„Es ist so, als würden die Gänse mehrheitlich für Weihnachten stimmen“
(zit. nach FTD vom 7.9.2011)
Das ZDF-Politbarometer brachte jetzt zutage, was wir uns ohnehin schon hätten denken können: „Mehrheit gegen Erweiterung des Euro-Rettungsschirms“. Und zwar eine satte Mehrheit, eine Dreiviertel-Mehrheit, 76 Prozent. Nur 18 Prozent finden die jetzt am 29. September im Bundestag zur Abstimmung stehende Aufstockung der deutschen Kreditbürgschaften richtig (weiß nicht: sechs Prozent). Die Ablehnung geht dabei quer durch alle Parteianhängerschaften, bei den Linken am höchsten, bei den Grünen mit 70 Prozent am niedrigsten.
Ob die befragten Bundesbürger überhaupt wissen, dass es um Bürgschaften geht
Die Dortmunder Grünen werfen der Bezirksregierung Arnsberg eine zu große Nähe zum PCB-Vergifter Envio vor. Wir sprachen mit der Grünen-Ratsfrau Ulrike Märkel.
Ruhrbarone: Frau Märkel, die Bezirksregierung wirft Ihnen vor, dass Sie sich mit einem “rein politisch motivierten, unsachlichen sowie völlig unangemessenen Frontalangriff immer mehr ins Abseits” stellen. Starker Tobak gegenüber einer Grünen-Ratsfrau aus dem Mund eines von einer rot-grünen Landesregierung eingesetzten Bezirksregierung.
Ulrike Märkel: Ich kann das Statement der Bezirksregierung überhaupt nicht verstehen. Wir Grüne machen seit Monaten im Umweltausschuss mühsame Kleinarbeit, um die schwerwiegenden Folgen des Skandals mit konsequenter Sacharbeit aufzuklären. Das dann ausgerechnet die Bezirksregierung solche Vorwürfe gegen uns erhebt, ist unbegreiflich. Da wirft einer gleich mit einem ganzen Steinhaufen im Glashaus um sich.
Die Bezirksregierung hat sich in den Ausschusssitzungen nicht transparent gezeigt. Im Gegenteil: Viel mehr als formelhaft vorgetragene Statements und ausweichenden Antworten, waren seit Januar 2010 nicht zu hören, was der Aufklärung gedient hätte.
Die Frage nach den 20 bis 80-fach überhöhten PCB-Messwerten am Messpunkt nahe des Fredenbaumparks muss noch geklärt werde! Wir hatten hierzu Informationen und die Bürger haben ein Anrecht informiert zu sein. Das man bei einer sachlichen Nachfrage gleich der Panikmache bezichtigt wird, ist ganz schlechter politischer Stil und führt unsere Aufgabe ad absurdum.
Eine sachlich richtige Antwort wäre ein erstes Zeichen der neuen Transparenz in Arnsberg gewesen. Diese Chance wurde verpasst.
Was werfen Sie der Bezirksregierung Arnsberg im Fall Envio vor?
Die Bezirksregierung Arnsberg hat am 29.01.2010, also als der PCB-Skandal noch nicht aufgedeckt war, eine Anfrage der Grünen im Umweltausschuss an Herrn Dr. Neupert, den Envio-Chef, direkt weitergeleitet. Daraufhin entstand ein reger Mailverkehr.
Unsere Frage ging um die Genehmigungen der Anlage bei Envio. Im Dezember 2009 haben sich Arbeiter an uns gewendet und in mehreren Gesprächen sehr konkret die kriminellen Umstände bei Envio beschrieben. Zusätzlich hat ein PCB-Test der Arbeiter beim Institut IfADO erschreckend hohe Blutwerte ergeben und somit die Aussagen der Arbeiter bestätigt. Erst dann sind wir mit der Anfrage die gezielt Fragen zu Envio stellte, an die Öffentlichkeit gegangen.
Die Bezirksregierung gab also die Anfrage an Neupert weiter, der ja bald wegen Umweltvergehen und Körperverletzung vor Gericht steht. Regierungspräsident Bollermann hält das für ein ganz normales Verfahren. Sie nicht?
Nein. Die Bezirksregierung hat ja nicht nur unsere Anfrage weitergeleitet, sondern auch noch den Antwortentwurf an den Ausschuss mit den Worten: “Hier unser Vorschlag für einen Antwortentwurf.” Die Antwort kommt promt von Neupert persönlich: “Ich habe keine Bedenken …” Das ist sehr nett von Dr. Neupert.
Der Höhepunkt der Absprache ist, was Neupert in einer dritten Mail bei der Bezirksregierung dreist einfordert: “Sofern sich künftig Anfragen auf ältere Anträge oder Bescheide beziehen, bitten wir Sie, uns ggf. vor Beantwortung solcher Anfragen zu kontaktieren, damit wir dazu bei Bedarf gesondert Stellung nehmen können”.
Ich frage mich, wieviel der zahlreichen Anfragen im Laufe der Monate, in denen wir uns um Aufklärung bemüht haben, noch zum “abgesegnet werden” an Envio gingen.
Die Bezirksregierung verhielt sich so, also ob die Polizei den stockbetrunkenen Autofahrer fragt, wie hoch denn eigentlich die Promillegrenze ist und ihn anschliessend fragt, ob er denn überhaupt einverstanden ist, dass ihm nun der Führerschein weggenommen wird.
