Dona Quijote, Weise und schönes spätes Mädchen – Katja Lange-Müller las gestern im Essener Maschinenhaus

Ich geb’s zu: Ich bin einer von denen, die nie zuviel kriegen von Katja Lange-Müllers Texten. So eine Überdosis KLM macht mich lebendiger als ich es eigentlich bin. Und – wie viele Leser – betrübt’s mich, dass ihre kurzen Romane so schnell an die Abgründe des Glücks und Unglücks führen und ein Trost oft nur darin liegt, auf ein neues Buch von Katja L.-M. zu warten.

Zu schnell vorbei, ‚dies Leben kömmt mir vor als eine Renne-Bahn’: So ging’s auch den Besucherinnen und Besuchern ihrer Lesung gestern im Maschinenhaus Essen, in dem Maschinen längst nicht mehr hausen, aber ein Kunstverein Carl Stipendium e.V.
Und der hat  aus dem schönen Backstein-Denkmal einen Produktionsort der Künste gemacht. Die Dampfmaschine, die hier einst Energie lieferte für die Schachtanlage Carl, braust zwar längst nicht mehr, Dampf aber wird immer noch gemacht. Etwa bei Crossovern (was für ein Wort!) von Jazz & Poetry, von Ausstellung mit Sprechmusik, von Alltagschaos bis Choreographie von Rock (meist nebenan in der Zeche Carl) bis zu Barock und Arie. (www.maschinenhaus-essen.de)

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Halbstarkes Cäsium 137 – locker bleiben!

Komische Sache. Da in der Asse, diesem einsturzgefährdeten Atommüllendlager. Sorry: diesem maroden Endlager für schwach und mittel radioaktiv belastetes Material. Nein, nicht dass es da in der Asse überall nur so tropft, dass man fast annehmen möchte, es sei nicht ganz dicht. Das ist zwar auch ein wenig komisch, aber nicht neu. Und was nicht neu ist, mag so komisch sein wie gottweißnurwas. Es ist uninteressant. Langweilig. Das wäre gerade so, wie jetzt darüber zu schreiben, dass die AKW-Blöcke in Fukushima immer noch nicht gekühlt werden können, und selbst wenn sie gekühlt werden könnten, damit allenfalls irgendwelche Kettenreaktionen und / oder Explosionen aufgehalten werden könnten, nicht aber die Freisetzung des ganzen radioaktiven Zeugs. Das ist nicht neu, das ist langweilig, so etwas läuft sich tot. Okay, in Asse tropft es. Na und?!

Komisch ist etwas ganz Anderes. Komisch ist, dass gestern zu hören war, dass in einem alten Bohrloch der Asse eine stark erhöhte Konzentration an Cäsium 137 gemessen wurde. „Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) teilte mit, dass eine Belastung von 240.000 Becquerel Cäsium 137 pro Liter gemessen worden seien. Der gesetzliche Grenzwert liegt bei 10.000 Becquerel pro Liter.“ Also, komisch ist das mit dieser verstrahlten Lauge in der Asse. Gut, dass sich bisher nicht genau feststellen lässt, woher die nun gemessene Radioaktivität genau stammt, wie die Süddeutsche schreibt, mag für sich genommen komisch sein, ist aber in solchen Fällen üblich, also nicht neu, mithin ziemlich langweilig. Dass sich damit die Kontamination in diesem Bereich des Salzstocks binnen drei Jahren mehr als verdoppelt hat, wie dort ebenfalls zu lesen ist, ist allein schon deshalb ein wenig komisch, weil die Radioaktivität doch von selbst ab- und nicht zunimmt. Sonst müsste es ja Doppelwertzeit heißen und nicht Halbwertzeit.

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Sauerland, der 1. Mai und die IG Metall und das Elend des Laumanns

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Lustig trotz 21 Toten: Frohnatur Adolf Sauerland

Duisburgs OB Adolf Sauerland hat am 30. April zum Arbeitnehmerempfang geladen. Die IG Metall verlangt, dass Sauerland sich dort nicht sehen lässt. Das ist richtig. Niemanden ist die Anwesenheit Sauerlands zuzumuten.

Neun Monate nach den 21. Toten der Loveparade ist die welt für Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland wieder schön: Er ist immer noch im Amt, die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht gegen ihn un der hat sogar den Motorradführerschein gemacht. Das Desaster für Duisburg hatte für Sauerland keine Konsequenzen. Der korpulente Politiker hat den Skandal einfach ausgesessen. Seine Partei steht im Rat hinter ihm, dank der Grünen kam keine Mehrheit für ein Abwahlverfahren zusammen.

