Koreakrise: hundertfach, tausendfach, alles und noch viel mehr

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Sonntag, 28. November 2010. Heute beginnt das gemeinsame Seemanöver Südkoreas und der USA. Die Welt fragt sich, ob es nach dem tagelangen Säbelrasseln zwischen den verfeindeten koreanischen Staaten nunmehr bitterer Ernst werden könnte. Bereits am Dienstag ist es nicht mehr bei Wortgefechten geblieben. Nordkorea hatte die auch von südkoreanischen Zivilisten bewohnte Insel Yeonpyeong völlig überraschend mit Granaten beschossen und dabei nicht nur zwei südkoreanische Soldaten, sondern auch zwei Zivilisten getötet. 

„Massive Vergeltung“ für diesen Artillerieangriff hatte gestern Südkoreas Marinechef angekündigt; „hundert- und tausendfach“ werde man Nordkorea diese Aggression heimzahlen, verkündete er vor einer Menge auf Rache sinnender Demonstranten, die die Wiederherstellung der südkoreanischen Ehre einforderten. Aber auch „Armee und Volk der Volksrepublik sind äußerst aufgebracht über die Provokation des Marionettenregimes“, wie mittlerweile aus Nordkorea zu vernehmen war. „Sie bereiten sich darauf vor, furchtbare Feuergarben loszuschicken und das Bollwerk der Feinde in die Luft zu jagen, sollten diese es erneut wagen, die Würde und Souveränität der Volksrepublik auch nur auf das Geringste zu verletzen.“ 

Der atomgetriebene US-Flugzeugträger „George Washington“ beteiligt sich an der amerikanisch-südkoreanischen Militärübung, und der ist unbestreitbar ein wenig mehr als „das Geringste“. Und was die Souveränitätsrechte der nordkoreanischen Volksrepublik betrifft, so sind sie im Gelben Meer und insbesondere in der Bohai-Bucht keineswegs unumstritten. Die vielen Inseln, wechselseitig nicht anerkannte Ansprüche und das internationale Seerecht lassen einen großen Interpretationsspielraum, wer sich nun gerade wo aufhalten darf oder eben nicht. Der Umstand, dass sich unter dem Meeresboden auch einige Ölfelder befinden, macht die Sache auch nicht gerade einfacher. 

An Land, also auf der koreanischen Halbinsel selbst, stehen sich einige Hunderttausend Soldaten gegenüber, die am 38. Breitengrad die Ehre, die Würde und die Souveränität ihrer jeweiligen koreanischen Republik schützen – gegebenenfalls aufopferungsvoll. Ein nach 60 Jahren neuerlicher Koreakrieg wäre eine Katastrophe ungeheuren Ausmaßes. Damals sind in drei Jahren etwa eine Million Soldaten und rund drei Millionen Zivilisten ums Leben gekommen. Damals. Im Kern handelte es sich um einen sog. „Stellvertreterkrieg“ zwischen den USA und der VR China. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstandsabkommen, nicht mit einem Friedensvertrag. 

Die Situation heute ist brenzlig, und sollte ein Krieg „ausbrechen“, ist das Stellen der Schuldfrage müßig. Denn die Antwort steht auf beiden Seiten schon vorher fest. Selbstverständlich hat immer der Andere angefangen, sind die eigenen Kriegshandlungen rein reaktiv, in der Regel Reaktionen auf völkerrechtswidrige Grenzverletzungen. So stellt bspw. auch Pjöngjang den Angriff auf Yeonpyeong als Vergeltung für einen Beschuss aus Südkorea dar. Das heute beginnende Seemanöver wird vom nordkoreanischen Militärregime verständlicherweise als Bedrohung aufgefasst. Südkorea und der Westen legitimieren diese Drohkulisse wiederum damit, die aggressiven Steinzeitkommunisten eindämmen zu müssen. 

Dabei wäre letztlich einzig und allein China in der Lage, Kim Jong-il und seine Nomenklatura zu zügeln. Aus einer ganzen Reihe von ökonomischen Gründen kann Peking nicht das geringste Interesse daran haben, dass der Korea-Konflikt außer Kontrolle gerät. In Hinblick auf die weltweiten Ambitionen Chinas ist es allerdings auch keine Option, den langjährigen Verbündeten einfach fallen zu lassen. Zumal auch China selbst nicht gerade erfreut ist über die militärischen Aktivitäten vor der eigenen Küste, an der sich immerhin eine Sonderwirtschaftszone befindet. Als aufstrebende Macht wird sich Peking folglich nicht mit der Rolle eines Postboten von Washington nach Pjöngjang zufrieden geben, sondern versuchen, sich als Weltmacht zu inszenieren, die ihren Einfluss gemäß der Verantwortung einer Weltmacht angemessen einzusetzen weiß. 

