Der Ruhrpilot

Eine Tragödie ohne Schuldige?

Loveparade: Jeden Monat Demos für Loveparade-Gedenkstätte…Der Westen

Loveparade II: BILD Online erhält Mißbilligung zur Loveparade-Berichterstattung…Pottblog

NRW: Münster soll Steuersünder-CD gekauft haben…Ruhr Nachrichten

Hochtief: Die falschen Freunde von Hochtief…FAZ

Bergbau: Auch ohne Kündigungen bei RAG zahlt Berlin drauf…Der Westen

Ruhrgebiet: Folkwang zeigt spannenden Städtebau im Revier…Der Westen

Ruhrgebiet II: Ein Museum zu viel…Welt

Bochum: Abrissfirma wartet auf grünes Licht von der Stadt…Ruhr Nachrichten

Bochum II: “Sag JA zum VfL!”…Pottblog

Debatte: Die Integration ist gescheitert — multideutsch ist tot…F!XMBR

Debatte II: Mehr Demokratie anstatt mehr Polizei…Spiegelfechter

Nazis: Anschläge stören Bahnverkehr in Leipzig…Spiegel

Nazis II: „Voller Erfolg“…Isis

Was passiert, wenn nichts passiert?

Am Mittwoch, den 13.10 hat die AG Kritische Kulturhauptstadt zu einer Art Vorab-Bilanz der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geladen. Von unserem Gastautor Tino Buchholz

Die Kulturhauptstadt geht – wir bleiben“ hieß es und wurde so die Vermarktung und die Selektivität des offiziellen Programms kritisiert und außerplanmäßige Veranstaltungen wie der Euromayday Ruhr oder die Hausbesetzungen in Essen / und Dortmund besonders hervorgehoben. Unter den Anwesenden waren Vertreter lokaler Initiativen, Zentren und städtischer Bewegungen, wie das AZ Mülheim, SZ Bochum, UZ Dortmund und andere.

Am Anfang stand eine Diskussion um das Papier der Veranstalter „Metropolenträume in der Provinz“ welche die Metropolendiskussion im Ruhrgebiet als Marketingkampagne identifiziert, die aber letztlich am Kirchturmdenken widerstreitender lokaler Fürsten scheitert. Das Potential für urbane Veränderung und emanzipatorische Formen der Aneignung dieses Ballungsraums spielen in dem Papier der AG keine ernstzunehmende Rolle.

Der Metropolbegriff ist sicherlich überladen mit außergewöhnlichen Standortfaktoren der Produktivität, Geschichte, Architektur, Tourismus, Kreativität und allerlei ästhetischen Idealen (nicht nur) europäischer Urbanität. Der Metropolbegriff krankt – nicht nur im Ruhrgebiet – vor allem an zwei Merkmalen: an der Idee universeller Konsumierbarkeit (touristisch sowie alltäglich) und an fehlendem commitment (Bekenntnis, Hingabe, Initiative) von Menschen vor Ort, den Begriff inhaltlich anders zu besetzen.

Wenn man den Metropolbegriff ganz nüchtern als Agglomeration von Menschen im Raum nimmt, trifft das für das Ruhrgebiet (5,5 Mio.) so erstmal zu. Was bei Kritikern hier aber sofort mitschwingt, sind die dominanten Bilder etablierter global cities – London, Paris, Berlin – die mit herrschaftlichen Altbauten und prestigeträchtigen Neubauten aus Stahl und Glas die öffentliche Meinung und den Raum dominieren.

Keinen Eintritt zahlt hier keiner mehr. Was die Kritiker dabei zu vergessen scheinen, ist, dass diese Bilder von ebensolchen Marketingstrategen platziert werden, denen sie die Kulturhauptstadt Europas nicht abnehmen wollen. Der Fetisch und Konsumcharakter westlicher Stadtideale zeugt nicht nur von einem ausgeprägten Eurozentrismus, sondern läuft Gefahr, tatsächlich provinziell zu wirken. Der neue Provinzialismus bzw. die neue Engstirnigkeit besteht dann darin, dass global cities einem Schema folgen und letztlich alle Metropolen gleich aussehen. Klar ist der Ruhrpott Metropole, aber was für eine?

