Goose, Montag, 21. März, 20.00 Uhr, Gebäude 9, Köln
Der Ruhrpilot
Ruhrgebiet: Revierweiter Anti-Atom Protest am 2. April…Bo Alternativ
Libyen: Angriffe werden von Deutschland aus koordiniert…Welt
Energie: Gelsenwasser gegen Gasbohrungen…Welt
Bochum: Studenten und Akafö fühlen sich von Bauvorhaben überrumpelt…Ruhr Nachrichten
Bochum II: Hauptstadt der Erdwärme-Forschung…Ruhr Nachrichten
Dortmund: Hauptstadt der Zwangsvollstreckung…Der Westen
Dortmund II: Ex-BVB-PräsidentGerd Niebaum im Fokus der Ermittler…Ruhr Nachrichten
Essen: Für Betreiber vom Studio Club ist Essen der Party-Magnet…Der Westen
Umland: Vom Verschwinden der öffentlichen Zeit …Zoom
Zurück zur Natur versus Fortschritts-Faszination …
Die toten Stahlgerippe nennen sich heute Gemini oder Medusa, wie sie im Industriedenkmal „Ferropolis“ nahe der Stadt Dessau zu bestaunen sind. Es sind nur noch monumentale, tote Kulissen, denn die Zeit des Braunkohle-Abbaus ist weitgehend abgeschlossene Vergangenheit. Eine dieser Monster-Maschinen ist „Hauptdarsteller“ in einem Stummfilm aus dem Jahre 1929 – jener „Sprengbagger 1010“, ein Titel, unter dem Carl-Ludwig Achaz-Duisberg das Genre des Industriefilms idealtypisch erfüllte. Mensch, Natur, und Technik befinden sich in hier Konfrontation zueinander, Kritik und Ästhetisierung scheinen gleichberechtigt zu sein. Einen solchen Blickwinkel favorisierte die Filmkunst in Zeiten, wo so vieles noch neu war.
Eine (Wieder-)Entdeckung ist „Sprengebagger 1010“ allemal, wie er jahrelang im Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin schlummerte. Ohnehin erleben Stummfilme ja ihre verdienstvolle Renaissance, seit sie nur zu gern von Orchestern aufgegriffen werden. Denn solche Live-Vertonungen eröffnen neue audio-visuelle Gesamterlebnisse, die zunehmend auch Menschen jenseits des bürgerlichen Klassikpublikums für die Welt der Sinfonik empfänglich machen. Zugleich helfen Stummfilm-Abende mit orchestraler Live-Musik, die Rezeption von Filmen von allem banal gewordenen Konsumhaften wieder zu befreien.
Samstag, 19.03.2011: Japan
Es ist Samstag, der 19.03.2011. Die taz bringt eine Nachtzusammen-fassung über die Katastrophe in Japan. Sie schreibt: „Die Lage am Unglücks-Atomkraftwerk Fukushima I bleibt dramatisch. Technikern ist es zwar gelungen, ein Stromkabel zu verlegen. Doch wahrscheinlich sind die Kühlanlagen defekt.“
„Wenn die Nation zusammensteht, werden wir die Krise überwinden“, hatte Japans Ministerpräsident Naoto Kan schon vorgestern, also am Donnerstag, versichert. „Kan wird aller Wahrscheinlichkeit nach recht behalten“, bemerkte dazu Hartmut Wewetzer, der Leiter des Wissenschaftsressorts des Berliner Tagesspiegel. „Mehr noch: Die Japaner können am Ende gestärkt aus der Katastrophe hervorgehen.“ Diesen Kommentar publizierten sowohl der Tagesspiegel als auch Zeit Online.
„Noch immer ist zu wenig Wasser in den Kühlbecken der Reaktoren“, erfahren wir um 6:30 Uhr MEZ aus dem Liveticker des Hamburger Abendblatts. „Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde NISA ist der Stand im Reaktor 1 derart niedrig, dass er von den Messgeräten nicht mehr eindeutig erfasst werden kann.“ Also in allen Meilern, im Reaktor 1 sieht es ganz schlecht aus. Doch es gäbe Hoffnung, heißt es. Die Stromleitung zum Reaktor Nummer 2 stehe.
