Freitag, 13. Februar, 21.00 Uhr, Tanzcafé Hösel, Dortmund
Flunkerei: Citroen C1 verbraucht zuviel Benzin
Foto: privat
Vor knapp anderthalb Jahren habe ich mir ein Auto gekauft. Einen Citroen C1. Der wichtigste Grund für den Kauf des Wagens war dessen angeblicher Benzinverbrauch. Klar, ich fand den Franzosen auch schick und er war schnell, klein und kompakt. Alles gute Gründe für das Auto. Aber, wie gesagt, entscheidend für den Kauf war der angegebene Benzinverbrauch. Und da bin ich reingefallen. Denn die Angaben im Citroen-Prospekt waren richtig fett geschummelt.
Aber der Reihe nach: Ich wollte mir ein kleines Auto kaufen. Einen Wagen, der so wenig wie möglich verbraucht. Denn ich wollte möglichst wenig Geld zur Tankstelle tragen. Dafür war ich auch bereit ein wenig mehr Geld zu bezahlen. Für den PKW.
Nun denn, ich habe zuerst nachgesehen, welche Autos die sparsamsten sind. Dabei bin ich auf den Begriff 3-Liter-Auto gestoßen. Ich habe mich direkt entschieden, nur die Autos anzuschauen, die unter diesen Begriff geführt wurden. Neben dem VW Lupo waren das der Audi A2 und der Smart.
Dann wurde ich das erste Mal überrascht. Ein Drei-Liter-Auto heißt nämlich auch so, wenn es 3,8 Liter je hundert Kilometern Benzin verbraucht. Das ist ein Ding, was?
Ich habe dann bei der Suche nach den angeblichen Drei-Liter-Wagen eine Liste gefunden, in der mehrere Niedrigenergie-Wagen aufgeführt waren, die sich alle nicht viel im Verbrauch getan haben.
Wie dem auch sei. Der Smart war mir zu klein, da ich zwei Kinder habe. Den Lupo und den Audi A2 gab es nicht mehr als Neuwagen.
Dann habe ich erfahren, dass aus einer Autofabrik im tschechischen Kolin gute Autos kommen – die Wagen standen auch in der Liste der Sparwagen.
In Kolin werden der C1 von Citroen, der Aygo von Toyota und der Peugeot 107 baugleich erstellt. Nur die Rücklampen sehen ein wenig anders aus.
Auch vom Preis her waren die Wagen nahezu identisch.
Ich hab mich dann für das schönste Logo entschieden. Die beiden Citroen Dächer haben mir irgendwie gefallen. Deswegen habe ich mich weiter nur noch mit dem C1 näher beschäftigt.
Sein Verbrauch wurde im Datenheft so angegeben:
Gesamtverbrauch: 4,6 Liter auf 100km
Verbrauch innerorts: 5,5 Liter auf 100km
Verbrauch außerorts: 4,1 Liter auf 100km
Ok, habe ich mir gesagt, die lügen sowieso.
Die Wahrheit des Gesamtverbrauchs wird irgendwo so bei 5 Liter liegen, vielleicht knapp drüber.
Nun habe ich 50 Mal getankt. Ich bin in der Stadt gefahren, auf dem Land, auf der Autobahn und ich habe im Stau gestanden. Mit anderen Worten, ich habe ganz normal das Auto genutzt.
Manchmal, nicht zu oft, habe ich meine Kinder mitgenommen. Sehr oft war ich alleine im Auto unterwegs, denn wir haben ein größeres Auto, das wir nehmen, wenn wir alle zusammen unterwegs sind.
Und was soll ich sagen: Der Verbrauch liegt bei gemessenen 6,11 Litern je hundert Kilometern.
Gut 35 Prozent mehr als im Prospekt angegeben.
Ich habe die Tankliste hier hingestellt. Klack.
