Allein im B1-Tunnel – Adolf Winkelmann über „Die Abfahrer“ (BRD 1978)

Adolf Winkelmann wird in der kommenden Spielzeit sein erstes Theaterstück im Theater Dortmund inszenieren. Wir sprachen mit ihm über seinen Film „Die Abfahrer.“

Ich habe kürzlich im WDR-Fernsehen mit 30 Jahren Abstand Ihren Film Die Abfahrer von 1978 wiedergesehen und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Schauspielergesichter kamen mir aus heutiger Sicht richtig „frisch“ vor. Wie haben Sie die damals gecastet?
Von Casting haben wir damals nicht gesprochen. Das Wort kannte ich gar nicht.
Das waren die Menschen, von denen die Geschichte handelt und die bei mir in der Nähe wohnten.

Ich habe aus heutiger Sicht nur Tana Schanzara und Hermann Lause in Nebenrollen wiedererkannt. Was ist aus den anderen geworden?
Tana Schanzara und Hermann Lause sind verstorben.
Delle Quandt ebenso wie Anastasios Avgeris und meine Mutter

In den 70ern als Jugendlicher habe ich eigentlich alle „Ruhrpottfilme“, die ich aus dem Fernsehen kannte, gehasst, weil sie jede Menge Klischees abbildeten und ich die Wirklichkeit ganz anders empfand. Die Abfahrer waren insofern eine leuchtende Ausnahme, weil auch die Sprache verhältnismässig echt wirkte. Jetzt beim Wiedersehen habe ich aber das unbestimmte Gefühl, dass sich auch die Ruhrpottsprache verändert hat. Teilen sie diesen Eindruck? Und woran könnte das liegen? Einwanderung? Akademisierung auch des Ruhrpotts?.

Die Sprache lebt. Es gibt immer neue Wörter, alte verschwinden. Der Tonfall ändert sich. Gilt nicht nur fürs Ruhrgebiet sondern für jede lebendige Sprache. Sowas wie „hömma, komma,samma“ gab es damals wie heute

Sie haben ein paar Szenen im B1-Tunnel in Essen gedreht. Ich erinnere mich, dass den der einzige Bundespräsident, den ich wirklich mochte, Gustav Heinemann eröffnet hatte. Damals galt der Tunnel als Topprodukt der verkehrsindustriellen Moderne, heute dagegen …. naja. Wie haben sie die Sequenzen gedreht? Wurde der Tunnel für die Dreharbeiten gesperrt? Denn es sind ja keine Verkehrsteilnehmer zu sehen – nur der apokalyptisch leere Tunnel 😉
Wir haben an diesem Drehtag die ganze Nacht gedreht und als wir durch den Tunnel sind, war kein Auto mehr auf der Straße, außer uns. So war das früher

Und wo haben sie die Szenen in den hübschen Grüngebieten gedreht, unter anderem unter einer „formschönen“ Betontalbrücke?
Kann mich nicht erinnern

Aus meiner heutigen Sicht war der Film fast schon angenehm action(nicht handlungs-!)arm, das Betrachten war total relaxend. Wer beim WDR hat Ihnen den damals denn abgekauft?

Ich habe 10 Jahre intensiv daran gearbeitet meinen ersten Kinofilm drehen zu können. Es ist mir nicht gelungen. Aber ich konnte den WDR davon überzeugen für einen Sendeplatz im Jugendprogramm , immer alle 14 Tage sonntagsmorgens um 11.15h, Filme zu machen. Da der Sendeplatz immer nur 45 Minuten hatte, danach kam ja der Internationale Frühschoppen, waren meine Beiträge maximal 45 Minuten lang. Also stellte ich einen Zweiteiler her: 2x 45 Minuten und behielt bei der Produktion die Kinorechte.
Nach der TV-Ausstrahlung habe ich die beiden Teile zusammengeklebt, bin zu Filmfestivals gefahren, habe den Verleih Filmwelt aus München gefunden, den 16mm Film auf 35mm aufgeblasen und dann lief er erfolgreich im Kino, gewann den Bundesfilmpreis.

Hat das viel Überzeugungsarbeit gekostet?
WDR war stolz

Würde Ihnen Die Abfahrer heute überhaupt noch jemand abkaufen oder ist ein vergleichbares Projekt heute unmöglich?
Es kommt immer wieder vor, dass kleine schmutzige Filme erfolgreich sind.

