Bericht von der WAZ-Betriebsversammlung

Gerade erreichte uns folgender Bericht von einem Kollegen, der die heutige WAZ-Betriebsversammlung besucht hat. Wir geben ihn weiter:

Eines vorweg: Es lässt einen “normalen” Lokalredakteur vor Wut fast platzen, was da heute wieder für ein Drama auf der Betriebsversammlung abgegeben wurde.

Wären wir Kollegen nicht so in Angst um unsere Arbeitsplätze und denkbaren Szenarien einer Abstrafung durch die Obrigkeit bei klaren Worten aus der Belegschaft, es wäre heute wohl zur offenen Konfrontation insbesondere mit dem Menschen gekommen, der eigentlich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Wortgewalt für den Ethos des journalistischen Berufsstandes Partei ergreifen sollte, sich aber in Eitelkeit, Selbstherrlichkeit und Ignoranz gegenüber der Bedeutung lokalen Inhaltes in unserer Regionalzeitung so sehr verstrickt hat, dass er lediglich als Marionette der Geschäftsführung und als Medienkaspar taugt.

Es war schon ein Trauerspiel, Reitz heute außer Fassung geraten zu sehen ob der (im Verhältnis zum Denkbaren) noch harmlos formulierten Kritik aus dem Betriebsrat. Hat er tatsächlich erst heute gemerkt, dass in den Lokalredaktion blankes Entsetzen, Wut und Verständnislosigkeit herrscht ob des Kahlschlags in den Redaktionen? Das heute durchexerzierte Beispiel Hattingen ist doch wirklich nur ein Beispiel. Hattingen ist überall, wo Reitz keinen “Metropolenzuschlag” verteilt. Teilweise wird das Personal in den Redaktionen fast halbiert, es soll aber gleich viel bzw. noch etwas mehr Platz in der Zeitung redaktionell “gefüllt” werden. Das ist schon jetzt in vielen, wenn nicht allen Redaktionen nur möglich, weil Redakteure unbezahlte Überstunden machen, sich für IHR Produkt aufreiben, in der Familie in Erklärungsnot geraten, warum sie denn wieder so spät zuhause sind, warum sie so wortkarg aufs Sofa fallen und ewig müde sind. Wenn Reitz oder Klümper in ihrer Amtszeit nur ein wenig mehr als null Gespräche über das Thema Arbeitsverdichtung und -belastung im Lokalen geführt hätten, wäre ihnen nicht verborgen geblieben, dass in den Redaktionen schon jetzt die am Stock gehen, die sich reinhängen fürs Produkt, weil sie für eine gute WAZ stehen wollen, weil sie sich bei den Lesern und in ihrer Stadt nicht blöd angucken lassen wollen nach dem Motto: Ach, Sie sind von der WAZ. Ja, die ist mir nicht hintergründig genug…

Hintergrund, Inhalt, investigativer und damit qualitätsvoller Journalismus vor Ort bedingt eine adäquate Personalstärke. Wenn heute die Arbeitslosenzahlen präsentiert werden, reicht es nicht, zur PK der Agentur zu gehen. Guter Journalismus hinterfragt die Dinge, deckt soziale Schieflagen dahinter auf etc. Das ist schon heute in den Lokalredaktionen kaum möglich, weil Thema B und C auch noch zu beackern sind, daneben Online, Telefonate, Leserkontakt, Redaktionsbesuche, Tagesplan, Wochenplan, Bilderwünsche, Anforderungen aus dem Mantel etc pp. – Klar, dass Reitz, Klümper und Co. immer noch denken, es sei mehr möglich. Sie haben sich nie mit der Arbeitssituation vor Ort auseinandergesetzt. Sie sind völlig entfremdet. Es ist letztlich wie bei Hartz IV. Die Chefredaktion fordert, aber sie fördert nicht.

