Theologie ist symbolisches Sprechen. Ob Gott nach Auschwitz noch zu denken sei, lässt sich lesen wie die Frage, ob die Moderne noch zu rechtfertigen, Vernunft zu fassen, Aufklärung über sich selber aufzuklären sei. Die Denkfiguren, die Theologie an die Hand gibt, lassen sich analytisch nutzen oder so, wie es Dirk Moses tut. Der Globalhistoriker, dem postkolonialen Denken verpflichtet, spricht von „biblischen Themen“, die „unter dem Schaum der Oberfläche“ fließen, den er schlägt. Wissenschaftlich dünne Suppe, es schwimmen antijudaistische Brocken darin, Moses aber taucht tief ein und mit Vorschlägen wieder auf, wie Israel zu versenken sei.
Nach Auschwitz sind alle Theologien Versuche, „alles nach Auschwitz ist ein Versuch“, sagt Elie Wiesel. Die theologischen Antworten, wie in Teil (I) und Teil (II) wiedergegeben, zeichnen eine Denkfigur, eine jüdische: Gott lässt sich nur mit Gott in Frage stellen, die Vernunft mit der Vernunft, die Moderne mit den Mitteln der Moderne. Elie Wiesel – Auschwitz-Überlebender, Friedensnobelpreisträger – hat diese Denkbewegung in einer Szene erinnert: Drei gelehrte Rabbiner berufen – in Auschwitz – ein Gericht ein, sie klagen Gott wegen des Blutbads an, das täglich geschieht. Am Ende des Tages, die Sonne geht unter, sprechen sie Gott schuldig, es ist die Zeit des Gebets. „Und sie senkten ihre Köpfe und beteten.“
Jüdische Theologie. Den Namen Gottes heiligt, wer mit Gott rechtet. Wer mit Gott rechtet, unterwirft sich keinem Götzen. Das jüdische Nein zur Macht, die sich vergöttlicht, hat nicht nach, sondern wegen Auschwitz Bestand. Heute heißt es, dieses jüdische Nein zu erinnern, sei eine „Fetischisierung des Holocaust“, sagt der Globalhistoriker Dirk Moses.