Die Juden als Manövriermasse. Mit Charlton Heston als Baerbock und Carolin Emcke als Kassandra

Charlton Heston in The Ten Commandments, Trailer screenshot from DVD 50th Anniversary Collection Paramount, 2006 – Public Domain US

Erst wird die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, als neue Mose gegendert, die 10 Verbote diktieren wolle. Zwei Tage darauf deutet die Publizistin Carolin Emcke als Gast-Rednerin auf dem Grünen-Parteitag an, wer „vermutlich“ die neuen Juden seien im kommenden Wahlkampf, die „Klimaforscher*innen“. Meinungstrend derzeit: Das eine sei antisemitisch, das andere eher nicht oder war es umgekehrt. Zwei Debatten, eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie Bedeutung angedeutet wird.

„Ich weiß die zehn Gebote gar nicht“, erklärte Kurt Tucholsky, „ich weiß: … du sollst nicht begehren deines… und dann einen Genitiv, den ich vergessen habe.“ Das dürfte sich in den 92 Jahren, die seitdem vergangen sind, nicht verändert haben, dafür ist Mose jetzt gegendert: Die „Initiative Neue soziale Marktwirtschaft“ (INSM), eine arbeitgebernahe Lobbyorganisation, hat ihm den Kopf von Annalena Baerbock aufgesetzt und die Steintafeln, die er trägt, neu beschriftet. So werden aus zehn Geboten zehn „Verbote der Grünen“, die „unser Land lähmen“. Judenfeindlich? 

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„Der Fußball hat es verpasst die Rolle des gesellschaftlichen Vorbilds einzunehmen“

Die Allianz Arena in München ist Austragungsort der Fußball-EM | Credit: wikipedia / Leonardo Shinagawa / CC BY 2.0

Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft nimmt die Kritik an der Veranstaltung zu. Es herrscht ein großer Sinn für Wettbewerb, aber eben nicht im sportlichen Sinn – heißt: wer nicht mitzieht bei der flächendeckenden Sponsorenmesse wird durch den nächsten politisch fragwürdigen Standort ersetzt. Und unter Pandemie-Gesichtspunkten ist diese EM nur ganz schwer nachvollziehbar. Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit bezeichnet die Austragung an elf Spielorten in zehn Ländern als „unsinnig“ – und unsere Autoren kommen zum gleichen Ergebnis: die Abkürzung EM steht leider nur für „European Megaspreading“ und wirft möglicherweise die Restarts in Kultur, Gastronomie und Handel zurück.

Peter Hesse: Hallo Thommy! Der Fußball-Autor Dietrich Schulze Marmeling schrieb vor ein paar Tagen bei facebook unter dem Titel „Fußball, Pandemie, Menschenrechte“ einen Beitrag zur kommenden Fußball-EM. Er sagt, dass die Menschenrechtspolitik von der Fifa und der Uefa nur primär den Zweck verfolgen, dass Spiele und Turniere auch in autokratisch oder diktatorisch regierten Länder ermöglicht werden – denn nachdem die irische Regierung nicht garantieren wollte, dass Zuschauer ins Stadion dürfen, wurden die Spiele werden nach St. Petersburg verlegt. In ein Stadion, an dessen Bau nordkoreanische Zwangsarbeiter mitgewirkt haben. Wie immer zeigt sich die hässliche Fratze des Kapitalismus: für Geld verdienen geht man gerne über Leichen. Wie nimmst du das wahr?

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Vor aller Augen. Antisemitismus-Bericht NRW 2020

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Anitsemitismus-Beauftragte NRW | (c) Land NRW 2018

Die einen rechnen Antisemitismus klein, andere berichten. Die einen nennen es „Initiative Weltoffenheit“ oder „Jerusalemer Erklärung“, die anderen „Jahresbericht“. Den hat jetzt, es ist ihr zweiter, die Antisemitismus-Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen vorgelegt, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Sie berichtet von klein gerechneten Zahlen und was sie bedeuten.

