Innenministerium schickt LKA-Chef Gatzke auf dünnes Eis.

Der Direktor des Landeskriminalamtes Wolfgang Gatzke hatte am 8. Oktober einen Wortgewaltigen Auftritt.  Da sagte er zum Abhörskandal im Fall von Harald F.: "Das Landeskriminalamt NRW verhält sich rechtstreu und beachtet alle rechtlichen Vorgaben. Das Landeskriminalamt hat alle Telekommunikationsüberwachungsdaten im Strafverfahren gegen Herrn Dr. Friedrich auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wuppertal ab August 2008 gelöscht. Die Löschung dieser Daten wurde im Dezember 2008 endgültig abgeschlossen. Dies ergibt sich eindeutig aus den Unterlagen, die auch dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss vorliegen."

Tja, nun wird das Innenministerium morgen im NRW-Landtag nach meinen Informationen mitteilen, dass doch noch vereinzelte Telefonprotokolle im LKA rumfliegen. Zitat aus dem Sprechzettel des FDP-Innenministers Ingo Wolf:

Im Zusammenhang mit der Überprüfung des Sachverhaltes (dass angeblich nicht alle Telefonüberwachungen gelöscht wurden. d.A.) hat das LKA darünerhinaus sein gesamtes Büro- und Kommunikationssystem auf Inhalte überprüft, die mit der Telekommunikationsüberwachung im genannten Ermittlungsverfahren in Verbindung stehen oder Hinweise darauf enthalten könnten. Dabei fanden sich noch E I N Z E L N E Inhaltsprotokolle überwachter Gespräche im Büro- und Kommunikationssystem. Diese waren dort ausschließlich im Zusammenhang mit der Bearbeitung des nachfolgend dargestellten Beschwerdevorgangs entstanden.  (Hervorgehoben d.d.A)

Damals hatte sich der Landtagsabgeordnete Johannes Remmel von den Grünen nämlich aufgeregt, dass er und diverse Ansprechpartner abgehört, seine Gespräche ausgewertet und dann in das Ermttlungsverfahren eingebracht wurden. Wolf sagt, im Zusammenhang mit der Beschwerde von Remmel seien seine abgehörten Gespräche am 11. August durch die Ämter geschickt worden. Ein Gespräch sei an "einzelne Vorgesetzte innerhalb des LKA sowie an das Innenministerium versandt worden. Darüber hinaus wurden weitere Gesprächsinhalte, an denen Herr Remmel MdL bteiligt war, ebenfalls per dienstlicher E-Mail an die sachleitende Staatsanwaltschaft Wuppertal übersandt."

Damit nicht genug: Später heißt es im Sprechzettel von Innenminister Wolf:

Die am 11. August 2008 versandten Inhaltsprotokolle (der abgehörten Remmel-Gspräche d.A.) wurden ausschließlich zur Beschwerdeführung verwendet, eine Verwendung zu anderen Zwecken fand nicht statt. Sie wurden ebenso wie ein Inhaltsprotokoll über ein Gespräch zwischen zwei Beschuldigten am 30. Mai 2008, das Gegenstand einer Fallakte war, N I C H T in die Löschung einbezogen."   (Hervorgehoben d.d.A)

Was ist denn das. Zuerst wird zugegeben, dass ein Gespräch von Remmel nicht gelöscht wurde, dann heißt es, ein paar andere Gespräche seien auch noch da. Und schließlich wird noch ein weiteres Gespräch zugegeben, mit dem Remmel nichts zu tun hatte, dass auch noch rumfliegt. Was ist denn das? Was soll ich jetzt glauben. Ich dachte alles sei im vergangenen Dezember gelöscht worden. War das nicht die Anordnung der Staatsanwaltschaft?

Herr Gatzke, was nun? Da ist wohl irgendwas durcheinander geflogen? Durch die Verwaltung gewabert? Gar Gesprächsmitschnitte? Wie kann das sein?

