In der Nacht zum vergangenen Freitag (7. Mai 2021) hat auf dem Ostenhellweg im Eingangsbereich des Hauses Nr. 47 ein 45-jähriger Wohnungsloser übernachtet – und er ist quasi im Schlaf überfallen worden. Eine weitere Tat ereignete sich in der gleichen Nacht am Westenhellweg.
Mehrere Personen forderten den Mann am Ostenhellweg auf, ihnen sein Geld zu übergeben. Nach nun zwei Raubüberfällen auf Obdachlose in der Dortmunder Innenstadt sucht die Kriminalpolizei Zeugen, die Hinweise auf drei tatverdächtige Männer geben können. Als der Obdachlose im Halbschlaf sagte, dass er kein Geld besitze, schlugen und traten die Täter mehrfach auf ihn ein. Sie raubten ihm eine Baseballkappe und gingen davon. Eine junge Frau aus der Gruppe beobachtete das Geschehen und filmte die Tat.
Das verletzte Opfer folgte den Tätern. Sie drückten ihn zu Boden, fixierten ihn und schlugen und traten dann erneut mehrfach auf ihn ein. Sie verließen den Ostenhellweg über die Moritzgasse. Beschreibung der Tatverdächtigen: Drei Männer, 20 bis 25 Jahre alt, einer von ihnen war sehr kräftig. Die Frau ist ebenfalls 20 bis 25 Jahre alt, trug blonde Haare und war bekleidet mit einem grauen Kapuzensweatshirt, einer schwarzen Jacke und Sportschuhen.
Oberbürgermeisterin Karin Welge hat die Kündigung des Mietvertrages der KAUE nach öffentlichem Druck wieder zurückgenommen. Etwas nebulös heißt es in einer offiziellen Stellungnahme: „Es geht uns dabei nicht um die Rücknahme einer Kündigung, sondern um die Möglichkeit, mit einem neuen Vertrag die Rahmenbedingungen für eine ausgewogene Kulturszene neu zu gestalten“. Was wie der Beginn des kulturellen Sparkurses begann, wird jetzt zu einem kommunalen Possenspiel. Ein kurzer Text über Sparkommissare, Soziokultur, Stadtumbau und die Frage, wer die Politik in der Stadt bestimmt.
Am Montag ist auf die Synagoge geschossen worden in Bochum. Auf ein Fenster, neben dem Bilder für Kinder hängen. Man hat diese Nachricht entgeistert gelesen und wusste im selben Moment, dass sie einen nicht überrascht und fragt sich seitdem, was es eigentlich ist, das einen entgeistert: die Tat selber oder dass man sie erwartet hat. Im Politikersprech würde es jetzt heißen, die Schüsse galten „uns allen“, was zweifellos stimmt, während „uns allen“ klar ist, dass es nicht stimmt, es sind nicht „wir“, die im Fadenkreuz stehen.
Deutschland, im April 2021: Die Gastronomie ist, pandemiebedingt, geschlossen. Nicht ganz. Bei Uschi ist seit wenigen Tagen wieder zeitweise geöffnet. Legal.
„Gemütliche und familiäre Atmosphäre“ umschreibt die Stimmung „Bei Uschi“, einer kleinen Traditionskneipe im Grenzgebiet Mülheim/Duisburg, ganz gut: Außerhalb von Seuchenzeiten, in denen Cholera, Spanische Grippe, Pest oder – aktuell – Corona besondere Hygienevorschriften vorschreiben, wird man hier per Handschlag begrüßt. Seit 30 Jahren gibt es den Laden. Seit fünf Jahren empfängt nicht mehr Uschi die Gäste, sondern Gastwirt Michael Völkel.
In Berlin hat der Kampf um das Zentrum begonnen. Von unserem Gastautor Manfred Barnekow.
In Berlin begann der Kampf um den unmittelbaren Innenstadtbereich mit Reichskanzlei und Führerbunker, wo sich vornehmlich SS unter dem Befehl des SS-Brigadeführers Mohnke verschanzt hatte. Zitadelle war der deutsche Codename für diesen dritten und inneren Verteidigungsring Berlins. Hier sollte sich das Ende in der Reichshauptstadt abspielen. Mohnke war wahrlich der geeignete Mann dafür, von brutaler Härte, mehrfach verwundet und mehrfach verantwortlich für die Ermordung alliierter Kriegsgefangener in den Jahren 1941 und 44. Auch der Mitverantwortung am Malmedymassaker war er verdächtig, da er sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befand und erst 1955 mit den Letzten zurückkehren konnte, entging er einem Kriegsverbrecherprozess. Noch einmal wird er auftauchen, bekannt geworden mit dem Sternreporter Gerd Heidemann, auf dessen berüchtigter Göringyacht er zu Gast war, wird er diesem den Kontakt zu einem Militaria Händler ebnen, einem gewissen Konrad Kujau. Als er die falschen Hitler-Tagebücher allerdings zu lesen bekommen wird, macht er Heidemann auf krasse Fehler aufmerksam. Vergebens.
