Foto: Vattenfall
Etwas neues fährt los in Deutschland. Elektromobile. Sie haben gewaltigen Schub. Die großen Energiekonzerne versuchen innerhalb von wenigen Jahren die neuen PKW flächendeckend in Ballungsräumen durchzusetzen. Ich muss zugeben: ich bin von den Plänen ziemlich begeistert. Man kann die neuen E-Wagen mit Windstrom betanken oder mit der Kraft der Sonne. Auf jeden Fall sind sie leise und schick.
Los geht es in Berlin. Hier hat als erster Konzern Vattenfall gemeinsam mit BMW ein Pilotprojekt gestartet, um die Elektrowagen einzuführen. In Kürze will der Versorger RWE zusammen mit Daimler in der Hauptstadt ein zweites Studienvorhaben in Gang setzen.
Die erste Vattenfall-Ladesäule für Autos steht in Berlin-Treptow. Ein unscheinbares Ding, ungefähr Mannshoch und blau, in der Mitte mit einem herausziehbaren Starkstromstecker. Hier sollen ab Frühsommer die ersten Mini-Cooper aus dem Hause BMW mit Stromantrieb geladen werden. Weitere 49 Steckerhalter sollen für insgesamt 100 Minis Berlinweit folgen. Der Beauftragte für das Projekt aus dem Haus der Autobauer, Peter Ratz, verspricht, dass ein Mini innerhalb von rund vier bis sechs Stunden vollgetankt ist. Ab Herbst sollen dann auch 100 Elektro-Smarts aus dem Hause Daimler in Berlin zum Einsatz kommen. Für dieses Pilotprojekt verspricht der Essener Konzern RWE den Bau von Berlinweit 500 Tankstellen. Alle Ladestationen sollen in Tiefgaragen, Bürostellflächen und Privatgaragen installiert werden. Eben überall dort hin, wo die Wagen gezwungenermaßen lange stehen. Dazu sollen einige Ladesäulen auf öffentlichen Gelände installiert werden.
Vattenfalls Chef für den Berliner Markt, Werner Süss, verspricht, dass alle Säulen untereinander kompatibel sein sollen. Dass also die Mini-Fahrer auch an den RWE Säulen tanken können und umgekehrt. „Dazu haben wir uns auf Standards geeinigt.“ Schwieriger werde es allerdings, die notwendigen Abrechnungssysteme für einen Massenmarkt zu entwickeln. Dazu kommen Probleme bei der Schnellbetankung. Auch die Wirtschaftlichkeit der neuen Wagen ist noch nicht ganz klar.
Aber ist das erst geschafft, steht dem Erfolg der Stromautos nach Ansicht von RWE-Strategievorstand Leonhard Birnbaum nichts mehr im Weg. Schon in wenigen Jahren könne sich die Technik durchsetzen und damit ein attraktives Neugeschäft für die Stromversorger aufreißen. Schon in gut zehn Jahren würden die E-Fahrzeugen bis zu 100 Mrd Kilowattstunden im Jahr verfahren, glaubt Birnbaum. Das entspricht fast einem Fünftel des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland auf heutigem Niveau.
Um diese Zahlen zu erreichen müsste laut RWE-Vorstand Birnbaum jedes vierte neu-zugelassene Auto im Jahr 2020 mit Strom betrieben werden. „Die Zeit dazu ist reif“, sagte der Energiemanager. Als Grund für seinen Optimismus nennt der RWE-Mann vor allem das politische Interesse an den Klimafreundlichen Autos. Die Strom-PKW würden bedeutend weniger CO2 ausstoßen als Benziner und könnten sogar ganz auf Umwelt-Power ausgelegt werden. Damit sei die Technik zukunftssicher.
Vattenfall macht diese Öko-Vision im Berliner Pilotprojekt schon wahr. Alle Mini-Cooper mit Batterie würden ausschließlich mit grüner Energie betrieben, sagte Vattenfall-Manager Süss. Die entsprechenden Abrechungen bekomme jeder Testfahrer auf seine heimische Stromrechnung geschrieben. Die Kosten für eine Strecke von 100 Kilometern auf Öko-Strom würden bei rund drei Euro liegen.
Wie schnell sich die Elektroautos durchsetzen, ist trotzdem noch offen. Willi Diez, Professor am Institut für Automobilwirtschaft in Nürtingen schätzt, dass bis 2015 etwa 30 000 E-Fahrzeuge auf den Straßen sind. Bis 2020 könne diese Zahl auf bis zu drei Mio Fahrzeugen steigen. Entscheidend sei es, die Reichweiten der Wagen auf über 150 Kilometer zu schrauben. Zudem müssten die Kosten der Akkus auf unter 1000 Euro je Kilowattstunde Leistung fallen.
Vattenfall und BMW sehen sich hier schon auf einem guten Weg. Zwar könne eine Batterie derzeit noch bis zu 35.000 Euro kosten für den Mini, allerdings liege die Reichweite bei über 200 Kilometern. Mit Wachstum des Marktes sei mit einem schnellen Verfall der Batteriepreise zu rechnen.
Auch RWE-Vorstand Birnbaum glaubt, dass die Schwierigkeiten beherrschbar sind. Seiner Meinung nach liegt einer der wichtigsten Vorteile der Elektro-Flotte darin, ein wichtiges Problem beim Windstrom in den Griff zu kriegen. Derzeit wird das Netz instabil, wenn Produktionsspitzen in der Nacht oder am Tag in die Systeme gedrückt würden. In Zukunft könnte diese Windenergie einfach in Millionen Autobatterien vertankt werden und damit die Stabilität der Netze sichern helfen. Die entsprechende Regelungstechnik werde derzeit entwickelt, sagte Birnbaum.
Nur eins konnte mir bislang noch keiner richtig erklären. Wie unterscheidet sich eigentlich ein Stromauto im Kern von einer Nachtspeicher-Heizung? Und die werden gerade verboten. Weil sie nicht effizient sind. Aber das kriege ich auch noch raus. RWE-Chef Birnbaum sagte jedenfalls sinngemäß, die Stromwagen seien Nachspeicher auf Rädern.
Ja und dann? Warum zur Hölle wird sowas nicht im Revier ausgetestet.