Für Sauerland ist längst wieder Alltag. Die Loveparade? Lange her. Dumm nur, dass sich noch ein paar Leute daran erinnern, dass Sauerland sich seiner Verantwortung an dem Desaster entzogen hat und nichts mehr auf dem Posten des OBs zu suchen hat. Zum Beispiel die IG Metall. Die will den Arbeitnehmerempfang der Stadt Duisburg am 30. April nur besuchen, wenn Sauerland   nicht anwesend ist. Das ist eine klare und gute Haltung: Mit Sauerland in einem Raum zu sein, ist einem anständigen Menschen nicht zuzumuten.

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Theater lebendich: Geschichte, Flyer, Homepage

Das Theater lebendich aus Dortmund braucht eine Homepage und jemanden, der ihm einen Flyer macht. Und bei der Gelegenheit auch mal was über das Theaterprojekt, direkt von unserer Gastautorin, der Theater lebendich Macherin Melanie Nagler

das THEATER lebendich wurde 2007 gegründet, im Untergrund der Nordstadt im Hinterhofhaus zwischen Müll und Fahrrädern in einer alten Kutscherstation, die Gründerin Melanie Schmitt-Nagler (dipl Theaterpädagogin und Schauspielerin) inszenierte Theaterstücke mit Kindern und Jugendlichen, sie wollte damals nur einen Probenraum, aber die Jugendlichen, die mit ihr gerade Iphigenie auf Tauris von Goethe in der Jugendkunstschule erarbeiteten, wollten unbedingt mit ihr in diesem Raum arbeiten, es waren nur noch 3 Jugendliche von einem Kurs von ehemals 9 Teilnehmern und das Balou wollte diesen Kurs nicht mehr durchschleppen, diese 3 starteten also mit dem wirklich schweren Stoff die erste Inszenierung im lebendich, brachten andere Schüler mit und nach einigen Monaten fand die erste Premiere im Hinterhof statt, Iphigenie auf Tauris, authentisch gespielt und ernst genommen von Jugendlichen zwischen 13-26 Jahren, Melanie hatte sich inzwischen selbstständig gemacht und nahm einen Kredit auf, um die Kutscherstation in ein Theater umzubauen, investierte 16.000€ und riss Wände raus, legte mit Hilfe von Freunden einen Holzboden in das Theater, die Unterkonstruktion musste von einem Tischler Brett für Brett gesägt werden, da der Boden so schief war, brachte Traversen an und kaufte Scheinwerfer bei E-Bay und bekam 60 Stühle geschenkt und so war in 9 Monaten ein kleines schönes Theater entstanden, den man als besonderen Ort in Dortmund empfinden konnte …

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Der Ruhrpilot

Adolf Sauerland

Loveparade: Gewerkschaften planen Boykott des Arbeitnehmerempfangs in Duisburg…Der Westen

Loveparade II: Laumann droht nach offenem Brief an OB Sauerland mit Austritt aus IG Metall…Der Westen

Folkloreindustrie: Bundestag besiegelt das Ende der Steinkohleförderung…Der Westen

NRW: WestLB-Rettung wird Milliarden kosten…RP Online

NRW II: Kostenlose Kita entzweit rot-grüne Koalition…Westdeutsche Zeitung

NRW III: Die Sonntagsruhe soll zurückkehren…Kölner Stadtanzeiger

Ruhrgebiet: Vollsperrung auf der A 40 am Wochenende…Ruhr Nachrichten

Ruhrgebiet II: „Im Niedergang stecken Chancen“…Der Westen

Bochum: Wollschläger plant neue Firmenzentrale…Der Westen

Bochum II: Gute Bogestra-Bilanz…Ruhr Nachrichten

Dorsten: Jüdisches Museum ist klamm…Dorstener Zeitung

Duisburg: Gedenk-Konzert für Opfer der Loveparade-Katastophe machte Mut…Der Westen

Essen: Die Linke schlägt sich, die Linke verträgt sich…Der Westen

Essen II: Ärger über Sperrbezirk-Pläne in Dortmund…Der Westen

Umland: Baden-Württemberg, grüne Versprechen und grüne Realitäten…Weissgarnix

Energie: Das Hochspannungsnetz an neue Lastflüsse anpassen…Frontmotor

re:publica: Country + Internet = Awesome?…Netzpolitik

Medien: Für die Rettung einer eigenständigen, überregionalen Frankfurter Rundschau…Freitag

