Oma hat Juden versteckt, Opa war kein Nazi, die Enkel setzen sich die Kippa auf und demonstrieren gegen Judenhass. Andere heften sich den Gelben Stern an und demonstrieren für irgendwas, wieder andere protegieren BDS und erklären, die Boykottbewegung sei frei von Gewalt, alle sind sie solidarisch. Jetzt, wo Hamas – die Terror-Firma sitzt im BDS-Lenkungsausschuss, BDS-Trommler wie Judith Butler halten sie für eine Emanzipationsinitiative – jetzt, wo diese Hamas Tausende Raketen auf Kindergärten jagt, in denen jüdische Kinder spielen, könnten sie tatsächlich einmal solidarisch sein, es herrscht Schweigen. Ein Vorschlag.
Vor ein paar Jahren brachen einige Leute zu Forschungsreisen auf, sie setzten sich eine Kippa auf den Kopf und spazierten durch Berlin oder durch Berlin oder durch Berlin oder mal durch Frankfurt hinein ins Herz einer zivilen Gesellschaft, alle kamen heil zurück. Jetzt das Ganze mit einer Israelfahne.
Überall Jahn-Straßen und Jahn-Plätze, der „Turnvater“ steht fürs Bücherverbrennen, die Nazis haben ihn verehrt: „Jahngeist ist Hitlergeist“, schrieb die Deutsche Turnzeitung 1933 und im Jahr darauf, Hitler habe vollendet, „was Jahn als Seher kündete“. Lässt sich – Teil (II) der Frage – ein Denkmal stürzen, indem man es stehen lässt?
1856 Straßen in Deutschland sind nach Friedrich Ludwig Jahn benannt, im Frühjahr 1933 werden in rund 50 Städten Scheiterhaufen errichtet für Bücher: „Die Flammen, die zuerst über den Bücherhaufen prasselten, verschlangen später im Feuersturm unsere Städte.“
Schreibt Peter Suhrkamp 1947. Ähnlich Erich Kästner, der am 10. Mai 1933 zusammen mit wohl 70 000 anderen am Berliner Opernplatz steht und seine eigenen Bücher verbrennen sieht, zwanzig Jahre erklärt er: „Es begann mit Fackelzügen und endete mit Feuerbestattung.“
Die Metapher passt, solange mit ihr gemeint ist, dass es die Deutschen selber waren, die ihre Städte in Schutt und Asche gelegt haben. Das Problem mit solchen Vorhersagen im Nachhinein ist, dass sie die Sache selber als eine rein symbolische verstehen lassen, es führt in die Irre: Als hätte sich hier die Kulturfeindlichkeit der Nazis gezeigt. Nein, hat sie nicht, gezeigt hat sich, was gezeigt wurde.
Kurz vor dem Saisonende 2020/21 gibt der traditionsreiche und von Millionen Fans geliebte FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga ein unverändert peinliches Bild ab. Am Wochenende unterlagen die Gelsenkirchener nach einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung der TSG Hoffenheim noch mit 2:4. Ein Spielverlauf, der noch einmal die massiven Probleme auf Schalke offenbarte. Mit 13 Zählern aus 31 Spielen, nur zwei Saisonsiegen, rangieren die Knappen mit großem Abstand ganz am Tabellenende der 1. Liga. Der bittere Gang in die Zweitklassigkeit steht schon länger fest. Die Planungen für den Wiederaufbau laufen seit Wochen.
Seit März ist Dimitrios Grammozis der hauptverantwortliche Trainer bei den Königsblauen. Er ist Übungsleiter Nummer fünf in dieser Saison. Als er kam, ging man schon von einem Abstieg aus. Grammozis sollte eigentlich den Neuaufbau einleiten, die Zukunft der Schalker Mannschaft (mit) planen.
Seit er das Kommando führt wurde es aber auch nicht besser. Das Spiel am Wochenende reihte sich in eine ganze Reihe von Rückschlägen ähnlicher Art ein. Ist der ehemalige Bochumer also der Richtige, um den Traditionsverein aus Gelsenkirchen zurück in das Konzert der Großen zu führen? Die Zweifel mehren sich.
Für Nazis haben die Festspieljahre des Erinnerns begonnen: Was 1933 geschah, jährt sich zum 88. Mal, die 8 steht ihnen für den achten Buchstaben, die Doppelacht für „Heil H“. Zehn Jahre noch bis Stalingrad, am 10. Mai, heute, werden erst mal Bücher verbrannt: „Es gibt Bücher genug, die von Henkershand samt ihren Verfassern verbrannt zu werden verdienen“, hatte schon Friedrich Ludwig Jahn erklärt, der „Turnvater“. Überall im Land sind ihm, dem Bücher schreibenden Buchverbrenner, Denkmäler gesetzt. Lassen sie sich stürzen, indem man sie stehen lässt? Teil (I) der Frage.
