
Die radikale Linke in Deutschland hat keine Analyse des Islamismus. Jedes in eine Mülltonne geritzte Hakenkreuz löst größere Empörung aus als Anschlagsdrohungen des sogenannten »Islamischen Staats« gegen Ziele in Deutschland. Antifa heißt aber, nicht nur gegen herkömmliche Nazis zu sein, sondern sich jeder faschistischen Bewegung entgegenzustellen. Von Sebastian Weiermann und Patricia Pielage
Die Arbeit gegen Neonazis ist essentieller Bestandteil der Aktivitäten radikaler Linker in Deutschland. Gerade heute, in Zeiten, in denen fast jede Woche irgendwo eine Unterkunft für Geflüchtete brennt und die Nazis ihre Chance wittern, an die rassistischen Ressentiments ganz normaler Bürgerinnen und Bürger anzuknüpfen, ist es selbstverständlich, dass Linke sich mit klassischer Antifa-Arbeit beschäftigen (müssen). Auch die Morde des NSU und deren schleppende Aufklärung haben gezeigt, dass Nazis weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung darstellen. Aber das kann noch nicht alles sein. Denn außer den klassischen Nazis gibt es eine weitere faschistische Bewegung: den Islamismus. Auf der lokalen Ebene kommt diese Bewegung zunächst recht harmlos daher. In vielen Städten gibt es inzwischen Infotische junger Salafisten, an denen kostenlose Koranexemplare verteilt werden. Im Hintergrund werben Islamisten aber auch vermehrt junge Leute für den Kampf des »Islamischen Staats« (IS) im Irak und in Syrien an. Der IS hat wiederholt zu Anschlägen in Deutschland aufgerufen. Mehrere islamistische Anschläge sind nur mit Glück verhindert worden. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ein solcher Anschlag gelingt – und Islamisten genau wie Nazis Menschen töten. In vielen anderen Ländern ist es ihnen schon gelungen.