Der Stadtentwicklungsdiskurs im Ruhrgebiet mutiert schnell zu einer verkürzten Abhandlung scheinbar naturgegebener unternehmerischer Stadtentwicklung (inkl. Betriebsräte:), wo die arbeitende Bevölkerung außen vor ist und die Verantwortung stets nach oben delegiert wird. Das neue Selbstbewusstsein der noch jungen Recht auf Stadt Bewegung das Recht auf Differenz, Mitbestimmung, Raumaneignung (vor allem in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Dortmund), demokratische Stadtentwicklung in die eigenen Hände zu nehmen, scheint sich noch nicht überall herumgesprochen zu haben.

Linke Kritik an der Festivalisierung von Stadtpolitik scheint noch immer damit beschäftigt, die Regierbarkeit zu problematisieren/ delegieren, anstatt die Möglichkeiten der Streitkultur in einer Demokratie sowie die Eigeninitiative sozialer Bewegungen – des Protests und Widerstands – auszuschöpfen. Die Frage der Totalität des Kapitalismus und systematische Vereinnahmung steht freilich im Raum, sollte aber kein Totschlagargument gegen städtische Bewegungen sein

Die Vereinnahmung durch die ökonomische Verwertungslogik geht immer nur soweit, wie die Menschen dies passiv zulassen bzw. aktiv reproduzieren.

Das war in Paris, Berlin, Hamburg, Frankfurt der 1970er, 1980er Jahre auch nicht anders. Auch hier hat sich nur etwas bewegt, weil sich Menschen nicht mit ihrer Situation abgefunden haben, sondern neue schufen. Weil sie sich kollektiv organisierten und z.B. der eine Teil des Kollektivs für den anderen mitarbeitete, während diese demonstrierten, oder aber den Laden schlichtweg zumachten. Das commitment zu politischem Handeln im Alltag und vor allem auch zur Stadt, scheint gegenwärtig zu wenig ausgeprägt.

Zu weit fortgeschritten ist das links-liberale, konsumistische Bequemlichkeitsdenken, wo Dienst nach Vorschrift und kreativer Widerstand zusammen gedacht werden und wo sich nach getaner Arbeit, in der alternativen Revoluzzerkneipe gepflegt ausgekotzt wird – and back to work (and holiday… and work again).

Letztendlich ist das kein raumspezifisches Ruhrpott Phänomen, sondern ein Soziales, Ökonomisches, Politisches der (post)modernen Arbeitsgesellschaft, der kreativen Klasse, digitalen Boheme, der mobilen Wohlstandskinder dieser Zeit.

Die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hat das Thema Kreative Arbeit in die Arbeitermetropole eingeführt. Diese Kreativität nun selbstbestimmt zu praktizieren und nach allen Regeln der Kunst & Demokratie durch zu buchstabieren – d.h. die Definition von Arbeit sowie von Stadt neu zu denken – sollte lohnenswert sein. In was für einer Stadt wollen wir leben?

Was passiert, wenn nichts passiert?

Stadt ohne Geld ist das richtige Thema zur richtigen Zeit. Mit der viermonatigen Veranstaltungsreihe geht das Schauspiel Dortmund neue alte Wege – des politischen Theaters – das alltägliche Theater des Städtischen samt marktradikalen Pathos’ im globalen Standortwettbewerb zu dekonstruieren. „Hat schon mal jemand eine Immobilienblase platzen sehen“?

Das Leerstandsargument (Neunte Stadt) ist öffentlich platziert und so wird die Stadt ohne Geld zur Vision – und Geld Teil Problems. Wenn das Spektakel der Kulturhauptstadt am 31.12. endet, ist durchaus einiges an Kreativität und Bewegung in der Arbeitermetropole Ruhr angekommen. Inwiefern sich die städtischen Bewegungen verstetigen, liegt vor allem an ihrem commitment zu einer anderen Stadt, pottzigen Metropole Ruhrpott. Oder sie ziehen weg. Martialische Polizeieinsätze gegen Abweichungen von der Norm (wie am 13.08 in Dortmund // UZDO ) werden auch in Zukunft die Öffentlichkeit irritieren, städtische Interessenskonflikte kennzeichnen und bei gegebener Repression demokratische Legitimationsprobleme für die Stadtpolitik aufwerfen. Die Reihe „Stadt ohne Geld“ des Schauspiels Dortmund endet am 03.02. mit der Kapitulation, wobei noch unklar ist, wer am Ende kapituliert.

