Nokia – Von der Spitze verlassen

Seit wann hat die Nokia-Geschäftsführung in Deutschland von den Schließungsplänen gewusst? Wurde die Belegschaft vor Weihnachten in Unkenntnis über die geplante Werksschließung gelassen, damit die Malocher nicht im Weihnachtsgeschäft anfangen zu streiken?

Es sieht ganz so aus: Nach Informationen aus dem Bochumer Nokiawerk hat sich offensichtlich die Spitze des Hauses seit Monaten auf das bevorstehende Ende des Bochumer Werkes vorbereitet. So hat sich der Geschäftsführer der Nokia-Deutschland-Filiale Klaus Goll bereits im Oktober bei dem Bewerbungs- und Netzwerk Portal „Xing“ angemeldet. Dort hinterließ er seinen Lebenslauf als „Führungskraft“ und „Director Labor Relations“, zudem eine Kontaktadresse. Für Headhunter die Einladung bei der anstehenden Jobsuche. Goll selbst sagte auf einer Betriebsversammlung, er habe "vor Weihnachten" von den Schließungsplänen erfahren.

Auch eine zweite zentrale Person aus dem Nokia-Management veränderte sich im vergangenen Herbst. Das Sekretariat des Unternehmens gab am 15. Oktober bekannt, dass Razvan Olosu seine Position als Sprecher der Nokia-Geschäftsführung Deutschland aufgegeben habe und aus dem Unternehmen ausgeschieden sei. Im Januar nun tritt Olosu als Retter der Nokia-Autozulieferersparte auf. Der ehemalige Handymanager will die Produktion von Freisprechanlagen mit Hilfe der Sparkasse Düsseldorf und der Firma Equity Partners übernehmen und in eigener Verantwortung weiterführen. Wie aus dem Wirtschaftsministerium zu erfahren war, soll Olusu die Übernahme eventuell mit staatlichen Hilfen erleichtert werden.

Nach Einschätzung von Nokia-Insidern war damit offensichtlich die Werksschließung schon im Oktober beschlossene Sache – spätestens. Trotzdem wurde der Vorgang geheim gehalten. Warum?

Die Vermutung liegt nah, dass es vor allem darum ging, das Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden. Nach Nokia-internen Informationen sind von Oktober bis Dezember Sonderschichten gefahren worden, um die große Nachfrage zu befriedigen. In Bochum werden neben den Handys, die am eigenen Standort produziert werden, auch Telefone aus anderen Produktionsanlagen verpackt. Insgesamt verließen das Werk im Ruhrgebiet nahezu 33 Millionen Handy. Die meisten Mobiltelefone werden im Weihnachtsgeschäft abgesetzt.

Unterdessen wurden weitere Einzelheiten über den Verkauf der Autozulieferersparte bekannt. Olosu sagte vor der Belegschaft, es würden alle bestehenen Entwicklungen zu Ende gebracht. Alle Verträge mit den Kunden müssten erfüllt werden. Weiter will der ehemalige Nokia-Manager „neue Ideen“ in den „Car-Consumer-Bereich“ bringe. Sprich, es sollen neue technische Geräte entwickelt werden, die in Autos eingebaut werden können. Die Kunden würden auf die Ausgliederung der Zulieferersparte sehr positiv reagieren. Gleichzeitig setzte das Management der Sparte die Belegschaft unter Druck. „Wenn wir Flurschaden erleiden, wird das nicht funktionieren“, sagte ein Olosu-Vertreter. Damit spielte er auf mögliche Streiks an. Zudem sollen Massenkündigungen und Abfindungen verhindert werden. „Die Kollegen sollen an ihrem Arbeitsplatz bleiben“, heißt es aus dem Betriebsrat. „Das ist Erpressung.“

Ach und noch was. Nokia zahlt in Rumänien keine Immobiliensteuer. Und das  30 Jahre lang. Falls Nokia den Standort vor dieser Frist verlasse, müssten die Finnen die Steuern für Grundstück und Fabrikhallen rückwirkend zahlen. Das erklärte der Direktor der Industrieparkgesellschaft Tetarom, Viorel Gavrea, zu der auch das Nokia-Gelände gehört. Die Immobiliensteuer ist mit der Gewerbesteuer in Deutschland zu vergleichen. Sie wird von den Kommunen erhoben.

