Eine Torte ist noch immer eine Torte

Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter.  Der Beitrag der Staatsanwaltschaft Bochum besteht offensichtlich aus dem Führen sinnfreier Prozesse. Beschäftigungstherapie auf Staatskosten.

Im Oktober 2008 illustrierten unsere Nachbarn vom Blog Bo-Alternativ einen Artikel über den Protest gegen eine Nazi-Demo in Bochum mit dem Bild einer Figur aus dem Computerspiel Super Bomberman (Frei ab 6 Jahren). Und diese Figur ist dabei eine Torte zu werfen.

Für die Staatsanwaltschaft Bochum war das ein Aufruf zur gefährlichen Körperverletzung. Im letzten Jahr traf man sich vor Gericht. Das Ergebnis: Freispruch für Martin Budich, der bei Bo-Alternativ im Impressum steht. Die Staatsanwaltschaft in Bochum, offensichtlich nicht ausgelastet, legte Revision ein, das OLG Hamm lies sie zu und am 21. Juli geht es vor dem Amtsgericht-Bochum weiter.

Mittlerweile haben sich zahlreiche Gruppen mit Bo-Alternativ und Martin Budich solidarisiert: Vom Bochumer Bündnis gegen Rechts über ver.di bis zum Labournet reicht die Liste der Unterstützer. Allein die Bochumer Lokalpresse hat sich des Themas noch nicht angenommen. Schade, es eignet sich so schön für Glossen.

Der Ruhrpilot

Bochum-Total: Die Party hat begonnen…Der Westen

Ruhrgebiet: Metal im Pott: Ruhr-Thrash, Teil 2…Metal Hammer

NRW: Mit diesen NRW-Linken hat Kraft keine Chance…Welt

Bochum-Total II: Marcus Gloria über 25 Jahre Bochum Total…Ruhr Nachrichten

Loveparade: Der Weg ist (fast) geebnet…Der Westen

Duisburg: 20 Jahre Steinbruch…Xtranews

Bochum: „Hooters“ hat dicht gemacht…Der Westen

Bochum II: Live-Tour durch das Universum im Zeiss-Planetarium…Pottblog

Internet: Junge Union Berlin erklärt Idee ihres Pornographie-Verbotes…Netzpolitik

Umland: Briloner Umweltausschuss…Zoom

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Gleichstand im Düsseldorfer Kabinett

Das erste paritätisch besetzte Kabinett Deutschlands steht: Einschließlich der frisch gewählten NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft werden der rot grünen Minderheitsregierung sechs Frauen und sechs Männer angehören. „Ich bin sehr stolz auf diese Gleichberechtigung, auch das ist ein Politikwechsel“, sagte Kraft bei der Vorstellung ihrer Riege am Donnerstagmorgen. Auch Krafts Einzug in die gläserne Staatskanzlei direkt am Rhein ist ein Novum. Die Ölgemälde an den Wänden der Regierungszentrale zeigen dies. Sie zeigen Männer wie Johannes Rau und Wolfgang Clement, ein Bild von dem faktisch erst gestern entmachteten CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers fehlt noch in der Galerie.

Bis zuletzt hatte Kraft die Namen der meisten Ministerinnen und Minister geheim gehalten. Viele der künftigen Ressortchefs sind Hausgewächse, wie zum Beispiel Thomas Kutschaty, einem 42-jährigen Juristen, der das schwierige Justizministerium übernehmen wird. Das traditionell wenig aufsehen erregende Ministerium avancierte in den vergangenen Jahren wegen zahlreicher Gefängnisausbrüche und Gewalt in den Zellen zur Achillesferse der schwarz-gelben Regierung.

Überraschend nominiert wurde Angelica Schwall-Düren, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Münster. Die Vize-Fraktionschefin wird Berlin verlassen und für Europa und Medien zuständig sein und auch „die Stimme in Berlin sein“, sagte die vielsprachige 63-Jährige. Die dem konservativen Seeheimer Kreis zuzurechnende Politikerin hat es sicherlich eher mit einem unideologischen Kabinett zu tun, das nicht in Strömungen zu pressen ist. Schließlich hat sich auch Hannelore Kraft immer gegen das „links-rechts-Schema“ gewehrt.