Tino Buchholz ist einer der Sprecher der UZDO-Initiative und Stadtsoziologe//University of Groningen ergänzen

Der Ruhrpilot

Jürgen Rüttgers (CDU) betont lässig
Jürgen Rüttgers (CDU) betont lässig

NRW: Rüttgers weist Bundes-CDU Schuld an Niederlage zu…Der Westen

NRWII: …will kriminelle Neunjährige ins Heim stecken…Welt

Dortmund: FZW – Noch kein Konzert für 2011…Der Westen

Bochum: Debatte um Stadtwerke-Einstieg bei Steag…Ruhr Nachrichten
Tatort Internet: Zwischenstand und Danksagung…Netzpolitik

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Wallraff schreibt Stipendium aus – echte Nachwuchsförderung oder Ghostwritermangel?

Diese PR-Meldung vom heutigen Tag kostete „Die Zeit“ nicht nur ein paar Hundert Euro, sondern sie weckt auch falsche Hoffnungen: „Günter Wallraff fördert Nachwuchsjournalisten mit Stipendium“. Bravo, möchte man rufen. Von unserem Gastautor Uwe Herzog.

Aber dazu fällt mir ein, wie „Die Zeit“ es seinerzeit aufnahm, als 1987 bekannt wurde, dass junge Wallraff-„Ghostwriter“ wie ich es damals war, nicht unwesentlich Anteil am Entstehen von Bestsellern wie „Ganz unten“ hatten. Aber nicht jeder „Nachwuchs“ von Wallraff fand den Mut, offen darüber zu sprechen.

Also rede ich nur für mich und fasse an dieser Stelle noch einmal kurz zusammen, was ich seit 1987 zum Beispiel über das Buch „Ganz unten“ zu sagen habe – ohne dass Wallraff oder sein Verlag mich für diese angeblich „unbewiesenen Behauptungen“ jemals verklagt hätten:

1. Allein meine Texte finden sich auf 40 Seiten im Bestseller „Ganz unten“ wieder.

Bezogen auf die deutsche Erstausgabe handelt es sich dabei um die Seiten 48, 49, 116, 117, 118, 138, 139, 140, 141, 148, 149, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 204, 205, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 220, 221, 222, 223, 239, 240, 241, 242, 243, 244. Betroffen sind sieben Buchkapitel.

2. Zudem ist ein weiteres Kapitel, nämlich der Höhepunkt des Buches, mit der Überschrift „Der Auftrag“ unmittelbar von meinen Recherchen in der Rolle des „AKW-Abgesandten Hansen“ abhängig.

Diese Rolle konnte nur ich übernehmen, da ich damals zu den wenigen Journalisten gehörte, die wussten, wie ein AKW von innen aussieht und sich bei ihren Recherchen der radioaktiven Gefahr ausgesetzt haben.

Und: Der gesamte Komplex zum Thema „Arbeit in Atomkraftwerken“ im Buch „Ganz unten“ wäre ohne meine Recherchen und meine Urheberschaft nicht in das Buch eingegangen.

Und noch einmal für alle diejenigen, die der damaligen PR-Suggestion von Wallraffs Hausverlag Kiepenheuer&Witsch aufgesessen sind und etwas anderes glauben wollten: Wallraff selbst war für das Buch damals NIE in einem AKW.

Außerdem: Einige Texte, von denen alle Welt glaubt, Wallraff sei ihr Urheber, wurden bereits Monate vor Erscheinen von „Ganz unten“ als Reportagen von der ARD ausgestrahlt – unter meinem Namen und meiner alleinigen Urheberschaft.

3. Bis heute wurden meine Texte in „Ganz unten“ weder durch Wallraff noch durch seinen Verlag entsprechend gekennzeichnet (auch, wenn er damals etwas anderes zugesagt hatte).

Stattdessen wurde ich als junger Autor in eine Vertragsfalle gelockt. Für rund 100.000 DM Honorar sollte ich auf alle „künftigen Ansprüche“ verzichten.

Wallraffs eigene Einnahmen allein aus diesem Buch dürften mehrere Millionen Euro betragen („Die Zeit“ schätzte sein Honorar bereits kurz nach Erscheinen auf „rund acht Millionen Mark“).

Nach einer projektbezogenen Zusammenarbeit von mehr als einem Jahrzehnt kündigte ich Wallraff damals für immer die Mitarbeit auf, denn mir schien die „Wallraff“-Methode mehr und mehr zu einer billigen Geschäftsidee zu verkommen.

