„Was für Menschen in was für einer Situation lesen wohl den Live-Ticker zum TV-Duell bei SPON?“, fragte ich bei Facebook. Es hat sich niemand geoutet und es wird wahrscheinlich auch niemanden geben, der diesen Ticker verfolgt hat. Denn mal ehrlich: Wozu dieses Duell überhaupt gucken, geschweige denn, einen Live-Ticker dazu? Ein Grund, das zu schauen, könnte sein, dass man die Interaktion der beiden analysieren will, dass man ein Stimmungsbild einfangen will, aus Mimik und Körpersprache lesen will, ob Merkel siegessicher oder Schulz kämpferisch ist. Das kann einem nur das Original vermitteln. Wenn einen hingegen einfach eine Zusammenfassung der Inhalte interessiert und wer sich besser geschlagen hat, ist man mit einer Analyse am nächsten Tag viel besser bedient.
Ich ging davon aus, dass dieses Duell so langweilig wird, wie seine Protagonisten auch sonst rüberkommen. Nach allem, was ich jetzt gehört habe, wurde diese Erwartung erfüllt. Damit es anders kommt, hätte man schon einem der Kandidaten Engelstrompete ins Mineralwasser mischen oder die Moderation Kurt Krömer (zu seinen besseren Zeiten) überlassen müssen. Hat jemand erwartet, dass Schulz plötzlich Vorschläge aus der Tasche zieht, die er bislang verheimlicht hatte? Hat jemand erwartet, dass Frau Merkel sagt, alles was sie gemacht hat, war Mist und sie wird es in Zukunft ganz anders angehen? Inhaltlich war nichts Überraschendes denkbar und das gleiche gilt für die Perfomance.
Sich das das „Duell“ anzuschauen ist allenfalls gute Bürgerpflicht, sich zu entziehen so ähnlich wie ein Nicht-Wählen im Kleinformat. Ich wollte lieber lesen und ich bin sicher, dass ich nichts verpasst habe.
Zumal ich eine Viertelstunde dann doch noch gesehen habe, weil es sich so ergeben hat. Was ich sah, bestätigt meine Erwartungen. Bitte sagt bescheid, wenn ich mich irre und ich was spannendes verpasst habe.
Ein Moment gefiel mir dann übrigens doch. Da hat Frau Merkel in freundlichem, aber absolut bestimmtem Tonfall zu Schulz gesagt, dass er sie bitte Ausreden lassen soll und Schulz hat etwas wie „selbstverständlich!“ gemurmelt und einen ganz kleinen, aber umso subordinierenderen Diener angedeutet.
Das Duell: Wer Veränderungen für dieses Land will, der war hier falsch!
In diesem Land ist aktuell vieles verbesserungswürdig. Es gibt zahlreiche Probleme, auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Angefangen beim Arbeitsmarkt bis hin zur Flüchtlingspolitik. Eigentlich eine durchaus gute Grundlage für einen Herausforderer um die Kanzlerschaft. Sollte man zumindest meinen.
Doch Martin Schulz vermochte die Situation im TV-Duell nicht ansatzweise für sich zu nutzen. Zu viel Einvernehmen mit der Amtsinhaberin, zu wenig eigene Aktionen, zu wenig Aggressivität und Angriffslust.
Und wie bei einem Titelkampf im Boxen kann der Herausforderer den Titelträger eben nicht entthronen, wenn er sich nicht klar und deutlich von diesem positiv absetzt.
Eigentlich eine klare Sache. Und so verwundert es eben auch nicht, dass Merkel am Ende in den Augen die Nase deutlich vorne hatte, ihre Kanzlerschaft, wenn kein Wunder geschieht, um weitere Jahre wird verlängern können. Schulz hat seine Chance vertan.
Dafür gibt es sicherlich unterschiedliche Gründe.
Das Duell: Bloß nicht so weiter!
Stefan Laurin hat Recht, das TV-Duell war eines: langweilig. Aber da hört auch schon fast meine Zustimmung mit ihm und seinem „Weitermachen!“ auf. Ich wünsche mir wieder Politik und Kontroverse – beides ist von einer Fortsetzung des GroKodils nicht zu erwarten.
