Heute hat mich ein Bekannter gefragt, warum wir Ruhrbarone nicht mehr und intensiver auf die Kulturhauptstadt einprügeln. Ich habe gestockt und gesagt, nun, eigentlich finde ich die Kulturhauptstadt verdammt wichtig. Ohne die Kulturhauptstadt wären heute wahrscheinlich die meisten Projekte der Internationalen Bauausstellung IBA platt wie tausend andere Brachen. Und eigentlich fand ich die IBA nicht schlecht.
Gut, sagte mein Gesprächpartner, die IBA wurde von vielleicht einem duzend Leute gemacht. Bei der Kulturhauptstadt sind bald sechs Duzend beschäftigt.
Ich musste kurz stutzen und zugeben, dass es eigentlich immer schwieriger wird, das Prestigeprojekt von Heinz-Dieter Klink, Oliver Scheytt, Fritz Pleitgen und Wulf Bernotat zu verteidigen. Es hagelt schlechte Nachrichten.
Zunächst die Nummer mit der Vernetzung. Sie ist nicht da. Der einzige offizielle Partner – eine Rechtsanwaltkanzlei. Die Hauptsponsoren – nicht mal alle mit Logo vertreten. Die Metro/Haniel ist immer noch nicht dabei. Sei es weil die Ruhr 2010 es nicht gebacken bekommt, das Logo einzubauen, sei es, weil die Metro/Haniel kein Logo geschickt hat.Sei es, weil die Metro/Haniel keinen Vertrag unterschrieben hat.
Und dann die internen Dinge. Kann sich noch wer an die Logo-Posse erinnern? Dass alle Blogger nur das Ruhr2010-Logo nach einer vorhergehenden Gewissenprüfung verwenden sollten?
— Update: —
Ein Freund hat mir gerade das Co-Branding-Paper der Kulturhauptstadt geschickt. 60 Seiten. Hier kann man es runterladen. Klack. Auf Seite 13 steht das "Wording" der Ruhr 2010. Man darf nicht sagen. "Die Ruhr 2010 hat zum Ziel…." Man MUSS sagen: "RUHR.2010 hat zum Ziel…" Man soll auch nicht schreiben: "Europäische Kulturhauptstadt". Stattdessen soll man verbreiten: "Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010"
Tja, wenn die da sonst keine Sorgen haben und stattdessen genügend Zeit finden für ihr Logo 60 Seiten vollzumachen. Hach….
Ich werde weiter die Ruhr 2010 schreiben, schließlich ist das eine GmbH. Also eigentlich die Ruhr 2010 GmbH.
— Update Ende —
Naja, damit hörte die Logo-Kiste nicht auf. Ich weiß von einem Bekannten aus der Ruhrpresse, der produziert im Jahr mehrere hunderttausend Broschüren, Hefte und Bücher, durchaus weltweit. Jedenfalls bot der Scheytt in einem persönlichen Gespräch an, das Ruhr 2010 Logo in seine Veröffentlichungen zu pressen. Nach dem Motto: „Schöne Grüße aus der Kulturhauptstadt 2010“.
Scheytt sagte, dann müsse man über Lizenzgebühren reden.
Lizenzgebühren, die der Mann mit den Publikationen kriegt?
Nein, Lizenzgebühren die Scheytt haben wollte, damit der Mann das Ruhr2010-Logo nutzen durfte, um es in seinen Magazinen, Büchern und Broschüren zu drucken. Scheytt konnte nicht verstehen, dass es Werbung für seine Kulturhauptstadt ist, wenn das Logo ein paar hunderttausendfach gedruckt wird. Dafür müsste die Ruhr2010 eigentlich jede Menge Geld zahlen. Der Mann ist ein renomierter Unternehmer im Revier und kein Haiopai.
So starb die Nummer. Sie starb so, wie die Projektanträge, die einfach in der Ruhr 2010 verschwunden sind oder die Einladungen zur Eröffnungsveranstaltung. Intern hieß es mal, eine Praktikantin habe die Adressen vertrödelt. Was weiß ich.
Ich weiß aber, dass es extrem schlecht kommt, wenn ein Projektantrag der Emschergenossenschaft im Trubel untergeht.
Natürlich ist es nicht leicht, so viele Kulturleute wie im Ruhrgebiet unter einen Hut zu bekommen.
Aber darf das eine Entschuldigung dafür sein, wenn man Städten wie Oberhausen Teile der Finanzierung für Einzelprojekte wie diese Kanalgeschichte aufbürdet, dann bemerkt, dass Oberhausen seinen Eigenanteil nicht bezahlen kann und anschließend versucht, die Geschichte zu vertuschen? Was sollen die Oberhausener denken, wenn jetzt auch noch die Nummer im Gasometer mit den Religionen platzt? Da hat doch keiner mehr Lust mitzumachen. Diese Demotivation ist flächengreifend im Ruhrgebiet zu spüren.
Ja, ich gebe zu, es ist schwer die Kulturhauptstadt zu verteidigen. Trotzdem muss sie ein Erfolg werden. Ich weiß nicht wie. Die Luftballone über den Schächten drohen zu platzen. Die Zweite Stadt ist geplatzt. Nur das Picknick auf der A40 nicht. Die Finanzierung ist mager und wird durch ausbleibende Sponsoren immer magerer.
Ich weiß nicht wie. Aber die Kulturhauptstadt muss zum Erfolg werden. Und wenn Scheytt und Pleitgen das nicht können, dann müssen vielleicht andere ran. Gibt es noch eine Chance? Oder ist alles zu spät und wir müssen mit den beiden Matadoren da durch?
Was sagen eigentlich Klink und Bernotat dazu?