Ich kann es gar nicht oft genug sagen. In dem großen Lauschangriff rund um Harald F. wurden nicht nur politische Gespräche des Landtagsabgeordneten Johannes Remmel (Grüne) abgehört, sondern nahezu wahllos jedes Telefonat, das auf einen betroffenen Anschluss auflief. Wahllos jede Email,. die im Land rumschwirrte. Selbst Emails von einer Bundestagsabgeordneten. Dabei wurden keine Terroristen belauscht, sondern die Anschlüsse von Professoren, Firmeninhabern und Institutsleitern. Insgesamt ist die Rede von über 2000 Gesprächen und weit über 2000 Emails. Mir liegen Unterlagen über ein mitgeschnittenes Gespräch zwischen der Frau des Beschuldigten D. mit ihrem Priester in Dortmund vor. Die Frau des Beschuldigten B. wurde bei einem Gespräch mit ihrem Arzt belauscht. Und das Telefon des erwachsenen Sohnes eines weiteren Beschuldigten wurde abgehört, weil das LKA damit rechnete, der Vater könne den Anschluss nutzen.

Gegen nahezu alle Beschuldigten wurden bereits die Verfahren eingestellt, weil keine Schuld nachweisbar war.

Warum sagt das Innenministerium jetzt, es gebe noch Inhaltsprotokolle, wenn LKA-Chef Gatzke sagte, alles sei weg?

Und warum sagt das Innenministerium weiter, nur noch vereinzelte Gesprächsprotokolle oder Protokolle über Gespräche aus den weiteren Verfahren seien noch nicht gelöscht und würden sich noch in diversen Akten finden.

Ja was denn nun? Alles gelöscht oder nicht? Ich habe die Mitteilung über meine Emails und Telefonte, die abgehört wurden, im vergangenen Herbst bekommen – vor einem Jahr. Was ist damit? Gibt es die noch? Oder nicht? Ich bin Reporter. Und irgendwie meine ich, das LKA darf nicht einfach meine Gespräche und Emails mitschneiden und dann weiterverteilen.

Wer hat auf meine Emails Zugriff?

Und warum hat Herr Gatzke gesagt, was er gesagt hat?

Ich habe schon öfter über den Skandal berichtet. Hier gibt es mehr zum Thema:

Uhlenberg-Skandal wird richtig übel

Dubiose Belastungszeugin präsentiert dubiose Belege

Der Untersuchungsausschuss “Uhlenberg” hat viel zu tun

Die Akte F – wie das NRW-Umweltministerium einen Ex-Mitarbeiter verfolgt

Berichte aus dem Sumpf, in dem Uhlenberg und das LKA sitzen

Abhörskandal im PFT-Fall

Mega-Lauschangriff in NRW

Der Fall F. – Ministerium erhält Einblick in Ermittlungsakte

Offene Akten für die Belastungszeugin

Verfahren Harald F – Pleite für die Staatsanwatschaft dräut

Steinmeiers letzter Triumph

Am Mittwoch wird Guido Westerwelle(FDP) der neue Außenminister. Als Frank-Walter Steinmeier(SPD) einen Tag zuvor in Schloss Bellevue die Entlassungsurkunde entgegennahm, hatte der gescheiterte SPD Spitzenkandidat noch den letzten außenpolitischen Triumpf. An diesem Tag kippte der Außenministerrat der EU in Luxemburg das Waffenembargo gegen Usbekistan Link. Damit fiel die letzte EU Strafmaßnahme gegen Usbekistan. Im Oktober 2005 hatte die EU als Folge des Massakers von Andischan gegen das zentralasiatische Land ein Einreiseverbot für hochrangige Regierungsmitglieder und das Waffenembargo beschlossen sowie den EU Kooperationsvertrag mit Usbekistan ausgesetzt. Ein halbes Jahr zuvor hatten am 13 Mai 2005 usbekische Sicherheitskräfte einen Volksaufstand von Panzerwagen aus zusammengeschossen und mehrere hundert Menschen getötet Link.

