Streit um Raubkunst in Gelsenkirchen

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2010 erwischte eine Nachricht das Kunstmuseum Gelsenkirchen recht überraschend. In der Sammlung gab es Raubkunst. Eines der Bilder aus der Sammlung »Bacchanale« des niederländischen Künstlers Lovis Corinth wurde seinen ursprünglichen Besitzern abgepresst. Bei einer Zwangsversteigerung musste es von den jüdischen Besitzern
unter Wert verkauft werden. Die Familie wurde später, bis auf eine Tochter, umgebracht. Von unserem Gastautor Chajm Guski

1957 erwarb die Stadt Gelsenkirchen das Bild dann für ihr Museum. Nahezu parallel dazu wurden die Angehörigen durch die Zahlung weniger hundert Mark »entschädigt«. Der Verbleib des Bildes schien damals unbekannt gewesen zu sein.

Doch, anders als man vielleicht erwarten könnte, geschah 2010 zunächst einmal gar nichts. Das Kunstmuseum schien nicht zu reagieren. Der Anwalt der Familie S., deren Vorfahren bestohlen worden waren, Prof. Dr. Fritz Enderlein wandte sich deshalb 2012 an den Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen mit der Bitte, Verhandlungen über die Rückgabe des Bildes zu führen. Erst 2014 wurde der Fall durch den Lokalteil der WAZ publik.

Der Stand der Verhandlungen war für die Öffentlichkeit nicht einsehbar oder transparent. Die Stadt habe angeboten, so die WAZ, das Bild abzugeben, allerdings Bedingungen an die Rückgabe geknüpft.

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Kreis Recklinghausen: Behördliche Vorschriften bremsen den ‚Kulturbunker‘ aus

Der leerstehende Hochbunker in Waltrop im Januar 2014. Foto: Robin Patzwaldt
Der leerstehende Hochbunker Anfang des Jahres 2014. Foto: Robin Patzwaldt

Dass das Angebot für junge und kreative Leute im nördlichen Ruhrgebiet in Sachen Freizeitgestaltung doch arg beschränkt bzw. begrenzt ist, das muss man hier sicherlich nicht mehr groß erläutern. Viele junge Leute, gerade z.B. auch in Kreis Recklinghausen, beklagen sich schon lange darüber. Die sich vergrößernde finanzielle Not der Städte in der Region lässt inzwischen kaum noch Chancen auf eine wirkliche Verbesserung der Lage erkennen. Gerade deshalb freut man sich dann doch immer sehr, wenn junge Leute entschlossen die Eigeninitiative ergreifen und mit viel Engagement und Leidenschaft selber etwas in dieser Richtung auf die Beine stellen, die Situation etwas verbessern wollen.
So etwas sollte dann natürlich eigentlich auch die Städte der Region freuen, die aus Eigenleistungen nicht mehr allzu viel aufgrund klammer Stadtkassen selber in diese Richtung nicht mehr allzu viel beisteuern können, sie zu größtmöglicher Unterstützung und Entgegenkommen anregen. Eigentlich! Denn immer wieder wird man dann doch negativ überrascht, wenn man in konkreten Einzelfällen dann fast den gegenteiligen Eindruck gewinnen muss, ‚Ehrenamtlern‘ offenkundig regelrecht noch massiv Steine in den Weg gelegt werden, ihre Eigenleistungen teilweise im Dschungel von behördlichen Anordnungen und Vorschriften ’steckenzubleiben‘ drohen.
Zu einem solch eher unrühmlichen Fall droht aktuell wohl auch der sogenannte ‚Kulturbunker‘ in Waltrop (Kreis Recklinghausen) zu werden.

