Nur ein wenig geschmackvoller Werbegag der ‚Bild‘? Eine ‚gute‘ Aktion? Wertvolle Hilfe, oder gar der guten Sache am Ende abträglich? Die Meinungen der Beteiligten und auch der Beobachter gehen aktuell sehr weit auseinander, wenn der Fußball-Zweitligist FC St. Pauli die am Wochenende die von der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Hermes und der „Bild“-Zeitung angedachte Aktion „Wir helfen -#refugeeswelcome“ boykottiert und als wohl einziger der 36 Proficlubs aus Liga 1 und 2 den dazugehörigen Aufdruck nicht auf dem Ärmel seiner Trikots präsentieren wird.
Diesen Entschluss erklärt der Hamburger Zweitligist mit seiner ohnehin gelebten „Willkommenskultur“. Um ein Zeichen für die Flüchtlingshilfe zu setzen, sollten alle 36 Profiklubs auf eine Werbefläche auf den Trikots verzichten. So zumindest der Plan.
Doch der Kiez-Club sieht lt. seinem Geschäftsführer Andreas Rettig „nicht die Notwendigkeit“, in der Sonntagspartie bei Eintracht Braunschweig an der freiwilligen Kampagne der Liga teilzunehmen. Ausgerechnet der als tolerant und ‚alternativ‘ bekannte Club macht bei so etwas nicht mit?
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Dass Menschen über Generationen an einem Ort leben, ist eine Ausnahme. Bei fast allen von uns kann man das mit einem einfachen Blick in die Familiengeschichte erkennen. Nur drei Generationen zurück bis zu den Urgoßeltern – das Wissen um deren Geschichte ist in den meisten Familien noch vorhanden – und wir erkennen, dass wir selbst von Zugewanderten abstammen, wenn wir nicht schon selbst unseren Wohnort mehrfach gewechselt haben. Vielleicht sind Eure Vorfahren ja vom Land in die Stadt gewandert, von Pommern ins Ruhrgebiet oder von Nordhessen nach Frankfurt. Viele werden auch Wurzeln in der Türkei haben, in Griechenland oder Spanien. oder Wurzeln in Italien, Polen und Bayern. Wir sammeln diese Wanderungsgeschichten und veröffentlichen sie.
Migration ist nicht die Ausnahme, sie ist die Regel. Wir müssen uns alle nur daran erinnern. Helft uns dabei mit. Schickt Eure Geschichte – gerne mit Foto an info@ruhrbarone.de
Melker in Schlesien und Hilfsarbeiter im Münsterland
Auf den ersten Blick bin ich ein waschechtes Kind des Ruhrgebiets, 1971 in Dortmund geboren, nun seit über 40 Jahren schon hier im Revier lebend. Ein echter ‚Einheimischer‘ eben. Könnte man zumindest meinen. Doch, wie wohl fast jeder hier in der Region, habe auch ich meine Wurzeln weit außerhalb der heutigen, so emotional gelebten Heimat.
Nach wochenlanger Stille, tritt nun das Geschehen rund um das juristisch gestoppte Kohlekraftwerk ‚Datteln 4‘ in Kürze wieder in die Öffentlichkeit. Im Verfahren um dessen Genehmigung lädt die Bezirksregierung in Münster nämlich ab dem 21. September 2015 zu öffentlichen Erörterungsterminen in die Stadthalle Datteln ein.
Wie groß das Interesse der verbliebenen Kritiker daran noch sein wird, nachdem im Mai 2014 der Rat der Stadt Datteln den neuen Bebauungsplan genehmigt hatte (wir berichteten), das bleibt vorerst noch abzuwarten. In Anbetracht der Länge der nun geplanten Erörterungen, welche sich über ganze Tage hinziehen werden, dürfte es sich vermutlich arg in Grenzen halten.
Die Ruhrbarone werden sich zumindest am kommenden Montag mal auf nach Datteln machen und dann ein paar aktuelle, eigene Eindrücke aus der dortigen Stadthalle mitbringen.
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Das Fehlen einer europäischen Politik hat zur Entstehung der sogenannten Flüchtlingskrise maßgeblich beigetragen. Ohne politisch relevantes Parlament und eine agile Regierung lässt sich zwar eine Bürokratie betreiben, nicht jedoch politisch angemessen reagieren. Zwar gibt es ein von Bürgern gewähltes Parlament, doch die Befugnisse sind beschränkt. Die Kommission, die ähnlich einer Regierung fungieren könnte, ist nur durch die Länderregierungen legitimiert. Mehr als ein länderübergreifender bürokratischer Versuch, die Flüchtlingsströme zu verteilen, ist bislang nicht zustande gekommen. Das Konzept eines partnerschaftlichen Zusammenlebens der Mitgliedsländer ist den gesellschaftlichen Veränderungen nicht gewachsen, ist apolitisch, beruht auf einem naiven Idealismus. Es handelt sich nicht um eine Flüchtlingskrise, sondern um eine europäische politische Katastrophe.