Das war ja nicht die einzige enge Form der Zusammenarbeit zwischen Envio und der Bezirksregierung. Lässig wurden Ausnahmegenehmigungen erteilt und Kontrollen brav angemeldet. Welche Bedeutung hatte das entgegenkommende Verhalten der Bezirksregierung auf den Verlauf des Skandals? Hätte Neupert nicht früher das Handwerk gelegt werden können?
Ja, allerspätestens 2008 hätten die Behörden alles aufdecken können: Das Ernstnehmen eines anonymen Hinweises, der alle katastrophalen Umstände bei Envio beschreibt. Eine einzige unangemeldete Kontrolle. Oder ein schneller Klick in das digitale Abfallüberwachungsssystem ASYS, hätten gereicht.
Aus meiner Akteneinsicht ist klar erkenntlich geworden, dass Genehmigungen nicht nur im Laissez-faire-Stil erteilt wurden, sondern das die Anlage zur Verarbeitung hochgiftiger Stoffe über zwei Jahre lang ohne jede Genehmigung lief. Das ist skandalös! Das Prognosgutachten bestätigt unsere Vorwürfe. Und zieht nun – ein dreiviertel Jahr später – Herr Bollermann endlich personelle Konsequenzen? Fehlanzeige!
Bis heute wird die Frage ausgesessen – das ist eine Ohrfeige mitten ins Gesicht der kranken Arbeiter!
Was für Konsequenzen fordern denn die Grünen?
Wir erwarten, dass der Regierungspräsident in seiner Behörde ein konsequentes Zeichen setzt, anstatt ein lockeres “Weiter so!” an seine Leute zu signalisieren. Dazu gehört Führungsstärke! Man bekommt langsam das Gefühl, dass sich da jemand nicht unbeliebt machen will …
Das allgemeine Wehklagen über den personellen Mangel reicht nicht aus. Es gab Verfehlungen und das Zehnfache an nachlässigen Mitarbeitern, macht den Kohl auch nicht fett. Wir wollen uns in Zukunft auf die Behörden, die Unternehmen überwachen, die mit hochgefährlichen Stoffen arbeiten, verlassen können. Das verlorene Vertrauen in die Bezirksregierung wiederherzustellen ist nun der Job von Regierungspräsident Bollermann!
Am vergangenem Wochenende gab es bei den Demonstrationen zahlreiche Verletzte. Über die verletzten Polizeibeamten wurde in vielen Medien ausführlich berichtet. Für die verletzten Demonstranten interessierte sich kaum jemand. Ein Bericht der Demo-Sanitäter des Alerta Bündnisses könnte das ändern.
Die Demonstrationen des Alerta-Bündnisses am vergangenenWochenende wurde von sogenannten „Demo-Sanis“ begleitet. Ärzte und Sanitäter, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Demonstrationen begleiten, Verletzte vor Ort erstversorgen oder für eine Einlieferung in Krankenhäuser sorgen.
Die Demo-Sanis haben nun ihren Bericht vorgelegt. Er beschreibt nur die Geschehnisse im direkten Umfeld der Demonstration des Alerta-Bündnisses, ist also nur ein kleiner Ausschnitt, aber klar scheint zu sein: Es gab deutlich mehr als die von der Polizei veröffentlichte Zahl der sieben verletzten Demonstranten.
Vor allem der Einsatz von Pfefferspray sorgte für viele Verletzte, dazu kamen eine Wirbelsäulenverletzung sowie zahlreiche durch Schlagwaffen verursachte Verletzungen.
Drei Bündnisse demonstrierten am vergangenen Wochenende gegen den Naziaufmarsch in Dortmund. Eins nutzte die Aufmerksamkeit der Antifa-Demos um gegen Israel zu hetzen: DSSQ, das Bündnis in dem sich die Linkspartei und andere autoritäre Organisationen zusammengetan haben.
Drei Bündnisse protestierten am vergangenem Samstag in Dortmund gegen den Naziaufmarsch: Alerta, ein Zusammenschluss libertärer und undogmatischer linker Gruppen, Dortmund Nazifrei, ein Bündnis aus SPD, Grünen und DGB sowie Dortmund stellt sich quer – dort haben sich Linkspartei, K-Gruppen und andere autoritäre Organisationen zusammengetan. (DSSQ). Und während Alerta (Motto: „Gegen Rassismus, Antisemitismus und Antiamerikanismus!“) und Dortmund Nazifrei gegen die Nazis demonstrierten und alles taten, um den Naziaufmarsch zu verhindern, nutzten Demonstranten im Block des DSSQ-Bündnisses die Gelegenheit, um gegen Israel zu hetzen. Als die Nazis unter dem Motto „Nie wieder Israel“ durch die Nordstadt zogen, sah man im DSSQ-Block antisemitische Plakate, in denen Israel als Apartheidsstaat bezeichnet und zum Boykott Israels aufgerufen wurde. Das waren keine Entgleisungen einzelner Verwirrter: Fotos diese Transparente zeigt DSSQ in seinem Flickr-Fotostream. Den Protest gegen Nazis zu missbrauchen, um gegen Israel zu hetzen – erbärmlicher geht es kaum.
Wir bedanken uns bei mehreren unserer Leser für die Hinweise.
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