Im Bunker. Ukrainer in Bochum #3

Die eigene Wohnung in Sichtweite | Foto privat

150 Meter trennten sie von ihrem Leben, zwei Meter Beton von ihrem Tod. Alla Ananieva hat die Massaker von Irpin überlebt. Was sie berichtet, ist grauenvoll. Und voller Liebe.

Eine Szene auf der Straße: Der Vater, seinen Sohn auf dem Arm, die Mutter mit dem Koffer, sie schießen dem Vater in den Kopf, der Sohn liegt im Blut seines Vaters. Dann eine Szene im Bunker, die Granate griffbereit an der Tür, Matratzen auf dem Boden verteilt, 73 Erwachsene sind da und 13 Kinder, 15 Brote und ein paar Garnelen, und sie aßen alle und wurden satt. Zwei Szenen, horribel wie von Hieronymus Bosch gemalt und wundersam wie aus der Bibel, Alla berichtet sie leise, besonnen, konzentriert. 52 Jahre alt, dreifache Mutter, Lehrerin für Physik, Geometrie und Kunst an einer Ganztagsschule in Irpin, ihre Tränen sind so diskret wie ihr Lächeln. Sie spricht ukrainisch, Liia (22) übersetzt, und hört man nur Allas Stimme, ohne zu verstehen, verströmt sie eine große Vornehmheit in dem, wie sie erzählt. Durch diese Vornehmheit hindurch aber lässt sich etwas anderes hören, eine tiefe Verwunderung. Darüber, wie unmöglich es ist zu verstehen, dass Menschen solche Dinge tun, unvorstellbar grausame, unvorstellbar sinnlose.

Continue Reading

Mit Anstand und Erschöpfung: Habecks Abschied von der Spitze der Grünen

Robert Habeck 2021 in Dortmund. Quelle: Wikipedia, Foto: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Lieber Robert Habeck,

am gestrigen Montag hast du (als ehemaliger Parteifreund bleibe ich einfach mal beim „du“) in einer Pressekonferenz nach der Bundestagswahl 2025 angekündigt, in Zukunft keine höheren Aufgaben bei den Grünen mehr anzustreben. Zu enttäuschend sei für dich das Ergebnis gewesen.

Rund drei Prozent habt ihr am Sonntag im Vergleich zu 2021 verloren und nur noch 11,6 Prozent der Stimmen hinter dir als Spitzenkandidat versammeln können. Du sahst bei der Verkündung deines Rückzugs müde und erschöpft aus und konntest die Anstrengungen der vergangenen Wochen und Monate, ja wohl Jahre, nicht länger verbergen. Mich hat das persönlich sehr berührt, und das nicht nur, weil ich euch Grünen diesmal zum ersten Mal seit meinem Parteiaustritt im Jahre 2012 wieder gewählt habe.

Continue Reading

Der Ruhrpilot

Mona Neubaur und Hendrik Wüste Foto Neubaur: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen Foto Wüst: Raimond Spekking Lizenz Neubaur: CC BY-SA 2.0 Lizenz Wüst: CC BY-SA 4.0


NRW:
Schwarz-grüne Brückenbauer werden nicht mehr benötigt(€)…WAZ
NRW: „Die SPD muss eigene Positionen überdenken“(€)…RP
NRW: Günter Krings soll Landesgruppe der CDU erneut führen…Welt

Continue Reading
Werbung


Die CDU ist die stärkste Kraft im Ruhrgebiet

SPD-Wahlkampfstand in Bochum Foto: Laurin


Das Ruhrgebiet ist keine SPD-Hochburg mehr: Mit 26,2 % der Stimmen ist die CDU die stärkste Partei im Ruhrgebiet.

CDU und CSU erhielten bundesweit insgesamt 28,6 % der Zweitstimmen und waren damit die stärkste Kraft. Die AfD kam auf 20,8 % der gültigen Stimmen, gefolgt von der SPD mit 16,4 % und den Grünen mit 11,6 %.

Continue Reading

Ruhrbarone erklären: Wer unser Kreuz nicht kriegt – und warum!

Diese demokratischen Parteien sind angetreten wieder in den Bundestag zu kommen (Foto: Sebastian Bartoschek)

Am 23.2. sind Bundestagswahlen. Auch Ruhrbarone-Autoren dürfen in diesem Land wählen; zumindest derzeit noch. Aber wie bei vielen Wählern ist es auch bei uns so, dass wir besonders klar haben, wen wir eben nicht wählen. Und genau das wollen einige von uns dem geneigten Leser darlegen.

Die AfD, das BSW, und die LINKE sind für uns per se raus – wir wollen ja nicht, dass das Ruhrgebiet ein Teil Russlands wird.

Robert von Cube:

Ich werde dieses Jahr nicht die CDU wählen. Das ist auch nicht überraschend, da ich noch nie die CDU gewählt habe. Ich hatte es allerdings dieses Mal tatsächlich in Erwägung gezogen. Ich bin kein treuer Anhänger irgendeiner Partei. Ich bin der Ansicht, dass der Gestaltungseinfluss der Parteien überschätzt wird und dass es vor allem darauf ankommt, vernünftige und kompromissbereite Menschen in einer Regierung zu haben, die sich auf ein brauchbares Vorgehen einigen. Mir ist nur eines wichtig:

Continue Reading
Werbung


Zwischen Barbarei und Zivilisation. Ukrainer in Bochum #2

„Den Fluss bewachen, um Kiew zu schützen“. Die Rosawa by Xsandriel cc 4.0

Unter Stalin verhungert, von den Russen erschossen. Vor den Deutschen geflohen, von den Russen gerettet. Vor den Russen geflohen, von den Deutschen gerettet. Was Vasyl Kulynych von seiner Familie erzählt, ist unfassbar wie das Jahrhundert, die Geschichte einer ukrainischen Familie.  

Allein der Ort seiner Geburt, Magnitogorsk im Ural, mehr als 2 ½ Tausend Kilometer von Kiew entfernt, es war im ersten Jahr nach Stalins Tod. Heute lebt Vasyl, 70 Jahre alt, mit Kindern und Enkelkindern in Bochum, sein Weg an die Ruhr ist einer durch ein Jahrhundert der Gewalt:

„Meine Großeltern habe ich nie kennen gelernt, sie starben vor dem Zweiten Weltkrieg  – die einen in der großen Hungersnot in der Ukraine, die 1932/33 von der kommunistischen Regierung künstlich erzeugt worden war …“   

dem geplanten Verhungern fielen mindestens drei und bis zu sieben Millionen Ukrainer zum Opfer, Ende November 2022 hat der Deutsche Bundestag den Holodomor (holod = Hunger, moryty = morden) ein Menschheitsverbrechen genannt  –

„… die anderen durch Armut oder kommunistische Kugeln. Der Vater meines Vaters wurde im Alter von 40 Jahren von den Kommunisten mithilfe eines konstruierten Vorwurfs am 5. Mai 1938 im örtlichen Gefängnis erschossen. In der außergerichtlichen Urteilsbegründung hieß es: ‚Zur Feier des 120. Geburtstags von Karl Marx – erschießen.‘ 1956 wurde mein Großvater posthum rehabilitiert.“

Da war Vasyls Vater 13 Jahre alt, drei Jahre später, im Juni 1941, fiel die deutsche Wehrmacht in Russland ein:

Continue Reading