Erst heute hat Reitz wohl Lunte gerochen, dass in den Lokalredaktionen längst ein riesiges Pulverfass steht, das hochzugehen droht. Er macht sich mit einem gut bestückten Content Desk schick für Lobhudeleien der High Society, wir in den Lokalredaktionen kriegen die Schmäh vom Leser. Es ist eine Farce, dass Reitz heute rumschicklerte und mit den Prozentzahlen der Einsparungen in Mantel vs. Lokalem (die auf den ersten Blick fast identisch sind) versuchte, die Stimmung wieder ein wenig zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Fakt ist ein anderer: Der Mantel der drei Titel wird zusammengelegt, die Lokalredaktionen bestehen aber fort. Der Mantel (Content Desk) könnte, weil er weniger Inhalt zu produzieren hat, mehr einsparen als das Lokale. Aber es scheint, dass Reitz sich sonnen will, sein Arbeitsumfeld muss stimmen. Überspitzt könnte seine Auffassung von der Zukunft SEINER WAZ so aussehen: Was kümmert mich das Lokale, das, wo die Leser sich mit verbinden? Hauptsache, ich kann mit einem bei Regionalzeitungen unvergleichlichen Konzept im Mantel prahlen…

Sorry, aber: WAS FÜR EINE SCHEISSE!!!

Das, was auch künftig im Mantel stehen wird, wird die Leser nicht wesentlich mehr interessieren, weil sie die Themen längst anderswo aufgefangen und deren Inhalt aufgesogen haben. Das Lokale kann ihnen bis jetzt niemand in der Form bieten wie die Tageszeitung. Anstatt diese inhaltlich (!) und konzeptionell (!), werden sie rasiert. Ohne dass mal einer der Herren Reitz, Klümper und Co. über Konzepte und Möglichkeiten mit denen gesprochen und debattiert haben, die die Erfordernisse und die Arbeit vor Ort kennen. Da schwadroniert Reitz heute darüber, viele seien froh, in Zukunft unter seinem neuen Konzept mit Regio Desk arbeiten zu können. Lokalchefs stünden dahinter… Welch eine Lüge, welch ein Offenbarungseid für diesen Egozentriker. Reitz hat wohl vergessen, dass die Lokalchefs einen Brief formuliert haben, in denen sie sich entschieden gegen die Pläne im Lokalen wenden. Wenn ich richtig informiert bin, hat die Chefredaktion, als sie davon Wind bekommen hat, den Lokalchefs Sanktionen angedroht, wenn sie ihr Papier unterschreiben und an Geschäftsleitung und Gesellschafter versenden.

Darin heißt es:

“Wir, die Leiterinnen und Leiter der WAZ-Lokalredaktionen, fürchten, dass mit der Restrukturierung der vier NRW-Titel eine Strategie verfolgt wird, die dauerhaft für die WAZ und ihre Abonnentenzahl schädlich ist: Das Schickler-Konzept sieht eine Schwächung der Lokalredaktionen vor. Das widerspricht der erklärten WAZ-Philosophie, die ihre Kernkompetenz im Lokalen sieht und daraus ihre Leserschaft bezieht.
Mit der Zielvorgabe “One man one page” im Lokalen ist die geforderte und für die Zukunft der WAZ notwendige Qualität der Berichterstattung nicht zu gewährleisten. Dieser Personalschlüssel steht zudem in keinem Verhältnis zu der für den Content Desk geplanten Mitarbeiterzahl. Aus unserer Sicht ist es unumgänglich, die Relationen zu Gunsten der Lokalredaktionen anzupassen. Die bereits erfolgte Umfangsreduzierung hat überdies in vielen Lokalredaktionen schon zu gravierenden Qualitätsverlusten geführt.

Auch die bislang geplanten Regionalen Produktionsdesks betrachten wir als kontraproduktiv. Aus lokaler Sicht sind mit der beabsichtigten Struktur keine Synergien zu erzielen, sondern eher das Gegenteil: zusätzliche organisatorische Hürden, die wertvolle Arbeitszeit binden. Eine regionale Produktion von Seiten widerspricht elementar unserern Erfahrungen aus dem redaktionellen Alltag in den Stadtredaktionen. Sie würde keine Entlastung bringen, sondern Mehrarbeit und Qualitätsverluste. Die geäußerte Erwartung, dass – in der Struktur der Revierstädte – durch Auslagerung produktionstechnischer Prozesse Freiräume zur journalistzischen Arbeit geschaffen werden, teilen wir nicht.

