Verhaltensregulierung: Moralische Helmpflicht

Helm nicht erwünscht Foto: Klaus Mueller Lizenz: GNU
Helm nicht erwünscht Foto: Klaus Mueller Lizenz: GNU

Der Nutzen des Fahrradhelms ist zweifelhaft, aber für die Mittelschichten, die letztlich auch das Personal der verhaltensregulierenden Institutionen des Nanny-Staats stellen, gehört er zum selbstkontrolliert-asketischen Habitus der Abgrenzung nach unten, meint unser Gastautor Hasso Spode.

Sportlich soll er wirken und sieht doch irgendwie dämlich aus: der Fahrradhelm. Je nach Fahrstil, Altersgruppe oder Verkehrslage gibt es gute Gründe ihn anzulegen, aber eben auch dafür, das nicht zu tun. So weit, so gut. Nun aber ist dieser unschuldige Zubehörartikel in den Fokus der Regulierer geraten. Vergleichbar mit der Glühbirne hat er das Zeug, zum Objekt und Symbol jenes überregulierten Nanny-Staats zu werden, wie er Freigeistern seit Langem auf die Nerven geht. Es fehlte bloß noch eine EU-Verordnung. Indes grassiert die Regulierungswut ebenso beim Mann und mehr noch bei der Frau auf der Straße.

Schon 2011 hatte damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) eine Helmpflicht für Radfahrer angedroht, wenn die freiwillige „Helmtragequote“ nicht deutlich steigen sollte. Der Vorstoß verlief zunächst im Sande. Doch am 17. Juni 2013 trat dann Dr. Christine von Milczewski, Richterin am Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht, vor die Presse, um kundzutun, man habe entschieden, einer Radfahrerin, die von einer Autofahrerin durch das Aufreißen der Tür „grob fahrlässig“ zu Fall gebracht wurde und sich dabei eine Kopfverletzung zuzog, gleichwohl eine Mitschuld zuzusprechen, weil sie ohne Helm fuhr. Denn: Ein „verständiger Mensch (wird) zur Vermeidung eigenen Schadens beim Radfahren einen Helm tragen“ (OLG. 7 U 11/12).

Continue Reading

Brief von NRW-Innenminister Jäger verärgert Fußballfans

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) informiert sich über die Preise von illegalem Viagra aus dem Internet (Bildnachweis: Pressefoto Innenministerium NRW / 01.03.2011)
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) informiert sich über die Preise von illegalem Viagra aus dem Internet (Bildnachweis: Pressefoto Innenministerium NRW / 01.03.2011)

Am vergangenen Wochenende fand der Fankongress 2014 in Berlin statt. Auch hier bei den Ruhrbaronen hatten wir ja schon auf die Veranstaltung hingewiesen.

Nun, in der Aufbereitung der Ergebnisse dieser Veranstaltung, veröffentlichten die Veranstalter heute einen Brief von NRW-Innenminister Ralf Jäger, welcher unter den Teilnehmern am Wochenende für heftige Diskussionen gesorgt hatte. Einige der teilnehmenden Fans störten sich dabei offenbar an der wenig differenzierenden Sichtweise Jägers und fühlen sich  unter eine Art Generalverdacht gestellt, wie sie heute in einer Pressemitteilung wissen ließen:

‚Auf dem Fankongress in Berlin war das politische Statement – mit dem Herr Minister Ralf Jäger seine Entschuldigung, die kurzfristige Einladung zum Kongress nicht annehmen zu können, verbunden hatte – Gegenstand kritischer Diskussion. Dabei hat nicht die freundlich formulierte Absage Bestürzung ausgelöst, sondern vielmehr die mit ihr verbundenen politischen Vorstellungen. Jäger lässt hier jegliche Differenzierung vermissen und vermittelt den um eine bunte, sozial integrative und keineswegs gewaltorientierte Fankultur bemühten Kongressteilnehmern das Gefühl, pauschal als “reisende Intensivtäter” angesehen zu werden.

Continue Reading
Werbung


„Hätten wir Marktwirtschaft gehabt, hätten wir keine Krise!“

Tobias Huch (32) tritt für die FDP ein. Ein Einzelfall? (Foto: privat)
Tobias Huch (32) tritt für die FDP ein. Ein Einzelfall? (Foto: privat)

Die FDP war eine Partei, die bis zur letzten Bundestagswahl stets im bundesdeutschen Parlament vertreten war.

Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag will sich die Partei erneuern, aktuell versucht sie dies auf ihrem Parteitag zur Europawahl anzugehen. Veränderung fängt oft unten an.
Aber eine Graswurzelbewegung in der FDP? Ernsthaft?

Ja, meint zumindest Tobias Huch (32) und über 6200 Menschen sagen auf Facebook „gefällt mir“ zu „FDP Liberté“.
Zum Liberalismus. Aber ist das noch zeitgemäß? Oder nur politische Reminiszenz? Und wieso gab der Jungunternehmer mit Freude Millionen für verlorene Prozesse aus?