Schulz war gewohnt einschläfernd und pseudo, pseudo-lustig, pseudo-angriffslustig, pseudo-volksnah, pseudo-dankbar. Er besitzt den Charme eines Finanzbeamten nach zwei Pils und einem Korn, und man ist dankbar, dass es nicht mehr ist, weil der dann immer so nah kommt und erzählt, was er alles dem Heiko und dem Sigmar sagen könnte. Schulz liest Sachen, Schulz telefoniert, Schulz geht auf Friedhöfe. Für die Kanzlerschaft ist das alles zu wenig, und Frageeinleitungen mit „Wenn Sie Kanzler wären,…“ hörten sich stets wie Hohn an. Schulz hat keine Machtoption, genauer: keine Kanzlerschaftsoption. Die SPD hat es verpaßt, die bestehende Möglichkeit mit der LINKEN und den GRÜNEN im Bundestag auszuprobieren, oder den Wählern links der Mitte klar zu machen, dass sie bereit wäre, diese Chance zu ergreifen, sollte sie sich bieten. Somit bleibt dann eben nur das GroKodil – und Schulz hofft auf eine Präsidentschaft nach Steinmeier.
Merkel war präsidial, und schafft es nun seit über einer Dekade damit durchzukommen. Sie hat keine Visionen, und ihre Anhänger lieben diesen einschläfernden Stil, und verwechseln ihn mit Pragmatismus. Auch Merkel ruft Leute an, auch Merkel hat Sachen gelesen, auch Merkel finde ersaufende Flüchtlinge und Erdogan (nicht-ersaufend) doof. Sowas nennt man dann derzeit schon Positionierung. Merkels CDU als politische Partei mit einer eigenen Dynamik gibt es nicht, und die oft etwas übergewichtigen Jungs von der Jungen Union freuen sich darüber. Es könnte ein Tucholsky-Gedicht sein, es ist die politikgewordene Realsatire. Es ist die Abwesenheit von strategischen Zielen und politischen Utopien. Und es ist eine Union, die in jedem Fall die Kanzlerin stellen wird, egal mit wem. Die Frage nach schwarz-grün war da für Merkel von der selben Qualität wie für Schulz die Frage was er täte, wenn er Kanzler wäre.
Das Duell: Weitermachen!
Das Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Martin Schulz (SPD) war langweilig. Gut, das beide die Politik gegenüber Erdogan verschärfen wollen. Bleibt zu hoffen, dass sie dies auch tun.
Was das Gespräch zwischen den beiden zeigte war: Sie passen gut zusammen, eine große Koalition könnte locker noch vier Jahre weiter machen. Würde Schulz das ab jetzt betonen, könnte er es noch schaffen, die SPD davor zu bewahren, unter 20 Prozent zu rutschen. Viele in der SPD glauben, sie könnten sich in der Opposition erneuern. Das haben sie schon 2009 geglaubt, als ein Bündnis von CDU und FDP in Berlin regierte. Dem gelang zwar 2013 nicht die Wiederwahl, die FDP flog aus dem Bundestag, aber die SPD war auch nicht stärker als vier Jahre zuvor.
Die SPD muss sich inhaltlich neu orientieren, wenn sie wieder den Kanzler oder die Kanzlerin stellen will. Das ist ihr ein Stück weit unter Schulz gelungen: Die Sozialdemokraten klingen nicht mehr wie ein Abklatsch der Grünen. Aber der nun eingeschlagene Weg wird etwas länger dauern – und die SPD kann ihn auch in der Regierung gehen. Wenn sie dann in vier Jahren eine Alternative zu Merkel oder ihrem Nachfolger präsentieren kann, hat sie eine Chance, die Regierung zu führen. Bis dahin kann sie in der Regierung mehr für ihre Wähler leisten als in der Opposition.
Der Ruhrpilot
Debatte: Was für ein rückwärtsgewandtes Therapiegespräch!…Welt
Debatte: Wahlkampf ohne Politik…Novo
Debatte: Schulz verpasst seine letzte Chance…NZZ
Debatte: „Wir haben Koalitionsverhandlungen gesehen“…FAZ
NRW: ÖPNV-Umrüstung als Schlüssel in Diesel-Debatte…RP Online
NRW: „Der Kicker im Pausenraum ersetzt keinen Betriebsrat“…FAZ
NRW: Beamte wollen faire Beurteilung…RP Online
Debatte: Der Münchner und der Mufti…Jungle World
Bochum: AfD-Entsorgungsaktion…Bo Alternativ
Dortmund: Pink-Floyd-Ausstellung bringt U in neue Museums-Liga…WAZ
Duisburg: Klostergarten für den Innenhafen…RP Online
Essen: Kufens Aktionsplan gegen Müll…WAZ
Erdogan-Fans für die Rohingya?
