Auch Ex-Microsoft Manager Stephen Elop wird Nokia als Nachfolger von Olli-Pekka Kallasvuo kaum noch retten können. Das Unternehmen hat nicht mehr die Ingenieurskapazitäten, um bei seiner breiten Produktpalette dauerhaft mithalten zu können.
Traditionsbruch bei Nokia: Mit Stephen Elob wird erstmals ein Manager von aussen an die Spitze des Unternehmens geholt. Er soll den kränkelnden Weltmarktführer retten. Das wird nicht einfach. Was sich vor ein paar Jahren schon bei den Klapphandys zeigte, wurde bei den Smartphones überdeutlich: Nokia besitzt nicht die technische Innovationskraft, um vorne mitspielen zu können. Preiswert in der Masse herstellen – das ist heute Nokias Stärke. Aber in den vergangenen Jahren wurden mehrere Entwicklungszentren eingestellt: Bochum und Vancouver gibt es ganz oder teilweise nicht mehr. Wichtige Entwicklungsaufgaben sind längst an Fremdfirmen wie Sasken abgegeben worden. Vom rauen japanischen Markt hat sich das Unternehmen zurückgezogen. In den USA spielte Nokia nie eine sonderliche Rolle. Und der Wechsel vom Hardwarehersteller zum Inhaltsanbieter, für den Olli-Pekka Kallasvuo und sein geplatztes Projekt Ovi steht ist auch misslungen – und kostete letzten endes Kallasvuos Kopf. Nokia hat nicht mehr die Kraft zu wachsen. Vielleicht sollte das Unternehmen zu seinen Wurzeln zurückkehren: Holzwirtschaft und Gummistiefelproduktion sind auch was schönes.
Einen Scheiß-Job hat Elop da angetreten. Aber immerhin wird das Schmerzensgeld ordentlich sein.
Vornamen entscheiden über den Schulerfolg. Eine aktuelle Studie der Oldenburger Universität zeigt: Kinder, die Kevin oder Jaqueline heißen, werden schlechter benotet als ein „Maximilian“ oder eine „Emma“. Der Leipziger Namensforscher Peter Ernst im Interview über schlechte Ideen aus Hollywood und die Namens-Wahl der Oberschicht
Herr Ernst, nach einer neuen Studie kann ein Name über den Schulerfolg bestimmen. „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, heißt es dort. Wie sehr bestimmen Namen über unser Leben?
Peter Ernst: Sie sind extrem wichtig. Namen stiften Identität und anders als eine Frisur tragen die allermeisten Menschen ihr Leben lang denselben Vornamen. Er ist auch das Erste, dass uns über einen Fremden gesagt wird. Und sofort entstehen bei bestimmten Namen Bilder im Kopf. Eltern sollten dies sehr ernst nehmen.
Nach welchen Kriterien entscheiden sich denn Eltern für einen Namen?
Das ist leider noch wenig erforscht. Grundsätzlich aber versteckt sich hinter einem Namen ein ganzes Programm. Alle Eltern wollen damit etwas bestimmtes ausdrücken, ihren Stil, ihre Erwartungen, ihr Wertesystem. Sie wollen dem Kind helfen und ihm alle Chancen eröffnen. Und geben ihm dann zum Beispiel den Namen Barack, weil sie Demokraten sind wie Obama. Der zweite Faktor sind religiöse Absichten. In katholischen Familie glauben die Eltern, der Name eines Heiligen könne die Eltern beschützen. Deswegen haben sie ihrem Nachwuchs früher, also vor allem im 19. Jahrhundert, auch häufig viele Vornamen gegeben – je mehr Heilige desto besser. Nun geht der Einfluss des Religiösen aber deutlich zurück.
Dafür scheint die Welt der Stars und Schauspieler wichtiger zu werden. Der Name Kevin wurde nach dem 90er-Jahre-Film „Kevin allein zu Haus“ so populär. Ist denn an dem Vorurteil der Lehrer etwas dran, dass die vielen Kevins aus bildungsfernen Schichten stammen?