In Bochum musste Nokia im Jahr gut 30 Millionen Euro dieser Gewerbesteuern zahlen.

Das tragisch-komische daran: in den ganzen Jahren zuvor, gab es unter den Ruhrkommunen immer einen Gewerbesteuerkrieg. Jeder Kirchturm hat sich bemüht, dem Nachbarn eine Firma abzujagen, indem er die Gewerbesteuer runtersetzte. Das war ist ein grund, warum das Revier immer noch zersplittert ist.

Und jetzt machen die Rumänen den gleichen Trick. haachhh

Die Dicksten im Westen


Übergewicht: Sport ist auch nicht immer eine Lösung. Foto: Flickr/statico

Nordrhein-Westfalen ist ganz weit vorne – wenn es um das Gewicht seiner Bürger geht. Das ist das Ergebnis der Nationalen Verzehrstudie, die gestern veröffentlich wurde. Bei den Frauen liegt NRW auf einem souveränen vierten Platz. Nur die Ossimädels aus  Thüringen und Sachsen sind dicker – und natürlich die Saarländerinnen, aber das sind so wenige, dass sie kaum zählen und ausserdem sind das eigentlich Französinnen.

Bei den Männern sieht es ein wenig besser aus: Die Fettesten leben in Schlewsig-Holstein, NRW ist auf Platz fünf – bei den richtig Fetten sind wir aber auf Platz zwei. Ummdas Stigma vollkommen zu machen, arbeitete die Studie auch noch präzise heraus, das Pummel schlecht verdienen und eigentlich auch dumm sind. Ich habe ja nicht geahnt, wie schlecht Helmut Kohl in seiner Zeit als Kanzler bezahlt wurde. Da bekommt das Wort Diäten ja gleich eine ganz andere Bedeutung. Besserung ist nicht in Sicht: Die um sich greifenden Rauchverbote werden wohl zu einer massiven Gewichtssteigerung in der NRW-Population führen. Vielleicht sind aber auch viele schon zu dick, um sich zur Bude zu schleppen, um Fluppen zu kaufen. Oje, und ich hätte heute so gerne mal eine gute Nachricht geschrieben, von denen wir ja bei den Ruhrbaronen viel zu wenige haben!

Netzer der Woche: Calli

  Screenshot: sport1.de

"Ja klar, ich bin wieder mitten bei der Arbeit. Thailand-Urlaub vorbei, schade, war wunderbar, aber jetzt freu ich mich natürlich wieder auf die Bundesliga."


Reiner Calmund, der Ex-Fußballmanager und Profi-Esser, testet die Bundesliga. Callis große Überraschung:
Mit "ganz viel Glück" steigt keiner ab. Selbst der MSV Duisburg nicht.

Natürlich arbeiten überall nur "Riesentypen". Ob Michael Zorc, Walter Hellmich oder Werner Altegoer. Oder "der alte Sack" Hermann Gerland. Lauter "Positiv Bekloppte". 

Eigentlich bleibt nur eine Frage offen vor dem Start der Rückrunde: Mit wem nur telefoniert, nein, wen textet Calmund da ohne Erbarmen zu, is‘ ja schlimmer als chinesische Wasserfolter.

Wer regiert das Revier?