Medien II: Drogen, Elend, Frankfurter Rundschau…Jungle World

Pop: Dieter Gorny prangert „Kostenlos-Kultur“ an…Spiegel

Karfreitag: Grüne bleiben fromm

Christuskirchen Foto: Ayla Wessel/Kulturagentür

Kaum hatte NRW-Grünen Chef Sven Lehmann laut über ein Ende der Karfreitagsruhe nachgedacht, kam Widerspruch: Aus der Grünen Landtagsfraktion.

In der Rheinischen Post hat der Vorsitzender der NRW-Grünen, Sven Lehmann, laut über die Karfreitagsruhe nachgedacht: „Jeder soll den Karfreitag  nach seiner Fasson begehen.“ Eigentlich logisch. Wer an Karfreitag seine Ruhe haben will, lässt an diesem Tag mal die Death-Metal-Scheiben im Schrank. Und wer Death-Metal hören will, soll das natürlich auch auf Konzerten oder im Club tun können und nicht nur in der eigenen Wohnung. Religion ist Privatsache und nicht die Sache des Staates. Ein Feiertagsgesetz damit so überflüssig wie alkoholfreies Bier.

Irrtum.

In einer gerade veröffentlichten Presserklärung widersprach die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer (Grüne), gleichzeitig auch kirchenpolitische Sprecherin und Parlamentarische Geschäftsführerin, Lehmann:

„Für mich als Christin ist und bleibt der Karfreitag ein Stolperstein in der Gesellschaft. Und das ist auch gut so. In unserem gesellschaftlichen Alltag nehmen Hektik und Konsum häufig viel Raum ein. Deshalb braucht diese Gesellschaft auch einen stillen Feiertag wie den Karfreitag, an dem sie auf sich selbst zurückgeworfen wird. Dieser Tag bietet allen die Gelegenheit, sich Zeit zur Besinnung zu nehmen und über die Werte menschlichen Zusammenlebens nachzudenken. Ob dies aus christlicher Motivation geschieht oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Jede und jeder kann diesen Feiertag individuell gestalten.
Wir als Grüne begegnen den Christinnen und Christen in Nordrhein-Westfalen mit der gleichen Toleranz und dem gleichen Respekt wie allen Anders- oder Nichtgläubigen. Zu diesem Respekt gehört auch die Achtung vor religiösen Feiertagen.
Am Feiertagsgesetz ist keine Änderung vorgesehen.“

Amen.

VERSCHOBEN: Ruhrbarone lesen

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Schalke ist im Halbfinale. Da können wir am 4. Mai nicht lesen. Da müssen wir Fussball gucken. Deswegen findet die Lesung der Ruhrbarone und Friends am 11. Mai im Rottstraßen Theater in Bochum statt.

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Die Ruhrbarone machen einen Blog und sie schreiben. Genauso wie ihre Freunde. Und nun wollen die Ruhrbarone vorlesen, im Theater. Stories aus dem Ruhrgebiet – oder sonst woher. Hauptsache die Nummern sind spannend, unterhaltsam oder interessant.

Das ganze findet statt am Mittwoch, den 11. Mai, im Theater an der Rottstraße 5 in Bochum, direkt am Bermudadreieck. Wir beginnen um 19:00 Uhr. Danach gehen wir in den Shop, Bier trinken.

Es werden lesen:

Die Wattenscheider Schule, Bastian Schlange und Patrick Joswig:
Was sie lesen, ist noch nicht klar. Vielleicht was mit Männerkäse oder Pornobrillen

Martin Kaysh:
Wir denken, er trägt was Komisches und vermutlich auch Beleidigendes vor.

Stefan Laurin:
Der redet neuerdings andauernd von Kultur und anderen komischen Sachen. Die ganzen letzten Wochen. Er wird also wohl dazu was vorlesen.

Markus Franz:
Der Berliner Ex-Ruhri ist aus den USA zurück – war dort drei Jahre Attache an der deutschen Botschaft und musste diplomatisch schweigen. Nun liest er ganz undiplomatisch aus seinen verdammten Erlebnissen vor.