Wir haben tatsächlich erste Hinweise darauf, dass gerade bildungsferne Schichten ihre Kinder nach Fernseh-Figuren taufen. Der Lebensalltag der Eltern spiegelt sich im Namen ihrer Kinder wieder. Wenn sie vor der Geburt viele Stunden vor dem Fernseher verbringen, werden sie automatisch auf Filmstars zurückgreifen. Genauso, wie bürgerliche Familien gerne auf historische Dichter- oder Musikernamen zurückgreifen. Aber diese Motivationsforschung ist noch jung und wir können keine exakten Aussagen treffen. Aber viele Studien belegen umgekehrt, dass fernsehnahe Worte wie Kevin oder Jaqueline häufig negative Assoziationen wecken.
Wer seinem Kind also zu guten Noten verhelfen möchte, verzichtet besser auf Anleihen aus Hollywood?
Ja, unbedingt. Der Erfolg eines Stars ist so kurzfristige, das kann stark nach hinten los gehen. Es kann eine Fortsetzung des Films geben in der der Held plötzlich zum Bösewicht wird und damit auch den Namen abwertet. Oder der entsprechende Schauspieler landet im Gefängnis. Die Welt der Schauspieler ist zu wechselhaft für einen lebenslangen positiven Namen.
Wie bewerten Sie ausgefallene Namen? Immer wieder weisen Standesämter Namen wie „Pipilotta“ oder Pepsicola ab.
Das ist einfach der Wunsch nach Distinktion. Gerade Familien, die weit verbreitete Nachnamen wie Müller oder Schmidt tragen neigen dazu, einen ganz besonderen Vornamen zu suchen wie etwa Thassilo Müller. Sie glauben, Auffallen wäre in jedem Fall gut und erhoffen sich dadurch bessere Chancen für ihr Kind. In Wirklichkeit wird es sich ein Leben lang erklären, immer wieder seinen Namen buchstabieren und Witze ertragen müssen. Ein Name wie Pepsi Cola ist ein Fluch. Das ist nur ein Egotrip der Eltern.
Kann denn ein besonderer Name nicht tatsächlich von Vorteil sein?
Ja und Nein. Ein ungewöhnlicher Name kann tatsächlich das Interesse an einer Person steigern. Generell aber ist die Wirkung eines Namens von so vielen Faktoren abhängig, dass sie nicht für ein ganzes Leben abgeschätzt werden kann. In den 1970er Jahren waren italienische Namen wie Luca, Andrea oder Mario beliebt. Heute heißen die Kinder Louisa und Theobald, vor zehn Jahren wären sie dafür in der Schule belächelt worden. Noch dazu werden Namen sehr regional populär und auch unbeliebt – in einem katholischen Dorf in Bayern heißen die Menschen anders als in Berlin, im Norden anders als im Süden.
Was raten Sie Eltern, die heute ein Kind bekommen?
Ich würde dazu raten, sehr sorgfältig zu überlegen, Ihr Kind muss ein Leben lang damit herum laufen. Sie sollten unbedingt vermeiden, witzig sein zu wollen. Entscheidend ist der Wohlklang. Es sollte nicht nur ein Vokal vorkommen wie bei Yoko Ono, und bei einsilbigem Nachnamen sollte der Vorname nicht zu lang sein, das wirkt unharmonisch. Am sichersten ist es, dem Kind mehrere Vornamen zu geben, dann kann es sich später einen aussuchen. Wenn ich Anna Maria Christina heiße kann ich selbst wählen, welcher zu mir und meinen Vorstellungen am besten passt. Nur beim amtlichen Unterschreiben muss ich alle angeben und das ist ja selten. Ein wohlklingender seltener Name ist immer sehr angenehm.
Aber was ist selten? Die meisten Eltern suchen nach einer Rarität und müssen dann im Kindergarten feststellen, dass plötzlich die halbe Klasse Theo heißt.
Ja, weil es fast unmöglich ist aus dem Trendbezug herauszutreten. Auch wir Forscher können keine Prophezeiungen machen, dazu ist eine Mode von viel zu vielen Dingen beeinflusst: Die Stimmung im Land, die Urlaubsvorlieben oder ein Ereignis können die Hitlisten sofort beeinflussen. Sollte Russland plötzlich eine sympathische demokratische Präsidentin namens Olga erhalten, hätten sie weltweit mehr Olgas. Ich warte nur darauf, dass wir bald viele kleine Lady Gagas in den Kindertagesstätten haben. Und genau diese direkte Verknüpfung mit einer bestimmten Person ist auch problematisch. Zu eindeutig zuzuordnende Namen wie Kevin sind schnell mit Vorurteilen belastet. Oder denken Sie an die vielen Adolfs nach dem zweiten Weltkrieg, die haben es ein Leben lang schwer.
