Wieso ahnte ich das Ergebnis der Spiegel-Bildungsstudie schon, als ich am Samstag das Cover auf Spon sah? NRW schneidet miserabel ab – und in NRW ist das Ruhrgebiet die Deppenregion. Und wer ist Schuld? Wir, denn wir wählen seit Jahrzehnten Politiker, die sich für alles engagieren, nur nicht für Bildung.
Ich kenne keinen Politiker, der nicht stundenlang von der Bedeutung der Bildung schwärmen. Nur wenige, wie Gelsenkirchens OB Frank Baranowski kauf ich das auch ab. Deutschland sei eine „Blaupausenrepublik“ hieß es schon vor Jahrzehnten, Wissen die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs. Auch in NRW hört man diese Sprüche und im Ruhrgebiet, wo die meisten Politiker vor allem dadurch auffallen, dass sie Phrasen, die sie irgendwo aufgeschnappt haben, brav wiederholen, sowieso.
In der Wirklichkeit kommt davon wenig an. NRW gibt viel zu wenig Geld für Bildung aus – hier hat man lieber über Jahrzehnte Milliarden in die Folkloreindustrie Steinkohle gesteckt als in den Ausbau der Schulen und Hochschulen. Oder das Geld wurde bei der West-LB verzockt. In den Städten sieht das nicht anders aus. Hier setzen die Kommunalpolitiker auf angeblich imageträchtige Prestigebauten: In Essens Zeche Zollverein flossen mehr als hundert Millionen Euro, der U-Turm in Dortmund kann es mit Glück schaffen, noch zweistelligen Millionenbereich zu bleiben. Und Bochum braucht unbedingt ein Konzerthaus – während die Schulen vergammeln.
Die Stadtverwaltungen sind riesige Genossenversorgungsanstalten, die Chefs der kommunalen Unternehmen spielen Konzernlenker und mit hunderten von Steuermillionen um Steag-Anteile – Geld ist im Ruhrgebiet immer da: Für Wichtigtuer und Versorgungsfälle mit dem richtigen Parteibuch. Aber für Kinder, für Schulen, für Betreuungseinrichtungen bleibt dann blöderweise kaum etwas übrig.
Jetzt wird das Gejammer wieder groß sein. Wie gemein die Studie ist, wie ungerecht und was jetzt schon bald alles zum Besseren passieren wird. Nichts wird passieren, wenn wir weiter eitle Windbeutel wählen, die unser Geld lieber verzocken oder in Prestigebauten stecken, als in die Zukunft zu investieren.