Die weiteren Ministerinnen kennen rot-grüne Regierungszeiten noch aus alten Tagen – damals allerdings noch von dem Alphamännchen Wolfgang Clement angeleitet. Barbara Steffens zum Beispiel hat sich als grüne Landesvorsitzende kräftig mit der damaligen SPD gestritten. Die lange Zeit als Fundi geltende Technische Assistentin wird dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter vorstehen. Privat war sie ausgerechnet mit einem CDUler liiert – das schwarz-grüne Experiment scheiterte allerdings. Svenja Schulze wird als Wissenschaftsministerin die Studiengebühren wieder abschaffen. Sicherlich ein harter und auch bürokratischer Kampf mit den Universitäten, denen die millionenschweren Ausfälle allerdings sofort ersetzt werden sollen. Ähnliche Großaufgaben stehen dem Grünen Johannes Remmel vor: Ganz früher einmal war der Umweltexperte emanzipierter Hausmann und Familienvater, nun wird er der bundesweit erste Minister für Klimaschutz. Er wird in einem Land arbeiten, in dem rund ein Dutzend neue Kohlekraftwerke geplant sind.

Eine Minderheitsregierung stelle auch „besondere Herausforderungen an die Minister“, sagte sie. Sie setze in ihrem Kabinett auf eine „gute Mischung aus Erfahrung und politischem Nachwuchs“. Den neuen Chef der Staatskanzlei will die Ökonomin an diesem Freitag benennen.

Im Tal der E-Pluslosen

Wie schusselig kann eine Firma eigentlich sein? Verdammt schusselig, wenn sie denn E-Plus heißt.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ich bin Kunde bei dem Laden und seit Dienstag vergangener Woche funktioniert das Netz an meinem Wohnort nicht mehr. Warum ich nicht telefonieren kann, kann mir keiner bei dem Mobilfunker sagen. Liegt wohl daran, dass die ihr Netz an Alcatel ausgelagert haben. Arbeiten am Netz macht also eine andere Firma und irgendwo zwischen den Partnern geht die Information verloren, warum ich und viele andere Kunden nicht telefonieren können.

Um endlich mal eine ordentliche Antwort zu bekommen, habe ich freundlich um den Rückruf einer verantwortlichen Managers gebeten. Das hat der wohl auch probiert, aber nicht unter der von mir gegebenen T-Mobile-Telefonnummer. Er probierte es über meinen Anschluss bei E-Plus. Und oh Wunder, er kam nicht durch.

Also geht es auf den Postweg weiter. Ich bekam einen Brief von E-Plus, in dem ich darüber informiert wurde, dass man mich „leider mehrfach telefonisch nicht erreichen konnte“. Jetzt sollte ich anrufen und einen Rückruftermin vereinbaren.

Habe ich natürlich gemacht, will ja wissen, was mit dem Netz los ist. Oder besser gesagt, ich habe es versucht. Ging aber nicht, da die angegebene Service-Nummer nicht funktioniert. Die ist schon seit einiger Zeit nicht mehr in Betrieb. Schusselig.

A local Hero´s Diary II: Alles in vollem Gange

Unser Gastautor Carsten Marc Pfeffer berichtet wie seine Local Hero Woche in Bochum gelaufen ist.

Dienstag, 13. Juli Nun ist es amtlich: das wird meine große Woche. Da ist nicht nur mein Bochum-Total-Gig mit Boris Gott am Freitagabend im Zacher. Nein, am Sonntagmorgen werde ich zudem im Freien Kunst Territorium an der Diekampstraße einige Gedichte aus meinem Amsterdam-Zyklus vortragen. Außerdem hat die Goldkante angerufen. Die beliebte Wohnzimmerbar befindet sich gegenwärtig in der Renovierung, gleichwohl haben die Betreiber einen Tisch für Sonntag auf der A40 zum Still-Leben Ruhrschnellweg gemietet und lassen nun höflich anfragen, ob ich nicht Zeit und Lust hätte, auf der Autobahn ein paar Songs zu spielen. Ehrensache. Vielleicht zusammen mit dem Liedermacher Unter anderem Max? Von mir aus gerne. Ich rufe Max an und wir verabreden uns für Sonntag um 13.30 Uhr am Tisch der Goldkante. Das läuft doch gut an.