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WDR: Öffentlich-rechtliche Einknicker

Nazis-Demonstration gegen Kriminalität in Dortmund
Nazis-Demonstration gegen Kriminalität in Dortmund

Heute Abend findet das WDR5-„Stadtgespräch“ in Dortmund statt. Thema der Live-Sendung ist „Was stoppt rechte Hetze?“. Eigentlich sollte die Veranstaltung vor Publikum stattfinden, die Karten waren mittlerweile schon knapp geworden. Heute Morgen überraschte der WDR allerdings mit einer Meldung. Das „Stadtgespräch“ müsse ohne Publikum stattfinden, weil sich die  „gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und Linksautonomen“ in den letzten Tagen zugespitzt hätten. Der WDR setzt hier Neonazis, die in Dortmund fünf Menschen umgebracht haben, mit ein paar jugendlichen Antifas gleich. Was hat sich denn zugespitzt? Am Montag verlief eine Kundgebung der Partei „Die Rechte“ nicht ganz störungsfrei. Augenzeugen berichten, dass einzelne Gegenstände auf die Nazis geflogen seien. In der Nacht zum Dienstag wurde das Büro der Piratenpartei Ziel eines Anschlags (unser Bericht). Und am Dienstag Abend gab es bei einer weiteren Nazi-Kundgebung kleine Zwischenfälle (unser Bericht). Das alles sind keine Vorfälle, wegen denen der WDR um die „Sicherheit“ seiner Hörer besorgt sein muss.

In Dortmund finden im Wochentakt Veranstaltungen zur extremen Rechten statt, ob die Reihe BlackBox oder die Ausstellung zu David Schravens „Weisse Wölfe“ am Schauspiel Dortmund, das Antifa-Café im Nordpol oder kürzlich eine Veranstaltung der Linkspartei zum „NSU“. All diese Veranstaltungen fanden statt, wurden nicht gestört oder sonstwie bedroht. Wenn der WDR es sich hätte einfach machen wollen, hätte er im Vorhinein ausgeschlossen, dass Personen aus der rechten Szene zur Veranstaltung kommen. Aber auch ohne so einen Ausschluss hätte es am Abend vermutlich keine Probleme gegeben.

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Stefan Raab geht – Ist seine Geschichte vielleicht einfach ‚auserzählt‘?

Stefan Raab. Quelle: Wikipedia, Foto: L3XLoGiC, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Stefan Raab. Quelle: Wikipedia, Foto: L3XLoGiC, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Stefan Raab zieht sich als Moderator von TV-Sendungen Ende 2015 zurück. Eine Meldung, welche am gestrigen späten Abend veröffentlich wurde, und die innerhalb von Minuten einschlug wie eine Bombe.
Bis Ende des Jahres erfüllt Raab noch seinen Vertrag beim Sender Pro 7, dann verschwindet das seit Jahren vertraut gewordene Gesicht von den Mattscheiben der Nation. „Ich habe mich entschlossen zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen.“, wird Raab zitiert. Konkrete Gründe für seinen doch etwas überraschend kommenden Rückzug nannte er bisher nicht wirklich. Also wird aktuell überall viel spekuliert. Einfach keine Lust mehr? Streit mit dem Sender? Private Gründe? Wer weiß?
So endet jedenfalls bei Pro 7 die Raab-Ära demnächst, nach immerhin 16 Jahren. Auffällig zuletzt: Angekündigte neue Formate mit dem gebürtigen Kölner wurden verschoben, in einigen Medien wurde gehäuft von zwischenmenschlichem Knatsch im Team berichtet. Pro 7 betonte gestern jedoch umgehend, dass dies nicht die Gründe für das angekündigte Ende der Karriere des Showmasters und Moderators sind. Das Verhältnis zu Raab sei nie besser gewesen.
Dass die Nachricht, zumindest medial, tatsächlich einschlug als sei gerade etwas wirklich Weltbewegendes verkündet worden überrascht dann aber vielleicht doch ein wenig. Schließlich zieht sich hier nur ein bekannter TV-Moderator zurück. Eigentlich hat die Welt doch ganz andere Probleme, sollte man meinen.
Dass die Ankündigung trotzdem solche Kreise zieht, auch mich hier im Blog zumindest dazu bringt der Sache heute mal ein paar Zeilen zu widmen, macht aber doch zumindest deutlich, dass der angekündigte Rückzug von Raab, aus welchen Gründen letztendlich auch immer, zumindest noch nicht zu spät erfolgt sein dürfte. Denn machen wir uns nichts vor, die Sendungen des ewig gutgelaunten Blondschopfes hatten zuletzt längst schon nicht mehr die Frische und Originalität, welche sie vor etlichen Jahren noch auszeichneten.

