Der Ruhrpilot

Computer: Mac-Users are more liberal and like to party all Night long…Nerdcore

Debatte: Der grünen Bewegung fehlt es an Ästhetik…Welt

Ruhrgebiet: WP-Blogger-Treffen an Rhein und Ruhr…Pottblog

Bochum: Pinselstrich für die Menschenrechte…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Kurzarbeit bei Eickhoff-Tochter wegen Flaute bei Windkraftanlagen…Der Westen

Essen: Beim Schauspiel steigt der Klassiker-Anteil…Der Westen

Dortmund: Veganer Supermarkt…Welt

Umland: Noch mehr Hasenfest-Hampelei…Bundesstadt Blog

Umland II: Datenschutzfreaks…Netzpolitik

Ostern: Ein Akt der Barmherzgkeit…Kochplattenteller

Internet: Brauchen wir sowas wie “Facebook Discussions”?…2.0

Blogs: Wir sind wieder auf Empfang und Sendung…Zoom

Frohe Ostern! – Gedankensplitter zum Fest

Bild: Wikipedia (LeCornichon)

Ostern. Tja, was soll man dazu sagen?
Kindern wird erzählt, der Osterhase käme und verstecke bunte Ostereier. Das ist freilich absoluter Blödsinn. Erwachsene erzählen sich, vor gut 2000 Jahren sei ein grausam zu Tode gefolterter Sektenführer zwei, drei Tage nach seinem Ableben vom Tode auferstanden, habe danach noch das ein oder andere erledigt, um schließlich in den Himmel aufzufahren – zu Gott, der im übrigen sein Vater gewesen sein soll. Diese Story ist offenkundig dermaßen abstrus, dass einem die Geschichte von dem eierlegenden Hasen plausibler vorkommen muss.
Eine heidnische Fruchtbarkeitsstory. Der Hase, wahrscheinlich ein Karnickel – bestens bekannt für seine Rammelei samt arterhaltender Vermehrungsfreude. Das Ei, zugegebenermaßen bei Vögeln deutlich verbreiteter als bei Säugetieren, aber immerhin ein allgemeines Symbol für werdendes Leben. Heidnisch bedeutet hier wie überall: eine Gepflogenheit aus vorchristlicher Zeit. Komisch nur, dass der Osterhase erst zum Ende des 17. Jahrhunderts, also zu einer Zeit, wie sie christlicher kaum hätte sein können, erstmals gesichtet wurde – in der Literatur. Und dass der lustige Bunny in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also neulich, erst geschafft hatte, sich weltweit bekannt zu machen.

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Was das Ruhrgebiet von Woody Allen lernen könnte

Die Kultur des Trotzdem.

Als ich in der Kultstadt Wanne-Eickel, mitten im tiefsten Ruhrgebiet, in den 60gern das einzige Gymnasium für mehr als 100.000 Menschen besuchte, wurde mir im Geografieunterricht mein Heimatort als „Stadt der 1000 Züge“ präsentiert. Ich war tief beeindruckt, denn es sollten 1000 pro Tag gewesen sein. Mindestens ein ganzer Zug alle 1,5 Minuten und das 24 Stunden lang.

Dass es nicht weniger als der Anzahl von sage und schreibe 3000 Menschen bedurfte nur um den  Bahnhof meiner Stadt in Gang zu halten, war da nicht verwunderlich. Das Problem war nur, dass das keinen interessierte, der nicht in unserer Stadt lebte. Den Grund begriff ich, als ich auf Nachfragen erfuhr, dass sich der allergrößte Teil dieser Züge aus Güterwagen zusammensetzte die mit nichts als Kohle gefüllt waren.

Später hörte ich, dass den Schülern der Nachbargemeinde Gelsenkirchen ihre Heimat als die „Stadt der 1000 Feuer“ vorgestellt wurde, die im harten chemischen Kern aber nichts anderes als ihre 10 Mal Hundertfache Vergiftung bedeuteten. Mein Vater kommentierte solche Zahlen mit dem damals wie heute typischen Ruhrgebietshumor: Wer es hier schafft zu überleben, der schafft es überall. Welch herrlich böse Anspielung auf die Stadt, die schon zu seiner Jugendzeit  weltweit und unbestritten als das galt, was seine und meine Heimat heute endlich auch sein möchte: eine Metropole.

Seine Worte wurde in den frühen Achtzigern auch wissenschaftlich verifiziert, als der erste deutsche Krebsatlas veröffentlich wurde. Die diesbezügliche Sterblichkeitsrate war zu dieser Zeit im Ruhrgebiet über das Doppelte so hoch als der Spitzenwert in allen anderen Gegenden Deutschlands und viel größer als in allen anderen ähnlich großen Ballungsräumen Europas. Zu der Zeit als mein Vater  seinen ersten Metropolenvergleich wagte,  war die relative Sterblichkeit  sicher noch viel bedrohlicher. Was blieb den Menschen im Ruhrgebiet da Anderes übrig als diese Kultur des Trotzdem, die Kultur der großen Zahl, das Ausspielen der Quantität gegenüber der Qualität.