Die Ereignisse heute und in den nächsten Tagen werden nicht allein Aufschluss darüber geben, wie es auf der koreanischen Halbinsel weitergeht. Weil die Fähigkeit oder Unfähigkeit der USA und Chinas, regionale Konfliktherde zu befrieden, allgemein die Geschichte des 21. Jahrhunderts bestimmen werden, kann die jetzige Koreakrise als Indikator betrachtet werden. Die nächste Krise, die nicht ohne ein Einvernehmen zwischen Washington und Peking zu lösen sein wird, ist bereits fest vorgemerkt. Es geht um die Zukunft des Sudan.

Bastelbergwerk? Die Idee ist alt und der Ansatz doof

Den Irrglauben, man müsse in Deutschland ein sauteures Erdloch mit Steuerngeld päppeln, um damit der deutschen Industrie einen Wettbewerbsvorteil im internationalen Geschäft zu verschaffen, ist so blödsinnig, wie die Mär alt ist. Hier nur kurz die Gründe – nochmal – im Steno-Stil, damit sie auch der größte Anhänger von Unfug irgendwann einmal versteht:

I. Die Chinesen haben selber Bergwerke, die ganz anders sind als ein mögliches Bastelbergwerk in Borkener Tiefland. Nicht so tief, nicht so heiß, nicht so unergiebig. Deswegen müssen die Maschinen sowieso in China getestet werden. Weil die Bedingungen gar nicht vergleichbar sind mit hier. Töricht, wer das außer acht lässt.

II. Deutsche Ingenieure bauen weltweit alles, was hochwertig ist. Sie brauchen keine Tsunamis an der deutschen Küste, um in Indonesien Wellenwarnsysteme aufzubauen. Diese Verknüpfung von Technologie mit Orten ist Banane. Technik funktioniert weltweit. Oder sollen wir jetzt ein Tsunami-Kraftwerk ins Watt setzen?

III. Das Wissen um Technik schreitet weltweit voran. Das hat nicht mit einem Loch im heimischen Boden zu tun. Wenn ein deutsches Unternehmen irgendeine Bergbautechnik im Jemen einsetzen will, dann fliegt es seine Technik da hin und buddelt da, um dort alles unter den Echtzeitbedingungen zu testen. Es gibt mittlerweile Flugzeuge und Schiffe. Als ob man für Test im Ausland einen Vorführschacht im Pott bräuchte – wie naiv.

IV. Wenn Bergbauunternehmen meinen, sie bräuchten einen Pütt hier, um ihre Technik verkaufen zu können, sollen sie doch das Feld Donar kaufen und dort ohne Subventionen nach Kohle kratzen. Sobald aber die Lobbyisten der Bergbauindustrie auf einen Eigenanteil an so einem Loch im Boden angesprochen werden, verschwinden sie wie die Verkäufer im Supermarkt, wenn der Kunde kommt. Es geht den Typen doch nur darum, Subventionen abzukochen. Sprich: sich einen Steuergeldmarkt zu erhalten, auf den Konkurrenten keinen Zugriff haben. Die wollen einfach die Aufträge, um Gemeingeld zu Gewinnen zu machen.

V. Warum soll ich ausgerechnet die bestsubventionierteste Industrie der Weltgeschichte auch noch nach dem Ende des deutschen Bergbaus mit meinen Steuern weiter bezahlen? Kaum zu fassen, dass sich noch Leute finden, die diesen Subventionsgreifern auf den Leim gehen. Ich würde lieber was anders mit meinen Steuern bezahlen. Meinetwegen einen Weltraumbahnhof in der Lüneburger Heide. Ist ähnlich sinnig.

VI. Wo ist der Allgemeinnutzen dieses Bastelbergwerkes, der über die Privatisierung der Gewinne aus der Vermarktung der Bergbautechnik hinausgeht? Mit anderen Worten: Wieso sollen wir mit Steuern die Besitzer der Bergbautechnikbuden reich machen? Wenn die ihren Kram verkaufen wollen, sollen sie ihn auch selber testen. Wir bezahlen doch auch nicht Legoland mit Steuergeld, damit Lego seine Steine nach China exportieren kann.