Fazit ihres Berichts: „Leider ist auch im Jahr 2020 der Antisemitismus unverändert und deutlich öffentlich präsent.“ Zwar seien die Zahlen für NRW im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent zurückgegangen, bundesweit aber deutlich angestiegen. Entweder hat das bevölkerungsreichste Bundesland diesen Trend entschieden abgebremst oder  –  das die Erklärung von Leutheusser-Schnarrenberger, eine Düsseldorfer Erklärung sozusagen  –  oder aber

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Antisemitismus neu definiert? „Jerusalemer Erklärung“ ist BDS im Wissenschaftskostüm

Pro-Israel-Demo in Berlin 2009 by Dana Bondarenko and Sergey Gavrilov CC 3.0

„Ungeeignet, unklar, diffus“. Die Doktorarbeit von Franziska Giffey? Die „Jerusalemer Erklärung“, angerichtet von 200 „internationalen Wissenschaftler:innen mit Schwerpunkten in der Antisemitismusforschung und verwandten Bereichen“. Im März hatten die 200 kund getan, sie hätten Antisemitismus „neu definiert“ und, sieh an, ein neues Ergebnis gefunden: BDS, die anti-israelische Hetzkampagne, sei „per se“  –  aus sich heraus  –  „nicht antisemitisch“. Lars Rensmann, in der Antisemitismusforschung eine Adresse, hat sich die „Jerusalemer Erklärung“ näher besehen, es sind keine Blumen, die er ihr überreicht: Die 200 hätten sich „keinen Gefallen getan“ damit, ihre „erstaunliche Unkenntnis der Antisemitismus- und Rassismusforschung der letzten Jahrzehnte“ zu beweisen. Was sie zuwege gebracht hätten, sei „schlichtweg falsch und analytisch unbrauchbar“. Die Amadeu Antonio-Stiftung hat Rensmanns Expertise jetzt auf Belltower News gestellt, es lädt dazu ein, die „Jerusalemer Erklärung“ noch einmal zu lesen. Um zu verstehen, wie das geht, dass Antisemitismus aus der Welt hinaus gewissenschaftet wird.

Lars Rensmann, in Bochum geboren, Professor für Politik in Groningen, ist Mitglied des Editorial Boards des Journal for the Study of Antisemitism, es ist die in der internationalen Antisemitismusforschung maßgebliche Fachzeitschrift. Von den 28 Wissenschaftlern des Boards tragen gerade einmal zwei die „Jerusalem Declaration“ mit.

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Der Ruhrpilot

Klassenzimmer einer Grundschule Foto: DALIBRI Lizenz: CC BY-SA 3.0


NRW :
Neue Regeln für Schulen  ab Montag…Westfälischer Anzeiger
NRW: Corona-Zahlen sinken weiter…NTV
NRW:
Land verteidigt Ditib-Sitz in Schul-Gremium…Zeit
Corona:
COVID-19-Dashboard…RKI
Corona: 
Coronavirus-Outbreak…Worldometer
Corona: RKI registriert 3852 Corona-Neuinfektionen…Welt
Corona: R-Wert bei 0,75…FAZ
Corona: So viele Menschen wurden bereits geimpft…Zeit
Corona: Noch 100 Tage bis zum Impfziel…Berliner Morgenpost
Corona: „Woche mit Kipp-Effekt…Welt
Corona: „Es droht kein Engpass mehr“…FAZ
Corona: Neue Variante in Vietnam entdeckt…Zeit
Corona: Für unter 30-Jährigen ist die Krise noch nicht zu Ende(€)…Welt
Corona: Scholz beharrt auf Homeoffice-Pflicht bis Ende Juni…Spiegel
Corona: Darum sollten Sie mit der Zweitimpfung warten(€)…Welt
Corona: Denkt an die Kinder!(€)…FAZ
Debatte: ARD und ZDF sollen nicht die Menschen erziehen(€)…Welt
Debatte: Die Besserwisser(€)…FAZ
Debatte: Die Leisetreter…Jungle World
Debatte: Angst vor der Freiheit…Cicero
Debatte: „Eine moralische Überhöhung der Sprache“…Welt
Debatte: Wie viel Freiheit, wie viel Risiko in Politik und Alltag?(€)…NZZ
Debatte: Warum Richter keine Klimapolitik machen sollten…FAZ
Debatte: Baerbock im Gegenwind…Cicero
Debatte: Grün-Rot-Tot(€)...Zeit
Debatte: Das echte Essen…Jungle World
Ruhrgebiet: Jetzt spricht ein angeblicher Schnelltest-Betrüger(€)…Bild
Bochum: Entspannung in den Krankenhäusern(€)…WAZ
Bochum: Pfleger erhalten bis zu 1500 Euro Corona-Prämie(€)…WAZ
Dortmund: Neuinfektionen wieder deutlich gestiegen…Ruhr Nachrichten
Dortmund: Für Clubs rückt die Wiedereröffnung näher(€)…RN
Duisburg: Sieben-Tage-Inzidenz  bei 38,7(€)…WAZ
Duisburg: Kulturleben erwacht wieder(€)…WAZ
Essen: Sieben-Tage-Inzidenz bei 35,9(€)…WAZ
Essen: Kunden strömen wieder in die Innenstadt(€)…WAZ