Wie heißt denn Ihr eigenes Kind?
Mein Sohn heißt Albert. Das hat nicht mehr als zwei Silben und passt also zum einsilbigen Nachnamen Ernst. Uns gefiel der Klang und außerdem ist Albert ein Heiliger. Als zweiten Vornamen haben wir Eduard gewählt, nach einem sehr geliebten Onkel der Mutter.
Nachdem die Herren Musikkritiker sich über Country-Musik immer so aufregen, heute mal etwas europäische Klassik auf einem alten afrikanischen Traditionsinstrument zur Beruhigung der Nerven. 😉
Nur einmal im Jahr läuten alle Glocken der Christuskirche in Bochum: Am 11. September – in Gedenken an die Toten des Terroranschlags von New York.
Die Christuskirche ist ein erstaunliches Gotteshaus. Sie wurde im 19. Jahrhundert gebaut. In einer Nebenraum findet man ein 1931 erstelltes Mosaik mit den Namen angeblicher Feindstaaten. Es sind ziemlich viele.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Christuskirche zerstört und eigentlich wäre sie es nicht wert gewesen, wieder aufgebaut zu werden. Sie wurde es doch, als Torso und Mahnmal gegen Krieg und Unterdrückung. Heute ist sie eine Kirche der Kulturen. Und hier wird Stellung bezogen: Den unlängst gegen Israel hetzenden Linkspartei-Abgeordneten wurde Hausverbot erteilt. Und wenn am 11. September die Glocken läuten, will die Kirche ein Zeichen setzen und den Opfern gedenken.
„Gibt es eine Kunst, die schöner ist?“ In der Reisetasche von Mohammed Atta fand sich eine Geistliche Anleitung, in der hieß es: „Du wirst bemerken, dass das Flugzeug anhal ten und dann erneut flie gen wird. Dies ist die Stunde, in der du Gott tref fen wirst.“ Es wurde die Stunde, in der Menschen aus Dutzenden Nationen ermordet wur den, Christen, Juden und Muslime. Zwei Tage später trafen sich Christen, Juden und Muslime in der über vollen Christuskirche und bekannten: „Ein Gott, der Opfer verlangt, ist keiner.“
Ein Grund für das Erinnern ist die Tatsache, das einer der Terrorpiloten aus Bochum kam: Ziad Jarrah. In ihrer Pressemitteilung wendet sich die Christuskirche aber auch gegen Irans Regierungschef Mahmud Ahmadinedschad, der 2005 sagte: „Gibt es eine Kunst, die schöner ist, göttlicher und ewiger als die Kunst des Märtyrertums?“ und gegen den Komponisten Karlheinz Stockhausen, der den islamistischen Terroranschlag zur Kunst erhöhte und die brennenden Türme das größte Kunstwerk nannte, dass er je gesehen hatte. Ihm entgegnet die Christuskirche:
Eine Kunst, die Opfer verklärt, ist sowenig Kunst wie ein Gott, der Opfer verlangt, göttlich ist.
Bundespräsident Christian Wulff bleibt seine erste Bewährungsprobe erspart. Der umstrittene Gelegenheitsautor Thilo Sarrazin gibt seinen Posten als Vorstand der Bundesbank freiwillig auf.
Überraschend gab das Institut am Abend bekannt, dass Sarrazins Vertrag zum Monatsende einvernehmlich aufgelöst werde. Beide Seiten seien sich ihrer Verantwortung für die Institution Deutsche Bundesbank bewusst und hätten sich daher auf eine Auflösung des Vertragsverhältnisses geeinigt.
Nach den umstrittenen Thesen von Sarrazin hatte der Bundesbankvorstand bei Bundespräsident Wulff die Ablösung des SPD-Mitglieds beantragt. Allerdings waren Zweifel aufgekommen, ob dies rechtlich möglich ist.
Auch weil die wissenschaftlich zweifelhaften Thesen von Sarrazin in der Bevölkerung einige Zustimmung fanden, hätte Wulff in dem Verfahren kaum punkten können. Denn bei einem Rauswurf des buchschreibenden Bankers hätte Wulff einen Rechtsstreit riskiert.