VII. Die Energie der Zukunft ist erneuerbar. Statt Geld für Folklore-Basteleien zu verplämpern, sollten wir genau dieses Geld in die Bildung der Jugend und die Erforschung der kommenden Herausforderungen stecken. Wenn wir das Leben unserer Kinder und Enkelkinder sichern wollen, müssen wir alles tun, um Neues zu erforschen. Nicht Relikte aus der Vergangenheit sichern.

VIII. Das reicht mir.

Lasst uns die Zechen endlich schließen – in Bildung investieren und nicht weiter Geld für Unsinn ausgeben.

Hochschulbergwerk? Die Idee ist alt und der Ansatz gut

NRW-Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger Foto: mbv

Bei der Nachricht über den Vorschlag von Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger, im Ruhrgebiet zukünftig ein Schulungsbergwerk zu betreiben (hier in der WAZ), viel mir ein, diesen Vorschlag vor Jahren schon in einem Text des langjährigen Dortmunder Raumplanungsprofessors Klaus R. Kunzmann gelesen zu haben. Er beschrieb diese Vision recht detailliert, und wenn man sie sich noch einmal vergegenwärtigt, entfaltet sie meiner Meinung nach einigen Reiz. Die Frage war, wie die Region mit ihrer jahrhundertealten Kompetenz im Steinkohlenbergbau zukünftig umgehen will, wie sie sie in eine Zukunft überführen kann, die den Niedergang der Förderung hier überdauert. Skizziert wurde ein umfassender Ansatz, der Technologie, Ökologie und Gesellschaft einschließt.

Die deutsche Bergwerkstechnologie ist ja heute noch weltweit gefragt, aber das wurde nur als ein Baustein angesehen. Schließlich wurde und wird auch die IBA weltweit mit großem Interesse betrachtet. Die jetzt beendete IBA Fürst-Pückler-Land in der Lausitz bezog sich explizit auf das Ruhrgebiet, vom Oberschlesischen Industrierevier schaute man interessiert zu uns, und auch die Chinesen kaufen nicht nur Kokereien und Stahlwerke, sondern machen sich Gedanken, ob man das Konzept der Industriekultur etwa auf Bergbaustädte wie Fushun übertragen kann.

2007 wurde Kunzmann von pro ruhrgebiet für seine Verdienste um die Region mit dem Ehrentitel „Bürger des Ruhrgebiets“ ausgezeichnet. In seiner – im Tenor übrigens recht kritischen – Dankesrede hat er das Thema noch einmal aufgegriffen:

Vor über 15 Jahren habe ich den schon ein mal den Vorschlag gemacht, die letzte Zeche im Ruhrgebiet zu einer internationalen Bergwerksuniversität ganz neuer Art zu machen, zu einer Ausbildungsstädte in der Bergbauspezialisten aus aller Welt lernen, wie Bergwerke gemanagt, wie Sicherheitsingenieure ausgebildet, Gewerkschaftsfunktionäre geschult, Wohnungswirtschaftler, Bodenspezialisten und Landschaftsplaner mit den neuesten Erkenntnissen ihrer Arbeitsfelder vertraut gemacht werden. Ich habe dabei eine Einrichtung vor Augen, in der all die Kompetenz [einfließt], die das Ruhrgebiet im Verlauf von über hundert Jahren angesammelt hat, in der geforscht wird, wie die Ausbeutung und Weiterverarbeitung von Kohle und anderen Mineralien umweltfreundlich und ressourcenschonend erfolgen kann, in der aber auch die standortbezogenen Probleme von Bergwerken aus ganzheitlicher Perspektive mit behandelt werden. Dass dies in einer anderen Sprache als Deutsch erfolgen muss, ist vielleicht das größte Hindernis, damit eine solche Einrichtung, die ihre Außenstellen in China und Brasilien, in Südafrika, Sibirien und Australien hat, – also überall dort wo auch in den nächsten 50 Jahren Bergbau betrieben wird –, auch wirklich eingerichtet wird. Dies könnte beispielsweise in Form einer Stiftungsuniversität der RAG erfolgen. Das letzte Bergwerk wäre also kein Auslaufmodell, sondern das modernste Bergwerk seiner Art, das wie ein physikalisches Forschungszentrum betrieben wird, in dem das Geld mit dem Verkauf von Kompetenz, nicht dem Verkauf von Kohle gemacht wird.“