Am 28.04.1945 ließ er seine Truppen sich Stellungen bauen, da nun die Sowjets seinen Verteidigungsbereich erreicht hatten. Lettische und französische SS-Soldaten waren dabei, sie hatten nichts zu verlieren und würden entschlossen bis zum Ende durchhalten. Im Reichstagsgebäude suchten vor allem Franzosen und Versprengte ihren Platz für den Endkampf. Das Gebäude war seit dem Brand von 1933 nicht mehr verwendet worden, den Nazis verhasst. Aus unerfindlichen Gründen aber hatte Stalin einen Narren an ihm gefressen. Die Rote Fahne auf dem Reichstag sollte den Sieg symbolisieren. Mohnke würde das das Halten des Bunkers auf dem Areal der Reichskanzlei erleichtern. Das Datum begann Stalin unruhig zu machen, Unmissverständlich erklärte er seinen Marschällen, was er wollte, das Ende der Schlacht zum 1. Mai. Zum Nachdruck erlaubte er Konew wieder in die Stadt vorzudringen; der hatte den Zoo fast erreicht, als er feststellen musste, dass die vor ihm stehenden Truppen schon keine Deutschen mehr waren, sondern zu Schukow gehörten.
Hitler sah das Ende kommen und begann sich an die Illusion zu klammern, Wencks 12. Armee war es erstaunlicher Weise gelungen, die sowjetischen Flanken zu durchbrechen und einige Kilometer nach Osten vorzudringen. Vermutlich war es der Überraschungseffekt, aber er bediente damit Hitlers Wahnideen. Indessen befreiten die Männer und Jungen der 12. Armee die schon eingeschlossene Garnison von Potsdam. Wenck benachrichtigte General Busse mit den eingeschlossenen Resten der 9. Armee, dass er nicht weiter vorankommen könnte und Busse zu ihm ausbrechen müsse, was dieser umzusetzen begann
Autoritätsstrukturen lösten sich auf. In Vorpommern fluteten die Reste der Heeresgruppe Weichsel zurück. Keitel und Jodl waren von Hitler aus Berlin fortgeschickt worden, um für Durchhalten zu sorgen. Bei Wenck waren sie gewesen, der ihnen erzählt hatte, was sie hören wollten, ohne die geringste Absicht der Umsetzung. Nun traf Keitel bei einer Straßenkreuzung nahe Neubrandenburg am 28.04. den OB der Heeresgruppe Weichsel Heinrici und den der 3. Panzerarmee von Manteuffel, die sich aufzulösen begann. Der erste Lakeitel seines Führers beschwor beide, Widerstand zu leisten, für den Führer, forderte Heinrici unmissverständlich auf, die fliehenden Truppen mit Standgerichten aufzuhalten, zu erschießen. Genau in jenem Moment tauchten ungeordnete Soldaten auf, die nach Westen strebten. Heinrici zog seine Pistole, hielt sie Keitel hin und sagte nur, er könne ja schon mal damit anfangen. Keitel verließ wortlos die Szenerie. Er wird Heinrici absetzen, der Nachfolger nie bei der Heeresgruppe eintreffen, weil er sich vorher für die amerikanische Gefangenschaft entscheidet. Ungeordnete Fluchten, Führungslosigkeit und Massaker sind die letzten Zuckungen des Krieges. Rokossowski aber kann umso schneller vordringen, Richtung Rostock, dann wird der Weg nach Wismar frei werden und dahinter käme schon Lübeck.
