Mit dieser Überschrift eröffneten die Journalisten Niklaus Blome und Paul Ronzheimer im letzten Jahr eine Serie von Beiträgen zur Verschuldung Griechenlands. Ihr Arbeitgeber ist die Bildzeitung und für die Berichterstattung haben sie jetzt den Herbert Quandt Medienpreis 2011 erhalten. Die weiteren Beiträge trugen Titel, wie „So räumte Rot-Grün den Weg zum Euro frei“ oder „So frisierten die Griechen ihre Bilanzen“.
Ganz im Stil der Zeitung mit den vier Buchstaben verrät der erste Satz schon in aller Ausführlichkeit den Inhalt des gesamten Artikels. Es erstaunt schon, dass man hierfür eine Auszeichnung für „exzellenten Wirtschaftsjournalismus“ bekommt. „Eine intensive Recherche, Sachverstand und die fundierte eigene Meinung“ wünscht sich die Vorsitzende der Stiftung, Johanna Quandt, von ihren Preisträgern. Eine eigene Meinung über den Journalismus der Bild haben Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz, die eine Studie zu den Aktivitäten der Zeitung veröffentlicht haben. Sie finden in einer aktuellen Stellungnahme die Preisvergabe befremdlich und kritisieren auch die Jury: „Selbst wenn die fünfteilige Serie für sich alleine nach inhaltlichen und handwerklichen Kriterien des Journalismus bewertet wird, wird schnell klar, dass die Arbeit alle Vorgaben für schlechten Journalismus bestens erfüllt“. So werden altbekannte Sachverhalte als neue Enthüllung inszeniert, Informationen und Werturteile fließen ineinander, es werden alle Register der Dramatisierung und Emotionalisierung gezogen. Die Autoren der Studie halten auch fest, dass die Botschaft „die Griechen haben getrickst“ in den fünf Teilen der Serie regelmäßig wiederholt wird. Sie stellen die Artikelserie in einen Zusammenhang mit der Bild-Kampagne im Frühsommer 2010, die nach dem Motto agierte: „Die Griechen haben mit falschen Zahlen und statistischen Betrügereien die Mitgliedschaft in der Eurozone erschlichen – auch deshalb haben sie die Hilfe der deutschen Steuerzahler nicht verdient“. So konnte die vermeintlich journalistische Recherche ebenfalls zu keinem anderen Ergebnis kommen. Nachprüfbare Fakten, gesicherte Informationen und journalistische Einordnungen spielen hier keine Rolle.
In der Jury der Stiftung befinden sich mit Roland Tichy, Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“, Helmut Reitze, Intendant des „Hessischen Rundfunks“ und Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des „Tagesspiegels“ drei prominente Vertreter der Branche. Es macht nachdenklich das sie in der Bild-Serie einen preiswürdigen Journalismus sehen und wirft kein gutes Licht auf den Wirtschaftsjournalismus im Lande. Dabei hat die Berichterstattung über ökonomische Zusammenhänge in den Zeiten der Finanzkrise einen besonderen Stellenwert. Die Aufklärung über Hintergründe, politische Interessen und gesellschaftliche Folgen sind die wichtigste Aufgabe der Journalisten. Allerdings hinterlassen selbst die Flaggschiffe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens „Tageschau“ und „heute“ den Zuschauer regelmäßig im Regen stehen. Die Redaktionen orientieren sich am Mainstream, regierungsnahe Positionen werden kommentarlos übernommen und kritische Experten tauchen nicht auf. Das Unwort des letzten Jahres „alternativlos“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Eine Studie der Otto Brenner Stiftung von Anfang 2010 stellt dem Wirtschaftsjournalismus insgesamt ein schlechtes Zeugnis aus – die Versetzung ist mehr als gefährdet. „Der tagesaktuelle deutsche Wirtschaftsjournalismus stand dem globalen Finanzmarkt gegenüber wie ein ergrauter Stadtarchivar dem ersten Computer mit einer Mischung aus Ignoranz und Bewunderung, ohne Wissen, wie er funktioniert, ohne Ahnung von den folgenreichen Zusammenhängen, die sich aufbauen; im Zweifel schloss man sich der vorherrschenden Meinung an“, schreiben die Autoren, zu denen auch der ehemalige Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“ Wolfgang Storz gehört.
Demnach haben in der Krise zumindest „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Financial Times Deutschland“, „Handelsblatt“, „Süddeutsche Zeitung“ und „die tageszeitung“ Kompetenz aufgebaut und kritische Distanz zur herrschenden Meinung entwickelt. Für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ konnten die Verfasser keine positive Entwicklung feststellen – das Urteil ist vernichtend: „Sie bleiben journalistisch sensationell schlecht“. Wer die Beiträge der Tagesthemen der letzten Zeit zur „europäischen Krise“ und der „griechischen Verschuldung“ anschaut, der wird keinen nennenswerten Qualitätszuwachs bemerken. Für viele Medien ist die Finanzkrise zu einer Krise ihrer eigenen Arbeit geworden.