Uns geht es dabei nicht um die grundsätzliche Ablehnung von Desks und Arbeitsbündelung. Vielmehr befürworten wir diese Organisationseinheiten für Großstädte wie Duisburg, Essen, Bochum oder Gelsenkirchen, in denen in der Tat Arbeitsabläufe konzentriert werden können, ohne die Nähe vor Ort zu gefährden.

Wir, die Leiterinnen und Leiter der WAZ-Lokalredaktionen, sind der festen Überzeugung, dass lokale Qualitätsberichterstattung das Pfund ist, mit dem wir heute und in Zukunft wuchern müssen, im Print, Online, TV oder anderen mobilen Diensten. Auch im Namen unserer Mitarbeiter bitten wir Sie eindringlich, das geplante Restrukturierungskonzept gründlich zu überdenken und zu Gunsten der Lokalredaktionen zu verändern. Wir bieten dazu unsere engagierte Mitarbeit an.”

Bedarf es hierzu noch Worten? Erst heute hat die Chefredaktionen ihren autoritären, ja monarchistischen Führungsstil wohl doch mal etwas kritischer gesehen, weil es in der Betriebsversammlung offensichtlich war, dass sie jeglichen Rückhalt in den Lokalredaktionen verloren hat und die Motivation der Mannschaften vor Ort durch ihre Ignoranz kräftig beschädigt hat.

Heute Abend trudelte dann plötzlich folgende Mail in die Lokalredaktionen:

“Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
im Nachgang zur heutigen Betriebsversammlung werden Herr Kloß und ich in den nächsten Wochen jede Lokalredaktion aufsuchen, um etwaige Fragen im Zusammenhang mit den geplanten Umstrukturierungen in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen zu klären. Terminabsprache folgt über Frau Emich-Hermes. Einen schönen Abend.
Mit freundlichem Gruß
Wilhelm Klümper”

Na, schönen Dank auch. Hoffentlich ist es nicht zu spät…

WIR WOLLEN GUTE ARBEIT LEISTEN, NUR WERDEN WIR DER MÖGLICHKEITEN DAZU BERAUBT!!!

Kölner Unglück: Fragen an deutsche Ingenieurskunst, Medien und Politiker-Parallelgesellschaften

Nach wie vor werden Menschen vermisst. Drei Hunde sollen an der gleichen Stelle des Schuttberges angeschlagen haben. Doch mit Rettungsarbeiten kann erst morgen begonnen werden. Man weiss nicht, wo man in der eng bebauten Kölner Südstadt die großen Kräne hinstellen soll, wo der abgeräumte Schutt zwischengelagert werden kann, wie LKWs und anderes Großgerät manövriert werden sollen.

Nach wie vor fürchtet man einstürzende Nachbargebäude und hofft, dass niemand in dem Schutt liegt, weil wenn, dann sei die Überlebenschance nahe 0.

Liebe deutsche Ingenieure: haben wir kein Kleingerät, um bedrohte Menschen auszubuddeln? Wie haben das unsere Großeltern eigentlich nach 1945 gemacht? Die hatten auch keine Großkräne und LKWs, nur die Superglücklichen hatten überhaupt ein Fahrrad. Ist es Blödsinn das zu fragen?

Deutsche Medien: wie müssen es die Angehörigen der Vermissten wohl empfinden, wenn ihr die vielen Betonmischer bewundert, die jetzt seit 24 Stunden und noch weitere 12 Stunden instabile Löcher verfüllen, während man mit der Rettung der Vermissten immer noch nicht beginnt (beginnen kann?)? Wie müssen es die Angehörigen empfinden, wenn jetzt über den Versicherungswert der zerstörten Kulturgüter spekuliert wird. Die Spekulationsspannbreite reicht derzeit von 60 bis 400 Mio. Euro – der Hinterbliebene des Althaus-Skiunfall-Opfers, nur mal so zum Vergleich, bekam großzügige 5.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Das sind doch mal Maßstäbe, oder? (österreichische allerdings)