Zeit Online und der Tagesspiegel hatten Wewetzers Beitrag mit unterschiedlichen Überschriften und Einleitungen versehen. „Psychologen prophezeien Japan ein `posttraumatisches Wachstum´“, titelt die Zeit. Hoffnung in Zeiten der posttraumatischen Belastungsstörungen. Eine Frage der Psychologie. Das Urvertrauen spielt hier bekanntlich eine herausragende Rolle. „Die Japaner haben trotz der schwierigen Lage ihr Urvertrauen nicht verloren“, heißt es in der Einleitung von Zeit Online. Da kann Hartmut Wewetzer wirklich nicht dafür.
07:40 Uhr: „Leichenberge überfordern Gemeinden in Japan. Die Gemeinden in den japanischen Unglücksgebieten haben nach dem Erdbeben und Tsunami ein riesiges Problem mit den vielen Toten. Die Krematorien sind schlicht überfordert. In Japan sind Beerdigungen unüblich. Knapp 11.000 Menschen werden noch vermisst.“ „Seelisch“, leitet Zeit Online den Text von Hartmut Wewetzer ein, „ist der Mensch Krisen gewachsen und kann sie meistern.“ Seelisch. Körperlich steht die Sache freilich auf einem anderen Blatt.
“Posttraumatisches Wachstum“ – warum eigentlich nicht?! Auch an anderer Stelle findet sich der Hinweis, freilich nicht ohne das distanzierende Attribut „zynisch“, dass die Katastrophe letztlich vermutlich positive Wachstumseffekte nach sich ziehen werde. Wer weiß? In jedem Fall: positives Denken. Andererseits: sicher ist sicher. „09:26 Uhr: Europäischer Automarkt kaum von Katastrophe betroffen“.
11:20 Uhr: „Tokio wird von einem Nachbeben erschüttert, Gebäude wanken. Japanische Medien geben die Stärke zunächst mit 6,1 an. Ein Tsunami werde nicht befürchtet.“ Der Tagespiegel titelt „Wo aber Gefahr ist …“ und leitet Wewetzers Beitrag ein mit „… wächst das Rettende auch.“ 11:27 Uhr: „Japans Regierung hat eine Kernschmelze in drei Katastrophenreaktoren von Fukushima I `höchst wahrscheinlich´ genannt. Das berichtet die Nachrichtenagentur dapd ohne Angabe von Quellen.“
Premierminister Kan sagte am Freitag in seiner Fernsehansprache mit Tränen in den Augen: „Japan als Land wird die Katastrophe überwinden und sich erholen.“
Allein im B1-Tunnel – Adolf Winkelmann über „Die Abfahrer“ (BRD 1978)
Adolf Winkelmann wird in der kommenden Spielzeit sein erstes Theaterstück im Theater Dortmund inszenieren. Wir sprachen mit ihm über seinen Film „Die Abfahrer.“
Ich habe kürzlich im WDR-Fernsehen mit 30 Jahren Abstand Ihren Film Die Abfahrer von 1978 wiedergesehen und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Schauspielergesichter kamen mir aus heutiger Sicht richtig „frisch“ vor. Wie haben Sie die damals gecastet?
Von Casting haben wir damals nicht gesprochen. Das Wort kannte ich gar nicht.
Das waren die Menschen, von denen die Geschichte handelt und die bei mir in der Nähe wohnten.
Ich habe aus heutiger Sicht nur Tana Schanzara und Hermann Lause in Nebenrollen wiedererkannt. Was ist aus den anderen geworden?
Tana Schanzara und Hermann Lause sind verstorben.
Delle Quandt ebenso wie Anastasios Avgeris und meine Mutter
In den 70ern als Jugendlicher habe ich eigentlich alle „Ruhrpottfilme“, die ich aus dem Fernsehen kannte, gehasst, weil sie jede Menge Klischees abbildeten und ich die Wirklichkeit ganz anders empfand. Die Abfahrer waren insofern eine leuchtende Ausnahme, weil auch die Sprache verhältnismässig echt wirkte. Jetzt beim Wiedersehen habe ich aber das unbestimmte Gefühl, dass sich auch die Ruhrpottsprache verändert hat. Teilen sie diesen Eindruck? Und woran könnte das liegen? Einwanderung? Akademisierung auch des Ruhrpotts?.
