Nachruf auf Peter Alexander

Peter Alexander in der Muppet-Show (Bild: screenshot youtube)

„Sag´ mal, weißt Du, was eigentlich mit Peter Alexander ist?“ fragte ich vor etwa zwei Wochen meine Frau. „Lebt der eigentlich noch?“ Sie blickte mich an, wie sie mich immer ansah, wenn sie sich fragte, ob ich sie veralbern wolle oder ob es nun wirklich um den Verstand ihres Gatten geschehen ist. „Ja, mein Gott! Ich möchte es halt nur wissen.“ Wieso? Weil gerade ein Lied von Peter Alexander im Radio lief. So lautete meine Antwort auf ihre Gegenfrage, warum ich das denn wissen wolle. „Ja, aber warum willst Du das denn wissen?!“ Boah … 

Es war klar: sie wusste es auch nicht. Für mich war damit dieses Gespräch beendet. Auf unserem Spaziergang – wir machten gerade ein paar Tage Urlaub im Böhmerwald – nervte ich sie dann damit, den ein oder anderen Schlager von Peter Alexander vor mich hin zu singen. Zu dumm: den Text von „Wie Böhmen noch bei Öst’reich war“ kannte ich im Grunde nicht. Also wiederholte ich ständig: „Wie Böhmen noch bei Öst’reich war – vor finfzig Jahr, vor finfzig Jahr“. Das war´s, Ende der Vorstellung. Dabei war dieser Song – rein situativ betrachtet – der angemessene. Aber wer kennt den schon?!
Die kleine Kneipe in unserer Straße“ dagegen kennt natürlich jeder – ein paar Jährchen auf dem Buckel vorausgesetzt. Der passte freilich kein bisschen in unsere Situation – so fern der Heimat. War mir aber egal; „die kleine Kneipe“ war (und ist) einfach der Smash-Hit. Sehr gut kenne ich auch „Hier ist ein Mensch“. Erstens war dies in den Jahren, in denen ich den Stand der Hitparaden auswendig kannte, für Wochen in allen deutschen Charts unangefochten der Nummer-Eins-Hit. Das muss 1968 oder 69 gewesen sein, also in den ganz wilden Jahren.
Ein paar Jahre später, Mitte der 70er, war dieses Lied der Stoff eines politisch links stehenden „Junglehrers“ (die hießen damals so), der uns in die Musiksoziologie einführte. So etwas vergisst man nicht. Der Schlager eignete sich in der Tat sehr gut zur musiksoziologischen Unterweisung, und der Umstand, dass nun wirklich alle Schüler „Hier ist ein Mensch“ ohnehin schon kannten, erleichterte dieses Projekt ungemein. 

Meine Frage nach Peter Alexanders Befinden beantwortete sich schon auf unserem Spaziergang. Wir suchten nämlich einen Kiosk auf, der auch über ein reichhaltiges Zeitschriftenangebot verfügte. Es war freilich den Lesegewohnheiten der deutschen Urlauber angepasst, deren Altersdurchschnitt wir durch unsere Präsens stark nach unten gezogen hatten. Ich erblickte auf einer Titelseite einer Illustrierten das Konterfei des Entertainers, dazu eine Schlagzeile, dass er sehr krank sei und dass es ihm sehr schlecht gehe.
Das machen nur die Beine von Dolores“ war Peter Alexanders erste Single. 1951 erschienen, ganz so alt bin ich nun auch wieder nicht. Doch auch in meiner (*1957) Generation kennt eigentlich jeder diesen Evergreen. Jedenfalls seine Melodie. „Das machen nur die Beine von Dolores, dass die Senores …“ – weiter schaffte ich den Text beim besten Willen nicht. Gut, dass mich meine Frau begleitete: „…die Senores nicht schlafen geh’n.“ Na bitte, geht doch. 