Kolumbus geköpft, Jefferson gestürzt, Churchill eingehaust. So war es im letzten Sommer, in Bristol wurde die Statue eines Sklavenhändlers, Edward Colston, im Hafen versenkt, in Gent die Statue von Leopold II – der belgische König war einer der brutalsten Kolonialisten aller Zeiten – erstickt.
In der Nacht zum vergangenen Freitag (7. Mai 2021) hat auf dem Ostenhellweg im Eingangsbereich des Hauses Nr. 47 ein 45-jähriger Wohnungsloser übernachtet – und er ist quasi im Schlaf überfallen worden. Eine weitere Tat ereignete sich in der gleichen Nacht am Westenhellweg.
Mehrere Personen forderten den Mann am Ostenhellweg auf, ihnen sein Geld zu übergeben. Nach nun zwei Raubüberfällen auf Obdachlose in der Dortmunder Innenstadt sucht die Kriminalpolizei Zeugen, die Hinweise auf drei tatverdächtige Männer geben können. Als der Obdachlose im Halbschlaf sagte, dass er kein Geld besitze, schlugen und traten die Täter mehrfach auf ihn ein. Sie raubten ihm eine Baseballkappe und gingen davon. Eine junge Frau aus der Gruppe beobachtete das Geschehen und filmte die Tat.
Das verletzte Opfer folgte den Tätern. Sie drückten ihn zu Boden, fixierten ihn und schlugen und traten dann erneut mehrfach auf ihn ein. Sie verließen den Ostenhellweg über die Moritzgasse. Beschreibung der Tatverdächtigen: Drei Männer, 20 bis 25 Jahre alt, einer von ihnen war sehr kräftig. Die Frau ist ebenfalls 20 bis 25 Jahre alt, trug blonde Haare und war bekleidet mit einem grauen Kapuzensweatshirt, einer schwarzen Jacke und Sportschuhen.
Oberbürgermeisterin Karin Welge hat die Kündigung des Mietvertrages der KAUE nach öffentlichem Druck wieder zurückgenommen. Etwas nebulös heißt es in einer offiziellen Stellungnahme: „Es geht uns dabei nicht um die Rücknahme einer Kündigung, sondern um die Möglichkeit, mit einem neuen Vertrag die Rahmenbedingungen für eine ausgewogene Kulturszene neu zu gestalten“. Was wie der Beginn des kulturellen Sparkurses begann, wird jetzt zu einem kommunalen Possenspiel. Ein kurzer Text über Sparkommissare, Soziokultur, Stadtumbau und die Frage, wer die Politik in der Stadt bestimmt.
Am Montag ist auf die Synagoge geschossen worden in Bochum. Auf ein Fenster, neben dem Bilder für Kinder hängen. Man hat diese Nachricht entgeistert gelesen und wusste im selben Moment, dass sie einen nicht überrascht und fragt sich seitdem, was es eigentlich ist, das einen entgeistert: die Tat selber oder dass man sie erwartet hat. Im Politikersprech würde es jetzt heißen, die Schüsse galten „uns allen“, was zweifellos stimmt, während „uns allen“ klar ist, dass es nicht stimmt, es sind nicht „wir“, die im Fadenkreuz stehen.
Deutschland, im April 2021: Die Gastronomie ist, pandemiebedingt, geschlossen. Nicht ganz. Bei Uschi ist seit wenigen Tagen wieder zeitweise geöffnet. Legal.
„Gemütliche und familiäre Atmosphäre“ umschreibt die Stimmung „Bei Uschi“, einer kleinen Traditionskneipe im Grenzgebiet Mülheim/Duisburg, ganz gut: Außerhalb von Seuchenzeiten, in denen Cholera, Spanische Grippe, Pest oder – aktuell – Corona besondere Hygienevorschriften vorschreiben, wird man hier per Handschlag begrüßt. Seit 30 Jahren gibt es den Laden. Seit fünf Jahren empfängt nicht mehr Uschi die Gäste, sondern Gastwirt Michael Völkel.
In Berlin hat der Kampf um das Zentrum begonnen. Von unserem Gastautor Manfred Barnekow.
