Mehr als 5000 Demonstranten in Frankfurt, brennende Autos in Rom. Da geht es in Bochum doch deutlich beschaulicher zu. Von unserem Gastautor Michael Blatt.
Knapp 300 Menschen versammeln sich am örtlichen Standort der Deutschen Bank, um am weltweiten „Occupy Together – We are the 99 %“– Spektakel teilzunehmen. Mehrheitlich bekannte Gesichter aus dem linken Bürgertum, die sich einen weiteren Stempel im Demofleißbüchlein verdienen. Viel Anstrengung ist an diesem Samstag dafür nicht erforderlich. Keine stressigen Katz-und-Maus-Spielchen, um an Polizeisperren vorbei zu Nazis oder Castor-Transportern zu gelangen. Außerdem wunderbares Herbstwetter.
Also Sonne tanken, während drei Redebeiträge zu Beginn die derzeitigen Amokläufe der Finanzwelt aufzählen. Dabei zur Erinnerung noch mal an das Theater um den im doppelten Wortsinn verhinderten Auftritt von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann im örtlichen Schauspielhaus erinnert. Das macht Mut, das macht Hoffnung. Für Kritik an imperialistischen Kriegszügen und der verstrahlten Atom-Lobby ist sowieso immer Platz. Dann auf zur kleinen Demo-Runde durch die Innenstadt. DKP, Linke und sonstige „Rebellen“ schwenken ihre Fähnlein tapfer im Wind.
Unser Gastautor Walter Stach über den Vorschlag des Essener Kämmerers Lars Klieve Pleite-Kommunen aufzulösen.
Der Kämmerer der Stadt Essen, Rechtsassesor Lars Klieve, hat laut WAZ erklärt:
„Für den Fall, dass eine Stadt nicht mehr in der Lage wäre, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen und die staatliche Ebene hierfür eintreten würde, käme nur die völlige Entschuldung und die Auflösung der betreffenden Gebietskörperschaft in Betracht“.
Lars Klieve stellt hier als ausgewiesener, bundesweit anerkannter Fachmann für kommunale Finanzen und als geschätzter Jurist, insbesondere in Sachen kommunales Finanz- und Haushaltsrecht einschließlich kommunales Verfassungsrecht, ausgehend von einem bestimmten Sachverhalt und bezogen auf Tatbestandsregelungen des kommunalen Verfassungsrecht eine juristische Folge fest –nicht mehr, nicht weniger. Ob diese juristische Folge zwingend geboten oder nur eine von mehreren denkbaren Folgen ist, mag strittig sein. Es wäre wünschenswert, einen solchen Streit mit Lars Klieve zu führen. Dazu will ich an dieser Stelle keinen Beitrag leisten. Es sei mir allerdings der Hinweis auf 17 (1)der Gemeindeordnung NRW gestattet, in dem es heißt: „Aus Gründen des öffentlichen Wohls können …….Gemeinden aufgelöst……werden.“. Es ist auf den ersten Blick zumindest nicht völlig abwegig, wenn eine Gemeinde insolvent ist, wenn sie ihre Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern nicht mehr bedienen kann, wenn die staatliche Ebene –vornehmlich das Land- für alle
Torsten Schlösser bezeichnet sich gerne als „echter Ruhrie“ und der Makler hat sein Büro am Rande des Ruhrgebiets in Unna. Jeden Tag macht er sich auf den Weg, um seine Immobilien unter das Volk zu bringen. Das Ganze spielt sich in der Öffentlichkeit ab und nach 18 Uhr können die Zuschauer bei „mieten, kaufen, wohnen“ auf Vox zusehen. Schlösser ist Teil einer Armee von Immobilienverkäufern und zurzeit gehören 63 Makler zum Aufgebot des Kölner Privatsenders.