Die Amerikaner zogen in Richtung der Alpen. Sie glaubten noch, dort wäre die letzte Festung der Nazis. Hinter ihnen lag das am Vortag eingenommene KZ Dachau und ein Entsetzen, das nicht beschreibbar ist. Dachau bot einen Belsen nicht unähnlichen Anblick. Halbverhungerte und Tote, die überall lagen. Ein nicht ausgeladener Zug mit Viehwaggons voller Leichen. Darauf waren die Fronttruppen nicht vorbereitet. Sie handelten, sie taten, was sie als die richtige Reaktion darauf ansahen. Aufgegriffene SS Bestien wurden an die Wand gestellt und erschossen, andere erschlagen, niedergemacht. Eine Abrechnung, die nicht dem Wunsch der alliierten Führungen entsprach, ordentliche Gerichtsverfahren zu führen und darum abgebrochen wurde. Aber eine, die Befriedigung zurücklässt, dass es auch jene schmutzigen kleinen Mörder getroffen hatte, die in der Nachkriegszeit nur allzu oft sich herauswinden konnten.
Die Briten befreiten in der Heide ein Kriegsgefangenenlager bei dem Ort Sandbostel. In den Wochen zuvor aber hatten die SS Horden im Zuge der Räumungsphasen schon Tausende Häftlinge aus Neuengamme hierin verbracht, 3000 von ihnen waren tot, die anderen unversorgt und im Sterbeprozess. Montgomerys Truppen hatten nach Bergen Belsen schon den zweiten Blick in die Hölle getan. Sie werden an diesem Ort später deutsche Gefangene internieren und sie werden nicht sehr nett zu ihnen sein. In rechten Kreisen gilt Sandbostel seither als Selbstmitleidsanlass.
Endphasenverbrechen heißt in der heutigen Geschichtswissenschaft das Vernichten von Menschen im Chaos des Untergangs. Es war von Beginn des Zusammenbruches an die Absicht, möglichst keine Befreiungen zuzulassen. So kam es zu Todesmärschen in eisiger Kälte, die oft nur wenige überlebten, Bahntransporten in offenen Wagen, die die Opfer festfrieren ließen, zum zehntausenfachen Tod durch Verzicht auf Versorgung, Hunger und Krankheit, wie in fast allen Lagern am Ende.
Und es gab ein weiteres Phänomen. Transporte ins Nirgendwo blieben auch liegen, Gefangene kamen frei. Die örtlichen Behörden handelten hier. Sie bewaffneten Bürger, zumeist Jugendliche aus der HJ die mit gnadenlosem Fanatismus Jagd auf die orientierungslosen, hungernden und frierenden Menschen machen. Von den Frauen aus Stutthof am Strand Ostpreußens über die Gegend um Mauthausen, Gardelegen bis Celle dasselbe Bild. Es gab kaum Überlebende. All die guten Deutschen, die sich von Hitler um den Sieg betrogen fühlten und ihm übelnahmen, dass er sie in den Untergang mitnehmen wollte, hatten keine Hemmungen, ihre Mordgelüste an Unschuldigen bis zuletzt auszuleben, manchmal waren die Alliierten keinen Tagesmarsch mehr entfernt. Im Februar, als Dresden der städteplanerischen Überarbeitung unterzogen wurde, sei der Krieg so gut wie vorbei gewesen? Welch eine heuchlerische Lüge. Der Krieg war vorbei, als die Truppen der Sieger all den professionellen Tätern ebenso wie den barbarischen halbwüchsigen Hobbymördern für alle Zeiten das Handwerk gelegt hatten. Bis dahin machte Harris Strategie überraschend doch noch einmal Sinn.
Und schon wieder eine tolle Band aus Dortmund: Lobby Boy! Diese vielseitige Indie-Rock Formation hat kürzlich ihre erste EP unter dem Titel ››Parade‹‹ veröffentlicht. Hinter diesen Allround-Lobbyisten stecken David Bartelt und Menny Messer. Beide sind gleichberechtigte Songwriter und Menny ist zudem der Betreiber vom Monkey Moon Studios in Dortmund-Körne. Bei den Aufnahmen hat David meist das Schlagzeug und Menny den Bass bedient, aber eigentlich sind beide Alleskönner und Multiinstrumentalisten. Wenn irgendwann mal wieder Live-Konzerte stattfinden können, werden die beiden mit befreundeten Musikern die Lobby Boy-Band ergänzen. Was sonst noch wichtig ist, erklären sie uns im youtube Roulette.
Im vergangenen Jahr wären eigentlich 35 000 Konzertbesucher in die Christuskirche gekommen, dazu mehrere Hundert Künstler. Seit 13 Monaten keine Konzerte mehr, auch keine – furchtbares Wort – Abstandskonzerte, keine Proben. Das ist gut, es rettet Menschenleben. Der öffentliche Raum allerdings verfällt. Man läuft durch die Innenstadt wie durch ein Freilicht-Museum. So ein Schnelltest-Zentrum ist vor allem dazu da, den öffentlichen Raum zurückzugewinnen.
