Der Ruhrpilot

Ruhr2010: Heute steigt Finale der Kulturhauptstadt Ruhr.2010…Ruhr Nachrichten

Ruhr2010 II: Herkules in Gelsenkirchen enthüllt…Der Westen

NRW:…setzt Roma-Abschiebungen aus…Radio Köln

NRW II: Bald Neuwahlen am Rhein?…Südwest Presse

NRW III: Ministerin Löhrmann kündigt kurzfristig Erlass zum Gemeinsamen Lernen an…Walhus

Ruhrgebiet: Samstag startet die Zollverein-Eisbahn…Der Westen

Wirtschaft: Erster Warnstreik der RWE-Firmengeschichte…Verlorene Generation

Dortmund: Video zeigt brutalen Skinhead-Angriff auf „Hirsch-Q“…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Der Saufraum bleibt ein Saufraum…Der Westen

Essen: Beitz bezahlt neue Stellen im Museum Folkwang…Der Westen

Essen II: Abschied von der NRZ nach fast 33 Jahren…Der Westen

Umland: Die Mauer muss weg!…Achse des Guten

Umland II: Wiedervorlage der karolingischen Teilung Europas…FAZ

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Früher war alles besser… oder: Frontantrieb ist doof!

Schneeauslage
Auslage im Schnee

Alle reden vom Wetter, also ich auch. Liegt draußen ja auch genug rum von dem Zeug, also von dem was uns das Wetter so mitgebracht hat. Und außerdem hat zum Wetter ja jeder was zu sagen, da kann und will jeder mitreden.

Viele fragen sich, warum heutzutage das Wetter immer gleich als Katastrophe kommt. Aktuell sorgen knapp 15 Zentimeter Schnee für den Ausnahmezustand. Die einen sehen statt Elefanten nun Eisbären durch die Straßen stromern und in Nachbars Garten trainieren vorrausschauende Eltern mit ihrem Nachwuchs den Bau von Iglus. Nur so am Rande, bei der sphärischen Form dieser Art von Gebäude, da bekommt die Imobilienblase irgendwie eine andere Bedeutung. Wenn dann endlich dauerhaft die Eiszeit hereinbricht, dann klappt es auch wieder mit dem preiswerten Bau des Eigenheims, so ganz ohne Bausparvertrag und variable Zinsbindung, aber ich schinde nur wieder Zeilen.

Ich bin ja der Ansicht, es liegt an einem gewissen Grad der Entwöhnung oder gar Verweichlichung, Heute wird das Auto versilberplant und verstandheizt, daß es eine Freude ist. Damals, früher also, als noch alles besser war, was haben die Leute da gemacht? Da haben die Leute nicht geflucht, wenn sie aus Versehen die Karre vom Nachbarn freigeschippt hatten, ne, da haben sie die eigene sogar extra eingebuddelt…

Womit ich, hintenrum, beim Frontantrieb gelandet bin. Kaum fällt also Schnee, stehen wir (wenn wir uns nicht gerade auf die Schnauze gelegt haben, weil der Nachbar wieder mal nicht ordentlich gefegt hat) auf Bahnsteigen, an Bushaltestellen oder auf der Autobahn und fragen uns, warum den weißen Krempel keiner wegräumt, damit endlich der Bus kommt oder die Bahn (die ja mal ’ne ganze Zeit so gar nicht vom Wetter geredet hat, sondern einfach gefahren ist, aber damit bin ich wieder bei der guten alten Zeit) oder damit endlich einer den sommerbereiften Wagen von uns abtransportieren kann.

Manche sagen, es würde an der Privatisierung der kommunalen Betriebe liegen, mit Schneeräumen würde sich kein Geld verdienen lassen, also mache man es gar nicht erst (kauft einem ja auch keiner wieder ab, wenn man es eingesammelt hat). Oder es würde am am unfähigen Management der privatisierten Beamten liegen, die wieder mal nicht in der Lage gewesen sind, die Anforderungen und Bedürfnisse des Marktes zu erkennen. Sonst hätten sie ja schließlich ausreichend Streumittel eingekauft. Ich sage: Alles falsch! Es liegt am Frontantrieb! …und am Wasser im Motor.

Schönes Wochenende und schönen Winter noch!