Einen ähnlichen Vorschlag hatte er übrigens auch für das Brauereiwesen gemacht, als Dortmund sich noch stolz als Bierstand verstand – ein das Oktoberfest ausstechendes Bierfest mit eingeschlossen, Spaß muss sein (und wäre ja auch starke Stadtwerbung). Das stieß auf einhelliges Unverständnis bei Politikern und sonstigen Verantwortlichen; heute ist es dafür zu spät.

Weshalb ich diese Erinnerung hier berichte: Nicht unbedingt, um den Bergbau zu erhalten. Auch nicht, um den jüngsten Vorschlag als alten Hut zu diskreditieren. Sondern weil ich diese Art, über die ureigensten Stärken der Region und ihr Zukunftspotenzial nachzudenken, sympathisch und wichtig finde. Sympathischer jedenfalls als den Versuch, auf den Schultern der Kreativen Klasse zur Metropole aufzusteigen (was nicht gegen deren Unterstützung spricht). Ich bin sicher, es gäbe einiges, worüber Nachzudenken sich lohnte.



Theater! Julie!

Wenn in Bochum etwas gut ist und klappt, kann man sich fast immer sicher sein, dass Stadt und Politik damit nichts zu tun haben. So ist das auch mit dem kleinen und feinen Theater Rottstr. 5.

Unter einem Bahndamm gibt es dort Theater, Lesungen und Konzerte. Alles sehr schön. Und heute läuft dort um 19.30 Uhr  Julie von August Srtindberg. In der Vorankündigung heißt es:

In der Regie von Arne Nobel spielen Dagny Dewath und Andreas Bittl. Damit inszeniert Theaterleiter Arne Nobel erstmals einen Klassiker der dramatischen Literatur in seinem Haus.
Und die Dramaturgie hat Marc Carsten Pfeffer gemacht, der vor zwei Wochen hier einen wunderbaren Text über Boris Gott veröffentlicht hat. Hingehen!

UZDO bekommt das Museum am Ostwall

Die Stadt Dortmund hat beigedreht. Die Initiative für ein unabhängiges Zentrum in Dortmund (UZDO) bekommt das Museum am Ostwall für eine Veranstaltung.

Noch vor wenigen Tagen hatte die Stadt gegenüber den Ruhrbaronen erklärt, eine Nutzung des Museums durch UZDO käme nicht in Frage. Nun hat sie ihre Ansicht revidiert. UZDO schreibt heute:

Gestern hat sich das UZDO mit Kurt Eichler, Chef der Kulturberiebe der Stadt Dortmund, getroffen und die Nutzung des Museums am Ostwall für den 04./ 05. Dezember ausgehandelt! Wir freuen uns über die späte, städtische Kooperationsbereitschaft und werden am Montag eine erste Besichtigung des Gebäudes mit Frau Carstensen, Kuratorin des Museums, machen.

Schön zu sehen, dass sich Dortmund bewegt.

Alles Britta – Mädelz unter sich: Tanz den Beziehungskonflikt

Gezz laß Dich doch mal nich so gehn, Mädel. Du bist doch noch in der Beihilfe drin. Machse nächstes Jahr Kur ej. Feier die Jahre app.

Tanzen, das sich entäußern über die Dynamik gegen das Mittelalterhopsen ist ja jetzt hier modern, populär geworden, ich kann beisteuern – Woche der Dialektik hin und hier, wir schmeißen alles raus, die Brenner vom LKW in den Hamburger Fischmarkt, Ausverkauf am ersten Weihnachtsmarktwochenende – also:



Symbole entzaubern…Oliver Polaks „Jud Süß Sauer“

„Das was ich mache ist eine Kunstform, eher zwischen Tokio Hotel und Rammstein, als wie deutsches Kabarett. Wenn ich mehr Fragen hinterlasse, als dass ich antworten gebe, hab ich was erreicht, für den Moment“ sagt „Deutschlands erster jüdischer Standup-Komiker“ im Gespräch nach seinem Auftritt im Essener Katakomben-Theater. Auf der Live-Bühne lädt Oliver Polak sein Publikum zum Mitmachen ein. Weit weg sind erhobene Zeigefinger oder irgendwelche Opfer-Stilisierungen.
Ein Jude in Deutschland bekommt auch heute den Gelben Stern – wie alle anderen, die genug positive Bewertungen bei einem großen online-Auktionshaus gesammelt haben. „Damals reichte eine einzige negative Bewertung, vom Nachbarn“ – zumindest das hat sich laut Oliver Polak mittlerweile geändert. Juden, Deutschland, Hitler – diese Worte scheinen für ewig zusammenzugehören. Sie bilden eine Mauer, durch die so einer wie Oliver Polak durch muss, wenn er nur einfach sich selbst als Mensch auf der Bühne darstellen will. Nach eigenem Bekunden braucht er dafür alles, nur keine Betroffenheit.
Also lässt er es im Essener Katakomben-Theater humoristisch krachen mit den Mitteln einer fernseherprobten flapsigen Standup-Comedy. Was denn nun wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte? Eine Unterhaltungsbranche im „Nazi-Tainment-Fieber“! Polak parodiert mal eben einen „KZ-Klo“ singenden Helge Schneider, und er lässt Udo Lindenbergs „Sonderzug“ ganz woanders hinfahren. Diese typisch erstickten „Hohoho“-Lacher angesichts solch derber Pointen bleiben im Katakomben Theater in der Minderzahl. Viele zeigen sich auf eigenartige Weise befreit angesichts der Leichtfüßigkeit, mit der solche Tabubrüche aus dem Munde eines „echten“ Juden kommen. Und die übergroßen Schäferhunde-Attrappen auf der Bühne sind ja auch ganz süß – trotz ihrer Ausstaffierung mit Davidssternen und SS-Mützen.
Polaks aktuelles Programm „Jud Süß Sauer“ macht nachdenklich, weil es den Symbolen ihre Macht ganz spielerisch nimmt. Mit unverfänglichem Pop-Appeal tönt es in seinem Lied: „Lasst uns alle Juden sein.“ Dazu regnen Konfetti und Luftballons von der Bühne.

Weitere Termine
29.11.10 Cineplex Münster
09.12.10 Stadtgarten Köln
23.03.11 (K1) Kolonie Eins Leverkusen
24.03.11 zakk Club Düsseldorf
30.03.11, (K1) Kolonie Eins Leverkusen

Tanzt den Taliban in Grund und Boden!

Freunde der Freiheit, Liebhaber der Sinnlichkeit, Fans der körperlichen Beweglichkeit, Erstreber innerer und äußerer Gesundheit, steht auf und tanzt. Lasst eure Muskeln und Glieder spielen, eure Hüften kreisen, eure Schultern zucken und eure Pos vibrieren. Es ist Zeit den Klemmis und Ordnungsfanatikern, den Demagogen und Ideologen,  den Diktatoren und Despoten, den Gottes- und sonst wie –fürchtigen  und all den dazu gehörigen Arschkriechern und Speichelleckern dieser Welt zu zeigen, dass unsere Körper uns und nur uns gehören.

Dass, wer auch immer ihn geschaffen,  uns damit das größte aller Geschenke erwiesen hat: Uns nach unserem Gusto zu bewegen. Nach der Musik und dem Rhythmus der uns gefällt, nach Melodien die uns berühren und  entlang der Gefühle die uns beglücken oder bedrücken. Dass wir keine Maschinen sind sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Wesen mit dem tiefen Bedürfnis danach sich nicht nur geistig sondern auch körperlich auszudrücken.

Tanzen, allein, im Paar oder in der Gruppe, macht uns zum Architekten und Choreographen unserer selbst, macht uns zu Künstlern im natürlichsten Sinne. Zum Erschaffer immer neuer Formen, in jeder Sekunde der Bewegung,  zur Freude von uns selbst und anderen. Menschen die miteinander tanzen haben nicht die geringste Lust einander zu töten oder sonst wie ein Leid zuzufügen. Sie brauchen einander um sich gegenseitig zu inspirieren. Sich einander Lust zu bereiten, gemeinsam traurig zu sein oder ihren vielen anderen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Beim Tanzen folgen wir uns selbst und der Musik. Mag sein, dass es dabei Regeln gibt, aber wenn sie uns stören, werfen wir sie über Bord um die Einheit zwischen uns und der Musik (wieder) herzustellen. Beim Tanzen suchen wir uns selbst in der Musik und wenn wir uns oder besser die richtige Musik und den dazu passenden Tanz für uns gefunden haben sind wir in einer tiefen und zugleich unbeschwerten Weise glücklich, selbst wenn wir traurig sind