Der usbekische Präsident Islam Karimow leugnet bis heute das Massaker und spricht von der Abwehr eines terroristischen Angriffes. Nach der Bluttat von Andischan zog die Repression in Usbekistan an. Die Staatsmacht tötete, inhaftierte und vertrieb systematisch Menschenrechtler und Journalisten, die von der offiziellen Linie abwichen. Dazu nur zwei Fälle. Im Juni 2008 wurde der Journalist Salidschon Abdurachmanow verhaftet und im Oktober 2008 wegen Drogenhandels zu 10 Jahren Haft verurteilt Link. Es gilt jedoch als sicher, dass die usbekischen Sicherheitsbehörden die Drogen dem Journalisten untergeschoben haben. Der usbekische Geheimdienst macht auch vor der Landesgrenze nicht halt. Am 24 Oktober 2007 wurde der usbekische Journalist Alisher Saipov in der kirgisischen Stadt Osch, unweit der usbekischen Grenze, ermordet Link

Die Hauptforderung der EU, die sie mit der Verhängung der Sanktionen verband, war eine unabhängige Untersuchung des Massakers von Andischan. Die usbekische Regierung lässt eine solche Untersuchung bis heute nicht zu. Die usbekische Staatsmacht merzte zudem noch die wenigen Inseln der Freiheit im Lande aus, die vor dem Massaker in Andischan noch vorhanden waren. Die usbekische Staatsmacht duldet seither keinerlei unabhängig veröffentliche Meinung im Land. Fast alle internationalen Organisationen wurden des Landes verwiesen. Die Konrad Adenauer Stiftung, die Friedrich Ebert Stiftung und das Goethe Institute durften allerdings bleiben. Dieses Privileg des usbekischen Tyrannen Islam Karimow spricht nicht für diese Organisationen. Es gibt wenige Länder auf der Erde, die so konsequent bürgerliche Freiheiten bekämpfen. Mir fällt da vor allem Birma oder Nordkorea ein. All das hat die EU nicht davon abgehalten, die Sanktionen gegen Usbekistan erst alle sechs Monate abzumildern und nun als letztes das Waffenembargo aufzuheben. Für diese Nachsicht gibt es Gründe. Usbekistan ist für die EU und für Deutschland wichtig. Die Bundeswehr unterhält im usbekischen Termes einen Stützpunkt, von dem sie den Afghanistaneinsatz versorgt Link.

Der EU Beschluss zu Usbekistan ist vor diesem Hintergrund nichts anderes als eine Kapitulationsurkunde der EU gegenüber dem Regime eines Despoten. Mit diesem Beschluss verkündet die EU, dass Menschenrechte keinerlei Gewicht haben. Die Botschaft in die Welt ist fatal: Solange ein Land für Europa von Nutzen ist, kann dessen Herrscher sein Volk knechten und ausbeuten, wie es ihm gefällt. Er kann von Panzerwagen aus auf sein Volk schießen lassen, die Reichtümer des Landes rauben, Wahlen fälschen, Presse verbieten, Kinder in die Baumwollernte zwingen und Menschen in den Wahnsinn foltern. Europa wird es nicht stören. Im Gegenteil. Europa verkauft die Kooperation mit einem solchen Regime noch als Menschenrechtsdialog. Das ist perfide. Die Menschenrechte werden nicht nur als wertlos angesehen, sie werden sogar noch dazu missbraucht, das Geschäft mit dem Despoten zu rechtfertigen. Es war vor allem der Außenminister Steinmeier, der diese Kapitulationsurkunde der EU gefingert hat Link.

Es gab Staaten, wie Großbritannien, die Niederlande und die skandinavischen Länder, die vor dem usbekischen Diktator nicht in die Knie gehen wollten. Aber Steinmeier konnte sich in der EU durchsetzen. Steinmeier wurde zum Türöffner des usbekischen Blutsaugers in Europa. Von Anfang an hat Steinmeier alles getan, um kurz nach der Verhängung der EU Sanktionen die Folgen für das Regime in Usbekistan so erträglich wie möglich so gestalten. Der Sozialdemokrat war sich noch nicht mal zu schade, die Entspannungspolitik Willy Brands zu missbrauchen, um die Kungelei mit einem Despoten politisch zu begründen. Steinmeier, die deutschen Diplomaten und die EU rechtfertigten sich mit angeblichen Reformen und einer Dialogbereitschaft Usbekistan. Nun, dann schauen wir uns diese Reformen mal an.