Digital Underground

Es war einmal in Australien. 1997 veröffentlichte die Journalistin Suelette Dreyfus zusammen mit Julian Assange Underground: Tales of Hacking, madness and obsession on the Electronic Frontier. Die Blaupause zum Leben des jungen Hacktivisten.Vom Commodore 64 zu den International Subversives. 1987 besorgte sich Assange sein erstes Modem. Seitdem hat nicht nur sein Leben an Fahrt gewonnen. Wer in der vorweihnachtlichen Zeit ein wenig von der allgemeinen Hysterie Abstand nehmen möchte, kann sich zur entspannten Lektüre zurückziehen und nachlesen, wie damals alles begann. Das gesamte Buch für lau gibt es nicht bei Amazon, sondern hier.

I like that. Call me subversive, but I’m chuffed ‘Underground’ is engaging enough to make people miss bus stops. (Suelette Dreyfus)

While this anecdote is a strong account, it’s also representative one. Every chapter in underground was formed from many stories like it. They’re unseen, because a book must not be true merely in details. It must be true in feeling. True to the visible and the invisible. A difficult combination. (Julian Assange)

Radio String Quartett Vienna plays Mahavishnu im Dortmunder Domicil, Sonntag 19.12.2010

Wenn man von der Elektrifizierung des Jazz mit all seinen Fusionen spricht, darf von den Platten des Mahavishnu Orchestra nicht schweigen. Aktuell „übersetzen“ vier junger Wiener die legendären Kompositionen in die Sprache einer  Streichquartett-Besetzung. Und sie treffen damit den Geist der Originale elektrisierend genug, dass  der einstige Mahavishnu-Bandleader John Mc Laughlin die Liner Notes verfasste für das aktuelle Album “Radio String Quartet Vienna – celebrating Mahavishnu Orchestra”. Bernie Mallinger und  Johannes Dickbauer, Violine, Cynthia Liao, Viola sowie Asja Valcic, Violoncello, demonstrieren am Sonntagabend im Dortmunder Domicil, warum ihre Adaptionen von Titeln wie „The Inner Mounting Flame“ und „Birds Of Fire“ innerhalb kürzester Zeit den Sprung in die europäische Spitzenklasse der Streichquartette geschafft haben.

Sonntag 19|12|10 20:00 Uhr

www.domicil-dortmund.de

Wir sind Wort des Jahres!

Heute war es wieder so weit: die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat das Wort des Jahres bekannt gegeben – beziehungsweise „gewählt“, wie es in den Agenturmeldungen heißt. Lassen Sie sich bitte nicht dadurch irritieren, dass hin und wieder, z.B. in der ARD-Tagesschau, von der deutschen Gesellschaft für Sprache die Rede ist! Das ist natürlich Unfug. Erstens, weil wir noch nicht so weit sind, dass die deutsche Gesellschaft befugt wäre, über die Sprache – welche auch immer – ein allgemein anerkanntes Urteil abgeben zu dürfen. Und zweitens, weil es dann mit der Abkürzung irgendwie nicht hinkäme: GfdS.

Nun ist nicht nur bei der ARD, sondern allerorten ist zu lesen, „Wutbürger“ stehe für die Empörung in der Bevölkerung, „dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden“. Wie kann aber nur ein Bürger, der ja immerhin ein Mensch ist, auch dann doch, wenn er zum Wutbürger mutiert sein sollte, stehen für eine Empörung, die doch für einen Gemütszustand steht, mithin für eine Sache? Sollte hier etwa die Gesellschaft für deutsche Sprache einen Menschen (oder gar mehrere) mit einer Sache (oder Sachen) verglichen haben? Dann wäre ich aber wirklich wütend.

Sehen wir uns also die entsprechende Pressemitteilung der GfdS an, um den Sachverhalt zu klären. Darin heißt es: „Als Wort des Jahres wurde Wutbürger gewählt. Diese Neubildung wurde von zahlreichen Zeitungen und Fernsehsendern verwendet, um einer Empörung in der Bevölkerung darüber Ausdruck zu geben, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden.“ Aha. Es sind also die Zeitungen und Fernsehsender, die die deutsche Sprache dazu missbrauchen, einer Empörung in der Bevölkerung Ausdruck zu geben („verleihen“ fände ich hier auch angemessener), indem sie diese Gebung Bürger – und sei es „Wutbürger“ – nennen.