Tobias Huch stellt sich unseren Fragen in einem ausführlichen Gespräch.

Sebastian Bartoschek (SB):
Hallo Tobias. Ich habe gelesen, du bist Honorarkonsul von Liberia, oder habe ich das falsch verstanden?

Tobias Huch (TH):
Nein, nicht ganz. Ich stehe im diplomatischen Dienst von Liberia und bin Diplomat bei den UN in Genf.

SB: Das ist also ernsthaft dein Job?

TH: Es ist eher mein Hobby. Ich habe eines Tages den liberianischen Botschafter kennengelernt und kam mit ihm ins Gespräch. Er beklagte, daß der Botschaft politische Verbindungsleute in Deutschland fehlten, auch personelle Zuarbeiter. Da ich mich schon immer aktiv für Afrika engagieren wollte, statt nur Geld zu spenden, habe ich dann vor knapp fünf Jahren angefangen, mich zu engagieren und für die liberianische Botschaft politische Kontakte hergestellt. Irgendwann meinten sie dann zu mir: Kannst du uns helfen? Wir müssen unsere ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf neu aufbauen. Da habe ich mich dann eingbracht und war ich eine maßgeblichen Personen, die dafür gesorgt haben, dass diese ständige Vertretung heute wieder existiert.

Continue Reading

Fußball: Krawalle in Köln erweisen den Teilnehmern am Fankongress in Berlin einen Bärendienst

Screenshot Twitter
Screenshot Twitter

Da findet an diesem Wochenende in Berlin ein groß angelegter Fankongress mit über 700 Teilnehmern statt, wo sich die Vertreter der diversen Teams darum bemühen u.a. ihr Verhältnis zur Polizei zu verbessern, und ausgerechnet am gestrigen Samstagnachmittag kommt es am Rande des sportlich völlig bedeutungslosen Freundschaftsspiels zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 zu schweren Ausschreitungen, bei denen u.a. auch ein Schwerverletzter zu beklagen ist.

Schlechter hätte es für die engagierten Teilnehmer am Fankongress kaum kommen können, wie u.a. auch bereits bei Twitter intensiv diskutiert wurde.

Unabhängig von den ‚Vereinszugehörigkeiten‘ der an der Randale beteiligten ‚Fans‘ zeigt diese Aktion doch sehr eindeutig, dass die Krawallmacher von diesen durchaus gut gemeinten Kongressen, Diskussionen und Treffen eben im Zweifelsfall gar nicht wirklich erreicht werden.

Continue Reading

Schwerverletzter Fan in Köln – Umdenken nötig

Fußballfans umgeben von Polizisten. Quelle: Wikipedia; Foto: Heptagon; Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Im Vorfeld eines Testspiels des 1.FC Köln gegen Schalke 04 kam es am heutigen Nachmittag auf dem Kölner Rudolfplatz zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Anhängern der beiden Klubs. Bei der Schlägerei wurde ein vierzigjähriger Anhänger, der dem Schalker Hooligan-Milieu zugerechnet wird, schwer am Kopf verletzt und schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Die Kölner Polizei hat eine Mordkommission eingesetzt. So bestürzend der Vorfall in Köln auch ist, und so seltsam es anmutet, dass jetzt schon Testspiele in der Winterpause dafür genutzt werden, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu suchen, muss bei der anstehenden medialen Debatte mit großer Vorsicht argumentiert werden.

Continue Reading
Werbung


Die Wahl des Weltfußballers 2013 geriet zu einem kommerziellen Spektakel

Weltfußballer Christiano Ronaldo. Quelle: Wikipedia; Foto: Jan S0L0; Lizenz: CC-BY-SA-2.0
Weltfußballer Christiano Ronaldo. Quelle: Wikipedia; Foto: Jan S0L0; Lizenz: CC-BY-SA-2.0

Als am Montagabend Christiano Ronaldo in Zürich zum Weltfußballer des Jahres 2013 gekürt wurde, da endete damit auch, man möchte fast sagen ‚endlich‘, eine monatelange Vorberichterstattung zu diesem Thema, wie man sie als Fußballinteressierter zuvor wohl noch nicht miterlebt hat.

Seit Jahren wird dieser Titel bereits vergeben, immer war es bisher nur eine Randnotiz wert, wurde kurz das Ergebnis dieser Wahl verkündet, gemeldet wer diesen Titel in diesem Jahr verliehen bekam, und gut war‘s.

In diesem Jahr war das komplett anders, zumindest hierzulande. Dutzende von Artikeln und Filmberichten füllten die Medien. Über Monate… Aber warum eigentlich?

Unter den drei Finalisten befand sich mit Franck Ribery ein Franzose, der seit einigen Jahren für den Bundesligisten aus München gegen den Ball tritt. Mit Lionel Messi aus Argentinien und Christiano Ronaldo aus Portugal hatte der Franzose starke Konkurrenz, welche auch schon in den Vorjahren für Glanz im Weltfußball gesorgt hatte. Grund für eine derart aufgeblähte Berichterstattung in Deutschland? Ich sehe keinen.

Continue Reading