Das Konzert von Annett Louisan in der Bochumer Jahrhunderthalle
In Sachen “Pop made in Germany” nimmt Annett Louisan nicht nur künstlerisch, sondern auch kommerziell eine Ausnahmestellung ein. Dreizehn Jahre nach ihrem Debütalbum „Bohème“ (2004) gehört sie zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen Popmusik und gibt mit ihren Liedern immer wieder neue Impulse. Ihre sechs Alben platzierten sich durchgehend in den Top 10 der deutschen Charts.
Durch ihre unverwechselbare Mischung aus Pop und Chanson, zu der sich mit der Zeit auch Elemente des Blues, Folk, Jazz und Klassik gesellten, sowie durch ihre feenhafte Stimme und ihre melancholischen und manchmal auch ironischen Texte, hat Annett Louisan einen neuen Ton in die deutsche Popmusik gebracht. Auf ihrer aktuellen LIVE-Tournee können alle Konzertbesucher dieses hinreißende musikalische Erlebnis in vollen Zügen genießen.
Inspiriert durch ihre Teilnahme an der Tv-Show „Sing meinen Song“, erschien im Mai letzten Jahres ihr 7. Studioalbum “Berlin, Kapstadt, Prag” (2016), das zehn Coverversionen zu Liedern von Rammstein (Engel), Kraftwerk (Das Model), Marteria, Wanda, Philipp Poisel, Ich & Ich, Tokio Hotel (Durch den Monsun), Münchener Freiheit, Udo Jürgens und David Bowie (Heroes) in seiner deutschsprachigen Version enthält.
Mit diesen wunderbaren neuen Songs aus fremden Federn, die sie gemeinsam mit ihrer Band in ein ganz neues Gewand kleidete, und natürlich auch mit ihren alten bekannten Erfolgstiteln wie “Thorsten Schmidt”, “Eve” und “Das Spiel”, die sie ebenfalls neu arrangierte, verzauberte Annett Louisan gestern Abend ihre Gäste in der fast ausverkauften Jahrhunderthalle im Bochumer Westpark.
„Eigentlich wollte ich ja mit einem komplett neuen Studioalbum auf Tour gehen“, beschrieb die zur Zeit schwangere Annett Louisan kurz nach Beginn ihre „anderen Umstände“, „aber das Schicksal ist dazwischengekommen“.
Dennoch gewährte sie ihrem Publikum auch einen kleinen Ausblick auf das, was da noch kommen mag. Einige wenige Titel ihres bevorstehenden Albums, wie zum Beispiel „Schnappi“ und „Die schönsten Wege sind aus Holz“ präsentierte sie uns bereits gestern Abend und auch hier wurde wieder deutlich, dass sie nicht nur eine beachtliche Bandbreite an Einflüssen mitbringt, sondern dass künstlerische Weiterentwicklung bei der Wahlhamburgerin in allen Facetten umgesetzt wird.
Aus dem “Prosecco-liebenden” jungen Mädchen, das sich lange in der niedlich-bezaubernden, aber auch kecken und verruchten Lolita-Nische ihr Plätzchen sichern konnte, ist eine erwachsene junge Frau geworden, der auch eine “Prosecco-freier” Zeit nichts von ihrem Zauber genommen hat.
Sie ist mit ihrer klaren Stimme, ihrer Sanftheit und ihren Reflexionen über das Leben und die Liebe , die in einer auf der Bühne gemütlich arrangierten Wohnzimmeratmosphäre von ihrer neuen fünfköpfigen Band begleitet wurden, immer noch unverkennbar Annett Louisan, aber gestern Abend sehr viel gereifter, als man sie kennt. Und es stand ihr ausgesprochen gut.
Veranstalter : Konzertbüro Schoneberg & Semmel Concerts
Postindustrielle Landschaften: „Das Chaos lässt sich nicht ordnen. Nur in der Abstraktion lässt es sich begreifen“

Ein großartiges Text- und Bilderbuch ist zu annoncieren: „ROST ROT“ des Münchner Landschaftsarchitekten Peter Latz über den Landschaftspark Duisburg-Nord, erschienen Ende 2016 im Hirmer Verlag München. Eine englischsprachige Version gerade für den angelsächsische Markt gibt es ebenfalls. Von unserem Gastautor Dieter Nellen.
