dar, darunter mit der Folkwang Universität in Essen und der HfMT Köln gleich zwei, die europaweit führend sind. Man kann nur mutmaßen, ob die Koalitionspartner die Kunst- und insbesondere Musikhochschulen

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