Nun gut, da kann die GfdS nichts für. Aber leider – oh ja, leider, leider, leider – ist die Pressemitteilung an dieser Stelle noch nicht zu Ende. Oder heißt es „am Ende“? Egal, Originalton der Gesellschaft für deutsche Sprache: „Das Wort dokumentiert ein großes Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger, …“ Au Backe! Das Wort „dokumentiert“. Auch schon klasse: schreibe ich „Text“, dokumentiere ich damit eine systematische Ansammlung von Worten, die einen Sachverhalt darlegen sollen. Schreibe ich „Tisch“, dokumentiere ich damit ein Möbelstück, das den Menschen zum Abstellen von z.B. Speisen, Fernbedienungen etc. dienen möge. Schreibe ich „Wutbürger“, dokumentiere ich also ein Bedürfnis, und zwar ein großes Bedürfnis.

Das Wort – wir erinnern uns: „Wutbürger“ – dokumentiert nämlich ein großes Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger. Vermutlich der Wutbürger, sorry: der Wutbürgerinnen und Wutbürger. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Wobei mir einfällt: wir haben einen Anspruch darauf, verlangen zu können, dass die deutsche Sprache beherrscht wird. Zumindest einigermaßen. Zumindest von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Aber dies könnte jetzt vom Thema wegführen. Und das wollen wir nicht, obgleich dies freilich in der Wut passieren kann.

Jedenfalls wollen wir, die Wutbürger, über unsere „Wahlentscheidung hinaus ein Mitspracherecht bei gesellschaftlich und politisch relevanten Projekten“ haben, wie die GfdS ganz richtig feststellt. Dass ein Bahnhof ein politisch relevantes Projekt ist, steht außer Frage. Aber ist es auch die Wahl zum Wort des Jahres? Und wenn sie es ist, stellt sich dann nicht die Frage: Wer gibt der Empörung in der Bevölkerung darüber Ausdruck, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden? Und: wer ist eigentlich „der Kopf“ (Singular!) der Bevölkerung? Liebe Brüder und Schwestern! Lasset uns bei der Beantwortung dieser Fragen nicht auf die Expertinnen und Experten vertrauen! Lasset uns selbst eine Gesellschaft für deutsche Sprache bilden! Wutbürgerinnen und Wutbürger aller deutschen Länder, vereinigt Euch! Deutsche Sprachvielfalt statt von oben diktiertem Einheitssprech. Beginnen wir in Stuttgart: wir können Alles, verstehen aber nur Bahnhof.

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Ruhr2010-Finale ohne UZDO

Morgen wollte die Intiative für ein unabhängiges Zentrum in Dortmund (UZDO) im Museum am Ostwall  zum Abschluss der Kulturhauptstadt eine Veranstaltung durchführen. Daraus wird nichts.

Morgen endet die Kulturhauptstadt. Und in Dortmund wird zum dritten Mal der U-Turm eröffnet. Könnte man eigentlich auch monatlich machen. Eigentlich wollte  das UZDO eine weitere Veranstaltung durchführen. Wird sie aber nicht, wie die Initiative mitteilt:

Während am 18.12 also die Kulturhauptstadt am U abgefeiert wird, kommt es zu einer Antifa Demonstration und einem Trauerspiel am MaO, wo die Künstler/innen ihre Ausstellung abbauen werden – zugunsten von Leere, Tristesse und Immobilienspekulaton. Nach der strikt konditionierten Nutzung des MaO am 04./ 05.12 hat die Initiative UZDO beschlossen, sich nicht erneut den städtischen Auflagen zu unterwerfen und diese an ihr Publikum weiterzureichen. In einer Zwangsjacke lässt sich schlecht etwas bewegen. Mit Kreativität hat das nichts zu tun. Mit Wandel sowieso nicht.

Für den 18.12 wurde dem UZDO eine Abendveranstaltung verboten und
lediglich eine Nachmittagsnutzung mit städtischem Wachpersonal genehmigt.

Das ist eine völlig inakzeptabele und unabgebrachte
Disziplinierungsmaßnahme und zeigt, wie weit der kreative Wandel der
Stadtverwaltung in Dortmund fortgeschritten ist. Die AG kritische
Kulturhauptstadt wird letztlich Recht behalten: Ruhr.2010?
Metropolenträume in der Provinz!

Die ganze Erklärung gibt es hier.