Bei den Zuschauern kommt das Format gut an und von der geliebten „werberelevanten Zielgruppe“ schalten immerhin 1,52 Millionen Menschen ein. Bei ihnen schwingt das voyeuristische Interesse mit, einen Blick in fremde vier Wände zu werfen und sich ein Bild vom Leben der Mitmenschen zu machen. Im Kern ist „mieten, kaufen, wohnen“ ein reines Werbeformat – eine Art Dauerwerbesendung. Die Makler arbeiten an ihrem schlechten Image und menscheln sich durch die 60 Minuten. Natürlich präsentieren sich auch die Besitzer der Immobilien und die Wohnungsgesellschaften in einem positiven Licht. Das ist keine große Überraschung, aber auch die potenziellen Mieter und Käufer setzen auf ihre Vermarktung. Da besichtigen viele Jogalehrer, Stylisten, Lebensberater, Musikanten, Inhaber von Fingernagelstudios, Wahrsager und Fitnesstrainer ihre künftige Wohnung. Das führt dann zu reichlich absurden Situationen, wenn der Makler zu Kniebeugen angeleitet wird, einen Kopfstand machen soll oder nach einem erfolgreichen Abschluss ein schräges Ständchen anhören muss.
Ergänzt wird die durchsichtige Präsentation durch den Auftritt vermeintlicher Prominenz, wie zum Beispiel des Berliner Friseurs Udo Walz, der sich im Prenzlauer Berg kostspielige Lofts zeigen lässt. Selbst die Macher haben dann Zweifel, was die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Formats betrifft. „Wie auch in der Sendung eingeblendet wird, sind die Geschichten um die Wohnungssuchenden teilweise nacherzählt“, erklärt Julia Kikillis, Pressesprecherin bei VOX. „Die Prominenten sind nicht zwingend aktuell auf der Suche nach einer neuen Wohnung oder einem neuen Haus. Es ist aber in jedem Fall ein Interesse an Immobilien und anderen, neuen Wohnmöglichkeiten vorhanden“. So spielen alle Beteiligten ihre Rolle, werben für sich selbst und hoffen auf gute Einschaltquoten.
SPD und Grüne sind zwei Parteien, die in vielen inhaltlichen Punkten Gemeinsamkeiten haben. Dennoch sind SPD und Grüne keine „natürlichen“ Partner. Von unserem Gastautor Christian Soeder.
Rote und Grüne sind sich nicht in allen Punkten einig, Unterschiede existieren, Trennendes gibt es auch. Den Traum von der linken Mehrheit jenseits der CDU, den Willy Brandt träumte, träumt wohl jeder Sozialdemokrat, der etwas auf sich hält. Ich auch. Das darf jedoch nicht dazu verleiten, die Problemstellungen zu ignorieren und Schwierigkeiten auszublenden. Grüne müssen für die SPD deshalb im politischen Alltagsgeschäft eine normale demokratische Partei sein, so, wie das selbstverständlich auch für die anderen demokratischen Parteien gilt. So falsch es ist, Parteien dezidiert gegen eine andere Partei in Stellung zu bringen, Stichwort Lafontainepartei, so falsch ist es, politische Mitbewerber aus irgendwelchen Gründen von Kritik zu „verschonen“.
Was ergibt sich aus dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen über Rot-Grün in Berlin, was wollte Wowereit damit erreichen? Wollte er sich kanzlerkandidatentauglich aufhübschen, wie mancher Politberater und Spindoktor wisperte? War es sein übergroßes Ego? Ich kann das nicht abschließend beurteilen, ich war bei den Koalitionsverhandlung in Berlin schließlich nicht dabei. Fünf Rote und fünf Grüne waren es, die irgendwann kein Land mehr sahen. War es die Autobahn, war es die Angst vor der knappen Mehrheit von nur einer Stimme? Viel wurde spekuliert. Niemand weiß es wirklich.
Aber was ist es denn nun, das Rote und Grüne trennt? Ist es das Verständnis von Arbeit, die Idee des Menschen, des Staates, sind es kulturelle Unterschiede? Vieles spricht in meinen Augen dafür, dass es ein bunter Strauß aus all diesen Dingen ist, die SPD und Grüne trennt, die sich aus der Historie ergeben. Es ist nun einmal so, dass die Grünen einen basisdemokratischen Anspruch haben, während die SPD noch immer den Traum der alten und einstmals riesigen Massenpartei träumt, autoritär geführt durch starke Männer wie Schumacher und Wehner. Die Definition der Gesellschaft ist nicht leicht – was ist dieses Ding „Gesellschaft“ überhaupt? Es wird noch schwieriger, wenn die Umwelt dazukommt, die Nachhaltigkeit, die Arbeit. Für die SPD steht traditionell die Arbeit im Zentrum ihrer politischen Überzeugungen: alles erwächst aus menschlicher Arbeit, Arbeit bringt neue Arbeit hervor. „Arbeit ist der
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