„Mäßigung und Demut müssen beim VfL Bochum nicht erst als Dogma installiert werden“

Bochumer Kultfans wie VfL Jesus oder Tankwart a.D. freuen sich schon jetzt auf die 1. Liga | Foto: Peter Hesse

Der Aufstieg des VfL Bochum in die erste Liga bedeutet zugleich Risiken als auch Chancen. Ist das Team von Trainer Thomas Reis reif genug sich gegen Clubs aus Wolfsburg, Leipzig oder Stuttgart zu bewähren – oder werden sie zur Schießbude der Liga? Peter Hesse und der Bochumer Fußballexperte Thommy Junga probieren unter dem Motto „You’ll Never Talk Alone“ den Verein zu durchleuchten und geben ihr Urteil ab: jeder Punktgewinn wird ein echter Kampf werden. Es wird nicht leicht – das ist klar! Aber es ist auch kein aussichtsloser Kampf.

Peter Hesse: Lieber Thommy, du bist Kindestagen an VfL Bochum Fan – in dieser Saison hat nach 11 Jahren endlich der Aufstieg in die erste Liga geklappt. Für die Stadt Bochum ein toller Moment – und natürlich auch für uns Fußballfan-Romantiker ist es schön, wenn du trotz kleiner Etats viel PS auf die Gewinnerstraße bringen kannst. Während Corona wird es nicht leicht sein neue Sponsoren zu kontaktieren, dennoch herrscht für Liga 1 Verbesserungsbedarf. Nach seinem Ausscheiden beim FC Bayern München hat die Spieler und Trainer Ikone Hermann Gerland in Interview gesagt, dass er jetzt noch nicht daran denkt in Rente zu gehen. Sollte Gerland zurück zum VfL kommen – und wenn „ja“ – in welcher Position?

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Ruhrtriennale: „Bruchlinien und Konstruktionen“, das neue Programm

Barbara Frey, Intendantin Ruhrtriennale, vor Turbinenhalle Bochum | (c) Daniel Sadrowski

Es war zuletzt reichlich zerdellt, das Festival der Künste: erst Antisemitismus, dann Antisemitismus, dann Corona. Jetzt besteht die Kunst darin, aus dem Zerdellten Kunst zu machen: Heute haben die neue Intendantin der Ruhrtriennale, Barbara Frey und ihr Team, das Programm für die erste ihrer drei Spielzeiten vorgestellt. Ein flüchtiger Blick zeigt, was fehlt: die Welterklärattitüde. Dass sie fehlt macht neugierig, er lohnt sich, der Blick auf ruhrtriennale.de.  

Vertraut die Spartenvielfalt, das Potpourri aus „Schauspiel“ und „MaschinenHausMusik“, „Musiktheater“ und „Literatur“, aus „Pop“ und „Tanz“ und „Dialog“ . Vertraut auch, dass es verschiedene Spielorte sind, durchs Ruhrgebiet gewürfelt, neu dabei das leerstehende Allbauhaus in Essen. Die Intendantin, auch das hat Tradition, inszeniert selber unter anderem Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“, anders jetzt: Es gibt, wie es aussieht, keine Eröffnungsrede, stattdessen eröffnet das Festival  kurz vor Sonnenaufgang mit einem Konzert im Morgengrauen und einem anschließenden gemeinsamen Frühstück an der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck.