Die Todesstrafe hat Usbekistan abgeschafft. Das ist zu begrüßen. Aber in usbekischen Gefängnissen wird die Folter weiterhin systematisch angewendet. Immer wieder werden Menschen in usbekischen Folterknästen zu Tode gequält.

Der Habeas Corpus wurde eingeführt. Das Rechtssystem in Usbekistan ist aber völlig dem Willen der Staatsmacht untergeordnet. Richter, Anwälte, Polizei und Staatsanwaltschaft sind ausschließlich Befehlsempfänger der Macht. Was nützt der Habeas Corpus, wenn die usbekische Polizei einem Journalisten Drogen unterschieben kann, dieser daraufhin verhaftet, angeklagt und sogar verurteilt wird, ohne dass der Mann auch nur die aller geringste Chance auf ein faires Verfahren hat?

Was nützt die Ratifizierung der Konvention gegen Kinderarbeit, wenn trotzdem die Staatsmacht Kinder von den Schulen in die Baumwollfelder treibt Link?

Es stimmt, dass das usbekische Regime einige inhaftierte Menschenrechtler und Journalisten freigelassen hat. Und für diese Menschen bin ich sehr froh. Aber gleichzeitig hat die usbekische Staatsmacht andere Journalisten und Menschenrechtler verhaftet, um frische Ware für den politischen Deal mit Steinmeier zu erhalten.

Auch in dem EU Beschluss zur Aufhebung des Waffenembargos wird Usbekistan aufgefordert, Vertreter von der amerikanischen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ins Land zu lassen. Auch das ist nicht neu. Als die EU im April 2008 die Reisebeschränkungen gegen usbekische Staatsbeamte aussetzte, war das schon ein Thema in dem EU Dokument. „..to finalise without delay the accreditation of the new Country Director of Human Rights Watch and to allow the unhindered operation of that organisation“. Die danach einsetzenden Verhandlungen zwischen Usbekistan und HRW führten zu nichts. Die Mitarbeiter von HRW bekommen bis heute kein Visum und keine Arbeitsgenehmigung für Usbekistan. Soviel zur Dialogbereitschaft der usbekischen Regierung. Dumm nur, dass HRW wochenlang keine Presseerklärung zu der Verhaftung des Journalisten Salidschon Abdurachmanow am 7 Juni 2008 veröffentlichte, und dessen Verhaftung erst am 23. Juli 2008 erwähnte als HRW das Scheitern der Verhandlungen mit Usbekistan erklären musste Link. Dumm nur, dass die  Erwähnung von HRW in dem EU Dokument der Rechtfertigung für die Sanktionsaufhebung dient. Warum HRW trotz des Desasters weiterhin zulässt, dass der Name HRW sogar noch in dem EU Dokument zur Aufhebung des Waffenembargos erwähnt wird, ist für mich schwer verständlich. Der erfolgte Protest von HRW gegen die Aufhebung des Waffenembargos verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.

Fakt ist. Der usbekische Präsident Islam Karimow ist an keinerlei substanziellen Reformen in seinem Herrschaftsgebiet interessiert. Karimow blieb einfach solange am Verhandlungstisch sitzen, bis die EU die eigenen Forderungen vergessen hatte. Und Steinmeier kämpfte bis zu letzt und mit Erfolg für die Aufrechterhaltung dieser Scheinwelt.