Deutsche Politiker: Wie immer schiesst einer von Euch, der Kölner Oberbürgermeister Schramma den Vogel ab. Ihm ist jetzt ein Licht aufgegangen, nämlich dass U-Bahn-Bau in dicht bebauten Städten eigentlich heutzutage nicht mehr zu verantworten sei. Neben ihm sitzt bei anderer Interviewgelegenheit der Sprecher seiner Verkehrsbetriebe und erklärt ebenso wortreich, dass an einen Baustopp nicht zu denken sei, das sei auch für die Sicherheit kontraproduktiv. Ist das nicht beruhigend? Ein Investment, das von gut 600 Mio. auf über eine Mrd. Euro gestiegen und damit immer noch nicht fertig ist, das mögen die Herren, die hier mit unserem Steuergeld hantieren, eben nicht gerne so einfach aufgeben.

Wäre es vielleicht besser gewesen, wenn das Gerücht von den 30 Opfern stehengeblieben wäre? Hätte es dann andere Prioritäten gegeben? Hätte das die zwei oder drei Vermissten vielleicht retten können? Darf man das fragen? Ich lasse mich gerne belehren.

Werbung


Wenn Opel geht…

Mit Opel könnte es zu Ende gehen. Das ist für die Mitarbeiter dramatisch und für das Ruhrgebiet erst einmal ein Problem – eröffnet aber auch Chancen. Und über die sollte man langsam aber sicher mal anfangen nachzudenken.

In der Öffentlichkeit gibt es für die Politiker des Ruhrgebiets scheinbar keine Alternative zu den eingeübten Ritualen: Man ist solidarisch mit den Beschäftigten an den Opel-Standorten, will künftig mehr Autos mit dem Blitz fahren und fordert staatliche Unterstützungsgelder. Wer von diesem Kurs abweicht hat gute Chancen als herzloser Verräter gebrandmarkt zu werden.

Also wird jetzt erst einmal das praktiziert, was man als symbolische Politik bezeichnet: Sie soll ein gutes Gefühl geben und die Nähe der Politiker zu den Menschen zeigen. Im besten Fall wird sie uns nicht allzu viel Geld kosten.

Dabei wird hinter den Kulissen längst an Plänen für die Zeit nach Opel gearbeitet. Seit Jahren. Es ist zwar nicht so, dass da komplette Pläne in den Schubladen liegen, aber es gibt Gedankenspiele und Überlegungen – und eine geübte Praxis, denn seit Jahren zieht sich Opel stückweise aus Bochum zurück und gibt Flächen frei, auf denen zum Teil neue Unternehmen angesiedelt wurden.

Geht Opel ganz, werden in einer guten Lage Mitten im Ruhrgebiet 170 Hektar beste Industriefläche frei. Werden die noch, wie geplant, schnell an die Autobahn angeschlossen, eignen sie sich mittelfristig gut für die Ansiedlung neuer Unternehmen, denn es gibt im Ruhrgebiet einen Mangel an erschlossenen Industrieflächen (GI). In ein paar Jahren könnten hier neue Arbeitsplätze entstehen – allerdings nicht mehr in einer Branche und bei einem Arbeitgeber, sondern bei zahlreichen Arbeitgebern in verschiedenen Branchen. Im Idealfall nutzt man die Kooperationsmöglichkeiten, die sich zwischen Unternehmen und den beiden benachbarten Hochschulen, der Ruhr-Uni und der TU-Dortmund ergeben.

Wir sollten also aufhören, wie das Kaninchen auf die Schlange Opel zu starren, sondern jetzt anfangen die Zukunft ohne Opel oder mit deutlich weniger Opel zu planen. Wird der Weg einfach? Nein, einfach wird er nicht, aber er ist zukunftsweisender als die Fixierung auf ein marodes Automobilunternehmen, das seit Jahrzehnten Arbeitsplätze abbaut und nach Meinung zahlreicher Experten alleine keine Chance hat, auf dem Markt zu überleben.

Also: Wer unbedingt staatliches Geld ausgebene will, sollte es für die Aufbereitung der Opel-Flächen für künftige Ansiedlungen ausgeben und nicht für den Erhalt von Opel.