Außerdem ließ Wallraff den nötigen Informatenschutz vermissen.

So sprach er etwa die Verwendung von Interviewstatements in vielen Fällen nicht vor Veröffentlichung mit den Betroffenen ab und setzte diese damit der Gefahr aus, erkannt zu werden. Für so manchen ‚illegalen‘ Leiharbeiter bei Thyssen und anderswo bedeutete dies ein nicht kalkulierbares Risiko – möglicher Ärger mit Behörden bis hin zur Gefahr einer Abschiebung. Oder auch eine brutale „Abreibung“ durch einen der rüden Subunternehmer, die bei ihren dreckigen Geschäften in Duisburg und anderswo keine Zeugen gebrauchen konnten.

Zu einem wirklich seriösen und wirkungsvollen Undercover-Journalismus gehört mehr Sorgfaltspflicht und Verantwortungsgefühl als ich es bei Wallraff erlebt habe.

Dies waren also damals – neben den Urheberrechtsverletzungen – meine Gründe, Wallraff adieu zu sagen.

Aus alten Stasi-Akten lässt sich im Rückblick schließen, dass es für diesen Entschluss noch weitere gute Gründe gegeben hätte, von denen ich allerdings damals noch nichts ahnte: Nach heutiger Aktenlage führte die Stasi Wallraff als „IM“ (was er vehement bestreitet) – ich selbst jedoch unterlag einer sogenannten „Operativen Personenkontrolle“ (OPK) der Stasi, wurde von Stasiagenten hier im Westen jahrelang überwacht. Der dafür verantwortliche Major leitete bei der Stasi übrigens ausgerechnet die Abteilung „Nachwuchsförderung“ …

Fazit: Vielleicht sollte ich mich heute bei Wallraffs neuem „Studiengang“ als Dozent bewerben. Immerhin verfüge ich über jede Menge Praxiserfahrung aus der „Firma Wallraff“.

Allerdings könnte ich den Stipendiaten nur dazu raten, lieber etwas Anständiges zu lernen als – wie Wallraff – aus der Not anderer Menschen geschickt Kapital zu schlagen.

Ach ja, fast hätte ich vergessen zu erwähnen, mit welchen klaren Worten „Die Zeit“ noch 1987 kurz nach Erscheinen von „Ganz unten“ die Aktionen ihres heutigen „Star-Reporters“ Wallraff kommentierte. Zitat:

„Die Kampagne gegen die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte ging rasch über in einen Werbefeldzug für das Wallraff-Buch. Immer mehr war dabei von Ali-Wallraffs selbstlosen Taten im Dienste der Humanität die Rede; immer weniger vom Elend der real existierenden Türken (…) Eine echte Wallraff-Geschichte, Überschrift ‚Wie der Entlarver sich selber entlarvt‘. Der moralisierende Millionär, der Böll der Türken, steht plötzlich da wie ein ganz gewöhnlicher Scharlatan.“

Lebenszeichen von Chriss Goss und Masters Of Reality

Nach gut sechs Jahren Pause hat Chriss Goss mit Masters Of Reality ein furioses neues Album vorgelegt. Pine / Cross Dover lag wohl schon seit 2008 fertig eingespielt vor und ist wohl in den USA schon letztes Jahr erschienen oder sollte wohl. Das lässt sich so auf die Schnelle nicht rekonstruieren. Egal einige absolute Knaller wie Dreamtime Stomp und The Whore Of New Orleans sind dabei. Und auch die letzte Nummer Alfalfa zeigt in epischer Breite echt zähen Stonerrock vom feinsten. Auf der MySpace Seite der Band gibt es einige Songs des neuen Album im Musicplayer.

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Der Ruhrpilot

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Ruhrgebiet: Zoff um InnovationCity…Der Westen

Ruhrgebiet II:
Kulturhauptstadt zeigt Kunsthauptstadt…Badische Zeitung

Hochtief:
…startet Abwehrschlacht…Spiegel

Kunst:
Contemporary Art Ruhr 2010…Hometown Glory

Bochum:
So schafft es ein Ratsherr aus Bochum auf die Startseite von DerWesten…Pottblog

Hagen:
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Abmahnwelle 2.0 –  der JMStV Jugendmedienschutzstaatsvertrag…Frontmotor

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