In diese Publikation persönlicher Erinnerung, projektbezogener Dokumentation und planerischer Reflexion sind viel gestalterische Liebe und inhaltliche Sorgfalt geflossen. Man mag sie deshalb auch als ein Geschenk des Autors an sich selbst und sein grandioses Landschaftswerk verstehen.
In fünf Kapiteln über „Annäherung, Strukturen, Methoden, Orte, Visionen“ wird die behutsame Umcodierung der ehemaligen Meidericher Eisenhütte in eine bisher dahin nicht vertrautes Palimpsest von Park und Landschaft mit unverändert prägender Industriearchitektur dargestellt. Thematisch weiterführende Exkurse zu Ökologie, Vegetation, zur Pflege des Parks und seiner industriellen Denkmäler schließen sich an. Es gibt zahlreiche – bestens aufbereitete – Pläne und Bilder, so dass der gesamte Arbeitsprozess sicht- und lesbar wird. Es ist eine Lust darin zu blättern.
Was in der opulenten Darstellung des Jahres 2016 leider fehlt, sind allerdings die kulturellen Interventionen: Sie waren bereits mit dem Finale der IBA 1999 über Konzerte, Installationen und Aufführungen eingezogen und liefern dem Ensemble mittlerweile Jahr für Jahr ganz unabhängig vom Reiz der Landschaft starke Bilder und Formate.
The Waltons
The Waltons, Freitag, 17. März, 19.00 Uhr, Don’t Panic, Essen
Ich bin eine Andere unter den Anderen
Bin ich ein Opfer meiner eigenen Biografie ohne Verantwortung, zwischen Selbstverlorenheit und Identitätssuche?
Wie überlebe ich in einer Welt der Männer, des Geldes und der Macht, des Siegens, Leistens und Blendens? Wie entkomme ich einem Leben voller Langeweile, Routine und banaler Frustration, umgeben von Menschen, die strohdoof, selbstsüchtig, verlogen und hirnverbrannt sind?
Wie kann ich meine glühende Wut wie einen Strom des Mitgefühls über meine Umwelt ergießen, die einer Generation angehört, die sich an ihre Krisen gewöhnt hat, die es akzeptiert, nicht wirklich zu wissen, weil sie sich damit begnügt zu existieren?
»Ich bin ein Anderer unter Anderen« ist die Unterwerfung der Form, »verlogener
Curlee Wurlee
Curlee Wurlee, Donnerstag, 16. März, 20.00 Uhr, Subrosa, Dortmund
The Godfathers
The Godfathers, Mittwoch, 15. März, 21.00 Uhr, Sonic Ballroom, Köln
Mehr Geld für alle
Von Mizgin Bilmen. Mein Geld materialisiert sich in Dingen, und diese Dinge decken meinen Horizont; danach breitet sich das Geld um mich herum aus, in Form von Zahnbürste und Bett, Zucker und Deodorant, den Gläsern im Schrank, dem Parkettboden, dem hässlichen Wandschrank mit den weißen Türen. Das Sofa ist mein Geld. Der Computer. Die Bettdecke. Alles. Die 19 Grad Celsius in meiner Wohnung sind mein Geld. Das Licht ist mein Geld. Das Klo ist mein Geld. Die Bücher, die Blätter, die Spiele. Die Pornos. Die Ohrstäbchen. Die Teppiche. Der Abfall ist mein Geld. Ich bringe den Abfall raus, also mein Geld, also meine Zeit, also mein Leben, und schmeiße es in den Container. Ich bezahle fürs Wegwerfen. Ich bezahle dafür, nicht zu haben. Ich bezahle dafür, nicht zu besitzen. Ich bezahle für Abwesenheit. (Matias Faldbakken)
Und so denke und quatsche ich fröhlich vor mich hin, wo ich doch selbst ein Kind der libertären Bewegung der Moderne bin, ohne mich je bewusst dazu entschieden zu haben und ich weiß doch, dass auch ich immer noch an unaufgelösten inneren Wiedersprüchen kranke.