Boris Gott ist innerhalb weniger Wochen zu einem meiner Lieblingsmusiker geworden. Zeit, ihn mit hemmungslosen Fantum zu preisen.
Klar. Für einen Jungen aus dem Norden kann die Welt ganz schön hart sein. Das schöne, gute und kluge Mädchen aus der Südstadt ist unerreichbar und der Süden fängt in Dortmund ja an der Saarlandstrasse an. Also: Vergiss es. Natürlich nicht.
Boris Gott kommt gar nicht aus der Nordstadt sondern aus dem Sauerland und sein richtiger Name klingt nicht halb so gut wie sein künstlicher, also lassen wir das.
Gott besingt in vielen seiner Lieder die Dortmunder Nordstadt. Hier wohnt er seit zehn Jahren. Ein Viertel, der besonderen Art: Bulgarische Nutten, Subrosa und Sissikingkong, Studenten, Nazis, Autonome, Arbeiter, Arbeitslose, Dönerbunden und frittierte Curryfleischwurst prägen hier ein Bild von nahezu babylonischer Unübersichtlichkeit. Das macht die Nordstadt zu einer der spannendsten Ecken des ganzen Ruhrgebiets. Die Nordstadt ist so bunt, wie das Bochumer Ehrenfeld gerne wäre und so hart, wie sich Marxloh träumt.
Und all das schwingt in seinen Stücken mit. OK, Gott sieht in seinem weißen Anzug ein wenig so aus wie Bernd Begemann nach einer Diät, aber kann man ihm das vorwerfen? Natürlich nicht. Man sieht nach 60 Jahren Pop immer aus wie irgendjemand anderes – oder wie ein kompletter Schwachkopf.
Die Lieder sind lakonisch. Hier scheint kein Selbstmitleid durch, sondern Humor und eine gewaltige Portion Trotz. Und Trotz ist immer gut, zumal wenn man, wie Boris Gott es in RTL und Rohypnol beschreibt, keinen Gott hat, sondern nur den Alkohol. Der ist bei den Sorgen, die diese Welt jeden Tag für einen neu bereit hält, keine Lösung, aber das ist Milch auch nicht. Mit Trotz kommt man durch den Tag, mit Alkohol durch die Nacht. Geht alles.
Gott ist ein Hoffungsträger – nagut, den Satz unterschreibt einem jeder Pfarrer. Boris Gott ist es für nicht peinliche Musik aus dem Ruhrgebiet. Die hatte immer schon Seltenheitswert. Und deshalb sollte man sich über Boris Gott freuen. Also ab auf Youtube, Gott-Videos gucken. Und dann ab auf die vielen Konzerte, die der Mann überall in der Region spielt. Werft Unterhosen auf die Bühne. Zeigt ihm, dass ihr ihn liebt. Sonst geht der noch nach Berlin oder Hamburg und wird berühmt.
WAZ-Mitinhaberin Anneliese Brost ist tot. Sie verstarb 90jährig in Essen.
Anneliese Brost war die Frau des WAZ-Mitgründers Erich Brost und war für viele Mitarbeiter der WAZ-Gruppe eine wichtige Identifikationsfigur. Mit Anneliese Brost ist eine wichtige Verlegerpersönlichkeit gestorben. Wir möchten auf diesem Weg allen Mitarbeitern der WAZ-Gruppe und allen Angehörigen unser Beileid aussprechen. Hier die Pressemitteilung der WAZ zu ihrem Tod:
WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach hat der Essener Zentralredaktion der WAZ Mediengruppe und über Telefonkonferenz allen Chefredakteuren der WAZ-Gruppe soeben die traurige Nachricht überbracht, dass WAZ-Gesellschafterin Anneliese Brost überraschend in der Nacht gestorben ist. Überraschend deshalb, weil Anneliese Brost noch am vergangenen Samstag in einem ausführlichen und engagierten Interview zu ihrem 90. Geburtstag ihre klare Sicht über die Zukunft der Medienbranche dargestellt hat. Die Betroffenheit in der WAZ-Redaktion war umso größer, da Anneliese Brost bis zuletzt regen Anteil an Redaktionsarbeit genommen und sich immer wieder für die Interessen der Journalisten eingesetzt hat.