Deswegen lieben alle Menschen Musik überall. So unterschiedlich sie sein mag und sein muss um genau dieses individuelle Glück zu erzeugen. Deswegen lieben und verehren sie „ihre“ Musiker, deswegen können Musiker so mächtig sein ohne zu herrschen. Deswegen kann Musik für die Herrschenden gefährlicher sein als alle Waffen dieser Welt. Erst recht wenn die Menschen danach auch noch tanzen.

Also tanzt, was das Zeug hält. Bis der Arzt kommt. Bis ihr nicht mehr könnt. Tanzen kann Jeder. Dick oder dünn, groß oder klein, gebildet oder nicht. Schämt euch nicht eures Körpers und seiner Bewegungen, erscheinen sie euch noch so unbeholfen,  sondern seid stolz darauf. Lasst euch gehen, fühlt euch wieder. Dafür ist Musik gemacht. Lasst euch dabei keine Vorschriften machen.

Eure Beine  sind nicht zum Knien und eure Schultern nicht zum Beugen gemacht. Ihr seid Tänzer von Geburt. Schaut euch nur die Kinder dieser Welt an. Kaum das sie stehen und gehen können bewegen sie sich wie von selbst, wenn sie Musik hören und ihrer Gesichter strahlen dabei. Die von Jungen genauso wie von Mädchen.

Holt euch dieses Strahlen zurück, wenn ihr es verloren habt. Lasst es euch nicht nehmen, wenn ihr es euch bewahrt habt. Lasst es euch von Niemandem verbieten. Nicht von der Kirche, nicht von der Regierung, nicht von euren Eltern.  Von Niemandem! Kämpft gegen alle, die es versuchen. Misstraut jedem, der Musik, und sei es auch nur eine ganz bestimmte, hasst, der Tanzen welcher Art auch immer unsittlich, unmoralisch oder gar unsozial findet.

Tanzen ist die natürlichste Sprache der Welt und Musik ihr weltweites Lehrbuch. Musik und Tanz kennt keine Grenzen und das erste was selbst die Soldaten nach einem Krieg tun ist miteinander Singen und Tanzen. Selbst mit den ehemaligen Gegnern. Musik und Tanz sind nämlich die beiden großen Verständiger und  Versöhner dieser Welt. Wer tanzt reicht seine Hände zur Berührung und nicht um den anderen über den Tisch zu ziehen.

Wer die Musik und den Tanz für den Hass auf andere missbraucht, ist deswegen  kein Musiker und kein Tänzer (mehr). So wie jemand der seine Freiheit missbraucht,  um sie anderen zu nehmen kein Kämpfer für die Freiheit sein kann. Sowie jemand der Wahlen missbraucht, um, nach dem er gewählt ist, die Wahlen abzuschaffen, kein Demokrat ist. Der Tanz ist gelebte Freiheit die die der anderen nicht einschränkt. Wer tanzt, wünscht sich, dass auch anderen tanzen dürfen und können. Dass nicht nur  seine Musik  sondern auch die der anderen geachtet wird. Der weiß und spürt, dass es Menschlichkeit ohne Musik nicht geben kann.

Lasst deswegen nicht zu, dass sie in irgendeinem Land dieser Erde verboten wird. Das Musiker und Tänzer wegen ihrer Musik und ihres Tanzes ins Gefängnis kommen oder sonst wie bestraft oder diskriminiert werden. Wenn ihr sie schützt und befreit, dann befreit und beschützt ihr euch selbst. Dann macht ihr die Erde (wieder) ein Stück humaner.

Am besten geht das wenn ihr tanzt wo auch immer ihr seid. Ohne Scham und ohne Furcht. Mit all eurer Fantasie, eurer Kraft und eurer Sinnlichkeit. Tanzt den Taliban in Stücke. Wo auch immer er ist. Erst recht wenn er in euch selbst auftaucht. Tanzt ihn in Grund und Boden. Tanzt so lang bis er mittanzt und begreift, dass es einen Himmel (auch) auf Erden gibt. Und wenn am Ende  all das nicht hilft, dann schickt ihn zur Hölle! Dann hat er es nicht besser verdient.