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BDS ist durch. Was wäre passiert, wenn nicht? Über Terror & Kultur

BDS auf der Pro-Hamas-Demo in Bochum 15. Mai 2021

„Follow @BDSNATIONALCOMMITTEE“. Aufruf auf der Facebook-Seite von BDS Deutschland. In der internationalen Hasskampagne gegen Israel fungiert das „National Committee“ als Lenkungsausschuss. Oben am Tisch sitzt Hamas, die Terror-Organisation lenkt den „gewaltfreien Protest“ so gezielt wie ihre Raketen  –  am 12. Mai, dem Tag, an dem der Follow-Befehl in Deutschland erschien, unter anderem auf einen Atommeiler, keine 50 km von Gaza entfernt. Wer alles gestorben wäre. BDS ist durch. Zeit, darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn BDS sich eingenistet hätte. Wenn sich tatsächlich  –  wie von der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ und zuletzt in der „Jerusalemer Erklärung“ gefordert   –  eine Haltung durchgesetzt hätte, die  BDS sowohl ablehnt wie einlädt. Wenn es Hochkultur geworden wäre, Terror sowohl zu verschmähen wie zu vergüten. Eva-Maria Ziege hat den antisemitischen Diskurs in der Weimarer Republik analysiert, sein Merkmal ist die Uneindeutigkeit, es gibt zu denken. 

Was immer man von BDS, der Kampagne zur Diffamierung von Demokratie, in diesen Tagen liest, es ist Heil-Hamas-Posting. Je mehr Raketen auf Israel niedergingen, desto emphatischer das Ja zum Terror. Nirgends eine noch so dürre Distanz, täglich wurde zu irgendeiner Hass-Demo auf- und Solidarität eingefordert mit „Palästina“. Für BDS ist Palästina dasselbe wie Hamas.

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„Denkmäler reden lange und laut“: Jahn in der Stadt

Stadtbahn unterm Rathaus Bochum: Carl Arnold Kortum by Heinz Schroeteler 1984 | Foto Clic CC 4.0

Im Stadtwappen ein Buch, im Stadtpark ein Buchverbrenner: Was anstellen mit einem Denkmal, das den verehrt, der das Bücherverbrennen ins politische Repertoire gehoben hat. Ein Fall fürs Marketing? Letzter Teil der Frage mit ein paar Antworten aus Bochum.

Seit 1381, es gab noch keinen Buchdruck, führt Bochum ein Buch im Wappen, warum, weiß niemand zu sagen, vermutlich ein Hörfehler. Ein halbes Jahrtausend später wird ein Stadtpark angelegt und, es ist das Jahr 1883, ein Denkmal darin errichtet. Laut artibeau ist es „das älteste erhaltene Denkmal für eine berühmte Persönlichkeit in Bochum“, es erinnert an Friedrich Ludwig Jahn, den Buchverbrenner. Als würde Berlin, den Bären im Wappen, vorm Bärentöter knien.

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Heringe mit Köpfen

Camping Foto Bundesarchiv, Bild 183 – 1990-0802-408 / Sindermann, Jürgen Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Der passionierte Campingliebhaber Björn Staschen legt mit „Gebrauchsanweisung fürs Camping“ ein großartiges Praxishandbuch für das angewandte Übernachten in freier Natur vor.

Während wir im vergangenen Corona-Jahr ausgiebig die Gelegenheit hatten, in unserem Home-Office sämtliche Erhebungen der heimischen Rauhfasertapete einzeln zu zählen, nach Wänden geordnet zu kartografieren und als Landschaftskunstwerke auf Instagram zu vermarkten, wird es jetzt Zeit, endlich mal wieder vor die Tür zu kommen. Gelegenheit also für den nächsten Urlaub in der freien Natur.

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