Insgesamt bin ich 27414,6 Kilometer gefahren. Ich habe gut 1,6 Liter je hundert Kilometer mehr Benzin verbraucht – als versprochen.
Das bedeutet: ich habe bis jetzt 438 Liter Benzin zu viel verfahren. Das macht ein Verlust von rund 500 Euro aus – den ich tragen muss, weil Citroen im Prospekt Unsinn erzählt hat.
Wenn ich die echten Daten gekannt hätte, hätte ich den Citroen C1 nie gekauft.
Es gibt schon große Autos, die 6 Liter verbrauchen. Ich hätte mir einen BMW kaufen können, oder was weiß ich.
Jedenfalls denke ich, jeder der sich jetzt einen Wagen kaufen will, sollte wissen, dass die Angaben im Citroen C1 Prospekt nach meinen Erfahrungen Quatsch sind.
Ruhrpilot
Nachrichten aus dem Ruhrgebiet
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Hacker: Falsches Kuranyi-Aus…Spiegel
A40: Gericht weist Einspruch zurück…Der Westen
Ruhr2010: "Kulturhauptstadt" ohne Kulturdezernent…Der Westen
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BarCamp 2.0: Anmeldung in der nächsten Woche…Hirnrinde
Bahn: VRR legt Berufung ein…Münsterländische Volkszeitung
Wittke: Och nee, nicht deswegen
Es gibt viele gute Gründe für einen Politiker seinen Hut zu nehmen. Ordnungswidrigkeiten gehören nicht dazu.
Viele Politiker haben schon aus gutem Grund ihren Rücktritt erklärt: Sie haben sich bestechen lassen oder haben ihre Position genutzt, um Parteifreunde und alte Kumpels zu versorgen. Viele Politiker hätten Grund gehabt zu gehen, weil sie mit ihrer Politik komplett gescheitert sind, zogen es aber vor zu bleiben. Und es gibt Gründe die überflüssig wie ein Kropf sind. Zu letzteren gehört jender der zum Rücktritt von Landesverkehrsminister Oliver Wittke führte. Er ist in zwei Jahren zwei mal dabei erwischt worden, zu schnell gefahren zu sein und musste seinen Führerschein abgeben. Das ist als Strafe für diese Vergehen vorgesehen und ausreichend. Seinen Hut für zwei Verkehrsdelikte nehmen zu müssen, bei denen niemand zu Schaden gekommen ist, ist schlicht lächerlich.
Nähern wir uns den USA an, in denen man von Politikern nicht nur verlangt, dass sie ihren Job machen, sondern auch dass sie nicht rauchen, gläubige Christen sind und den Dämon Alkohol meiden? Zu einer Demokratie passt das nicht: Wer erwartet, das Politiker Vorbilder sein sollen, hat etwas nicht verstanden: Wir wählen sie aus unserer Mitte und im Idealfall sind sie so wie wir – und ich kenne verdammt viele, die schon einmal den Lappen abgeben mussten. Aus guten Gründen – aber das war es dann auch. Ein Rücktrittsgrund wäre gewesen, wenn Wittke seine Position genutzt hätte, um seinen Führerschein NICHT abgeben zu müssen (Wie Strauß es einmal getan hat) – das ist allerdings nicht passiert. Oder hatte Rüttgers endlch einen Grund gefunden den eher ungeliebten Wittke zu entsorgen?
Übrigens: Wenn Wittke erklärt, er müssen nun zurück treten weil er kein Vorbild mehr sei, ist das natürlich auch Unfug: Ich fahre regelmässig Auto und weder Wittke noch Tiefensee sind meine Vorbilder. Das ist und bleibt Walter Röhrl!