Bodo Hombach erläuterte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass die Kontinuität in der Führung des 50%-igen Anteils der Brost-Familie an der WAZ-Gruppe durch die testamentarischen Verfügungen des Gründungsherausgebers Erich Brost seit mehr als 20 Jahren gesichert ist. So ist Dr. Peter Heinemann bereits seit dreieinhalb Jahren, nämlich seit dem Tod von Dr. Erich Schumann, als Testamentsvollstrecker für dessen Anteil eingesetzt. Seit dieser Zeit ist er umfassend informiert und als Gesellschaftervertreter tätig. Er übernimmt nun auch die Testamentsvollstreckung für den Anteil von Anneliese Brost. Damit sind Kontinuität und auch die Tradition des Brost-Stammes als WAZ-Gesellschafter gesichert.
Dr. Peter Heinemann und der von der Brost-Seite eingesetzte WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach werden ihre gute Zusammenarbeit fortsetzen.
Ein Beitrag von unserem Gastautor Andreas Lichte zur „Integrationsdebatte“.
„Dann kommt auch der Sandmann …“
und sofort ist da dieser Blick … der „Sandmann“?
„Hilfe! Wie soll ich Xinying das jetzt erklären? Natürlich ist der »Sandmann« in China unbekannt!“ denke ich, zu spät, das hätte mir auch vorher auffallen können.
„Der Sandmann ist eine Märchengestalt. Er bringt die Kinder zum Schlafen. Dazu streut er ihnen Sand in die Augen“, sage ich, und diesmal schaue ICH ungläubig, über meine eigenen Worte: „Sand in die Augen streuen, zum Einschlafen?“ Das ist doch Folter!
Und richtig, als ich es später bei wikipedia nachschaue, lese ich: „E.T.A. Hoffmanns Schauernovelle „Der Sandmann“ entwirft mit der Sandmanngestalt eine typische traditionelle Kinderschreckfigur, deren Auftreten Furcht und Schrecken verbreitet. Sie setzt den Sand als eine für die Augen gefährliche und verletzende Waffe ein.“
Das sage ich Xinying natürlich nicht. Zweifel unerwünscht. Ich möchte doch, dass Xinying „La Le Lu“ singt. Als Ausspracheübung. Und das kam so. Ich rufe Prof. Klaus Prange an, frage: „Wie bringe ich einer Chinesin Deutsch bei? Wie schaffe ich es, dass sie die Angst vor der Aussprache verliert, vor dem bösen »r«?“ „Da gibt es doch Bücher für Schauspieler …“ sagt der Pädagoge. „Grossartig! Eine Freundin ist Professorin an der Schauspielschule.“ Und da ist er, „Der kleine Hey. Die Kunst des Sprechens“. Aber: alles viel zu schwierig, bekomm’ ich ja kaum selber hin. Also alles wieder auf Anfang. Fangen wir doch mal mit etwas an, dass JEDER kann … ein Kinderlied, Wiegenlied?
Und nun hat Youtube wirklich VIELE Zugriffe. Das gefällt mir alles nicht. Das würde ich nie selber singen, mir nie selber glauben. Aber dann kommt Heinz Rühmanns grosser Auftritt: „La Le Lu“ … Heinz Rühmann, ausgerechnet, den fand ich früher immer doof.
Aber als ich mir die Begleitung für die Gitarre zusammenbastele, werde ich selber wieder zum Kind:
La Le Lu
nur der Mann im Mond schaut zu
wenn die kleinen Babys schlafen
drum schlaf auch du.
La Le Lu
vor dem Bettchen stehn zwei Schuh
und die sind genau so müde
gehn jetzt zur Ruh.
Dann kommt auch der Sandmann
leis tritt er ins Haus
sucht aus seinen Träumen
dir den schönsten aus.
La Le Lu
nur der Mann im Mond schaut zu
wenn die kleinen Babys schlafen
drum schlaf auch du.
Jetzt nicht lesen. Singen! Und dran glauben!
Ich weiss nicht, ob mir Xinying geglaubt hat, aber sie hat „La Le Lu“ gesungen. Und ich – ich –habe dazugelernt. Nicht nur, wer der Sandmann wirklich ist.
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