Wer die Augen schließt und Myriam-Catharinas sensationelle Stimme hört, fühlt sich unweigerlich zwanzig Jahre zurückversetzt. In die Zeit zu Anfang des Jahrhunderts, als Amy Winehouse‘ gewaltiger und raumfüllender Gesang den R&B und Soul dem Grab der sechziger Jahre entriss und machtvoll in die Jetzt-Zeit katapultierte. Wer erinnert sich nicht an „Back to Back“, dem bahnbrechenden Album des Jahres 2006, das weltweit gleich 60 Platin-Auszeichnungen erhielt.
Grenze zur AfD schließen: Kirchen und Antifa rufen gemeinsam zur Demo auf
Die Evangelische Kirche in Bochum ist die Kirche von Hans Ehrenberg. In den 30er Jahren hat Ehrenberg eine schnurgerade Grenzlinie gezogen: hier die Kirche, dort die Nazis. Es ist dringend, eine ebenso gerade Grenze zu ziehen zur AfD. Und sich mit allen gut zu stellen, die – hier der Aufruf – neben einem stehen auf derselben Seite der Straße.
Der Schauspieler und Theatermacher Rolf Dennemann ist gestorben
Es waren immer Ereignisse, wenn man Rolf Dennemann bei seinen Theater-Projekten besuchen konnte – er war ein Künstler mit Leib und Seele – ein liebenswerter Typ dazu. Mit seine knautschigen Gesichtszügen erinnerte er an eine Ruhrpott-Version von Walter Matthau. Und er hatte immer ein Händchen für Skurrilitäten – oft begrüßte er seine Gäste mit den Worten „Bon Jovi“. Nach langer, schwerer Krankheit hat er nun im Alter von 72 Jahren den Planeten Erde verlassen.
BDS auf Entzug: Keine Fördermittel mehr für Israelhass in Berlin
Joe Chialo, Kultursenator in Berlin, hat eine „Anti-Diskriminierungsklausel“ eingeführt, sie besagt: Wer Mittel des Senats beantragt, bekennt sich „gegen jede Form von Antisemitismus“. Wer nicht, kriegt keine Mittel. Klingt einfach, der Clou ist das Wörtchen „jede“: Was Antisemitismus sei und was nicht, bemisst Berlin „gemäß der Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und ihrer Erweiterung durch die Bundesregierung“. Übersetzt: Wer Israel boykottiert, wird nicht mehr gefördert. BDS, die kulturelle Boykottbewegung gegen Israel, wird angeleitet von Hamas.
Erinnert sich noch wer an die “Jerusalem Declaration on Antisemitism”? Im März 2021 hatten 200 internationale Wissenschaftler erklärt, Antisemitismus sei etwas “grundsätzlich” anderes als Antizionismus. Man könne den Staat Israel “ablehnen”, ohne die Menschen abzulehnen, die in Israel leben. Nun sind 3 von 4 Israelis jüdisch, wie das geht, ihnen die Staatsbürgerschaft abzuerkennen und sie zugleich als Menschen anzuerkennen, lässt sich bei Hannah Arendt nachlesen, es geht gar nicht: Die „abstrakte Nacktheit ihres Nichts-als-Menschseins”, schrieb die politische Philosophin über die staatenlosen Wesen, die nach dem Ersten Weltkrieg wie gespenstische Schatten durch Europa zogen, sei ihre „größte Gefahr” gewesen. Und wäre es heute ebenso, als abstrakte Menschenwesen würden sie abermals zurückfallen in das, “was die politische Theorie den ‚Naturzustand’ und die zivilisierte Welt die Barbarei nannte“.
Herner Flottmann Hallen starten neue Live-Musik-Reihe
Ab dem 16.01.2024 wird in der Flottmann Kneipe eine gute alte Tradition wieder zum Leben erweckt: Live Musik. Ab diesem Termin werden jeden Dienstag Bands aus Herne und der Region ihr Können akustisch zum Besten geben. Der Eintritt ist frei, die Musiker freuen sich natürlich über einen kleinen Obolus im Hut, der später rumgehen wird.