Der Ruhrpilot

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Datteln 4: Weitere Teilgenehmigungen entzogen

Datteln IV Foto: Robin "Bibo" Patzwaldt

Die Bezirksregierung in Münster hat Teile des Vorbescheides zu Datteln IV zurückgezogen. Letztendlich entschieden ist damit die Zukunft des Kraftwerksbaus noch nichts.

Für den BUND ist die Rücknahme von Vorbescheiden das zumindest ein Teilerfolg: „Auf Antrag des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bezirksregierung Münster der E.ON Kraftwerke GmbH  eine weitere Genehmigung entzogen. Mit der heute verfügten partiellen Aufhebung des immissionsschutzrechtlichen Vorbescheids folgte sie dem BUND-Antrag aber nur teilweise.“ Der Umweltverband kritisiert das Vorgehen der Behörde als halbherzig: „Damit wird die Missachtung geltendes Rechts fortgesetzt“, sagt BUND-Sprecher Dirk Jansen in einer Presseerklärung.

Entsprechend ruhig reagiert dann auch Kraftwersbetreiber Eon auf die Entscheidung aus Münster. Auf Anfrage der Ruhrbarone teilt das Unternehmen mit: „Aus unserer Sicht hat die Entscheidung der Bezirksregierung Münster keine Auswirkungen auf die Ausnutzbarkeit der bestandskräftigen Teilgenehmigungen 2 und 3. Wir halten an der Errichtung und Inbetriebnahme unseres neuen Kraftwerks in Datteln fest und sind von der erfolgreichen Realisierung der Anlage fest überzeugt. Die Anlage in Datteln ist an ihrem konkreten Standort aus unserer Sicht nach wie vor genehmigungsfähig.“

Allerdings geht man bei Eon davor aus, dass Datteln 4 erst 2013 ans Netz gehen wird. Eon könnte dabei von einem eventuell beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie profitieren. Sollte Deutschland, wie von vielen politisch erhofft, schneller als geplant seine Atommeiler stilllegen, steigen die Chancen für Kohlekraftwerke.

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„Sprengbagger 1010“ – Stummfilm-Juwel bei den Zollverein Konzerten

Der 1929 uraufgeführte deutsche Stummfilm „Sprengbagger 1010“ (gesprochen: „tausendzehn“) ist nach langer Zeit am 18. März 2011 um 20.00 Uhr auf dem Welterbe Zollverein Schacht XII, Halle 12, zu sehen: Sprengbagger 1010 ist mit bekannten Schauspielern der deutschen Stummfilm-Ära besetzt, allen voran Heinrich George als skrupellosem Industriemogul. Die restaurierte Fassung wird mit der historischen Originalmusik für Orchester, Chor, Sauerstoffflaschen und Sirenen vom WDR Rundfunkorchester Köln aufgeführt.

Die Geschichte dreht sich um einen Ingenieur, der einen riesigen Abbaubagger bauen lässt. Tragischer weise lässt er ihn in seiner Heimatregion einsetzen. Der Bagger beginnt sein zerstörerisches Werk an der Natur. Es kommt zu einem dramatischen Showdown im Sprenggebiet.

Schacht XII der Zeche Zollverein, architektonisch im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten, wurde zwischen 1928 und 1932 erbaut. Somit ist der Schacht der perfekte Aufführungsort für Sprengbagger 1010, der 1929 entstand.

Ein seltener Glücksfall ist die Überlieferung der seinerzeit eigens für diesen Film komponierten Begleitmusik des Komponisten Walter Gronostay (1906-1937). Der Schüler von Arnold Schönber hat in den 1930er Jahren, bis zu seinem frühen Tod, wegweisende Filmmusiken geschrieben. Gronostay geht bei Sprengbagger 1010 experimentierfreudig ans Werk: seine Besetzung sieht neben einem erweiterten Kammerorchester auch Gasflaschen, Werkssirenen und einen achtköpfigen Sprechchor vor.


Ort der Veranstaltung:
Halle 12, Schacht XII [A12], Gelsenkirchener Str. 181

Preise und Zeiten
Eintritt: 18 Euro (ermäßigt 12 Euro)
Freitag, 18. März 2011, 20.00 Uhr

Anti-Atom Proteste im Ruhrgebiet

Auch an diesem Wochenende finden im Ruhrgebiet wieder Kundgebungen und Demonstrationen gegen Atomkraft statt. Hier ein kurzer Überblick.

Dortmund

Freitag 18.März, 18.30 Uhr, Menschenkette in der Dortmunder Innenstadt. Treffpunkt: Reinoldikirche

Essen

Samstag, 19. März, 14.00 Uhr Demonstration, RWE-Turm

Bochum

Sonntag, 20. März, 13.00 Uhr, Kundgebung, Rathausplatz

Waltrop

Samstag, 19. März, 11 Uhr Dortmunder Straße in der Fußgängerzone, Höhe Waltroper Zeitung.

