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Ich bin mir nicht sicher: Ist ARD-Eneriegexperte Jürgen Döschner einfach nur ein sprachlich limitierter Wichtigtuer ohne jede Kenntnis von Geschichte und berechnen von Totenzahlen in der Umweltmedizin oder ist er ein bösartiger Holocaust-Relativierer, wie sie einem auch fast jeden Tag über den Weg laufen?
Zumindest markiert sein Tweet für mich den bisherigen Tiefpunkt in der gesamten Dieselgate-Debatte. Die Deutschen ermordeten um die sechs Millionen Juden – viele wurden vergast, viele, wohl die Mehrzahl erschossen und erschlagen. Es waren einzelne Morde, die sich zu dieser unvorstellbaren Zahl addierten.
Bei den Toten durch „Dieselgate“ verhält es sich grundsätzlich anders. Ihre Zahl wurde berechnet. Wie, erklärt Die Zeit in diesem Artikel:
Die Gesamtzahl vorzeitiger Todesfälle durch Stickoxide aus Dieselabgasen liegt nach den Berechnungen der Forscher für die weltgrößten Automärkte bei 107.600 im Jahr 2015. Die bereits genannten 38.000 Todesfälle sind hier mit eingerechnet – sie wären jedoch vermeidbar gewesen, hätten die Dieselfahrzeuge die Grenzwerte eingehalten. Die Forscher gehen also davon aus, dass Dieselabgase etwa Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems begünstigt und verschlimmert haben, und diese mitunter tödlich geendet sind.
Die Dieselgate-Toten sind geschätzte Zahlen – sie haben keine Namen, sie sind das Ergebnis von Berechnungen. Sie wurden krank, obwohl sie es vielleicht sonst nicht geworden wären – oder an anderen Krankheiten erkrankt wären. Vielleicht haben sich auch Krankheiten verschlimmert. Es geht um Berechnungen und Schätzungen. Man kann solche Berechnungen auch für die Folgen des Zuckerkonsums anstellen – oder schätzen, wie viele Menschenleben gerettet werden, weil wir alle Handys haben und bei Notfällen schneller reagieren können.
Mit den Morden an Millionen Menschen im Holocaust hat das nichts zu tun. Es ist einfach nicht zu vergleichen. Es ist falsch. Und es zeugt von Schlechtigkeit, wenn man dies tut, um es mal richtig krachen zu lassen – wie Döschner:
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Es ist schlimm, dass ich gezwungen bin, die Renten von SS-Männern und die Gehälter von ARD-Redakteuren zu finanzieren. Drastisch, wie gesagt…
Update: Gerade hat sich Döschner entschuldigt:
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Gestern, als er auf den Bezug zum Holocaust angesprochen wurde, hat er den Begriff vergasen noch verteidigt. Für glaubhaft halte ich seine Entschuldigung nicht.
Update II: Auch der WDR hat sich mittlerweile zu dem Vorgang geäussert:
Unser Kollege hat sich für seine Äußerung öffentlich entschuldigt, was mehr als angebracht war. Sein ursprünglicher Tweet hat zu deutlicher Kritik geführt. Das können wir sehr gut nachvollziehen. Wir bitten um Entschuldigung.