Naturgemäß habe ich verschlafen und nicht die größten Ambitionen, einen Teller sowie ein Messer zu spülen, um mir ein Frühstück zu bereiten. So gehe zu El Toro und gönne mir ein Entrecôte. Was sind schon 20 €, wenn man mit 800 € im Dispo steckt? (Man kann es wenden, wie man will, er bleiben 20 €.) Nach der Hochrippe des Rindes bricht sich der Schweiß seinen Bann. Die ganze Stadt ist in Bewegung. Von überall strömen junge weibliche Fußballfans mit Trikot und Schminkset Deutschland herbei. Selbst die Vuvuzelas (auf Setswana auch gerne Lepatata genannt) ertönen wieder. Was ist hier los? Richtig, die FIFA U-20-Frauen-WM hat begonnen. 22.000 Menschen strömen in das Bochumer Stadium an der Castroper Straße und erleben ein fulminantes 4:2 im Auftaktspiel Deutschland-Costa Rica. Zudem spielen Revolverheld schon heute Abend ihr inoffizielles Eröffnungskonzert für Bochum Total am Konrad Adenauer Platz, wo bereits seit den frühen Mittagstunden die ersten Fans am Bühnenrand ausharren. Wohlfeil wird das Ganze von der Stadt unter dem Logo der Bochumer Local Heroes Woche präsentiert. Logo drauf und fertig. Das ist das Problem. Die Stadt ist pleite und hängt sich in dieser Woche an alles, was auch nur nach Kultur riechen könnte. Die Ordnung des Diskurses parasitär betrieben. Aber irgendwie auch sympathisch. Die Stadt ist pleite, ich bin pleite, beide reden wir über Kultur – so viel Nähe war selten. Es funktioniert. „Wegen des Gesamtpakets“, wie mir Tommyboy aus dem Medienhaus smst.
Schlimm dagegen, wie ich rumlaufe. Ich kann mir das gar nicht erklären. Im letzten Jahr bin ich fast ausschließlich in Anzügen aufgetreten, gerne auch mit Krawatte. Ja, ich hatte sogar einen kleinen Fetisch für Manschettenknöpfe entwickelt. Heute dagegen schleppe ich mich durch die City wie ein Waldschrat. Ich will gar nicht wieder von meinem Schamhaarbart anfangen. Es ist diese bescheuerte Cargo-Hose, die ich trage. Diese albernden Adidas-Sportschuhe mit Good-Year-Sohle. Diese völlig sinnentleerte Tätowierung auf meinem Unterarm sowie meine verfranzten und vom Sonnenlicht gebleichten Haare. Ich sehe aus wie ein Berufsjugendlicher. Ich könnte weinen. Ich trage ein T-Shirt von Nike, nicht von Fortuna. Bereits vor vier Tagen hatte ich es getragen. Ich bemerke es erst in der U-Bahn am Geruch. Da hilft auch kein Axe-Alaska mehr. Warum dauert Bahnfahren eigentlich immer so lange? Und warum kann ich auf meinem BlackBerry immer noch keine Mails empfangen? „Bei Kleist kippt es und bei Kafka fällt es um“, pflegte meine Deutschlehrerin zu sagen. Entnervt erreiche ich das Büro der BSZ.

Konsensorientierte Redaktionskultur

„Ich brauche unbedingt 6.000 Zeichen und ein Foto zur Bochumer Local Heroes Woche. Am besten die ganze Seite 4“, so platze ich mit einen kleinen Verspätung in die Redaktionskonferenz. “Gibt es nicht. Nächste Woche ist das Thema durch und außerdem ist das eh alles Murks“, entgegnet mir der Genosse Hauptsetzer. Um in diesem Klima einer konsensorientierten Redaktionskultur mein Thema doch noch durchboxen zu können, bedürfte es eines längeren Vortrages über die Hintergründe meines Begehrens. Ich habe die Energie und bekomme schließlich 4.500 Zeichen auf Seite 3. Okey dokey. Jetzt aber schnell nach Hause und das Set geprobt. Zuvor noch kurz ins Zacher, den Deckel von letzter Nacht zahlen.