Montag:

Wieder zahlreiche Mahnwachen in vielen Städten. Einen Überblick gibt es bei Ausgestrahlt.

Samstag, 26 März

Großdemonstrationen in Berlin, Kön, Hamburg und München

Daniel Hope: „Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief“

 

Daniel Hoppe Foto: © Harald Hoffmann - Deutsche Grammophon

Geigenvirtuose Daniel Hope über kleine und große Pannen, Yehudi Menuhins Blackout und ein explodierendes Klavier

Herr Hope, in Ihrem neuen Buch »Toi, toi, toi! Pannen & Katastrophen in der Musik« schreiben Sie, dass Musiker oft sehr abergläubisch sind. Wie ist das bei Ihnen, tragen Sie bei Auftritten stets eine Hasenpfote bei sich?
(lacht) Nein, ich habe einen anderen Glücksbringer. Meine Hasenpfote ist ein bestimmtes Seidentuch, das ich bei Konzerten immer dabei habe. Ich weiß, dass das irrational ist, aber diese Art von Routine beruhigt mich irgendwie. Dabei kann einem nichts und niemand helfen, wenn man auf der Bühne steht und ein teuflisch schweres Solo spielen muss.

Welches war Ihre bisher größte Panne bei einer Aufführung?
Das schlimmste Erlebnis hatte ich bei einem Konzert in Frankreich, als mir mitten in einem Streichquartett von Mozart eine Saite riss. Sie war mit solcher Wucht zersprungen, dass sie mir ins Gesicht schnellte und das messerscharfe Metall meine Oberlippe aufschnitt. Das Blut tropfte ohne Unterlass, sodass ich hinter der Bühne behandelt werden musste. Doch das war noch nicht alles …

… Murphys Gesetz …
…genau, »alles, was schiefgehen kann, geht auch schief«. Als ich auf die Bühne zurückkehrte, kicherten meine Mitspieler jedes Mal, nachdem sie zu mir geblickt hatten. Erst leise und heimlich, aber bald darauf schon ganz unverhohlen. Schließlich brachen sie in überbordendes Lachen aus – der ganze Saal lachte laut und fröhlich mit.

Was war geschehen?
An meiner geplatzten Lippe war von der ärztlichen Behandlung ein großes Stück blutgetränktes Papier kleben geblieben. Das muss in etwa so ausgesehen haben wie die Nudel in dem populären Sketch von Loriot. Zu allem Überfluss musste ich nach dem Konzert auch noch feststellen, dass ein Hund, der durch eine offene Außentür hereinspaziert war, auf meinen Instrumentenkoffer gepinkelt hatte.

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Der Ruhrpilot

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Die Multiplikation, die Gaußsche Summenfaktor-Regel und das Restrisiko

Galton-Board, Image by Wikipedia

Die vier Grundrechenarten: plus und minus, mal und durch. Zusammenzählen nennt sich Addieren; die Umkehroperation der Addition ist die Subtraktion. Wird der gleiche Summand wiederholt addiert, kann man sich die Sache auch leichter machen, nämlich malnehmen. Der arithmetische Fachausdruck heißt Multiplikation, ihre Umkehroperation Division, und schon hat es sich. Bei der Multiplikation entsteht das Produkt. Ihre beiden Faktoren heißen Multiplikand und Multiplikator. Man kann sie selbstverständlich umdrehen oder auch ganz auf diese Ausdrücke verzichten, also einfach sagen: Faktor mal Faktor = Wert des Produkts. So geht Malnehmen.

Multiplizieren ist wichtig. Zum Beispiel, wenn man Wahrscheinlichkeiten berechnen möchte, zum Beispiel Risiken. Ein Risiko – ganz egal welches, sogar auch ein Restrisiko – ist nämlich immer ein Produkt, und zwar aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß. Da fast alles im Leben irgendwie riskant ist, „berechnen“ wir permanent – routinisiert bis zum Unbewussten – die Risikowerte unseres alltäglichen Handelns. Ja, den Risikowert. Nicht etwa die „Risikowahrscheinlichkeit“; denn dieser Begriff ist missverständlich, erweckt er doch den Eindruck, als ginge es ausschließlich um den einen Faktor „Eintrittswahrscheinlichkeit“. Wir kalkulieren selbstverständlich das etwaige Schadensausmaß mit ein.

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