Nach dem Pogrom. Das Rabbinerhaus in Essen und ein Gedicht
„Der Mob wurde von Priestern angeführt und der allgemeine Ruf ‚Tötet die Juden‘ wurde in der ganzen Stadt vernommen.” Vor 100 Jahren berichtete die New York Times aus Kischinjow, dem heutigen Chișinău, Hauptstadt der moldauischen Republik: “Das Grauen, das sich bei diesem Massaker abspielte, ist unbeschreiblich. Säuglinge wurden von dem rasenden und blutrünstigen Mob buchstäblich in Stücke gerissen. Bei Sonnenuntergang waren die Straßen mit Leichen und Verwundeten übersät.“
Drei Tage dauerte das Morden an, niemand hatte die Juden verteidigt. Wenig später hat Chaim Bialik, jüdischer Dichter, Kischinjow aufgesucht und eine “Stadt des Schlachtens / Be Ir HaHaregah” beschrieben. Sein Epos – Bialik geht darin mit dem jüdischen Pazifismus, diesem aberwitzigen Vertrauen darauf, dass man dem Blutrausch mit Vernunft begegnen könne, hart ins Gericht – hat großen Einfluss gewonnen auf die Idee, dass Juden nichts anderes bleibt, als sich selber zu verteidigen, die zionistische Idee. An Bialiks Poem hat jetzt, nach dem Pogrom der Hamas, das Salomon Ludwig Steinheim-Institut in Essen erinnert. Das Institut, angesiedelt an der Uni Duisburg-Essen, hat seine Räume im ehemaligen Rabbinerhaus der Alten Synagoge Essen, auf das Gebäude wurde im November des vergangenen Jahres ein Terror-Anschlag verübt – offenbar im Auftrag staatlich-iranischer Stellen, (…)
Der schöne Schein der Demokratie
Die Zeit vor Weihnachten wird gerne als Zeit der Besinnung und der Betrachtung des zu Ende gehenden Jahres gesehen. Dem wollen wir uns nicht verschließen und werfen einen Blick zurück auf die Politik in unserer Stadt. Was liegt da näher, als mit der ersten Bürgerin der Stadt – der Oberbürgermeisterin Karin Welge – zu beginnen. Auch Journalisten beginnen ihre Arbeit mit der Eingabe eines Stichworts in einer digitalen Suchmaschine. Schon da wird klar, dass facebook für die Oberbürgermeisterin das Medium der Wahl ist. Ihre Geschichte hat dort schon vor drei Jahren im Wahlkampf begonnen. Wobei die Realität der sozialen Medien nicht unbedingt die Realität auf den Straßen einer Stadt abbildet.
Zwischen Kochtopf und Kultur
Es begab sich im Juli 2020 ein Posting von Karin Welge in den sozialen Netzwerken. Die Kandidatin der SPD für das Amt der Oberbürgermeisterin war dort bei der Zubereitung von Spaghetti zu sehen. Was das mit Politik zu tun hat, erschloss sich mir schon damals nicht und einigen anderen Menschen erging es ähnlich.
Palästinenser in Deutschland: Jammern als Kommunikationsstrategie
Palästinenser beklagen sich darüber, dass sie in Deutschland zum Schweigen gebracht werden und ihre Stimmen nicht gehört werden. Das Gegenteil ist der Fall.
Es ist offenbar ein Drama: Fadi Abdelnour beklagt sich in der Zeit darüber, wie mit Palästinensern umgegangen wird: „Wenn wir etwas sagen, das von der deutschen Mehrheitsmeinung
Es gibt keine Bekenntnispflicht für Israel, es gibt eine für Demokratie und gegen Terror
„Ich erkenne ausdrücklich die besondere deutsche Verantwortung für den Staat Israel und das Existenzrecht Israels an und verurteile jegliche antisemitischen Bestrebungen.“ Einen Satz wie diesen hat Sachsen-Anhalt, regiert von CDU, FDP und SPD, jetzt offenbar zur Bedingung gemacht für eine Einbürgerung. Der Schritt ist völlig richtig und ziemlich falsch.
Wer in Sachsen-Anhalt eingebürgert werden will, soll sich künftig zum Existenzrecht Israels bekennen müssen. Nicht nur daher gesagt, sondern schriftlich. So hat es das sachsen-anhaltinische Innenministerium, CDU-geführt, jetzt erlassen, wie u.a. der Tagesspiegel berichtet hat: Das Existenzrecht Israels zähle zur Staatsräson, heißt es demnach in dem Erlass an die Landkreise und kreisfreien Städte. Wer sich um die deutsche Staatsbürgerschaft bewerbe, müsse schriftlich niederlegen, dass er „das Existenzrecht Israels anerkennen und jegliche gegen die Existenz des Staates Israel gerichteten Bestrebungen verurteilen“ werde. So richtig dies in der Sache ist, es wird diffus begründet, nämlich mit einer „besonderen deutschen Verantwortung“.
Eine Geschichte über vegane Mode und teures Plastik
Neun Kilometer liegen zwischen der Europastraße im Süden von Gelsenkirchen und der Ulfkotter Straße am nördlichen Stadtrand. Wenn alles gut geht, braucht man mit dem Auto nur etwa 12 Minuten. Es ist also keine Weltreise. An beiden Orten gibt es Projekte, die nach Ansicht der Wirtschaftsförderung wichtige Schritte in eine erfolgreiche Zukunft der Stadt sind. Bei beiden Projekten steht Kunststoff im Mittelpunkt – umgangssprachlich würde man von Plastik sprechen. Es geht um die Norderweiterung von BP und um das stark wachsende Modeunternehmen Navahoo.
Im Norden will BP auf dem Raffineriegelände einen Kreislaufwirtschaftsverbund aufbauen. Dort soll ein Unternehmen gebrauchte Kunststoffe in „zirkuläre Rohstoffe“ umwandeln. Das Verfahren heißt „Pyrolyse“ und der Standort