Hier finden sich am frühen Nachmittag so langsam alle wieder ein. Der DJ Renate von Rosen steht am Tresen und speist Audio-CDs in sein Laptop ein. „Schon mal Playlist machen, für die Kopfhörer-Party“, erklärt er. Kibi plant den Einkauf für das Wochenende und Tommyboy trinkt voller Wehmut einen Almdudler. Dr. Love schimpft über das Wetter. „Affenhitze!“ Schweigendes Einverständnis. „Von wem war noch mal Pogo in Togo?“, will Renate wissen. „United Balls, du Spacko“, hör ich mich sagen. Er tippt es in die Playlist. So langsam kommt Leben in die Bude. Renate erzählt, dass er und Dr. Love gestern im t.a.i.b. gewesen wären. In dieser „komischen Raupe vor dem Riff-Gelände“. Mit dieser Bambuskonstruktion sei dem Architekten Jonathan Haehn ein großes Symbol gelungen, so Tommyboy ohne von seinem Amldudler aufzublicken. „Langweilig!“, brüllt Dr. Love und kratzt sich am Bauch. Ich bestelle einen ersten Pastis. Allgemeines Kopfschütteln der Anwesenden. „Wir war es denn im t.a.i.b.?“ „Na ja“, fährt Renate fort, „viel Elektro-Gebrutze und leichtbekleidete Mädchen.“ „Dafür waren die Getränke auf Spendenbasis, hehe“, ergänzt Dr. Love. Der Ventilator zerhackt das Licht der Dachluke. Es hat sich etwas abgekühlt und langsam wird es Zeit, dass wir alle nochmal an die Arbeit gehen. Wir alle haben unsere besten Jahre verschenkt. Aber in dieser Woche sollte ein Local Hero fleißig sein.

Die Einsamkeit der Schildkröte

Die City scheint nun wirklich auseinanderbersten zu wollen. Sehr viele Touristen für einen Dienstag und überall passiert etwas. Als ich am Kurt-Schumacher-Platz vorbeikomme, empfangen mich vertraute Gospelgesänge, krawattentragende Schlauberger präsentieren direkt daneben irgendwelche Automobilmodelle. Charakterpanzer. Fürchterlich. Aber anscheinend unvermeidbar. Egal, ich muss nach Hause, das Set proben, an die Pforte klopfen. Doch heute generiert es sich mühsam. Vielleicht hätte ich den Pastis nicht trinken sollen. Kann mich kaum konzentrieren, fühle mich schrecklich einsam und verbraucht. Wie konnte mein Ausdruck nur so weinerlich werden? Wann war ich das letzte Mal verliebt? Warum kann ich nicht besser für mich sorgen? Blablabla. – Ich nehme jetzt diesen ganzen Seelenmüll und packe ihn in meinen Song. Egal ob C-Dur oder A-moll. Ein letzter Zweifel und dann singe ich: „Spürst du nicht auch diese Wut in dir? Sag, könnten wir das nicht transportieren. Ich würd dich so gern einmal kennenlernen. Ach komm, trockne meine Tränen in der Dunkelheit, schau dort stürzt der Turm jetzt ein. Und der Wecker klingelt um sieben.“

Die Greifhand schmerzt. Ich weiß noch, wie erschrocken Dr. Schröder nach der heutigen Redaktionskonferenz auf den Zustand meiner Fingerkuppen reagierte. „Das sieht aus wie abgefräst“, sagte er. „Einfach nur krank!“ Ich aber vergewisserte ihm, dass das ganz normal sei, wenn man viel probe. Schließlich spiele ich ja auf Stahlsaiten. Die Kunst verlange halt nach einem Einsatz, und wenn mir am Abend die Hand schmerzt und ich ganz in meinem sehnsüchtigen Verlangen nach Liebe aufgegangen bin, dann war es ein guter Tag. Für die Kunst. Vielleicht.