Vorsitzender des Regionalrates Münster,
Engelbert Rauen. Foto: Bezreg-MS

Die Mitglieder der Regionalräte haben sich gegen die geplanten Strukturreformen des Landes ausgesprochen. Nicht nur, dass sie die Neuaufteilung des Landes in drei statt bislang fünf Regierungsbezirke ihre Pöstchen kosten wird, erzürnt sie. Auch dass der RVR schon bald für das Ruhrgebiet planen soll, bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Sie möchten weiterhin bestimmen, wo sich im Ruhrgebiet Unternehmen ansiedeln sollen, wo ein Einkaufszentrum entsteht oder wo eine U-Bahn-Linie gebaut werden darf.
Wahrlich ein Grund für Kopfzerbrechen – aber weniger in den Regionalräten als im Ruhrgebiet, denn kaum jemand ahnt, wer da über das Ruhrgebiet entscheidet. Nicht nur, dass zahlreiche Regionalratsmitglieder aus Städten wie Düsseldorf und Münster kommen, die von der politischen Schwäche des Ruhrgebiets profitieren und mit dem Revier im Wettbewerb stehen. Bei vielen Mitgliedern muss auch die Frage erlaubt sein, ob sie sich überhaupt ein Bild von den Problemen der Region machen können.
Da ist zum Beispiel Engelbert Rauen, der Vorsitzende des Regionalrates in Münster. Herr Rauen ist zweifelsohne ein honoriger Kommunalpolitiker – aber er kommt aus der schönen Gemeinde Wettringen mit gerade einmal 8.177 Einwohnern. Wie soll sich Rauen in die Verkehrsprobleme eines Ballungsgebietes mit mehr als fünf Millionen Einwohner hineindenken?
Gleiches gilt für seinen Kollegen aus dem Regionalrat Düsseldorf, Hans-Hugo Papen, aus dem Örtlein Rheurdt mit gerade 6.651 Seelen. Im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche Sportvereine, die mehr Mitglieder haben als Rheurdt Bürger.
Auch ob sich Eva-Maria Buderus aus Balve (12.544 Einwohner, Regionalrat Arnsberg) oder Hermann-Josef Droege aus Wilnsdorf in die Probleme des Reviers hineinversetzen können, darf bezweifelt werden. Wilnsdorf liegt im Kreis Siegen-Wittgenstein, direkt an der hessisch-rheinland-pfälzischen Grenze.
Keinem der genannten soll abgesprochen werden, dass sie sich für die Probleme des Ruhrgebiets einsetzen – aber ob die Kompetenz vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Genauso gut könnten sich die Herren und Damen auch mit den Problemen des Robbenfangs auf Grönland auseinandersetzen oder versuchen, das NASA-Marsprogramm zu optimieren..
Es wird Zeit, dass das Ruhrgebiet für sich selbst plant und für sich selbst verantwortlich ist – und ambitionierte Dorfpolitiker sich weiterhin um die Probleme ihrer sicherlich ambitionierten Gemeinden kümmern, aber sich nicht länger mit den Problemen des viertgrößten europäischen Ballungsraums beschäftigen. Oder kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass die Strassenführung in Paris von einem Landwirt aus dem Zentralmassiv mitentschieden wird?
Stefan Laurin

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Nokia schützt das Klima

Nokia ist dem  WWF Klimaschutzprogramm beigetreten. Das Unternehmen will bis 2010 50 % des  Stroms für seine Standorte aus erneuerbaren Energien gewinnen und insgesamt bis 2012 6 % Energie einsparen.

Das ist finnischer Sadismus:  Erst nehmen sie den Leuten die Jobs und dann gönnen sie ihnen noch nicht einmal milde Winter und knackige Sommer.

Geduzt und ausgebuht

Nur eine Anmerkung zum Tag bei Nokia:

Foto: Ruhrbarone

Was hart ist und verwirrend, von Menschen rausgeworfen zu werden, die geduzt werden, die Olli P. oder Timo heißen. Von Vornamen. Ikeas. Freundlich, nett, bunt. Voller Unternehmenskultur. Von Mitarbeitern unter Mitarbeitern in einer Familienfabrik, der Nokia-Familie. Chefs, die tatsächlich nach Nordrhein-Westfalen reisen, um mit einer Ministerin zu sprechen und einem Staatssekretär. Die diskutieren, die ihre Leute an der langen Leine lassen, und dann eines Tages doch einfach "Schluss jetzt" sagen, wie Väter, denen im Kinderladen einmal zu oft Farbe ins Gesicht gespritzt wurde.

Es gab in Bochum übrigens ein erstes Nokia-Opfer vor vielen Jahren. Ein chinesisches Restaurant am Kortländer, Lieblingsgaststätte der kollektiven Finnen, wo sie tranken und aßen. Als die Nordostler ausblieben, schloss der Laden.