Steinmeiers Usbekistanpolitik stand leider nie im Zentrum der politischen Debatte in Deutschland. Sie zeigt aber sehr deutlich den Grad der Unmenschlichkeit, mit dem Sozialdemokraten in Deutschland Politik ausübten. Vielleicht war aber genau das auch der Grund für die desaströse Niederlage der SPD bei den Wahlen. Die Menschen haben gemerkt, dass von der SPD keine moralische Strahlkraft mehr ausgeht. Die SPD hat schlicht das „Gute“ verloren. Für mich war aber genau das immer der Grund für die Sozialdemokraten zu stimmen. Denn immer wenn es hart auf hart ging, standen die Sozialdemokraten in der deutschen Geschichte auf der richtigen Seite. Bei Steinmeier war das aber plötzlich nicht mehr so. Und das haben die Menschen gespürt. Steinmeier hat seinen Tanz mit dem usbekischen Despoten als neue Ostpolitik verkaufen wollen. Er hat aber dafür keinen Friedensnobelpreis erhalten sondern einen Tritt vom Wähler. Manchmal ist Politik gerecht.

Ich weiß nicht, wie Westerwelle die auswärtige Politik führen und wie dessen Usbekistanpolitik aussehen wird. Große Hoffnungen mache ich mir da nicht. Aber ich wünsche mir, dass die Menschenrechte zu mindestens nicht mehr als Tarnkappe missbraucht werden, um mit den schlimmsten Despoten weltweit ins Geschäft zu kommen. Damit wäre schon viel erreicht.

RWE steigt aus dem Atomprojekt Belene aus – Sieg für Umweltschützer

Foto: halb- und bald niefertiger Atommeiler Belene in Bulgarien

Der Energieriese RWE ist aus dem Kernkraftwerksprojekt Belene ausgestiegen, das bestätigte der Konzern heute. Für Umweltschützer ist das ein doppelter Triumph, zunächst stand das Kraftwerk in einer Erbebenregion – deswegen sollte es verhindert werden. Und dann war eine der wenigen erfolgreichen Kampagnen gegen den Neubau von Nuklearanlagen weltweit. Heffa Schücking von der Umweltorganisation urgewald hat die Kampagne gegen RWE organisiert. Sie sagt: "Belene war noch nie ein wirtschaftliches Projekt. Es ist erstaunlich wie lange RWE gebraucht hat, um dies zu realisieren." sagt Heffa Schücking, Ihre Organisation hatte Jahrelang gegen das Kraftwerk gekämpft. Zehntausende Unterschriften organisiert und dabei teilweise unter erheblichen Rechtsdruck gestanden.

RWE wies die von den Umweltschützern geäußerten Sicherheitsbedenken erneut zurück. Es hieß, die Arbeit der vergangenen Monate habe bestätigt, dass sowohl das sicherheitstechnische Konzept des Reaktors, der vom russischen Lieferanten Atomstroyexport gebaut werden sollte, als auch die Voraussetzungen am Standort hohen internationalen Anforderungen gerecht würden. Intern war das Projekt trotzdem schon länger umstritten, obwohl es von Vorstandschef Jürgen Großmann vorangetriebene wurde. Besonders iM Aufsichtsrat hatte es wiederholt kritische Fragen zum Vorhaben gegeben. Nun heißt es, RWE habe lediglich wegen Finanzierungsrisiken auf das Projekt verzichtet. Der Konzern war im vergangenen Dezember in die Projektgesellschaft Belene mit 49 Prozent eingestiegen, die restlichen 51 Prozent blieben bei dem staatlichen bulgarischen Versorger NEK. RWE hatte versucht, für seinen Anteil einen Partner zu finden – allerdings ohne Erfolg.

Für RWE dürfte das Aus für Belene allerdings schwer OK gehen, denn der Konzern engagiert sich derzeit in England in verschiedenen Kernkraftprojekten. Und im Vereinigten Königreich gibt es weder die Korruptions- noch größere Akzeptanzprobleme. Zudem muss RWE auch in Deutschland unter schwarz-gelb keine Sorgen mehr haben, dass lukrative Kernkraftwerke bald abgeschaltet werden könnten.