Vor einem Jahr – am 15. September 2014 – fiel der IS/ISIS in den vorwiegend von Kurden bewohnten Kanton Kobanê in Nordsyrien – kurdisch: Rojava – ein. Knapp zwei Wochen später, am 28. September, begann der IS-Angriff auf das Stadtgebiet von Kobanê. Trotz des erbitterten Widerstandes der kurdischen Selbstverteidigungskräfte (YPG/YPJ) konnte der IS in den folgenden Wochen große Teile der Stadt unter seine Kontrolle bringen. Der IS war den Kurden zahlenmäßig und militärtechnisch überlegen. Doch sowohl der IS als auch die internationale Öffentlichkeit hatten den Widerstandswillen der Kurden unterschätzt.
Dass Menschen über Generationen an einem Ort leben, ist eine Ausnahme. Bei fast allen von uns kann man das mit einem einfachen Blick in die Familiengeschichte erkennen. Nur drei Generationen zurück bis zu den Urgoßeltern – das Wissen um deren Geschichte ist in den meisten Familien noch vorhanden – und wir erkennen, dass wir selbst von Zugewanderten abstammen, wenn wir nicht schon selbst unseren Wohnort mehrfach gewechselt haben. Vielleicht sind Eure Vorfahren ja vom Land in die Stadt gewandert, von Pommern ins Ruhrgebiet oder von Nordhessen nach Frankfurt. Bei vielen werden auch Wurzeln in der Türkei haben, in Griechenland oder Spanien. oder Wurzeln in Italien, Polen und Bayern. Wir sammeln diese Wanderungsgeschichten und veröffentlichen sie.
Migration ist nicht die Ausnahme, sie ist die Regel. Wir müssen uns alle nur daran erinnern. Helft uns dabei mit. Schickt Eure Geschichte – gerne mit Foto an info@ruhrbarone.de
„Dein Akzent ist so charmant, klingt so, als würdest du singen.“
Unspektakulärer geht es kaum: eine Italienerin in Berlin. Heute ist das mainstream, aber ich gehöre zu denen, die hierher kamen „before it was cool“. Nein, ganz so ist das nicht, denn im Herbst 1997, als ich noch eine junge und sehr fleißige Germanistik-Studentin war und mein Lektor an der Universität Pisa mich für ein Stipendium beim Deutschen Akademischen Austauschdienst bewarb, war Berlin nämlich schon cool. Allerdings nicht als die Partystadt des internationalen Hipstertums. Es war die Hauptstadt der ravenden Antifa, der Hausbesetzerinnen und Hausbesetzer und der 1-Mai-Chaoten. Für mich, die nichts von alldem war, aber gern dazu gehört hätte, war es the place to be. Der DAAD war damals sehr großzügig mit uns, einer kleinen Gruppe von Auserwählten aus einem sehr komplexen Selektionsverfahren. Anders als die Erasmus-Studentinnen und Studenten, die nicht einmal die Unterkunft bezahlt bekamen, finanzierte der DAAD uns, die Elite, mit 1200 DM im Monat. Reiner Luxus zu einer Zeit, in der ein WG-Zimmer mit Kohleofen in einem Altbau in Prenzlauer Berg kaum mehr als 150 DM gekostet hat. Und so wurde aus dem Eliteförderungsprogramm ein Fear-and-Loathing-Semester mit gelegentlichen Besuchen von Linguistik-Seminaren an der Humboldt-Universität. Heute würde man es vermutlich „Förderungsmissbrauch“ nennen, aber dafür hatte ich bereits davor hart gearbeitet. Denn, ja, so unsexy das klingt, ich wollte nach Deutschland. Besser, oder sogar schlimmer noch: Ich wollte „irgendwas mit Deutsch“ machen. Bis zum Abi hatte ich das ganze Pflichtprogramm der angehenden Germanistin absolviert: ab der 6. Klasse drei Wochen Sommersprachkurs in verschiedenen bayrischen Käffern, von denen ich keinen einzigen Namen mehr weiß. Dann das Au-Pair-Jahr, eine Art PJ für Germanistinnen, diesmal in der Großstadt, zumindest kam mir Würzburg damals riesig vor. Nicht wegen der Stadt, sondern aus einem anderen Grund erinnere ich mich gerne an diese Zeit: Dort begegnete ich dem ersten Menschen, dessen Deutsch ich endlich verstehen konnte. Sie hieß Laura und war drei Jahre alt. Ich werde sie nie vergessen. Sie war mein erstes sprachliches Erfolgserlebnis.
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