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

Masterplan: Vision und Wirklichkeit…Der Westen

Mac: Neue iMacs und neuer Mac-Mini…Macnotes

Opel: Bund zweifelt an Rettungsplan…Stern

Wahlcomputer-Aus: Die Folgen für Dortmund…Claudia

Grüne: Blogger-Einladung nach Hagen…Pottblog

Theater: Neue Schauspieldirektor in Dortmund…Der Westen

Sport: Vereine vor der Pleite…Ruhr Nachrichten

Gelsenkirchen: Neue Sozialberichterstattung…Gelsenkirchen Blog

Pop: Oasis darf nicht nach China…Stern

Kugel schützte Landrat Welt nicht vor bösen Schwingungen

Gegen den Recklinghäuser Landrat Jochen Welt und einen Mitarbeiter der Kreisverwaltung wird wegen Untreue ermittelt. Der Fall nimmt für alle Freunde des Übersinnlichen eine dramatische Wendung genommen.

Schlechte Nachricht für alle die sich vor bösen Schwingungen schützen wollen: Kugeln helfen nicht! Das ist eine bittere Erkenntnis aus einer Sitzung des Sonderausschusses des Kreistages Recklinghausen, der sich mit dem Untreueverfahren gegen Landrat Jochen Welt und einen in Kassel lebenden Sicherheitsbeauftragten der Kreisverwaltung beschäftigt. Beide sollen Esoterikschulungen über den Kreis abgerechnet haben.

Der Sicherheitsbeauftrage hatte eine solche Böse-Schwingungen-Verhinderungskugel dem Landrat geschenkt, der sie auf seinem Schreibtisch hatte – wo sie kläglich versagte: Die bösen Schwingungen der Staatsanwaltschaft Bochum konnte sie nicht abhalten.

Auch über die von den beiden Esoterikfreunden verursachten Schadenssummen ist auf der Sitzung des Sonderausschusses gesprochen worden: Der Sicherheitsbeauftrage aus Kassel soll gut 30.000 Euro Schaden verursacht haben. Bei Welt waren es wohl so um die 5.000 Euro – und dessen Esoterikschulungen waren wohl mit dem Gesetz vereinbar, so dass alle nun mit einer Einstellung des Verfahrens gegen Welt rechnen. Ob die  Böse-Schwingungen-Verhinderungskugel in  die möglicherweise für Welt glücklichen Wendung des Falles involviert war, konnte der Ausschuss nicht feststellen.  

Bochum Opel: Die ersten Zahlen

Illu: Tonwertkorrekturen

Heute ging die erste Schicht bei Opel in Bochum nach Tagen der Kurzarbeit wieder ans Band. Und wie Platzregen verbreiten sich die Details aus dem "Rettungspaket", an dem auch die Bundesregierung zweifelt. Es scheint klar, dass gut 1600 von noch 4600 Mann in Bochum ihren Job verlieren sollen. Dazu 1200 Mann aus Rüsselsheim. Das Werk in Eisenach steht zum Verkauf. Das Werk in Antwerpen soll dicht gemacht werden. Die Tage des Zitterns haben begonnen.

Vor allem eins ärgert die Männer und Frauen am Band. Eine Provokation. Die im Herbst beschlossene Tariferhöhung von rund 4 Prozent will Opel nicht an die Arbeiter weitergeben. Eigentlich sollte das Geld in diesen Tagen an die Belegschaft ausgezahlt werden. Doch das passiert offensichtlich nicht. Nach Ansicht von Opel-Betriebsräte ist das ein Bruch des Tarifvertrages, der zwischen IG-Metall und den Arbeitgebern ausgehandelt wurde.

Und noch etwas wundert viele im Bochumer Werk. Kurz nachdem sich der Betriebsratschef von Opel in Rüsselsheim, Klaus Franz, und IG-Metall-Chef Berthold Huber auf dem Aktionstag letzte Woche dafür aussprach alle Standorte zu sichern, hob Franz im Aufsichtsrat die Hand dafür, Eisenach zu verkaufen und Antwerpen dichtzumachen.

Morgen wird die Nachricht im Bochumer Werk die Runde machen. Es wird diskutiert. Auch über die unterschiedlichen Signale, die aus dem GM-Management kommen. Mal heißt es, es würden weniger Stellen abgebaut, dann wieder ist die Rede von drei Werken, die dicht gemacht werden sollen. Aus den Tagen des Zitterns können dann Tagen des Zorns werden.