Heffa Schücking von urgewald sagt: "Eigentlich sollte Herr Großmann uns danken, denn ohne unsere Kampagne gegen das Erdbeben-AKW hätte der Konzern schon im Dezember 2008 mit dem Bau von Belene begonnen," Schücking wies darauf hin, dass es einzig und allein die von der kleinen westfälischen Umweltorganisation initiierte FingeRWEg-Kampagne war, die damals ein grünes Licht des RWE-Aufsichtsrats für diese Fehlinvestition verhindert hat. Nun müssten die Investoren und Aufsichtsräte von RWE dafür sorgen, dass auch dies Pläne für den Neubau eines Atomkraftwerks im rumänischen Cernavoda gestrichen würden. Hier handele es sich ebenfalls um den Bau von zwei Risikoreaktoren in einem Erdbebengebiet in einem Land mit massiven Korruptionsproblemen und niedrigen Sicherheitsstandards.

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Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Streit: Gelsenkirchen klagt gegen Einkaufszentrum…Gelsenkirchen Blog

Dortmund: Regierungspräsident will Neuwahlen…Der Westen

Bundestag: Lammert Portrait…Zeit

SPD: Dritter Holzweg…Welt

Twittwoch: Das Programm…Hirnrinde

Bund: Schwarz-Gelb entdeckz das Internet…Spiegel

Betreuungsgeld: Sozialdemokrat warnt vor Barzahlung…Tagesspiegel

LTE: 2010 wird schnell…FAZ

Bochum: Franz gewinnt CDU-Fraktionsvorsitz…Pottblog

Die schwarze Pyramide im grauen Beton

Hochhausbauten, verschwindende Existenzen. Das Leben im Staate ist trist und monoton. Herr K. steht in der U-Bahn. Dieselben Fahrten zur Arbeit, dieselben Gänge im Wohnblock, dieselben Rituale jeden Tag. Dann ein Brief – überraschend und unerwartet. "Ihrem Antrag auf Suizid wurde stattgegeben." Das Leben geht weiter. "Jeder Tag gleicht dem anderem. Jeder Tag, auch der Tag nachdem ich starb."

Black Pyramid – Eine Semesterarbeit von Johann Kasuch und Christopher Grabinski, Fachhochschule Düsseldorf. (HD-Link zu vimeo.com)

Politiker Paziorek versucht Schalke zu retten

Foto: Peter Paziorek, Regierungspräsident von Münster

Hier was neues, wie die Politik in NRW versucht Schalke zu retten. Wie ich erfahren habe, versuchte bereits im Sommer ein ranghoher Mitarbeiter der Landesverwaltung von Nordrhein-Westfalen neue Sponsoren für den schwächelnden Fussballclub zu finden. Konkret habe der Präsident der Bezirksregierung Münster, Peter Paziorek (CDU), den Energieversorger RWE angesprochen, ob sich dieser mit mehreren Millionen die Namensrechte an der Arena sichern wolle, sagte man mir heute bei den Schalkern. Paziorek untersteht direkt dem NRW-Innenministerium. Und er gerät damit in schweres Fahrwasser. Der ehemalige Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium verquickt privates mit professionellen. Hat er eigentlich eine Nebentätigkeitserlaubnis für die Sponsorenakquise für Schalke, 🙂 ?

Bislang besitzt die Brauerei Veltins die Namensrechte an der Sporthalle noch bis zum 30. Juni 2015, plus eine Option auf weitere fünf Jahre. Allerdings heißt es, Veltins sei bereit zu Gunsten eines höheren Angebots auszusteigen. Aus der Schalker Spitze wird zudem berichtet, es gebe in dem Sponsorvertrag mit Veltins für den Verein die Möglichkeit frühzeitig auszusteigen – wenn ein Sponsor bereit sei, wesentlich mehr als vier Mio Euro zu zahlen. Veltins wollte diesen Vorgang nicht kommentieren.