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Rebell Comedy erobern Essen mit genialer Stand-Up-Comedy und Music-Acts

michalak-264Die brisante und schräge zweistündige Stand-Up Comedy-Show wird von Babak Ghassim alias Gondebak, einer der Mitbegründer der Rebell Comedy, eröffnet. Unterhaltsam erläutert er dem Publikum in der ausverkauften Weststadthalle in Essen, wie 2007 alles begann und gewährt einige Einblicke in die Geschichten der zehn Comedians. Dann übernimmt Moderator Khalid, der mit viel Witz und Interaktionen mit den Gästen durch das gesamte Abendprogramm führt.

Die einzelnen Rebellen treten nacheinander auf, präsentieren überzeugend ihre authentischen und kreativen Stand-Ups und werden von DJ Wati mit musikalischen Highlights begleitet.

Sie alle zusammen haben den Abend zu einem einzigartigen und vergnügten Erlebnis werden lassen, und wir alle haben lange nicht mehr so viel und von Herzen gelacht!

Am gestrigen Mittwoch standen Rebell Comedy in Dortmund zum letzten Mal mit ihrem Programm „Die üblichen Verdächtigen“ auf der Bühne. Weiter geht es Ende November mit neuen Inhalten und Abenteuern unter dem schönen Namen „Die Auserwählten„.

Essen und Bochum am 2. und 3. 12. 2015 stehen da bereits wieder mit auf dem Plan.

Und hier die Fotos von Dienstagabend aus der Weststadthalle:

In zwei Wochen heißt es zum 30. Mal „Bochum Total“

Foto Veranstalter : Cooltour Bochum
Foto Veranstalter : Cooltour Bochum

Seit gestern liegt es druckfrisch bereit!

Das aktuelle Programmheft zu Bochum Total 2015 ist funkelnagelneu liegt nun überall aus, und wer mag kann es sich hier herunterladen.

Und das heißt, die 30. Auflage der Mutter aller Innenstadtfestivals steht vor der Tür!

Vom 2.7. – 5.7. 2015 heißt es wieder Bochum Total und vier Tage volles Programm mit rund 60 Bands und Künstlern vom Newcomer bis zum Top-Act auf drei Open-Air-Bühnen und weiteren 20 Bands auf der Club-Bühne in der Bermudahalle „Riff“. Und das alles bei freiem Eintritt.

Das Line-Up ist natürlich schon längst komplett und mit dabei sind unter anderem auf den Aussenbühnen:

Tonbandgerät, Rantanplan, Botticelli Baby, Käpt`n Moby, Jonah, Jo Hartmann, King Automatic, Phrasenmäher, Liptease, Twin Atlantic, Boppin`B, The Toasters, Marla Blumenblatt, Firkin, The Atrium, Trümmer, InLegend, Susanne Blech, Exilia, Radio Havanna, Ben Redelings, Katrins Gitarre, Sorgenkind, Karate Andi, Olympique, Django S., Graham Candy, Kensington, The Prosecution, Shoshin, Kapelle Petra, Blackout Problems, Nbraska, Mira Boom, LOT, Radio Havanna, Jaimi Faulkner, Red City Radio, Benjrose, Joris, Pamela Falcon, Klaus Märkert und Cheap Tobacco.

Auf der Coolibri-Stage im Riff werden unter anderem The Life Tonight, Adam Angst, Abramowicz, Gastone, La Confianza, Leitkegel, 2nd District, The Tourist und Mighty Mammut Movement die Halle rocken.

