„Das Blech vom Tage“ – Peter Rühmkorfs „TABU“ sollte man zwischen den Jahren lesen

Peter Rühmkorf Foto: Ottoerich Lizenz: GNU

Wer schlechten Umgang bevorzugt, und zwar den mit guten Büchern (die einen bekanntlich fürs Leben verderben), dem empfehle ich „TABU I. Tagebücher 1989 – 1991″ des doch tatsächlich 1929 in Dortmund geborenen Peter Rühmkorf.

Die aufgeklärt-aufklärenden  Kommentare und virtuosen Gedichte des 2008 verstorbenen Schriftstellers fehlen allenthalben. Umso faszinierender ist es zu lesen, wie Rühmkorf über seine Fragmente, Aphorismen und „Einfallsquanten“ mit den Jahren 89 bis 91 auch sich selbst als politischen Kopf und begnadeten Hypochonder porträtiert. So werden seine Tagebücher zu einem tragikomischen Schelmenroman: Der Lyriker Rühmkorf als schreibender Don Quichote im Kampf mit den Windmühlen der Zeit.  Und dabei ist Rühmkorf immer hellsichtig, ein gelehrter Poet mit lakonischem Witz und artistischer Sprache.

Zitate gefällig?
„Politik? – Einfach mal eine Weile nicht hinkucken und abwarten, bis sich die ehernen Wahrheiten von heute als Blech vom Tage entlarvt haben.“
Oder: „Man soll ungeniert zu sich selbst sprechen und nicht als trüge man sein Ich wie eine Monstranz vor sich her. Manche Dichter behandeln ihre Depressionen wie rohe Eier.“

Und wenn man’s gelesen und genossen hat. Na, einfach TABU II und ein Glaserl Wein zur Hand nehmen und ab geht die Retro-Reise in die Jahre 1971 – 72.

 

In Oberhausen mag niemand mit Skribble Gebibble reden

Seit drei Jahren gibt es in Oberhausen die Initiative Skribble Gebibble. Skribble Gebibble veranstaltet Konzerte und Partys. Mit der Stadt wollten sie mal über Geld reden – und bekommen noch nicht einmal eine Antwort.

Klar, Oberhausen ist arm. Das sind alle Ruhrgebietsstädte. Aber Oberhausen ist arm auf Rekordniveau: Keine Stadt in NRW hat höhere Schulden pro Kopf wie die Centro-Stadt. Dass da das Geld nicht locker sitzt ist klar und das erwartet auch niemand. Aber wenn eine freie Initiative wie Skribble Gebibble, die seit drei Jahren in der Stadt Kultur macht, an die Tür des Kulturdezernenten klopft , kann der die zumindest aufmachen. Man kann ja zumindest mal miteinander reden. Vor allem wenn Skribble Gebibble moch nicht einmal Geld will,  sondern nur einen Lagerraum. Das ist wohl nicht geschehen, wie Skribble Gebibble auf seinem Blog schreibt:

Seit März werden wir vom Büro des Dezernenten vertröstet. Alle paar Wochen. Zu einem zweiten vereinbarten Termin bei einer unserer Veranstaltungen ist Tsalastras nicht gekommen. Unsere konkrete Notlage lässt uns nun keine andere Wahl, als auf diesem Weg noch einmal um Hilfe zu bitten: Erkennen sie die wenigen Reichtümer, die Oberhausen noch hat, und lassen sie diese nicht in feuchten Kellern verrotten. Helfen Sie der unabhängigen,

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Dortmund: SPD-Wahlsieg wegen Straßenstrichverbot?

Marita Hetmeier Foto: Homepage MH

In Dortmund stehen die Zeichen auf Wahlwiederholung. Im Mai könnten die Bürger an die Urnen gerufen werden. Und Marita Hetmeier, die Vorsitzende der Nordstadt SPD, ist sich sicher: Die SPD wird der Wahlsieger.

Der Name Marita Hetmeier steht für eine SPD-Politik, die nah am Rechtspopulismus ist: Ihr Einsatz für das Aus des Straßenstrichs, ihre Musikantendemo zum Strich unter dem Motto „Wir blasen ohne Gummi“, ihr Streiten gegen den Saufraum – in den vergangenen Monaten bestand ihre Politik vor allem aus dem Schüren von Ängsten. Und das hat sich, da ist sich Hetmeier in einer Presserklärung von gestern Abend sicher, gelohnt. Denn sie geht davon aus, das die SPD der Gewinner kommender Ratsneuwahlen wäre:

„Die Sozialdemokraten in Dortmund haben bei der Wiederholungswahl für den Stadtrat im Juni 2012 nicht zu befürchten. Die Chancen für die Dortmunder SPD sind größer als die Risiken.“(…)

„CDU und Grüne haben sich in den Stadtbezirken Eving und Huckarde mit ihrer Entscheidung zur Auflösung der Stadtbezirke extrem unbeliebt gemacht. Die Rechnung, dass die ohne Bürgerbeteiligung im Rat durchgestimmte Abschaffung der der Stadtbezirke bis zur nächsten Ratswahl vergessen sein wird, geht jetzt nicht mehr auf. Die Sozialdemokraten können die Wiederholung der Ratswahl zur Volksabstimmung zum Erhalt der Stadtbezirke machen: Ein tolles kommunalpoltisches Thema, bei dem die SPD nur