Antideutsche Fußballgedanken
Die Antideutschen sind junge, ziemlich obskure Menschen, die meinen, der Kapitalismus würde sich nur durch immer mehr Kapitalismus überwinden lassen, weshalb sie aus Prinzip für England, USA und für Israel sind, die einzige westliche und marktwirtschaftliche Demokratie im Nahen Osten. So weit habe ich es verstanden. Doch was haben die eigentlich gegen Deutschland? Herrschen nicht auch hier Marktwirtschaft und Demokratie? Anders gefragt: Warum dürfen wir nicht teilhaben an der Entfesselung der globalen Marktkräfte auf dem Siegeszug zum Kommunismus? Vielleicht habe ich es jetzt begriffen – durch Fußball: Denn nirgendwo auf der Welt war und ist es so schwer für den Kick. Auch Leibesübungen sind auf dem deutschen Sonderweg. Immer noch.
Foto: ruhrbarone.de
Als der Fußball noch Trendsport war, stellte sich die deutschtümelnde Turnbewegung Strauchballspielen, Fußlümmelei und " englischer Krankheit" erst in den Weg, um die immer populärer werdende Sportart dann einzuheimsen – allerdings zu ihren Bedingungen: Man spricht seither Deutsch aufm Platz, Eckball statt Cornerkick, Elfmeter statt Penalty, Spielkaiser, Schiedsrichter statt Ref. Und alle mussten Amateure sein und den Fußball, um seiner selbst willen treten. Wer ausscherte, Geld annahm, wurde bestraft und gesperrt, auch mal ins Ausland oder den Freitod getrieben.
Mehr als 70 Jahre lang hielt das der Deutsche Fußballbund von 1900 eisern durch. Keine Profis, keine Profiliga, stattdessen Vertragsspieler, strikte Gehaltsobergrenzen, Werbeverbote. Erst als im Bundesligaskandal herauskam, das Nationalspieler für ein paar Tausender käuflich waren und selbst Weltstars wie Günter Netzer oder Gerd Müller mit der Herausgabe von Stadion-Magazinen nebenbei ihre Bezüge aufbesserten, wurde mehr Marktwirtschaft gewagt: Spielergehälter wurden frei gegeben, Trikots durften Werbung bekommen, die Gründung einer Zweiten Bundesliga.
Doch die Beharrungskräfte im deutschen Fußball waren nur geschlagen, nicht besiegt. Bis heute machen DFB und deutsche Sportöffentlichkeit den Profi-Fußball hier anders als anderswo. Der verhinderte Einstieg eines Finanz-Investoren beim Traditionsclub 1860 München KLICK zeigt mal wieder, wie schwer sich Verband, Liga und Fußballöffentlichkeit mit dem Kapitalismus tun. Oder warum untersagen ausgerechnet Statuten einer Profiliga, dass Geldgeber Einfluss auf Gremien und Management nehmen dürfen, dass Fußballclubs geschützt sein müssen vor Übernahmen? Trotz Börsenganges von Borussia Dortmund, trotz der FC Bayern München AG – am Traditions-Verein wird immer noch festgehalten. In der Finanzkrise gilt Verein sogar als Rettungsmodell.
Vereinsmeierisch fummelt sich der FC Schalke 04 übrigens gerade an die Tabellenspitze. Gestern startete der Club eine eigene Veranstaltungsreihe namens "Tore und Gewinne" KLACK. Obwohl Schalke längst ein Wirtschaftsunternehmen mit Veranstaltungsstätte ist und vor neun Jahren eine AG gegründet hat, unter derem Dach einige Töchterunternehmen agieren, preisen sie in Gelsenkirchen die heimelige Vereinstradition. Und Schalke-Präsident Josef Schnusenberg – als langjähriger Berater des dem Schalker Aufsichtsrat vorstehenden Feischmagnaten Clemens Tönnies marktwirtschaftlichem Treiben durchaus zugetan – begreift Fußball mindestens als soziale Marktwirtschaft, lieber noch als Volksgut.