Die Sprache lebt. Es gibt immer neue Wörter, alte verschwinden. Der Tonfall ändert sich. Gilt nicht nur fürs Ruhrgebiet sondern für jede lebendige Sprache. Sowas wie „hömma, komma,samma“ gab es damals wie heute
Sie haben ein paar Szenen im B1-Tunnel in Essen gedreht. Ich erinnere mich, dass den der einzige Bundespräsident, den ich wirklich mochte, Gustav Heinemann eröffnet hatte. Damals galt der Tunnel als Topprodukt der verkehrsindustriellen Moderne, heute dagegen …. naja. Wie haben sie die Sequenzen gedreht? Wurde der Tunnel für die Dreharbeiten gesperrt? Denn es sind ja keine Verkehrsteilnehmer zu sehen – nur der apokalyptisch leere Tunnel 😉
Wir haben an diesem Drehtag die ganze Nacht gedreht und als wir durch den Tunnel sind, war kein Auto mehr auf der Straße, außer uns. So war das früher
Und wo haben sie die Szenen in den hübschen Grüngebieten gedreht, unter anderem unter einer „formschönen“ Betontalbrücke?
Kann mich nicht erinnern
Aus meiner heutigen Sicht war der Film fast schon angenehm action(nicht handlungs-!)arm, das Betrachten war total relaxend. Wer beim WDR hat Ihnen den damals denn abgekauft?
Ich habe 10 Jahre intensiv daran gearbeitet meinen ersten Kinofilm drehen zu können. Es ist mir nicht gelungen. Aber ich konnte den WDR davon überzeugen für einen Sendeplatz im Jugendprogramm , immer alle 14 Tage sonntagsmorgens um 11.15h, Filme zu machen. Da der Sendeplatz immer nur 45 Minuten hatte, danach kam ja der Internationale Frühschoppen, waren meine Beiträge maximal 45 Minuten lang. Also stellte ich einen Zweiteiler her: 2x 45 Minuten und behielt bei der Produktion die Kinorechte.
Nach der TV-Ausstrahlung habe ich die beiden Teile zusammengeklebt, bin zu Filmfestivals gefahren, habe den Verleih Filmwelt aus München gefunden, den 16mm Film auf 35mm aufgeblasen und dann lief er erfolgreich im Kino, gewann den Bundesfilmpreis.
Hat das viel Überzeugungsarbeit gekostet?
WDR war stolz
Würde Ihnen Die Abfahrer heute überhaupt noch jemand abkaufen oder ist ein vergleichbares Projekt heute unmöglich?
Es kommt immer wieder vor, dass kleine schmutzige Filme erfolgreich sind.
The Low Anthem
The Low Anthem, Sonntag, 20. März, 21.00 Uhr, Stadtgarten / Studio 672, Köln
Der Ruhrpilot
Dortmund: Etwa 1500 protestieren gegen Atomkraft…Ruhr Nachrichten
Japan: Bruce Willis ist nicht in Fukushima…Weissgarnix
Internet: BKA-Zahlen belegen den Erfolg von “löschen statt sperren”…Netzpolitik
NRW: Atomanlagen sollen überprüft werden…RP Online
NRW II: SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen „regieren stabil“…Stern
Verkehr: Sauerlandlinie wird für ein Jahrzehnt zur Dauerbaustelle…Ruhr Nachrichten
Bochum: Symphoniker arbeiten mit Harald Schmidt…Ruhr Nachrichten
Bochum II: Opel dementiert Gerüchte über Kündigung von 1200 Mitarbeitern…Der Westen
Duisburg: Das verkommene Bündnis…RP Online
Duisburg II: Partnerschaftsvertrag zwischen Duisburg und Fort Lauderdale unterschrieben…Der Westen
Essen: Rheinisch-Westfälische Restrisiken…Frontmotor
Essen II: Ausbau der Messe Essen in den Grugapark sorgt für Auseinandersetzung…Der Westen
Sauerland: „Highway 2013“ in Meschede…Zoom
Datteln 4: Weitere Teilgenehmigungen entzogen
Die Bezirksregierung in Münster hat Teile des Vorbescheides zu Datteln IV zurückgezogen. Letztendlich entschieden ist damit die Zukunft des Kraftwerksbaus noch nichts.
Für den BUND ist die Rücknahme von Vorbescheiden das zumindest ein Teilerfolg: „Auf Antrag des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bezirksregierung Münster der E.ON Kraftwerke GmbH eine weitere Genehmigung entzogen. Mit der heute verfügten partiellen Aufhebung des immissionsschutzrechtlichen Vorbescheids folgte sie dem BUND-Antrag aber nur teilweise.“ Der Umweltverband kritisiert das Vorgehen der Behörde als halbherzig: „Damit wird die Missachtung geltendes Rechts fortgesetzt“, sagt BUND-Sprecher Dirk Jansen in einer Presseerklärung.