Teil I: Drei Akkorde weiter…Klick

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Der Ruhrpilot

NRW: Schwiegermutter ante Portas…Stern

NRW II: Punktlandung für Kraft…Welt

NRW III: Weder Heidemörder noch Ypsilanti-Falle…FAZ

NRW IV: Laumann plant keine Totalopposition…Der Westen

Ruhr2010: Still-Leben, nicht Still-Stand…Welt

Ruhr2010 II: Jürgen Fischer und Ralph Kindel machen mit Still-Leben „Unmögliches möglich“…Ruhr Nachrichten

Essen: Arme leben näher an der A40…Der Westen

Bochum: Tortenprozess geht uns alle an…Bo Alternativ

Bochum II: Urbanatix bei  Bochum Total…Pottblog

Bochum III: Ramsch in the City…Pottblog

Bochum IV: Tana-Schanzara-Platz…Pottblog

Internet: Telekom veröffentlicht Netz-Knigge…F!XMBR

Medien: „Musikantenstadl“ für die Mullahs…Spiegel

Noch mehr Frauen, bitte!

Mit Hannelore Kraft ist erstmals eine Frau zur Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen gewählt worden. Nach dem Monarchen Johannes Rau und den Egomanen Wolfgang Clement und Peer Steinbrück hoffe ich auf einen sachlicheren Politikstil. Und darauf, dass in Krafts Kabinett nicht nur wieder die alte Männer-Garde Platz nimmt. Neben der weiblichen Doppel-Spitze müssen auch auf die Regierungsbank mehr Frauen!

Ein Blick in die Landeshistorie zeigt, wie wichtig eine neue Politik wäre. Die grüne Vize-Landeschefin Sylvia Löhrmann kann sich gut an die alte NRW-Ära erinnern. „Früher gab es in der SPD Leute, die haben gestritten um des Streitens willen“, sagt sie. Die Zeit der Hahnenkämpfe sei nun zum Glück vorbei. „Zum ersten Mal sind wir mit der SPD auf Augenhöhe“, sagt sie begeistert. Löhrmann sitzt schon seit 15 Jahren im Düsseldorfer Landtag und hat Krafts Vorgänger Johannes Rau, Wolfgang Clement und Peer Steinbrück erlebt. Eine völlig andere Generation. Der inzwischen verstorbene und spätere Bundespräsident Johannes Rau regierte 15 Jahre lang als NRW-Ministerpräsident mit absoluter Mehrheit und hat anschließend die Grünen leidlich geduldet. Wolfgang Clement „hatte nur ein riesiges Ego“, sagt Löhrmann. Clement brachte Rot-Grün mit seinen Alleingängen regelmäßig an den Rand des Zusammenbruchs. Einmal reiste Clement nach China und durfte mit der Schwebebahn Transrapid fahren. Tags darauf wollte er das Milliardenprojekt in NRW bauen, mitten durch das dicht besiedelte Ruhrgebiet. Erst wurde das Wahnsinnsprojekt verschoben dann folgerichtig beerdigt. Nun wartet das Revier auf eine schnellere S-Bahn.

Wenige Monate später fuhr Clement nach Israel in ein Labor für Stammzellforschung. Sofort wollte das inzwischen aus der SPD ausgetretene Alphatier auch an Rhein und Ruhr diese umstrittene Genmanipulation erlauben. Clement fuhr wie ein kleines Kind durch die Welt und verlangte dann von seiner Regierung, die gesammelten Ideen umzusetzen. „Da wurden ständig Sachfragen zu Machtfragen hochgejazzt,“ sagt Löhrmann.

Die Grünen schauten damals fassungslos zu, zogen sich wütend in die Schmollecke zurück. Geredet wurde nicht mehr zwischen denn Politkern. Wenn die Grünen, damals noch angeführt von der Linken Bärbel Höhn, mit Clement auf einer Bühne waren, haben sie schon körperlich den größtmöglichen Abstand eingehalten. Selten sprachen sie mit einer Stimme. Löhrmann und Kraft hingegen treten so geschlossen und einstimmig vor die Mikrofone, als seien sie in der selben Partei. Das spart Energie für wichtigere Dinge.