651 Zeichen Nichts

Nokia Chef Olli-Pekka Kallasvuo; Foto: Nokia

NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben traf heute Nokiakonzern-Chef Olli-Pekka Kallasvuo.  Am Ende des Gesprächs veröffentlichten sie das Ergebnis ihrer Unterhaltung – in einer 651 Zeichen langen gemeinsamen Erklärung:

1. Die Gesprächsteilnehmer sehen in dem heutigen Treffen ein wich­tiges Gespräch zwischen Land, Bund und Nokia-Unternehmens­leitung, dem weitere folgen müssen.
2. Bundes- und Landesregierung legen großen Wert darauf, dass die Unternehmensleitung kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und bereit ist, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern.
3. Die Nokia-Unternehmensleitung und die Landesregierung verab­reden, sofort ein Arbeitsteam einzusetzen, das den Auftrag hat, in­novative Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum zu suchen.
4. Bundes- und Landesregierung werden den gesamten Prozess und die Suche nach einer positiven Lösung für Nokia und die Mitarbeiter weiterhin konstruktiv begleiten.

RTG2: Metropole mit Dorfetat


Himmelstreppe Foto: RTG

Das Ruhrgebiet setzt auf den Tourismus – zumindest ein bisschen, denn die Kulturhauptstadt 2010 steht vor der Tür und wenn es eine realistische Chance für das Revier gibt, ein paar Extrabesucher abzustauben, dann im übernächsten Jahr.
Nun gibt es die merkwürdige Entwicklung, dass die Kommunalpolitiker des Ruhrgebiets und ihre Bauchrednerpuppe RVR-Chef Klink von der Metropole Ruhr schwadronieren, sie aber nicht in der Lage sind, die Institution, die das Ruhrgebiet nach außen vermarkten sollen, vernünftig auszustatten. Die Ruhrgebiet Tourismus GmbH (RTG) verfügt nur über einen Etat von einer guten Million Euro – damit soll sie die, so wird es in allen Sonntagsreden immer wiederholt, viertgrößte europäische Region nach London, Paris und Madrid vermarkten. Ein Witz, vergleicht man diese Summe mit denen anderer deutschen Städte: Das bettelarme Berlin hat für seine Berlin Tourismus Marketing GmbH gut 10 Millionen Euro zur Verfügung, Hamburg ist mit fünf Millionen dabei, aber der Etat gilt als arg knapp und selbst das dröge Hannover, um das selbst CeBit und Hannover-Messe Besucher nach Möglichkeit einen großen Bogen machen, gibt gut drei Millionen Euro für die Förderung des Tourismus aus.
Während die Städte die Ruhrgebiet Tourismus knapp halten – und sich gleichzeitig hinter vorgehaltener Hand darüber beklagen das die ja nichts hinkriegen – investieren sie in ihre eigenen, lokalen Tourismusorganisationen. Nur die sind, wie immer wenn die Städte im Ruhrgebiet einzeln agieren, unterhalb jeder Wahrnehmungsschwelle: In NRW, im Bund und erst Recht in Europa – und daran wird sich auch nicht ändern, wenn einzelne Städte, wie Dortmund, ihre lokalen Tourismusorganisationen ausbauen. Keine einzelne Stadt verfügt über die nötigen Attraktionen um bundesweit auftrumpfen zu können und auch nicht über das Geld, bundesweit vernünftig auftreten zu können. Aber sie versuchen es, verbrennen mit ihrer Kirchturmpolitik das Geld der Steuerzahler. Nicht das ich glaube, das im Tourismus eine große Chance für das Revier liegt- Tourismus wird immer nebenbei laufen, ein paar Jobs bringen, ein paar Besucher, aber immer im überschaubaren Maße. Aber ein paar Events könnte man natürlich, auch außerhalb des Kulturhauptstadtjahrs vernünftig vermarkten, wenn man das Geld dazu hat. Die Cranger Kirmes zieht mehr Besucher am Tag als das Oktoberfest – Menge zieht bei Volksfesten, da lassen sich noch ein paar Busse mehr mit trinkfreudigen Feierkaisern nach Herne locken, Bochum Total ist das größte Open Air Festival des Landes – ausbaufähig. Die Ruhrfestspiele haben Potential und ein wunderschönes Festspielhaus. Mountainbiketouren auf den Halden oder in den Ruhrhöhen – von der Fachzeitschrift Bike gut getestet und am Abend geht es dann nach Rüttenscheid oder ins Bermudadreieck. Organisierte Touren unter Tage – 1000 Meter unter der Erde – das kickt. Und dann die Kulturhauptstadt: Die muss gut vermarktet werden. Das kann keine Stadt alleine. Aber anscheinend will man es auch nicht zusammen. Und wenn alles vorbei ist sagen die Kirchturmpolitiker dann wieder, Zusammenarbeit im Revier bringt ja nix. Lieber Recht haben als gewinnen.