An dieser Stelle muss auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden, der den Unter-Dreißigjährigen nicht stets so gegenwärtig ist. Bis Mitte der 80er Jahre waren nur drei Fernsehprogramme zu empfangen, und da die Dritten Programme der ARD-Anstalten ein Schattendasein führten, eigentlich nur das Erste und das ZDF. Das Farbfernsehen wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1967 eingeführt; wir hatten – wie die meisten Leute – erst Mitte der 70er Jahre eins. Die Peter Alexander Show startete bereits 1969 im ZDF.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Peter Alexander Shows ich mir bis Mitte der 70er Jahre reingezogen hatte. In schwarz-weiß, versteht sich. Als wir dann endlich eine Farbglotze bekamen, ließ mein Interesse an dieser Form der Fernsehunterhaltung deutlich nach, auch weil ich altersbedingt länger aus dem Haus bleiben durfte. Aber so im Alter von elf bis vierzehn, in meinem Fall 1969 bis 1972. Das war jetzt nicht so schlecht, wie sich das Jüngere vorstellen mögen: die ganze Familie saß vor der kleinen Schwarz-Weiß-Kiste; irgendwie war das schön.
Zudem: was hätte man auch sonst machen sollen? Die Eltern hatten nicht ständig Lust auf einen Spieleabend oder so etwas, und ich musste auf  jeden Fall hätte die Peter Alexander Show sehen. Das wäre ja furchtbar gewesen, in die Schule zu gehen und nicht mitreden zu können. Die Peter Alexander Show wurde von bis zu 38 Millionen Zuschauern allein in Westdeutschland gesehen, also fast zwei Dritteln der Gesamtbevölkerung. 38 Millionen, unter den zehn- bis vierzehnjährigen Kindern geschätzte 98 Prozent. Selbstausgrenzung, nein Danke! 

Außerdem war der wirklich klasse, der Peter Alexander. Als wir dann so zwölf bis sechzehn waren, sind wir ins Kino gegangen und haben uns seine Pennälerfilme angesehen. Da hatten uns die Eltern nicht zu gezwungen. Es war immer recht voll, die Filme waren allesamt Kassenschlager.
Na sicher, Peter Alexander war ein Biedermann, ein „Heile-Welt-Apostel“, Österreicher mit einem Küss-die-Hand-Charme. Aber er war auch ein äußerst vielseitiger Unterhaltungskünstler. Auch menschlich ein Typ, gegen den nichts vorzutragen wäre. Wir haben uns aus gutem Grund angewöhnt, sympathische Leute, die sich der seichten Unterhaltung verschrieben haben, unsympathisch zu finden. Ich hatte Peter Alexander gegenüber niemals so empfunden. Es gab und gibt keinen Grund.
Er wisse, sagte „Peter der Große“ einmal, „dass Millionen von Menschen gerne mal die Augen schließen, um einfach nur zu träumen.“ Daran schloss er die rhetorische Frage an: „Ist das nicht unser gutes Recht?“ 

Am Samstag starb Peter Alexander im Alter von 84 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien.

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Moe Tucker und die Tea Party

Irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, aber ich habe mir auch nie größere Gedanken um Moe Tucker, die Schlagzeugerin von Velvet Underground gemacht. Velvet Underground, das waren für mich vor allem Lou Reed und John Cale und John Cale mochte ich immer lieber. Aber das Tucker eine begeisterte Anhängerin der Tea Party ist, hat mich dann doch gewundert. Liegt das an den Drogen, die die sich damals reingejagt haben?  Sind da ein paar Gehirnzellen zuviel geschrottet worden. Ich weiß es nicht

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NRW-Piraten mit Finanzproblemen?

Die Piratenpartei NRW hat ihren ersten Skandal. Und worum dreht es sich? Ums Geld.

