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Twitter-Revolution, Facebook-Revolution – ein kleiner Grundkurs für Revolutionäre

Eugène Delacroix
Eugène Delacroix - La liberté guidant le peuple - Image by Wikipedia

Ist es eine Twitter-Revolution, wie mitunter zu lesen ist, oder doch eher eine Facebook-Revolution, die sich auf Ägyptens Straßen und vor allem auf dem Tahrir-Platz in Kairo ereignet? Und was ist mit Google? In der Stunde der größten Not, nämlich der Abschaltung des Internets durch das Mubarak-Regime, ermöglichte der Konzern den Anhängern der Demokratiebewegung das Twittern per Telefon. Was für eine Revolution ist das überhaupt, die hierzulande gegenwärtig das Medienereignis Nummer 1 ist, aber doch Umfragen zufolge etwas mehr Bundesbürgern Sorge als Freude bereitet? Und wieso kommt es auf einmal, scheinbar urplötzlich, zur Revolution?

Am Internet allein kann es nicht gelegen haben. Schließlich gab es schon Revolutionen, als den Menschen nicht einmal ein Telefon zur Verfügung stand. Andererseits ist nicht zu bestreiten, dass die modernen Kommunikationstechniken – besser gesagt: die heutzutage modernen Kommunikationstechniken – die Mobilisierung der revolutionär gestimmten Massen ganz erheblich erleichtert haben. Doch das Internet löst keine revolutionäre Situation aus – genauso wenig wie die Deutsche Reichsbahn. In der revolutionären Situation jedoch kann diesen Nachrichten- und Verkehrsmitteln eine ganz entscheidende Funktion zukommen.

Was dem Lenin 1917 ein Eisenbahnwaggon war, sind den ägyptischen Revolutionären 2011 Laptop und Handy. Ohne eine revolutionäre Situation sind diese Dinge vollkommen unverdächtig, einfach nur praktisch. In einer revolutionären Situation jedoch kann ihr Vorhandensein über Sieg oder Niederlage entscheiden. Angenommen, Sie wären ein Revolutionär: für sich genommen nützt es Ihnen gar nichts, dass das Internet funktioniert und Sie sich bei Facebook registriert haben. Beides nicht schlecht; aber Sie müssen schon noch ein wenig abwarten, bis sich eine revolutionäre Situation ergibt.

Sie können sie auch nicht künstlich herbeiführen, auch nicht gemeinsam mit einer Partei oder Gruppe. Meinte jedenfalls Lenin und, was Sie auch immer über ihn denken mögen: der Erfolg gab ihm recht. „Eine revolutionäre Situation“, lehrte Lenin, „gibt es dann, wenn die oben nicht mehr können und die unten nicht mehr wollen“. Oder, wie man sagen könnte: wenn die oben etwas falsch gemacht haben und die unten sich falsche Hoffungen gemacht haben. Eine revolutionäre Situation – dies nur der Vollständigkeit halber – entsteht übrigens nicht, wenn das Volk absolut verarmt, hungert oder gar verhungert. Die Leute haben unter diesen Umständen Anderes zu tun.

Eine revolutionäre Situation entsteht vielmehr dann, wenn nach einer langen Periode relativer Prosperität die tendenzielle ökonomische Aufwärtsentwicklung – „über das gewohnte Maß hinaus“ (Lenin), also in quantitativer wie in zeitlicher Hinsicht – abreißt, die unten sich folglich keinerlei Hoffung mehr darauf machen können, dass sich ihre Lebenssituation zumindest wieder der ihrer Vorgängergenerationen annähern könnte. Und die oben in den dafür notwendigen Reformen eine Gefährdung ihrer Herrschaftsgrundlagen erblicken – sei es zurecht oder zu unrecht – und sie deshalb vermeiden.