Schalke, soll der Steuerberater gestern Abend auf Schalke gesagt haben, Schalke gehöre keinem "arabischen Scheich, keinem russischen Milliardär, keinem reichen Onkel". Schalke gehöre seinen Mitgliedern. Natürlich wird Applaus aufgebrandet sein – auch bei Ehrenredner Günter Netzer: "Ein Fremdinvestor", soll der ehemalige Schalkemanager, heutige Wahlschweizer, Fernsehstar und Sportrechtehändler gesagt haben, würde die "Schalker Identität verfälschen".
Leider habe ich den aufschlussreichen Abend im "Tibulsky" verpasst. Oder zum Glück: Ich hätte mich gut antideutsch geärgert. Vemutlich weniger über Wirtschaftsemigranten Netzer – irgendwie hat er ja Recht mit den Grenzen der "Schalker Identität". Mehr über Schnusenberg Angriffe auf das Gebahren der englischen Premier League. Denn auf der Insel herrsche "Gigantomanie", die Premier League sei eine Art "Fußball-Bank", die das Geld einsammle, aber hinter den Kulissen türmten sich "hässliche Schuldenberge" auf. Deshalb gelt es die Engländer genaustens zu beobachten. Und auch hierzulande müsste man sich den Anfängen erwehren. Und dann soll Präsident Schnusenberg sich auch noch zu diesem hübschen Satz verstiegen haben: "Im 18.Jahrhundert stand der Manchester-Kapitalismus für den Niedergang der englischen Fußball-Kultur. Dieser Fußball-Kapitalismus frisst seine Fans, die zum Teil gar nicht mehr in der Lage sind, die hohen Ticket-Preise zu bezahlen. Diese Entwicklung im Mutterland des Fußballs ist für mich nur noch tragisch".
Abgesehen vom historischen Lapsus – im 18. Jahrhundert gab es keine englische Fußballkultur die der Manchester-Kapitalismus hätte zerstören können – hätten das deutsche Turnväter und andere Protofaschisten kaum besser sagen können. Vor mehr als hundert Jahren!
Letzte Frage: Weiß jemand, ob sich Antideutsche für Fußball interessieren? Fordern sie das Ende des Fußballprotektionismus? Den umgehenden Einstieg ausländischer Investoren in den deutschen Fußball? Die Umbennnung der Bundesliga in Pepsi-Cola-League? Die dezentrale Vermarktung aller Fernsehrechte an Fußballspielen? Das Ende einer öffentlich-rechtlichen Fußballgrundversorgung? Die Abschaffung aller Einsatzschranken für Fußball-Ausländer? Und die bedingungslose Anerkennung der ersten Fußballweisheit: "Geld schießt Tore"?
Sie wären mir nicht unsympathisch.
PS: Ich werde heute Abend eine Michael-Ballack-Fahne anfertigen.
Rettet den Blätterwald (3) – Heute: StadtRevue
In dieser Reihe wird beständig die Sinnhaftigkeit von Printpublikationen hinterfragt. Erste Opfer waren Rolling Stone und SFT. Und auch diesmal geht es wieder dahin, wo es weh tut. Nein, nicht nur nach Köln, sondern auch zu einem Stadtmagazin. Der Autor stand kurz vor einem Besuch in der Stadt und erinnerte sich an die Karnevalstradition, empfand also den Zeitpunkt für das Thema als gekommen. Es könnte jede andere Stadt sein, aber es trifft halt Köln – diese Art Magazin natürlich.
Dom, adrette junge Frau. "Ist Zukunft planbar?". Karneval. Fußball. Und noch zwei Herzensthemen auf dem Titel: Ein schließendes Bad und ein Museum im Umbau. Die erste Anzeige innen dann für die Philharmonie. War das nicht mal ein alternatives Stadtmagazin? Wieso dann all die offiziösen Themen? Und wie als Gegengewicht direkt ein Editorial, das "ganz Persönliches" von Redakteuren erzählt und dies mit dem Titelthema in Verbindung bringt. Fehlende Distanz? Berufsbedingte Überidentifikation? Marketingkniff? Man wird sehen. Rein ins Blatt.