An dieser Ausstiegsklausel setzt aber offensichtlich die Anfrage von Paziorek an. So soll er dem Versorger RWE gesagt haben, die Namensrechte bekommen zu können, sobald der Ausstieg mit Veltins fix sei. Dies müsse aber noch verhandelt werden. Aus dem Umfeld der Landesregierung sagte man mit: „Paziorek wollte vermitteln.“ Das Gespräch sei zwischen dem Präsidenten der Landesverwaltung und einem Vorstandsassistenten geführt worden.

Der Vorgang ist aus zwei Gründen pikant. So ist der in Gelsenkirchen gebürtige CDU-Politiker einer von fünf Mitgliedern im Schalker Ehrenrat. Bis 2006 saß er außerdem im Aufsichtsrat des Vereines. er weiß also besser als andere über die Schalker Probleme bescheid. Zudem hat die Landesregierung der Arena Gesellschaft im Jahr 1997 eine Landesbürgschaft gewährt, um damit die Baukredite der Hamburgischen Landesbank abzusichern. Sollte Schalke und damit in Folge die Arena Besitzgesellschaft Pleite gehen, kann die Bank das Land über die Bürgschaft in Anspruch nehmen. Die Bürgschaft wurde über 92.032.538,62 Euro bewertet, wie aus Bilanz-Unterlagen des Vereins hervorgeht.

Als Regierungspräsident ist Paziorek übrigens auch verantwortlich, wenn es um Kraftwerksbauten geht. Etwa bei dem E.on-Projekt in Datteln. Dort wollte er bislang keinen Baustopp verhängen. Mit der Sponsorensuche gerät man hier ganz schnell in schwieriges Fahrwasser. Was wäre gewesen, wenn RWE gesagt hätte, sie wollen Millionen zahlen? Und Paziorek ein paar Monate später ein Biomassekraftwerk genehmigt hätte? Damit will ich nicht sagen, dass Paziorek sich jetzt korrumpiert hat. Er hat nur ganz dünnes Eis betreten. Denn es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Paziorek und einem normalen, gewählten Politiker, der an der Spitze der Landesregierung steht. Der CDU-Mann ist Mitglied der Verwaltung nicht der Regierung. Da gelten andere Regeln.

Den Informationen zufolge habe es RWE abgelehnt, die Namensrechte zu erwerben. Dies passe derzeit nicht in die Konzernstrategie. Der Konzern selber wollte sich nicht zu internen Gesprächen äußern.

Bereits vor einigen Jahren hatten Schalke und RWE über ein Sponsoring gesprochen. Allerdings entschied sich der Versorger damals als Großsponsor bei Bayer Leverkusen einzusteigen. Bei Schalke blieb es bei einem kleineren Engagement. Aktuell ist RWE in der Bundesliga noch im kleineren Umfang beim MSV Duisburg engagiert.

Wallraff im Ringlokschuppen

 

Er kann es nicht lassen. Und das ist gut so. Wallraff hat wieder die Perspektive gewechselt.

Immer wieder verbringt Günter Wallraff Monate oder sogar Jahre unter dem Deckmantel fiktiver Identitäten. Sie erlauben es ihm, in die Tiefen sozialer Ungerechtigkeiten und moralischer Vergehen einzutauchen. 1985 schafft er mit seinem Werk „Ganz unten“ den Durchbruch. Als Türke „Ali“ berichtet er von dem empörenden Handel mit Leiharbeitern. Der Erfolg gibt ihm Recht: mit über fünf Millionen verkauften Exemplaren wurde „Ganz unten“ ein sensationeller Erfolg.

Nun war er wieder unterwegs. Als „Michael G.“ hat er die deutschen Callcenter auf Herz und Nieren geprüft und als Niedriglöhner für Lidl Fabrik-Brötchen gebacken. Außerdem hat er als Obdachloser das Leben ohne zu Hause aus nächster Nähe inspiziert. Seine Erfahrungsberichte bekommen wir in seinem neusten Buch „Aus der schönen neuen Welt“ druckfrisch serviert. Wer aber nicht nur sein Buch, sondern auch seine Stimme will, der sollte am 29.10.09 zum Ringlokschuppen in Mülheim pilgern. Dort liest Wallraff aus seinem neuen Buch und diskutiert im Anschluss mit neugierigen Zuhörern.