Werbung


Aus für die Hobbytronic

Man konnte es schon ahnen: Seit Wochen stand auf der  Webseite der Hobbytronic nur noch ein Baustellenschild. Nun ist es offiziell: Die Hobbytronic 2009 findet nicht statt.

Foto: Messe Dortmund

Wie die Ruhr Nachrichten unter Berufung auf den Veranstalter der Messe, die Westfalenhallen Dortmund GmbH, melden, wird die Hobbytronic im diesem Jahr mangels Ausstellerinteresses nicht stattfinden. Ob es im kommenden Jahr zu einer Neuauflage kommen wird ist fraglich.

Zeit Abschied von der 1978 als "HobbyTronic und Computerschau"  gegründeten Messe zu nehmen. Ich war dass erste Mal 1988 da und erlebte gleich einen Schock: Als stolzer und frischgebackener Besitzer eines Atari 1040 ST erschrak ich als  ein junger Mann meine Unterschrift unter einen Petition mit dem Titel "Rettet den ST" haben wollte. Heute sollte man überlegenpb man nicht aus romantischen Gründen Unterschriften für die Rettung der Hobbytronoc sammelt.    

Nachrichtenlage zum Kölner Hauseinsturz

Anfängliche Gerüchte über 30 Todesopfer scheinen sich zum Glück nicht zu bestätigen. WDR-Quellen, u.a. der geschätzte Kollege Frank Ãœberall, berichten von zwei Vermissten und „noch nicht einmal Schwerverletzten“. Das ist wohl der Vorwarnung durch einige Bauarbeiter zu verdanken, die einen Wassereinbruch im Untergrund festgestellt hatten. Gerätselt wird noch über die Ursachen.

Hauptverdächtiger ist der U-Bahnbau der Kölner Nord-Süd-U-Bahn, durch den bereits im Jahr 2004 ein in unmittelbarer Nähe des heutigen Gebäudeeinsturzes befindlicher Kirchturm Berühmtheit als „Schiefer Turm von Köln“ gewann. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, dann ist der materielle Schaden noch um einiges größer, als er der Stadt Köln schon durch mehrere hundert Mio. Euro schwere Verlustgeschäfte ihrer Sparkasse entstanden ist. Und über die großzügig bereitgestellte Landesförderung für dieses unsinnige U-Bahn-Bauprojekt haben wir dann diese Katastrophe alle mitfinanziert.

Der Kölner Südstadt bleibt wirklich nichts erspart. Von Brauchtumsgruppen wie Black Föss und BAP viel besungen, durch den U-Bahn-Bau in ähnlicher Weise ruiniert, wie  z.B. Essen-Altenessen, im Karneval von alkoholisierten Bergheimer Besatzungstruppen überfallen, und nun stürzen dort auch noch ganze Häuser ein. Hoffen wir, dass es wirklich keine Todesopfer gab.

Update:
Bei dem eingestürzten Gebäude handelt es sich um das Historische Archiv der Stadt Köln. Der kulturelle Wert der vernichteten Dokumente, darunter Nachlässe von Heinrich Böll und Jacques Offenbach, ist noch nicht abschätzbar. Zahlreiche Nachbargebäude sind einsturzgefährdet und geräumt worden. Gefahren lauern auch in möglicherweise defekten Versorgungsleitungen.

Die Kölner Polizei meldete am Abend drei vermisste Personen. An Räumungsarbeiten sei wegen weiterer Einsturzgefahren noch nicht zu denken.

Ursache soll ein unterirdischer Erdrutsch sein. Erdreich unter dem Stadtarchiv sei in den U-Bahntunnel gerutscht.

Eberhard Illner, ein ehemaliger Abteilungsleiter des Stadtarchives, erklärte in Interviews, u.a. mit der WDR-Lokalzeit Köln und dem Deutschlandradio, die Stadtverwaltung Köln bereits vor Monaten auf Risse und Bodenabsenkungen in dem 1971 errichteten Gebäude hingewiesen zu haben. Die Schäden seien durch den U-Bahnbau hervorgerufen worden.