Nach den Leserbriefen erst einmal weitere "Geburts- und Todesmeldungen". Club eröffnet, Zentrum schließt, Rheinuferstraßebäume in Gefahr, Schweinepest in Rösrath. Weitere Themen im Ticker: Nazis, Fußball, Drogen, Migranten, Arbeitsagentur, eine autofreie Siedlung, ein Anwohnerbeirat. Einzelne Stadtteile und Initiativen werden umarmt. Das ist natürlich für ein Monatsmagazin nett, wirkt aber irgendwie etwas pflichtbewusst und nur bedingt aktuell.
Es geht so weiter, sorry. Der Deutzer Hafen, Schüler beim Nachwuchsjournalistenwettbewerb. Nochmal Fußball und ein Gastkommentar des Geschäftsführers des Flüchtlingsrates, der seine Unschuld am Misslingen der Umsetzung eines Papiers zur Integration beteuern darf. Schwierig. Weiteres unter "Kommunal" – welch Rubrikenname! – ist dann Graffiti- und sonstige Jugendpolitik, bevor nach einer Seite Gastrotipps plötzlich die Redaktion in Karnevalskostümen dasteht. Daneben natürlich total alternative Tipps zur Sause. Und im Anschluss ein Bericht über ein Buch plus CD über Straßenmusiker von Mitte des 20. Jahrhunderts. Abtrünnige von Stockhausen haben das mal gemacht und resümieren im Schlussatz: "Dieses Kölsch ist mittlerweile historisch." Dann eine Fotostrecke über das sterbende Bad! Und die Titelstory zur Stadtplanung darüber wie die Nationalsozialisten die "drei Reiche" in der Stadt baulich repräsentiert wissen wollten, nach dem 2. Weltkrieg denn aber unkoordiniert Wiederaufbau betrieben worden sei und die neuesten Planungen irgendwie auch nur Schwammiges erwarten lassen. Durchaus lesenswert, aber inmitten von soviel Identifikationshuberei auch verstörend, denn nur sechs Seiten nach einem Foto von Hitler kommt dann eines von Clickclickdecker. Man ist nahtlos bei "Musik". Und findet auch gleich eine Beilage zur Reihe "Neue Musik Köln". Hängt ja auch alles bestimmt irgendwie zusammen.
Und im Kulturteil ist natürlich alles ordentlich, gute Themen und Kritiken, allerdings natürlich alles im Bewusstsein der Tatsache, dass es eher um stilsichere Alternativ-Unterhaltung geht. Anzeigen von Live-Clubs und sogar für CDs – die ersten nach einer Beilage für ausgerechnet einen Kurpark. Zielgruppe scheint tatsächlich 17 bis 70 zu sein. Man muss halt alles repräsentieren, Themen besetzen, etc. Kennt man ja. Wozu eigentlich nochmal? Hm.
Die Filmkritiken sortieren recht sezierend historisch ein, der Theaterteil bringt Porträts, Berichte und Kritik, "Kunst" ebenso, und bei "Literatur" geht es spätestens recht viel um Bücher, die wohl mit Bekannten oder Verlagspartnern zu tun haben – aber all das auf recht hohem Niveau. Da ist wirklich kaum zu meckern bevor der Kalender beginnt, die Kleinanzeigen kommen, dann Kolumne und Fotowitz (statt Comic) und schließlich Anzeigen des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg und von Rheinenergie. Und da gibt es denn auch keinerlei Glaubwürdigkeitsprobleme, ist ja alles irgendwie kölsch. Und man mag nach Lektüre einfach die Filme nicht sehen, die Musik nicht hören, die Orte nicht besuchen und erst recht nicht mit einzelnen Stadtteilinitiativen in Berührung kommen. Weil das alles so fürchterich Alternativ-Boulevard ist. StadtRevue halt. Dass einem schummerig wird. Und das ist gar nicht mal Schwarz-Grün. Eher so eine abblätternde Kinderfarbenschicht von einem im Grunde grau-braunen Haus irgendwo in Deutz. Aber es könnte natürlich überall (in Deutschland) sein. Nur: Köln ist so entsetzlich offensichtlich.