 

Donnerstag, 29.10.2009

Start 20:00 Uhr

Eintritt 15,-€

 

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3 FÜR 7 – Literatur-Special

Letzte Tage habe ich denn mal "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" zu Ende gelesen. Dabei lese ich selten Biografien. Das Lokale, die Erziehung und das Umfeld des Protagonisten, sowie die Tatsache dass er ein ähnlicher Jahrgang wie ich ist, haben in diesem Fall wohl ausnahmsweise den Ausschlag gegeben. Bücher lesen hat immer so etwas richtig old-school-Persönliches, fast Vertrauliches – hm, kommt natürlich auf die Bücher und Schreibenden an. Wie steht es also diesbezüglich um: Sibylle Berg, Harry Rowohlt, Otto Sander?

Aus irgendeinem Grund schaut der Autor dieser Zeilen also nach Monaten wieder diese Harald Schmidt Sendung – wegen einer positiven Kritik in einer Zeitung wohl. Und wer stellt da ihr Buch vor und lässt den Gastgeber wie einen schmierig-schmuddeligen Possenreißer dastehen? Genau, Frau Berg (Foto: Tom Produkt). Ist ja immer schwierig, sich über Menschen ein Bild zu machen, wenn man sie nur aus der Kamera- oder Bühnensituation kennt. Manche beginnen ja dann, sich diesem Image zumindest vom Autoren-Ich her anzupassen. Dabei mögen sie dieses Ich vielleicht gar nicht besonders. Hat das etwas mit Sibylle Berg zu tun? Gute Frage! Jedenfalls liest neben ihr auch Katja Riemann aus "Der Mann schläft".

Harry Rowohlt scheint immer gleich einen ganzen Menschenschlag zu repräsentieren. Gleichzeitig ist er irgendwie der Bär, der es aus einer Art Sesamstraßenkommune eines Paralleluniversums mit lauter 50er-Jahre Eckhäusern hier rübergemacht hat – ah ja, eine Hamburg-Variante davon, genau. Nun, und den dem gegenüber jugendlich frisch wirkenden Part bei der Lesung von Klassikern der komischen Lyrik darf dann halt Christian Maintz einnehmen, und der wirkt auf dem Foto im Programmheft tatsächlich wie der FDP-Vize neben dem DKP-Kanzler.

Otto Sander hat sich im Rahmen dieser ähem Netzseite hier ja bereits im Rahmen eines Interviews selbst darstellen dürfen. Und nun macht er tatsächlich den Jim Morrison bei "American Poet". Der Sinn dieser Aktion erschließt sich vielleicht nicht direkt, aber in der Postmoderne darf ja jedeR jedeN darstellen. Ach ja, klar: Sie sind etwa eine Generation! Nur ist Jim ewig jung geblieben – so eben.

P.S.: "Die drei ??? und der seltsame Wecker" in der Grugahalle ist selbstverständlich ausverkauft.

Berg und Riemann am Dienstag ab 20 Uhr in den Kammerspielen.
Rowohlt und Maintz am Donnerstag ab 20 Uhr in Gladbeck.
Die Premiere von Sander und Morrison am Samstag ab 20 Uhr in der Rottstr. 5.

 

Uhlenberg verbreitet weiter PFT-Märchen

Recherchen von Westpol offenbaren: Es tut sich immer noch nichts bei der Bekämpfung der Gifteinleitungen in die Ruhr. Toll.

Zitat: Nach dem Skandal um PFT in nordrhein-westfälischen Flüssen hatte Umweltminister Uhlenberg vor zwei Jahren Besserung versprochen. Doch passiert ist bislang wenig. Nach Westpol-Informationen werden in zahlreichen Kläranlagen immer noch erhöhte Werte gemessen. Stadtwerke fordern deshalb, die Industriebetriebe, die die Giftstoffe einleiten, stärker in die Pflicht zu nehmen.

Den ganzen Beitrag gibt es hier: klack