Alles weitere ist schnell erzählt. Im Falle, dass der herrschende Repressionsapparat der revolutionären Gewalt nicht Herr werden kann, es also zu einer Revolution kommt, setzt eine  Dynamik ein, die Michael Wolffsohn in seinem „Schnellkurs in Revolutionsdynamik“, den gestern der Tagespiegel veröffentlicht hat, in aller Kürze abhandelt: „Schritt eins ist die Befreiung. Beim zweiten Schritt übernehmen die Gemäßigten. Die Erwartungen der Bevölkerung sind riesig und können nicht schnell genug erfüllt, die erhoffte „Ware“ – sprich: Lebensverbesserung – kann nicht sofort „geliefert“ werden. Nun schlägt die Stunde der Radikalen, Schritt drei. Sie übernehmen das Ruder und verdrängen die Gemäßigten. Dagegen bäumen diese sich auf. Vergeblich. Das Radikalen-Regime greift zu Unterdrückung und Terror.“

Aber: so muss es ja nicht kommen. Nicht in Ägypten. Schließlich ist es ja nach 1990 ist Ostdeutschland auch nicht so gekommen. In Russland zwar schon, in den Ländern dazwischen nur ein bisschen. Und, was Wolffsohn völlig zu übersehen scheint: nach jeder Revolution, und erst recht nach jeder echten Revolution, ergibt sich ein starker Trend zum Krieg. Ein Krieg wiederum kann – muss aber nicht – die Tendenz zur Terrorherrschaft in der nachrevolutionären Gesellschaft abmildern.

So weit der kleine Grundkurs für Revolutionäre. Im nächsten Beitrag werde ich der Frage nachgehen, was diese allgemeinen Gesetzmäßigkeiten ganz konkret für den revolutionären Prozess in Ägypten (und den anderen arabischen Ländern) bedeuten.

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Verpasst: Homöopathische Überdosis

Ich schau viel zu selten bei Scienceblogs vorbei. Und so habe ich eine sehr schöne Aktion verpasst, die gestern in vielen Städten stattfand: Homöopathie-Kritiker kippten sich homoöpathische Mittel in Überdosis rein um zu zeigen, dass der ganze Quatsch nichts bringt und nur Abzocke ist und nur eine Wirkung hat: Sie macht einen schlanken Geldbeutel. Die Aktion gab es im vergangenen Jahr schon einmal in England. Schon da fand ich sie sehr schön. Und ab jetzt schau ich öfter bei Scienceblogs rein.

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Bochum II: Mexikanische Verhältnisse…Bo Alternativ

Duisburg: Sorge um den Ruf der Stadt…Welt

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Gelsenkirchen: Abzockende Blitzbirnen…Gelsenkirchen Blog

Ägypten: Ein paar Links…Kaffee bei mir?

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Soundtrips-NRW setzt auf innovativen Austausch

In Zusammenarbeit mit dem NRW Kultursekretariat ist es fünf Veranstaltern aus fünf Städten gelungen, sich in ein lebendiges Austauschmodell zwischen bedeutenden Musikern NRWs zusammen mit interessanten internationalen Gästen zu begeben. Unter dem Motto soundtrips NRW werden die Spiel-Karten in der vielgestaltigen Szene innovativer Musik neu gemischt und ausgelegt. Look inside ist eine Einladung, an diesem Prozess zu teilzuhaben. Die Personalunion von Veranstaltern und Musikern in diesem Projekt garantiert ein künstlerisch hochwertiges und lebhaftes Modell der Zusammenarbeit, das beispielhaft ist.

AUDREY CHEN CELLO, ELEKTRONIK
Das nächste Konzert innerhalb dieser Reihe findet am Sonntagabend in Münsters Kulturzentrum Cuba (www.muenster.org/cuba/haus/blackbox) statt und wird von der Cellistin  Audrey Chen bestritten. Diese überzeugt durch ihre expressive und äußerst individuelle Spielweise. Sie benutzt das Cello, sowie ihre Stimme schonungslos, greift außerdem auf Live-Elektronik zurück. Und mit der Geigerin Gunda Gottschalk steht ihr eine Schlüsselfigur der Wuppertaler Freejazz und Improv´-Szene zur Seite.

www.soundtrips-nrw.de/