King Automatic
12. Februar, 21.00 Uhr, T5, Duisburg
Wikipedia-Hoax beschädigt Web-Enzyklopädie
Ein Spaßmacher hat im Wikipedia-Beitrag zu den vielen Namen des neuen Wirtschaftsminister Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg einen frei erfundenen hinzugefügt: Wilhelm. Damit hat er den Wahrheitsgehalt von Wikipedia verfälscht. Und nennt das einen Scherz. Später freut er sich, dass sein Hoax in der Bild und in anderen Zeitungen abgedruckt wird. Dann kommen ihm Zweifel und am Ende dann beklagt er sich anonym in Bildblog, dass die Reporter einfach Wikipedia vertrauen würden.
Zugegeben, der Scherz war anfangs nicht gerade originell. Innerhalb weniger Stunden bekam er aber eine höchst interessante Eigendynamik, die mich an den Recherche-Methoden vieler Journalisten erheblich zweifeln ließ.
Ich frage mich, ob der Anonymus nicht viel mehr ganz einfach aus einem Aufmerksamkeitsdefizit heraus die Glaubwürdigkeit von Wikipedia erheblich beschädigt. Denn wenn er nach seinem Beschiss die Recherche-Methoden der Journalisten angreift, die Wikipedia vertraut haben, greift er gleichzeitig alle anderen Wikipedia-Nutzer an, denn auch diese trauen der Enzyklopädie.
Die einzige Konsequenz aus seinem Angriff ist es für alle, Wikipedia nicht mehr zu vertrauen, weil immer wieder Witzbolde dabei sein können, die Basisfakten fälschen.
Für seinen Angriff auf Wikipedia hat sich der Anonymus viel Mühe gemacht. Er den Lesern der Enzyklopädie eine getarnte Falschinformation untergejubelt. Dann hat er schnell die Prüfmechanismen von Wikipedia umgangen. Um schließlich die Leser zu beschimpfen, die seinem Betrug geglaubt haben. Und das alles nur, um einen Scherz zu machen, spich, sich selbst zu unterhalten.
Ich will das mal vergleichen: Ein Falschgeld-Macher, verteilt Falschgeld und zeigt dann mit dem Finger auf den Markthändler, der sein Falschgeld angenommen hat, um sich über ihn lustig zu machen. Hihi, sie mal der Doofmann, der nimmt Falschgeld an. Dann merkt, er, dass sein Witz doof ist, und als Ersatz behauptet er, man dürfe allem Geld nicht vertrauen, da es viele Markthändler gebe, die Falschgeld annehmen würden.
Die richtige Konsequenz aus seinem Handeln wäre es, den Falschgeld-Macher und Wikipedia-Beschädiger aus Wikipedia auszusperren. In meinen Augen ist die Idee einer Web-Enzyklopädie wichtig. Diese Idee ist es wert ernstgenommen zu werden. Dummwitzler sollten hier keine Chance bekommen.
UPDATE 1: HURRA – FDP verspricht: Jagdsteuer wird abgeschafft
Foto: Holger Ellerbrock im Landtag
Die regierende FPD in Nordrhein-Westfalen hat eine bahnbrechende Steuererleichterung geschafft. Der Aufschwung kommt. Wirtschaftskrise überstanden. Nix mit Klientelpolitik – ein Sieg für alle. Und trotz dieser Errungenschaft mosert jetzt der Landkreistag NRW. Die FPD würde die Jagdbesitzende Klasse zu Ungunsten der Restgesellschaft schonen. Aber lest selbst die gestrige Pressemitteilung der FPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, die mich gerade erreichte und die Stellungnahme des Landkreistages:
Die FDP-Landtagsfraktion hat in ihrer heutigen Sitzung die Absicht zur Abschaffung der Jagdsteuer bekräftigt. "Die Jagdsteuer wird noch in diesem Jahr abgeschafft", erklärt der umweltpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Holger Ellerbrock. "Wir werden schon in den nächsten Wochen eine gemeinsame Initiative mit der CDU auf den Weg bringen."