In Berlin begann der Kampf um den unmittelbaren Innenstadtbereich mit Reichskanzlei und Führerbunker, wo sich vornehmlich SS unter dem Befehl des SS-Brigadeführers Mohnke verschanzt hatte. Zitadelle war der deutsche Codename für diesen dritten und inneren Verteidigungsring Berlins. Hier sollte sich das Ende in der Reichshauptstadt abspielen. Mohnke war wahrlich der geeignete Mann dafür, von brutaler Härte, mehrfach verwundet und mehrfach verantwortlich für die Ermordung alliierter Kriegsgefangener in den Jahren 1941 und 44. Auch der Mitverantwortung am Malmedymassaker war er verdächtig, da er sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befand und erst 1955 mit den Letzten zurückkehren konnte, entging er einem Kriegsverbrecherprozess. Noch einmal wird er auftauchen, bekannt geworden mit dem Sternreporter Gerd Heidemann, auf dessen berüchtigter Göringyacht er zu Gast war, wird er diesem den Kontakt zu einem Militaria Händler ebnen, einem gewissen Konrad Kujau. Als er die falschen Hitler-Tagebücher allerdings zu lesen bekommen wird, macht er Heidemann auf krasse Fehler aufmerksam. Vergebens.
Am 28.04.1945 ließ er seine Truppen sich Stellungen bauen, da nun die Sowjets seinen Verteidigungsbereich erreicht hatten. Lettische und französische SS-Soldaten waren dabei, sie hatten nichts zu verlieren und würden entschlossen bis zum Ende durchhalten. Im Reichstagsgebäude suchten vor allem Franzosen und Versprengte ihren Platz für den Endkampf. Das Gebäude war seit dem Brand von 1933 nicht mehr verwendet worden, den Nazis verhasst. Aus unerfindlichen Gründen aber hatte Stalin einen Narren an ihm gefressen. Die Rote Fahne auf dem Reichstag sollte den Sieg symbolisieren. Mohnke würde das das Halten des Bunkers auf dem Areal der Reichskanzlei erleichtern. Das Datum begann Stalin unruhig zu machen, Unmissverständlich erklärte er seinen Marschällen, was er wollte, das Ende der Schlacht zum 1. Mai. Zum Nachdruck erlaubte er Konew wieder in die Stadt vorzudringen; der hatte den Zoo fast erreicht, als er feststellen musste, dass die vor ihm stehenden Truppen schon keine Deutschen mehr waren, sondern zu Schukow gehörten.
Hitler sah das Ende kommen und begann sich an die Illusion zu klammern, Wencks 12. Armee war es erstaunlicher Weise gelungen, die sowjetischen Flanken zu durchbrechen und einige Kilometer nach Osten vorzudringen. Vermutlich war es der Überraschungseffekt, aber er bediente damit Hitlers Wahnideen. Indessen befreiten die Männer und Jungen der 12. Armee die schon eingeschlossene Garnison von Potsdam. Wenck benachrichtigte General Busse mit den eingeschlossenen Resten der 9. Armee, dass er nicht weiter vorankommen könnte und Busse zu ihm ausbrechen müsse, was dieser umzusetzen begann
Autoritätsstrukturen lösten sich auf. In Vorpommern fluteten die Reste der Heeresgruppe Weichsel zurück. Keitel und Jodl waren von Hitler aus Berlin fortgeschickt worden, um für Durchhalten zu sorgen. Bei Wenck waren sie gewesen, der ihnen erzählt hatte, was sie hören wollten, ohne die geringste Absicht der Umsetzung. Nun traf Keitel bei einer Straßenkreuzung nahe Neubrandenburg am 28.04. den OB der Heeresgruppe Weichsel Heinrici und den der 3. Panzerarmee von Manteuffel, die sich aufzulösen begann. Der erste Lakeitel seines Führers beschwor beide, Widerstand zu leisten, für den Führer, forderte Heinrici unmissverständlich auf, die fliehenden Truppen mit Standgerichten aufzuhalten, zu erschießen. Genau in jenem Moment tauchten ungeordnete Soldaten auf, die nach Westen strebten. Heinrici zog seine Pistole, hielt sie Keitel hin und sagte nur, er könne ja schon mal damit anfangen. Keitel verließ wortlos die Szenerie. Er wird Heinrici absetzen, der Nachfolger nie bei der Heeresgruppe eintreffen, weil er sich vorher für die amerikanische Gefangenschaft entscheidet. Ungeordnete Fluchten, Führungslosigkeit und Massaker sind die letzten Zuckungen des Krieges. Rokossowski aber kann umso schneller vordringen, Richtung Rostock, dann wird der Weg nach Wismar frei werden und dahinter käme schon Lübeck.