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Der Ruhrpilot

Dortmund: BVB-Meisterfeier wird vertagt…Ruhr Nachrichten

NRW: Land gegen PKW-Maut…RP Online

Ostermarsch: Frieden in Flaschen…Achse des Guten

Wunderforschung: Die Produktion von Heiligen läuft auf Hochtouren…FAZ

Bochum: Propst will Kirche zum Altenheim umbauen…Der Westen

Dortmund II: DEW startet Angriff in fremden Revieren…Der Westen

Essen: Gabi Dauenhauer geht ohne Scheu bis ins Extrem…Der Westen

Duisburg: Werke von Tony Cragg als Geschenk für Lehmbruck-Museum…Der Westen

Essay: Die nackte Existenz der Reichen…FAZ

Ilja Richter: „Wer am Ziel ist, ist naturgemäß am Ende angelangt“

© DERDEHMEL © DERDEHMEL

Ilja Richter wurde 1952 in Berlin geboren. Schon als Kind wirkte er in Hörspielen und Filmen mit. 1971 startete die ZDF-Musiksendung »Disco«, die Richter als Moderator bundesweit populär machte. Nach dem Ende von »Disco« 1982 wechselte Ilja Richter zum Theater und reüssierte als Schauspieler und Regisseur. Daneben schrieb er Kolumnen für die taz und veröffentlichte mehrere Bücher. Die »Disco« Revival-Tour, unter anderem mit »Middle of the Road« und Chris Andrews, startet am 5. Mai in München und führt bis 28. Mai durch 17 deutsche Städte. Zeit für ein Gespräch mit dem Entertainer über die »Disco«-Jubiläumstour, sein »5-Minuten-Judentum« und Heino.

Herr Richter, Ihre Sendung »Disco« startete vor 40 Jahren im ZDF und war elf Jahre lang Kult. Nervt es Sie, wenn man Sie nach so langer Zeit immer noch auf die Show anspricht?

Nur die Frage der Journalisten, ob es mich nervt, nervt. Dass die Menschen mich auf der Straße nach wie vor auf »Disco« ansprechen, finde ich wunderbar.

Sie gehen im Mai samt Stars und Bands der 70er-Jahre auf große Jubiläumstour. Worauf darf man sich freuen?

Auf eine großartige Familienshow mit einem bestens gelaunten Moderator und ausgewählten Klassikern der vergangenen Jahrzehnte.

»Licht aus – whomm! Spot an – jaaa!« Wird man auch wieder ihren legendären Slogan hören?

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Kreativwirtschaft und Metropolensimulation

Metropolen zeichnen sich dadurch aus, dass sie globale Trends setzen. Andere Städte und Regionen folgen ihnen mit zeitlichem Abstand. Die Kreativwirtschaft war so ein Trend. Und das Ruhrgebiet folgte ihm. Eigene Akzente setzt man anders.

Auf fast jeder Pressekonferenz der Ruhr2010 GmbH zum Thema Kreativwirtschaft taucht diese eine Folie immer ganz kurz auf: Drei Linien sind auf ihr zu sehen, und alle weisen sie nach oben. Sie zeigen das Wachstum der Kreativwirtschaft in Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet und sie dienen als Beleg für das wirtschaftliche Potential dieser Branche. Trotzdem mochte keiner auf dem Podium, dass man sie sich allzu lange anschaute. Denn die Linie mit dem deutlich geringsten Wachstum dieser fabulösen Branche ist die des Ruhrgebiets. Und da die Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet trotz der ungeheuren Größe der Region mit fünf Millionen Einwohnern noch hinter vergleichsweise kleinen Orten wie Köln und Düsseldorf zurückliegt, ist sie alles andere als ein Beleg der Stärke. Sie zeigt, was niemand der Verantwortlichen der Ruhr2010 GmbH gerne hören will: Die Kreativwirtschaft hat keine Chance eine bedeutende Grundlage eines wirtschaftlichen Wachstums des Ruhrgebiets zu werden.

Das heißt nicht, dass es keine Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet gibt. Es gibt sie, Tausende arbeiten in dieser Branche. Verlage, Werbeagenturen, Galerien, Designer, Programmierer – sie alle sind Teil eines Branchenmixes, den jede Stadt und jede Region vorzuweisen hat. Überall gibt es  – neben der Kreativwirtschaft – auch zahlreiche Beschäftigte in der Finanzwirtschaft. Sie arbeiten bei Banken und Sparkassen. Verkaufen Versicherungen und Bausparverträge. Und irgendwo findet sich immer jemand, der einem einen Fond verkaufen will. Oder im Außenhandel. In der Logistik. In der Medizin. Doch bei kaum einer Branche ist die Verführung so hoch, sie zur entscheidenden Zukunftsbranche zu machen wie in der Kreativwirtschaft. Dafür gibt es einen Schuldigen, und der heißt Richard Florida.

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