Es gibt Wörter, die stehen stumm im Text und blinken vor sich hin wie Alarmlämpchen es tun. „Alttestamentarisch“ ist so ein Wort. Macht schwer auf Bedeutung, als wollte jemand beweisen, wie studiert er sei, während das Wort selber – der wissenschaftliche Begriff ist „alttestamentlich“ – etwas anderes erzählt, es ist antisemitisch aufgeladen wie eine Giftampulle. Und hat sich einem Text von ausgerechnet Jürgen Habermas eingeimpft. Darin erklärt der vielgeehrte Philosoph, was Antisemitismus sei, indem er sich – und schon blinkt es erneut Alarm – auf Carl Schmitt beruft, den stahlhelmharten Judenhasser. Auf diese Weise – zwischen antisemitischem Bedeuten und einem bedeutenden Antisemiten – pendelt Habermas die Frage aus, ob Auschwitz beispiellos sei oder doch eher eine „Nachfolge“ kolonialer Verbrechen. Seine Antwort: Ja schon doch, aber doch auch wieder nicht. Still leuchtet das Lämpchen.
In der Septemberausgabe des Philosophie-Magazins hat sich Habermas – vorgestellt als „der wichtigste lebende Vertreter der kritischen Theorie“, aber das könnte ein Missverständnis sein – zum Historikerstreit geäußert, dem aktuellen. Beim ersten, den der Sozialphilosoph vor 35 Jahren angeführt hatte, sei es,