Warum nicht nur meine Mutter das Vertrauen in unser Land verlor
Das Buch beginnt wie eine alltägliche Familiengeschichte. Die Tochter im fernen Hamburg telefoniert mit ihrer Mutter in einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Der Alltag der Menschen zu dieser Zeit – im April 2020 – ist geprägt von Diskussionen über die Pandemie und die Maßnahmen der Regierung. Die Tochter erkundigt sich nach dem Befinden ihrer Mutter und bemerkt so etwas wie Besorgnis in ihrer Stimme. Keine ungewöhnliche Situation, aber die Tochter ist Journalistin und arbeitet für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie nimmt den Anruf zum Anlass, mit der 71-Jährigen über ihre Zweifel an Politik und Demokratie in Deutschland zu sprechen. Herausgekommen ist ein spannendes Buch über einen großen Verlust in einem demokratischen Land – über den Verlust des Vertrauens der Bürger in die politischen Eliten: „Vertrauen verschwindet nicht von heute auf morgen. Es verschwindet nicht einfach so. Es wird strapaziert wie ein starkes Tau, das erst porös wird und schließlich reißt“.
Es ist der Beginn einer Reise durch ein zerrissenes Land und eine Reise durch die Geschichte der Republik in den letzten 30 Jahren. In Begegnungen mit verschiedenen Menschen rekonstruiert die Journalistin die Erosion des Vertrauens. Es geht um Willy Brandt, Helmut Kohls Spendenaffäre, Schröders Agenda 2010, den Kosovo-Krieg, die Treuhandanstalt, die Gesundheitsreform, die