In Dortmund haben am Sonntagnachmittag etwa 400 Menschen für die Rohingya in Burma demonstriert. Doch die Situation der muslimischen Minderheit war nur ein Vorwand, um Recep Tayyip Erdogan zu feiern und den Anspruch der Türkei eine Großmacht zu sein zu demonstrieren.
Das Leid der Rohingya in Burma ist zweifellos schrecklich. Nicht umsonst werden sie als am stärksten verfolgte Minderheit der Welt gezählt. Derzeit fliehen sie zu Tausenden in das Nachbarland Bangladesch. Dass aus dem Leid der Rohingya Kapital zu schlagen ist, hat auch der türkische Präsident Erdogan erkannt. Er forderte Bangladesch auf die Grenzen zu öffnen und sagte Hilfsgelder zu. Die Ankündigung Erdogans verwundert nicht, schließlich sieht sich die Türkei zunehmend als Schutzmacht von Muslimen auf der ganzen Welt.
Der Ruhrpilot
Debatte: Merkels Vorsprung auf Schulz schmilzt deutlich…Welt
NRW: Gemeinsamer Religionsunterricht bald möglich…NRZ
Debatte: Wahl-Wette – Es wird spannend…WiWo
Debatte: T-Shirt im Treibhaus…Jungle World
Debatte: Grünen-Streit um ein Wahlplakat…Tagesspiegel
Debatte: Kim präsentiert angeblich raketenfähige Wasserstoffbombe…FAZ
Debatte: Die hartnäckige Lüge von Merkels SED-Plakat…Welt
Debatte: Künstliche Intelligenz voller Vorurteile…NZZ
Ruhrgebiet: Röhrende Motoren bei den „Dukes of Downtown“…RP Online
Bochum: Opel eröffnet neues Warenverteilzentrum…Bild
Duisburg: Online-Wegweiser für Familien geht online…WAZ
Dortmund: Tausende feiern auf den Straßen des Kreuzviertels…WAZ
Essen: Röhrende Motoren bei den „Dukes of Downtown“…WAZ
Wahlkampf 2017: In Waltrop vergrault ein breites Parteienbündnis die AfD aus der Fußgängerzone
Seltene Aufregung heute Vormittag in der Waltroper Fußgängerzone. Statt nur der vor Ort sonst üblichen Politikvertreter betrat diesmal erstmals auch die im Stadtrat nicht vertretene AfD die lokale Wahlkampfbühne in der 30.000 Einwohner-Stadt im Kreis Recklinghausen.
Die restlichen am Ort regelmäßig um Wählerstimmen werbenden Parteien verbündeten sich spontan gegen den unwillkommenen Konkurrenten.
Das sich rasch aufschaukelnde Geschehen am ‚Kiepenkerlbrunnen‘ mündete am Ende gar in einem Polizeieinsatz.
Die Ruhrbarone haben dazu mit der Waltroper Fraktionchefin der Grünen, Monya Buss, über das Geschehen an diesem ungewohnt ‚stimmungsvollen‘ Wahlkampf-Vormittag im nördlichen Ruhrgebiet gesprochen.
Nazi-Werber in Baden Württemberg: Vorbestrafte, Milchwetttrinker und der „Mufti von Dorstfeld“
In Baden-Württemberg tritt die Nazi Partei „Die Rechte“ zur Bundestagswahl an. Mit Spots wirbt die Partei um Wähler. Doch wer tritt in den Videos auf?
Der Ruhrpilot
Debatte: Merkel kündigt entschiedene Reaktion Deutschlands an…Welt
Debatte: Zwei weitere Deutsche in der Türkei festgenommen…Zeit
NRW: „NRW soll Deutschlands soziales Gewissen sein“…RP Online
Debatte: Wie Sigmar Gabriel fast den Bundestagswahlkampf beendete…Cicero
Debatte: Viele «schmutzige Deals» in Libyen…NZZ
Debatte: Gegen deutsche Verhältnisse…Jungle World
Ruhrgebiet: Wenn ein Traditionskonzern auf Start-up macht…Welt
Bochum: Rauswurf von Leiterin Romy Schmidt sorgt für Entrüstung…WAZ
Dortmund: Karrieresprung für Ex-DEW-Chef Brinkmann…WAZ
Duisburg: Süden profitiert von den überhitzten Preisen in Düsseldorf…WAZ
Essen: Stadtwerke klagen gegen AfD-Wahlkampf-Video…WAZ