Der FDP-Umweltexperte betont, dass die Leistungen der Jägerschaft für die Allgemeinheit die landesweit nur noch geringen Einnahmen aus der Steuer bei Weitem überstiegen. Die FDP-Fraktion will allerdings sicherstellen, dass sich die Landkreise mit einem mehrjährigen Abschmelzungsmodell auf das Ende der Steuer einstellen können. "Zudem sollen die Leistungen der Jäger zur Entlastung der Kreise fest verabredet werden", erklärt Ellerbrock.
Der Landkreistag NRW moppert gegen den Vorstoß der auf-gar-keinen-Fall-Klientel-Partei FDP. Auf die Spitze getrieben sagt der Landkreistag: Damit Jäger billiger Rehe abknallen können, müssen nachher Kindergärten geschlossen werden. Das ist natürlich überzogen – aber nicht völlig aus der Luft gegriffen. Lest selbst:
Der Landkreistag Nordrhein-Westfalen hat auf aktuelle Medienberichte reagiert, wonach die Landesregierung noch im Laufe dieser Legislaturperiode zwar die Jagdsteuer abschaffen, die daraus resultierenden Millionenverluste der Kreise aber offenbar nicht ausgleichen will. „Sicherlich ist die Jagdsteuer eine so genannte Bagatellsteuer, weil sie landesweit gerade einmal vergleichsweise bescheidene neun Millionen Euro in die Kassen der Kommunen spült. Dennoch sind insbesondere Flä-chenkreise mit großen Waldgebieten auf die derzeit bis zu 800.000 Euro im Jahr angewiesen“, bekräftigte Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Nordrhein-Westfalen (LKT NRW), heute in Düsseldorf. „Es kann nicht sein, dass das Land die Frage der Kompensation faktisch offen lässt. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten können es sich die Kreise buchstäblich nicht leisten, auf das Geld zu verzichten.“
Guru Landrat Jochen Welt aus Recklinghausen?
Jochen Welt (SPD) kandidiert im Kreis Recklinghausen nicht mehr zum Landrat – legt aber auf den letzten Metern noch einen amtlichen Skandal hin.
Denn im Moment ermittelt die Staatsanwaltschaft Bochum gegen Landrat Jochen Welt. Der soll, so schreibt die Recklinghäuser Zeitung, die Kosten einer Heilpraktikerausbildung über den Kreis abgerechnet haben. Vor einem Jahr sagte mir Welt, dass er noch einmal etwas Neues machen wolle und deshalb nicht mehr als Landrat antreten werde. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ein strammer Sozialdemokrat auf seine alten Tage noch zum Esoteriker mutiert und sich diesen Unfug dann auch noch illegal finanzieren lässt. Wenn es stimmt, fände ich es schade, denn ich mochte Welt. Zu der Affäre passt eine mit einem Mahatma Gandhi Zitat versehene Pressemitteilung, in der die SPD etwas schwurbelig erklärt "In der Presse wird über ein laufendes Verfahren berichtet. In einem solchen Verfahren gibt es keine Vorverurteilungen, aber auch keine Freifahrtscheine. Jeder trägt für sein Handeln selbst die Verantwortung." Naja, das sind Binsenweisheiten..
Sollten sich die Vorwürfe gegen Welt bestätigen, stehen die Chancen für den CDU-Kandidaten um das Landratsamt, Josef-Hovenjürgen (MdL) gut, bei der kommenden Kommunalwahl Welts Nachfolger zu werden.