Die WAZ berichtet über Unregelmäßigkeiten. Zudem wurden Mitgliedsbeiträge und Spenden wohl nicht korrekt verbucht. Auf dem Landesparteitag wurde dem ehemaligen Schatzmeister die Entlastung jedenfalls verweigert:

Bei den Piraten sieht man das Problem eher sportlich:

Landeschef Marsching war angesichts der Ungereimtheiten „der Gedanke an einen Skandal“ gekommen. Jetzt spricht er aber von einem „Lernprozess“ innerhalb der jungen Partei, die von ihren Wahlerfolgen und dem Zulauf an Mitgliedern überrannt worden sei. „Manche Strukturen hinken noch weit hinterher“, gesteht er. Die Art der beanstandeten Buchführung nennt Masching „Schuhkarton-Wirtschaft“. Aber: „Grob fahrlässig ist das nicht.“

Dresden: Menschenkette am 13. Februar 2011

Am 13. und am 19. Februar wollen tausende Neonazis aus dem In- und Ausland in Dresden aufmarschieren. Anlass bietet ihnen der alliierte Luftangriff auf Dresden im Februar 1945. Sie überhöhen die Opferzahlen, um mit ihrem infamen Wort vom „Bomben-Holocaust“ auf Deppenfang gehen zu können.

Tatsächlich ging man lange Zeit davon aus, dass in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 Hunderttausend oder gar mehrere Hunderttausend Menschen umgekommen seien. Inzwischen ist sicher, dass die Opferzahl „nur“ zwischen 18.000 und 25.000 Menschen liegt.
Bei Wikipedia steht: Diese Angriffe waren nicht die schwersten im Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg. Doch wenn Sie diesen Link anklicken, werden Sie feststellen: in Europa schon. Dass die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki mehr Menschenleben gekostet hatten, ist klar.
Zwischen 18.000 und 25.000 Tote – unvorstellbar! Der NPD reicht diese Opferzahl dennoch nicht aus. Letztes Jahr schrieben die Nazis in ihrer Parteizeitung „Deutsche Stimme“: „Zum 65. Jahrestag des Feuersturms geht es um unsere Toten. Zum 65. mal jährt sich am 13. Februar der Feuersturm von Dresden. Hunderttausende kamen dabei um …“
Wie bitte?!
„Hunderttausende kamen dabei um, wurden heimatlos.“
Ach so.

Die NPD hatte auf Teufel komm raus mobilisiert. Zum Beispiel so: „Das ist dieses Jahr besonders wichtig. Zum einen, weil der 65. Jahrestag des Untergangs Dresdens ein markantes Datum im Geschichtskalender ist. Und zum anderen, weil auch die Gegner eines würdigen Gedenkens in diesem Jahr alles daran setzen werden, diesen Tag für sich zu vereinnahmen.“ Die Ruhrbarone hatten ausführlich – auch mit einem Liveticker – darüber berichtet, wie die Sache im letzten Jahr verlaufen ist. Sie endete mit einer Blamage für die Nazis; gebremst werden sie von diversen Bündnissen demokratischer Organisationen und Persönlichkeiten. Die Braunen hatten es geahnt:
Es wird ein überparteiliches Aktionsbündnis (»… kein Platz für Angst und Gewalt«) geben, eine Menschenkette von der Synagoge bis zum Altmarkt – und das übliche Lumpengesindel mit Israelfahnen und »Bomber Harris, do it again!«-Plakaten wird es auch wieder geben.“

Nun muss man sich weder von der „Deutschen Stimme“ noch von diesen „antideutschen“ Knallköpfen distanzieren, die den Bomber Harris um ein Do-it-again bitten. Sollten Sie sich dennoch über die linksradikalen selbsternannten Israel-Freunde voriges Jahr echauffiert haben oder an diesem Sonntag echauffieren, achten Sie bitte bei Ihren Flüchen darauf, dass Sie nicht das Wort Lumpengesindel in den Mund nehmen! Hinterher stellt man Sie noch in eine Ecke, in die Sie nicht gehören.
Denn auch in diesem Jahr wollen sich die Nazis wieder aus gegebenem Anlass zusammenrotten. Und abermals werden sich Demokraten Ihnen in den Weg stellen: „Zum 13. Februar rufen Oberbürgermeisterin Helma Orosz sowie Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, den Kirchen, der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, dem Sport und der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und den demokratischen Fraktionen des Dresdner Stadtrates auf, eine Menschenkette zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens vor 66 Jahren zu bilden.

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next: Ich möchte Bodo Hombach und Thomas Knüwer auf dem Panel sehen!…Pottblog