Die Amerikaner zogen in Richtung der Alpen. Sie glaubten noch, dort wäre die letzte Festung der Nazis. Hinter ihnen lag das am Vortag eingenommene KZ Dachau und ein Entsetzen, das nicht beschreibbar ist. Dachau bot einen Belsen nicht unähnlichen Anblick. Halbverhungerte und Tote, die überall lagen. Ein nicht ausgeladener Zug mit Viehwaggons voller Leichen. Darauf waren die Fronttruppen nicht vorbereitet. Sie handelten, sie taten, was sie als die richtige Reaktion darauf ansahen. Aufgegriffene SS Bestien wurden an die Wand gestellt und erschossen, andere erschlagen, niedergemacht. Eine Abrechnung, die nicht dem Wunsch der alliierten Führungen entsprach, ordentliche Gerichtsverfahren zu führen und darum abgebrochen wurde. Aber eine, die Befriedigung zurücklässt, dass es auch jene schmutzigen kleinen Mörder getroffen hatte, die in der Nachkriegszeit nur allzu oft sich herauswinden konnten.
Die Briten befreiten in der Heide ein Kriegsgefangenenlager bei dem Ort Sandbostel. In den Wochen zuvor aber hatten die SS Horden im Zuge der Räumungsphasen schon Tausende Häftlinge aus Neuengamme hierin verbracht, 3000 von ihnen waren tot, die anderen unversorgt und im Sterbeprozess. Montgomerys Truppen hatten nach Bergen Belsen schon den zweiten Blick in die Hölle getan. Sie werden an diesem Ort später deutsche Gefangene internieren und sie werden nicht sehr nett zu ihnen sein. In rechten Kreisen gilt Sandbostel seither als Selbstmitleidsanlass.
Endphasenverbrechen heißt in der heutigen Geschichtswissenschaft das Vernichten von Menschen im Chaos des Untergangs. Es war von Beginn des Zusammenbruches an die Absicht, möglichst keine Befreiungen zuzulassen. So kam es zu Todesmärschen in eisiger Kälte, die oft nur wenige überlebten, Bahntransporten in offenen Wagen, die die Opfer festfrieren ließen, zum zehntausenfachen Tod durch Verzicht auf Versorgung, Hunger und Krankheit, wie in fast allen Lagern am Ende.
Und es gab ein weiteres Phänomen. Transporte ins Nirgendwo blieben auch liegen, Gefangene kamen frei. Die örtlichen Behörden handelten hier. Sie bewaffneten Bürger, zumeist Jugendliche aus der HJ die mit gnadenlosem Fanatismus Jagd auf die orientierungslosen, hungernden und frierenden Menschen machen. Von den Frauen aus Stutthof am Strand Ostpreußens über die Gegend um Mauthausen, Gardelegen bis Celle dasselbe Bild. Es gab kaum Überlebende. All die guten Deutschen, die sich von Hitler um den Sieg betrogen fühlten und ihm übelnahmen, dass er sie in den Untergang mitnehmen wollte, hatten keine Hemmungen, ihre Mordgelüste an Unschuldigen bis zuletzt auszuleben, manchmal waren die Alliierten keinen Tagesmarsch mehr entfernt. Im Februar, als Dresden der städteplanerischen Überarbeitung unterzogen wurde, sei der Krieg so gut wie vorbei gewesen? Welch eine heuchlerische Lüge. Der Krieg war vorbei, als die Truppen der Sieger all den professionellen Tätern ebenso wie den barbarischen halbwüchsigen Hobbymördern für alle Zeiten das Handwerk gelegt hatten. Bis dahin machte Harris Strategie überraschend doch noch einmal Sinn.
Und schon wieder eine tolle Band aus Dortmund: Lobby Boy! Diese vielseitige Indie-Rock Formation hat kürzlich ihre erste EP unter dem Titel ››Parade‹‹ veröffentlicht. Hinter diesen Allround-Lobbyisten stecken David Bartelt und Menny Messer. Beide sind gleichberechtigte Songwriter und Menny ist zudem der Betreiber vom Monkey Moon Studios in Dortmund-Körne. Bei den Aufnahmen hat David meist das Schlagzeug und Menny den Bass bedient, aber eigentlich sind beide Alleskönner und Multiinstrumentalisten. Wenn irgendwann mal wieder Live-Konzerte stattfinden können, werden die beiden mit befreundeten Musikern die Lobby Boy-Band ergänzen. Was sonst noch wichtig ist, erklären sie uns im youtube Roulette.