Aber nach den „Open-Airs“ ist natürlich noch lange nicht Schluss. Ab 22 Uhr laden diverse Läden in der Bochumer Innenstadt zu weiteren Musik-Highlights wie die Bochumer Bands Polltax, The SMIGX und Hotel Energieball ein. Der komplette „OFFstage“-Plan ist hier einzusehen.

Festivalbändchen gibt es im Bochum Total Fan-Shop und alle weiteren Informationen unter : www.bochum-total.de !

Und..nicht zu vergessen, am Sonntagabend steigt ab 22 Uhr die große Bochum-Total-Abschlussparty im Riff.

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Mit Kinderleichen und Holocaust-Relativierung gegen die „Festung Europa“

Screenshot YouTube-Video: "Die Toten kommen"
Screenshot YouTube-Video: „Die Toten kommen“

Das „Zentrum für politische Schönheit“ sorgt mit seinen Aktionen immer wieder für Aufsehen. Im vergangenen Herbst wurden Kreuze für die Toten der Berliner Mauer aus der Hauptstadt entführt und an die Außengrenzen der EU gebracht. Das Künstlerkollektiv schaffte es so, auf die sprichwörtliche Mauer rund um die „Festung Europa“ aufmerksam zu machen. Mit der neuen Aktion „Die Toten kommen“ wollen die Künstler die Opfer der europäischen Abschottung in das Herz Europas bringen. Am vergangenen Montag wurden eine Frau und ihr Kind, die vor Sizilien ertrunken sind, auf einem Berliner Friedhof beigesetzt. (Anmerkung: Das Kind wurde nicht bestattet, es gab lediglich eine Trauerfeier. Die Künstler kündigten allerdings die Bestattung des Kindes an.) Am Sonntag will das „Zentrum für politische Schönheit“ mit Baggern vor das Kanzleramt ziehen und dort Flüchtlinge bestatten.

Die neue Aktion der Künstler ist durchaus streitbar. Einerseits machen sie auf das alltägliche Sterben im Mittelmeer aufmerksam, andererseits wird mit Leichen, auch von Kindern, Politik gemacht. Ein Verdienst des „Zentrums für politische Schönheit“ ist es sicherlich, auf den Umgang mit Flüchtlingsleichen in Südeuropa aufmerksam gemacht zu haben. Diese werden oft ohne Kühlung gelagert und in Massengräbern verscharrt. Ein Umgang, den sich wohl niemand für verstorbene Angehörige und Freunde wünscht.

Wirklich erschreckend wird es aber, wenn man sich die Texte des „Zentrums für politische Schönheit“ einmal genauer anschaut. In einer etwas unvermittelt dastehenden Abhandlung über Genozide werden die Künstler zu Kriegsstrategen und erklären den Alliierten, sie hätten die Gleise nach Auschwitz doch 1944 bombardieren können. Hier winkt der deutsche Stammtisch, der der Anti-Hitler-Koalition schon lange nachsagt, auch nichts für die Juden übrig gehabt zu haben. Der Holocaust ist auch Bezugspunkt für eine Dystopie des Künstlerkollektivs. Für das 21. Jahrhundert sagt das „Zentrum für politische Schönheit“ voraus, dass sich „zwei Völkermorde in Afrika und Asien ereignen, die die Ereignisse des Holocaust in den Schatten stellen“. Ohne Holocaust geht’s eben auch für die „aggressiven Humanisten“ des Künstlerkollektivs nicht. Wenn man mit den eigenen, aufsehen erregenden Aktionen nicht etwas schlimmeres als den industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden verhindern kann, dann ist es halt nur langweilige Aktionskunst.

Fehlendes Geschichtsbewusstsein, eine große Klappe und gute PR-Kampagnen, den Jungs und Mädels vom „Zentrum für politische Schönheit“ steht ein schneller Weg auf der Karriereleiter nach oben offen. Dafür kann man auch mal Auschwitz vergessen und ein paar Leichen umbetten.