Entsprechend ruhig reagiert dann auch Kraftwersbetreiber Eon auf die Entscheidung aus Münster. Auf Anfrage der Ruhrbarone teilt das Unternehmen mit: „Aus unserer Sicht hat die Entscheidung der Bezirksregierung Münster keine Auswirkungen auf die Ausnutzbarkeit der bestandskräftigen Teilgenehmigungen 2 und 3. Wir halten an der Errichtung und Inbetriebnahme unseres neuen Kraftwerks in Datteln fest und sind von der erfolgreichen Realisierung der Anlage fest überzeugt. Die Anlage in Datteln ist an ihrem konkreten Standort aus unserer Sicht nach wie vor genehmigungsfähig.“
Allerdings geht man bei Eon davor aus, dass Datteln 4 erst 2013 ans Netz gehen wird. Eon könnte dabei von einem eventuell beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie profitieren. Sollte Deutschland, wie von vielen politisch erhofft, schneller als geplant seine Atommeiler stilllegen, steigen die Chancen für Kohlekraftwerke.
„Sprengbagger 1010“ – Stummfilm-Juwel bei den Zollverein Konzerten
Der 1929 uraufgeführte deutsche Stummfilm „Sprengbagger 1010“ (gesprochen: „tausendzehn“) ist nach langer Zeit am 18. März 2011 um 20.00 Uhr auf dem Welterbe Zollverein Schacht XII, Halle 12, zu sehen: Sprengbagger 1010 ist mit bekannten Schauspielern der deutschen Stummfilm-Ära besetzt, allen voran Heinrich George als skrupellosem Industriemogul. Die restaurierte Fassung wird mit der historischen Originalmusik für Orchester, Chor, Sauerstoffflaschen und Sirenen vom WDR Rundfunkorchester Köln aufgeführt.
Die Geschichte dreht sich um einen Ingenieur, der einen riesigen Abbaubagger bauen lässt. Tragischer weise lässt er ihn in seiner Heimatregion einsetzen. Der Bagger beginnt sein zerstörerisches Werk an der Natur. Es kommt zu einem dramatischen Showdown im Sprenggebiet.
Schacht XII der Zeche Zollverein, architektonisch im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten, wurde zwischen 1928 und 1932 erbaut. Somit ist der Schacht der perfekte Aufführungsort für Sprengbagger 1010, der 1929 entstand.
Ein seltener Glücksfall ist die Überlieferung der seinerzeit eigens für diesen Film komponierten Begleitmusik des Komponisten Walter Gronostay (1906-1937). Der Schüler von Arnold Schönber hat in den 1930er Jahren, bis zu seinem frühen Tod, wegweisende Filmmusiken geschrieben. Gronostay geht bei Sprengbagger 1010 experimentierfreudig ans Werk: seine Besetzung sieht neben einem erweiterten Kammerorchester auch Gasflaschen, Werkssirenen und einen achtköpfigen Sprechchor vor.
Ort der Veranstaltung:
Halle 12, Schacht XII [A12], Gelsenkirchener Str. 181
Preise und Zeiten
Eintritt: 18 Euro (ermäßigt 12 Euro)
Freitag, 18. März 2011, 20.00 Uhr
Anti-Atom Proteste im Ruhrgebiet
Auch an diesem Wochenende finden im Ruhrgebiet wieder Kundgebungen und Demonstrationen gegen Atomkraft statt. Hier ein kurzer Überblick.
Dortmund
Freitag 18.März, 18.30 Uhr, Menschenkette in der Dortmunder Innenstadt. Treffpunkt: Reinoldikirche
Essen
Samstag, 19. März, 14.00 Uhr Demonstration, RWE-Turm
Bochum
Sonntag, 20. März, 13.00 Uhr, Kundgebung, Rathausplatz
Waltrop
Samstag, 19. März, 11 Uhr Dortmunder Straße in der Fußgängerzone, Höhe Waltroper Zeitung.
Montag:
Wieder zahlreiche Mahnwachen in vielen Städten. Einen Überblick gibt es bei Ausgestrahlt.
Samstag, 26 März
Großdemonstrationen in Berlin, Kön, Hamburg und München