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Nordstadtparadies

Die Dortmunder Nordstadt ist kein Kurort. Doch die Probleme des Quartiers können den Blick auf die vielen guten Seiten des Stadtteils nicht verdecken. Eine davon ist, dass hier durch die Reibung der Bewohner mit ihrem Stadtteil enorme kreative Potentiale und kleine Wunder entstehen. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Das Theaterprojekt „Paradise City“ ist durch die Schulsozialarbeit am Schulzentrum Nord mit Mitteln der Diakonie realisiert worden. Unter der Projektleitung von Ludwig Karp  und der künstlerischen Leitung von Theaterpädagogin Tanja Hellwig  haben sich SchülerInnen zwischen 14 und 16 Jahren des Helmholtz-Gymnasiums und der Gertrud-Bäumler-Realschule  im vergangenen Jahr auf eine künstlerische Reise begeben. Die Jugendlichen haben sich initiativ bei Ludwig Karp gemeldet,
weil sie Theater ausprobieren wollten, In einer ersten Arbeitsphase standen unter der Anleitung von Tanja Hellwig Übungen zum Kennenlernenn, Theaterspiele und Impro-Aufgaben auf dem Probenplan. Anschließend begann die Suche nach der jeweils eigenen Traumrolle, mit der dann weiter improvisiert wurde. Aus eigenen Geschichten und Begegnungen, die die Jugendlichen gemeinsam sammelten entstand das Textmaterial, das Tanja Hellwig dann zu einem Theatertext umschrieb. Erst dann begann die eigentliche Probenarbeit.

„Bemerkenswert ist, dass die Jugendlichen  sich ihre eigenen Rollen geschaffen haben und da sehr intensiv eingetaucht sind, auch kleine eigene Texte beigesteuert haben und z.B. Passagen in die Sprache ihrer Figur umgetextet haben.“ beschreibt die Theaterpädagogin den besonderen Reiz der Stückentstehung.    

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Der Ruhrpilot

Ullrich Sierau

Dortmund: OB Sierau will Wahlwiederholung…Der Westen

NRW: Proteste gegen Castor-Transporte durch das Ruhrgebiet…Radio Vest

NRW: Politik kämpft gegen Krippen-Debakel…Der Westen

Bochum: Film über Tana Schanzara…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Yard Designmarkt…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Der Saufraum kommt…Bild

Dortmund III: 102 Jahre BvB…Pottblog

Duisburg: Piraten diskutieren Gründung eines Kreisverbandes…Der Westen

Duisburg II: Gegen Sauerland ist das für Rheinhausen von einst…Xtranews

Essen: Glanz und Elend in der Nord-City…Der Westen

Gelsenkirchen: Musiktheater sagt Workshop ab…Linksdiagonal

Umland: So links wie Jesus…Neon via JG-Stadtmitte

Umland I: I live by the river! – 15 Geschichten…Spreeblick

Umland III: Wann werde ich je das Sauerland verstehen?…Zoom

Debatte: Konservative in der Union: Auf zum letzen Gefecht!…Publikative

Debatte II: Schweinshaxenmord im Nazimilieu…Frontmotor

 

Weihnachtliches mit Mett

Weihnachtliche Mettplätzchen Foto: Rainer Z Lizenz: CC

Die Adventszeit – bald ist sie vorbei. Aber noch ist Zeit, sich anzuschauen, was das Christkind in seiner Bäckerei für Weihnachten vorbereitet: Mettplätzchen.

Weihnachten ohne Mett – das ist für die meisten Menschen unvorstellbar. Mettplätzchen gehören zum Fest wie der Tannenbaum und der Familienstreit. Saftig sollen sie sein, aber auch süß – und natürlich schön herzhaft.

Die Ruhrbarone Weihnachtsbäckerei hat in alten Kochbüchern nach einem schönen

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Nazi sein als Lebensgefühl

Seit der Mordserie des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds geistern sie wieder durch alle Medien, die Klischees von den „dummen Nazis“, den „dumpfen Schlägern“ und den „grölenden Skins“. Doch kaum etwas könnte weiter weg sein von einer adäquaten Beschreibung der Realität als die alte Mär von den verblödeten Verlierern, deren Gewalt vermeintlich nur „ein stummer Schrei nach Liebe“ ist. Von unserem Gastautor Andrej Reisin.

Seit dem Ärzte-Hit „Schrei nach Liebe“ von 1993 scheinen gewisse kulturelle Vorurteile über Nazis wie in Stein gemeißelt:

“Du bist wirklich saudumm, darum geht’s dir gut, Hass ist deine Attitüde, ständig kocht dein Blut. Alles muss man dir erklären, weil du wirklich gar nichts weißt, höchstwahrscheinlich nicht einmal, was Attitüde heißt. Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit. Du hast nie gelernt dich zu artikulieren und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit.”

So charmant der Song damals als Antwort auf die eskalierende Nazi-Gewalt im wiedervereinigten Deutschland gewesen sein mag, so bequem, unzutreffend und gefährlich sind die bis heute gerne

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