Also, liebe Straßenmusikerinnen, liebe Wohnzimmermusiker, nutzt die Audience, wo Ihr sie trefft: montags bis freitags 8 – 18 Uhr, samstags 10 – 18 Uhr. Die Zeit, die Menschen hier verbringen werden, ist exakt so lang wie ein Popsong dauert oder das Thema einer Suite.
Es gibt für den sesshaften Menschen nur ein ernstes philosophisches Problem: die Heimat. Die Entscheidung, ob und wo das Leben in Sesshaftigkeit sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Moderne. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen oder der Geist neun oder zwölf Kategorien habe – kommt erst später. Das sind Spielereien; zunächst heißt es Antwort geben. Und wenn es wahr ist, dass – nach Nietzsche – ein Philosoph, der ernst genommen werden will, mit gutem Beispiel vorangehen müsse, dann begreift man die Wichtigkeit dieser Antwort, da ihr dann die endgültige Tat folgen muss.
Die Banalität des Blöden
Die Südtiroler Rechtsrockband Frei.Wild bringt es in ihrem Song „Heimat“ folgendermaßen auf den eindimensionalen Punkt:
Wow! Der VfL Bochum ist nach dem überraschend klaren 3:0-Erfolg im Westschlager gegen Fortuna Düsseldorf am Montagabend tatsächlich Tabellenführer in der 2. Fußball-Bundesliga! Das hätten wohl vor Saisonbeginn nur die allergrößten VfL-Fanatiker so erwartet.
Acht Spieltage vor Saisonende hat die Elf von Trainer Thomas Reis damit eine sehr gute Chance die Rückkehr ins Fußballoberhaus in diesem Sommer endlich Realität werden zu lassen. Logisch, dass die Stimmung rund um die Castroper Straße in Bochum aktuell so gut ist, wie schon lange nicht mehr.
Ganz anders bekanntlich die Lage auf Schalke. Eine Horrormeldung jagt dort die nächste. Tabellenletzter in der 1. Liga, Führungschaos und Finanzkrise. Vieles deutet darauf hin, dass die Gelsenkirchener sportlich so schnell nicht mehr im Oberhaus mitmischen werden dürfen.
Bochum steigt auf, Schalke im Gegenzug ab. Klingt für den neutralen Beobachter noch immer irgendwie surreal. Und doch deutet aktuell viel, ja fast alles, in diese Richtung. Stellt sich also die grundsätzliche Frage: Wäre der VfL Bochum in der 1. Liga aus Ruhrgebiets- und Ligasicht ein adäquater Ersatz für S04?
Heute ist Jubiläum. Zum 50. Mal seit dem 15. März 2020 unterhalten sich die Ruhrbarone mit Magnus Memmeler. Bis heute sind 49 Interviews entstanden, die auf den Katastrophenschutz blicken und die Corona-Krise nachzeichnen. Im 50. Interview geht es um die Dritte Welle, was uns zu Ostern erwartet oder eher nicht erwartet, um das Unvermögen der Bundesverwaltung, um die „neuen“ Entwicklungen im Katastrophenschutz und einiges mehr.
Ruhrbarone: Eigentlich kann ich es nicht mehr hören – dieses „nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel“. Wir unterhalten uns heute zum 50. Mal und wer von uns beiden hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir uns über ein Jahr lang austauschen.
Zu unserem 50. Interview werden wir dann auch noch herausgefordert. Am Freitag tagte der der Impfgipfel und zum kommenden Wochenbeginn findet das nächste Onlinetreffen von Bund und Ländern statt. Ich bin geneigt zu sagen: „Viel Feind, viel Ehr'“.
Der Inzidenzwert steigt bundesweit wie prognostiziert. Die Lockerungsexperimente scheinen gescheitert zu sein. Wie bewerten Sie die die Lage in dieser Woche? Was kommt da auf uns zu?
Memmeler: Was wir heute sagen können ist, dass Immunologen, Virologen und Intensivmediziner an einem Punkt angekommen sind, an dem sie sich viele Politiker wahrscheinlich einfach nur noch auf einer Insel ohne Kommunikationsmittel wünschen. Oder anders ausgedrückt: Wir sind an einem Punkt angekommen, vor dem seit Wochen gewarnt wurde und haben diesen Punkt erreicht, weil Politik genau das Gegenteil von dem getan hat, wozu Experten rieten. In Anspielung an den Cartoonist Ralf Ruthe würde ich sagen: „Alle bekloppt geworden!“
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