David Schraven:
Der WAZ-Mann und frühere Ruhrbaron bringt eine bislang unveröffentlichte Story aus dem Abschaum des Ruhrgebietes mit.

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Die Aktuelle Ausgabe des Ruhrbarone Print-Dings „Wir Großstadt-Cowboys“ kann man hier bestellen:

Lange Geschichten, extrem gut, verdammt teuer.

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Die Unsicherheit um die Sicherheit unserer Stromversorgung

Unser Gastautor Manuel Frondel über die künftige Unsicherheit der Stromversorgung. Manuel Frondel ist Professor für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum und Leiter des Bereichs Umwelt und Ressourcen am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen.

Eines ist sicher: Strom kommt aus der Steckdose. In Deutschland praktisch rund um die Uhr. Doch mit dieser Sicherheit dürfte es bald vorbei sein: Der rasante Zubau an Erneuerbaren-Kapazitäten führt nach dem jüngsten Monitoringbericht der Bundesregierung „zunehmend zu strukturellen Problemen und Risiken für die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland“ (BMWi 2011: 23), auch weil der Ausbau der Stromnetze nur schleppend verläuft. Die Erosion der Netzstabilität und die Erhöhung der Unsicherheit unserer Stromversorgung würden noch beschleunigt, wenn einige der normalerweise rund um die Uhr im Einsatz befindlichen Atomkraftwerke als Folge des Reaktorunfalls in Japan nach dem dreimonatigen Moratorium für immer abgeschaltet blieben.

Dadurch würde das Risiko von Atomunfällen allerdings ebenso wenig gesenkt wie durch die derzeitige temporäre Abschaltung der sieben Atommeiler, denn auch im abgeschalteten Zustand ist die Möglichkeit einer Kettenreaktion unverändert gegeben. Eine Verringerung des Risikos erreicht man nur, indem mehr in Sicherheit investiert wird, um etwa den Ausfall von Kühlsystemen im Fall von Erdbeben zu verhindern. Denn: Die Kühlung der Brennstäbe ist essentiell, gleich ob der Reaktor an- oder abgeschaltet ist. Doch welcher AKW-Betreiber investiert noch in höhere Sicherheitsmaßnahmen, wenn die Politik das Abschalten seines Meilers vorschreibt? Paradoxerweise ist folglich allein bei Weiterbetrieb der AKW ein Mehr an Sicherheit möglich, falls dies nach den Überprüfungen der Atommeiler eingefordert würde.

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Gott ist tot und das StadtKind Essen lebt

Gott ist tot und das StadtKind Essen lebt weiter – wenn auch nicht am altbekannten Standort gegenüber des Essener Uni-Campus, sondern als Veranstalter/Kreativbüro von Ex-Cafe/Bar-Klub-Betreiber Alexander Tillmann. Die eigene Singer/Songwriter-Reihe „Melodica“ macht den Auswärts-Auftakt und feiert ihre sechste Ausgabe am morgigen Freitag, 15 April, um 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30) im Goethe-Bunker in Essen-Rüttenscheid.  Von unserer Gastautorin Tiffy von Bösefeld

Für das Konzert schlüpft Frau Giesen wieder in die Rolle der Klassenlehrerin, die zwei bekannte Newcomer zum Nachsitzen verdonnert hat.

Florian Ostertag (für alle Nichtmelancholiker, die es leise mögen), der sich mit den Support-Shows für Philipp Poisel einen Namen gemacht hat und als sein Support Captain’s Diary alias Sebastian Müller (28) aus Oberhausen, für den der Auftritt gleichzeitig Releaseparty des neuen Albums ist, das auf dem Label „Retter des Rock“ erscheint.

Wie im Vorfeld verraten wurde, wird die Klassenlehrerin sich mit ihren „Belehrungen“ zurückhalten und die Musik für sich sprechen lassen. Nicht so beim Eintritt, den sie eintreibt und abhakt: Sechs Euro gehen sowohl im Vorverkauf, als auch an der Abendkasse in die Klassekasse. Zu späterer Stunde treten im Goethebunker „Deichkind“ auf, es gibt die Möglichkeit für beide Veranstaltungen ein Kombi-Ticket zum Preis von 15 Euro zu erwerben.

Reservierung für die  „Melodica – die etwas andere Musikstunde“ mit Florian Ostertag und Captain’s Diary im Goethe-Bunker, Goethestr. 67:  tickets@stadtkindessen.de