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Hinterhof, Unterhaus, Wuppertal

Foto: Archiv

"Die eher schlechteren Bedingungen im Stadion am Zoo, wo halt kein Bundesliga-Rasen liegt, hätten eher für uns gesprochen." (Georg Kreß, Fußballmanager, Wuppertaler SV)

Wuppertal ist ein Stausee aus Straßen, Stahl und Steinen. Ein Häuserfjord, aus dem Baumberge wachsen. Tausendfach geflickte Autobahnen, Flutlicht. Sonst Finsternis und über die Wupper gehen. Nur Ortsunkundige denken an Tod und Gottweißwas. Die anderen wissen, man macht sich nur die Hosenbeine nass in dem Bachbett.

Wuppertal ist interessant. Ich kenne es kaum, dabei liegt es nur dreißig Kilometer weg. Beim Durchfahren ist es wie die Emscherzone, ein Subventionsloch, trist, versoffen, dreckig. Ungeschminkt. 

Einmal holte ich eine Badewanne von dort. Ich wusste es vorher: Sie rauchen Van Nelle, sie färben sich die Haare mit Henna, trinken Schwelmer Altbier, hören Bots, kochen wie Horst Lichter – wenn es gut geht – und stellen Karusselfiguren in ihre Wohnungen. Beziehungsweise Lagerräume.

Sie sind nett im Hinterhof zwischen Dortmund und Düsseldorf, im Bergischen Land. Sie sagen du, sagen dufte, sagen Menno. Verscherbeln ihr Zeug auf Ebay, der Bucht, dem Tal. Kriegen nichts dafür, kommen trotzdem, hundemüde: Sie waren hier schließlich mal Kaufleute, Unternehmer. Bewohner eines Landstriches, der industriell was hermachte, als Oberhausen noch leise vor sich hin kokelte.

Niemand nimmt Anteil am Tal der Trauer. Längst so kaputt wie das Nordruhrgebiet, wie Gelsenkirchen. Schlimmer noch: Der Wuppertaler SV hat sich am Dienstag die Schalke-Arena zu Gelsenkirchen angemietet für das Pokalspiel gegen Bayern München. So weg vom Schuss ist Wuppertal, so verzweifelt.

Im Stadion am Zoo, der ehemaligen Radrennbahn, wo die Böschung rutscht, und das Kasino zerschmissene Fensterscheiben hat, hätten sie eine Chance gehabt, auf Regionalligamatsch gegen Toni Klose. Stattdessen spielen sie auf dem Luxus-Schieberasen, verkaufen den Heimvorteil an die Revier-Bazis, weil es gegen die Bayern geht. Müssen Kasse machen, die armen Schlucker aus dem Unterhaus. Ich mag, was Mike Rietpietsch sagt, der rechte Läufer beim WSV: "Den Pokal werte ich als Bonbon, das lutschen wir, dann geht es weiter." Der Drops ist gelutscht.

Nokia: Vor Weihnachten wusste der Chef Bescheid

Auf der heute im Ruhr-Congress Bochum stattgefundenen Nokia-Betriebsversammlung erklärte Nokia-Deutschland Geschäftführer Klaus Goll, dass er bereits vor Weihnachten von der Unternehmensführung in Finnland über die  Schließung des Standortes Bochum informiert worden war. Was vor Weihnachten bedeutet – ein eher dehnbarer Begriff der  kurz (wirklich sehr kurz) nach dem Urknall bis zum 23.12.2007 23.59.59 Uhr, erklärte Goll nicht. Dafür gab es Buhrufe aus der Belegschaft, zahlreiche persönliche Erklärungen von Mitarbeitern und eine Erklärung von Betriebsratschefin Achenbach, dass alle weiter arbeiten soll, bis das Aus des Standortes auch  von Nokia-Deutschland offiziell beschlossen wird.