Für Sevem Dagdelen von der Linken, bekanntlich eines der intellektuellen Schwerstgewichte ihrer Partei, ist klar: „Die Europäische Union hat den Friedensnobelpreis nicht verdient. Im Gegenteil: Ganz nach dem Motto ‘Krieg ist Frieden’ des Romans 1984 trägt die Preisverleihung Orwellsche Züge.“ Und ihr Parteifreund, der Bundestagsabgeordnete und Schlagersänger Dieter „IM Willy“ Dehm lässt auf seiner Homepage verkünden: „Mit großer Freude, Genugtuung und Zuversicht hat der europapolitische Sprecher der Fraktion Die Linke im Bundestag, Dr. Diether Dehm, die Nachricht aufgenommen, dass die EU für die völkerrechtswidrigen Kriegseinsätze von Mitgliedstaaten gegen Jugoslawien und Libyen und für den Militarismus, die Battlegroups und den Lissabonvertrag den Friedensnobelpreis bekommen hat.“ Auch die NPD ist unzufrieden. Die EU sei „eine Zwangsgemeinschaft, die unter dem Dach einer aus Brüssel verordneten postnationalen Identität die europäischen Völker einer verschärften Umverteilung von unten nach oben unterwirft, die mit jedem Jahr ihre ohnehin schon eklatanten Demokratiedefizite weiter ausbaut und sich mittlerweile zu einem klassischen Völkergefängnis entwickelt hat.“
Der Arabische Frühling und der antidemokratische Backlash
Für den Politikwissenschaftler Samuel Salzborn ist der Arabische Frühling kein Zeichen der Demokratisierung des Nahen-Ostens. In seinem Buch Demokratie. Theorien – Formen – Entwicklungen reiht er ihn in einen seit zehn Jahren laufenden antidemokratischen Backlash ein. Vorerst zumindest, denn die Wege hin zu demokratischen Gesellschaften sind verschlungen.
Als Anfang 2011 erst in Tunesien, und kurz darauf Ägypten und Libyen die Menschen auf die Straßen gingen, um zum Teil unter Lebensgefahr gegen die autoritären Regime in ihren Ländern zu protestieren, als sich die Regierungen in Syrien und Bahrain nur noch mit Gewalt an der Macht halten konnten und die Aufstände zu einem Flächenbrand wurden, war das für viele im Westen ein Zeichen der Hoffnung: Die nächste Demokratisierungswelle schien angebrochen zu sein. Nachdem in den späten 80er und frühen 90er Jahren bis auf Kuba, China und Nordkorea weltweit die marxistischen Diktaturen gestürzt wurden, waren nun offenbar die Diktaturen der arabischen Welt am Ende. „Arabischer Frühling“, schon der Name zeugte von der Hoffnung, mit der viele im Westen die Aufstände begrüßten– wenn auch die demokratischen Staaten mit der Ausnahmen Libyen die Entwicklung nur passiv begleitet haben und demokratische initiativen nicht unterstützten.
Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg
von Andreas Lichte, Berlin, 3. September 2012
an:
Herrn Senator Ties Rabe
Behörde für Schule und Berufsbildung
Hamburger Straße 31
22083 Hamburg
Kopie an:
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann
Institut für Bildungswissenschaft
Sensengasse 3a
A-1090 Wien
Vorab per E-Mail an: Senator Ties Rabe / Prof. Dr. Stefan T. Hopmann
Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief
Walter Benjamin: Aufklärung für Kinder
Für alle Kinder, die nicht nur lernen sollen, ihren Namen zu tanzen:
„In den Jahren 1929 bis 1932 hat Benjamin in der Jugendstunde des Berliner Rundfunks etwa 20 bis 25 Minuten lang aus seinen Texten gelesen. Deutlich hörbar ist seine Intension, den jungen Hörern unaufdringlich, aber stetig und bestimmt einen kritischen Blick beizubringen, sie zur Hinterfragung von Vorurteilen und Klischees anzuregen.“
17 Folgen „Aufklärung für Kinder“ von Walter Benjamin können bei Ubu kostenlos angehört werden. Ein sehr schönes Projekt. Via Jonathan Weckerle
junge Welt vor dem Aus?
Die überregionale Tageszeitung „junge Welt“ steht womöglich vor dem Aus. Am morgigen Samstag soll der Zeitung ein offener Brief der Mitarbeiter beigefügt werden. In dem Schreiben wird auf massive finanzielle Probleme des Blattes hingewiesen, heißt es laut einem Bericht auf presseportal.de. Demzufolge habe sich in allein in diesem Jahr bis August ein Fehlbetrag von 100.000 Euro gebildet. „Sparmaßnahmen sind nicht möglich, ohne die journalistische Qualität zu beeinträchtigen und kommen deshalb nicht in Frage“, wird Chefredakteur Arnold Schölzel in dem Bericht zitiert. Die Mitarbeiter verzichteten ohnehin schon auf Teile ihrer Bezahlung, andernfalls wäre der Fehlbetrag „deutlich höher“.
In dem offenen Brief wird auch auf vermeintliche „Angriffe von staatlichen Stellen, Einzelpersonen und politischen Organisationen“ hingewiesen, wie presseportal.de berichtet. Die akuten Probleme der Zeitung sind wohl auch der Grund für das verstärkte Werben von Neu-Abonnenten in diesem Jahr. Geschäftsführer Dietmar Koschmieder sagte heute in Berlin: „Die Zeitung ist nur noch zu retten, wenn ausreichend zusätzliche Abonnenten gefunden werden können. Dazu müßte allerdings in den nächsten 10 Wochen einiges bewegt werden“. Die junge Welt
Apple: Ein Jahr ohne Steve Jobs
Vor einem Jahr starb Steve Jobs. Es zeigt sich: Es geht auch ohne ihn.
Seit 1991 bin ich Apple Kunde, doch schon früher, als ich noch meinen Atari 1040ST hatte, las ich die erste Biografie von Steve Jobs die ich in die Hand bekam. Sie erschien bei GFA und es gab sie im 2001-Laden in Essen im Ramsch. In den letzten 21 Jahren hatte ich nur ein einziges Mal einen PC und er war hässlich, virenverseucht und störanfällig. Ich lebe in einer Apple Welt: iPhone, iMac, MacBook und bald wohl noch das kleine iPad. Meine Musik kaufe ich bei iTunes und leihe mir dort auch Filme. Und ja, als Jobs vor einem Jahr starb, was keine Überraschung war, war ich traurig, obwohl ich wusste, dass er menschlich wohl sehr unangenehm war.
Trotzdem: Das er, wie in vielen Berichten zu lesen ist, Apple fehlt, sehe ich nicht. Tim Cook macht einen guten Job. Apple ist als Unternehmen weniger brutal und zynisch als es unter Jobs war, der Scherze über der Selbstmorde bei Foxconn machte und eine Reihe veritabler Flops hinlegte. Sicher, er war ein Ausnahmeunternehmer, aber der gleissend helle Heiligenschein wurde auch von den Medien kräftig poliert.
Angriff auf Stephan Kramer: Ermittlung wegen „wechselseitiger Bedrohung“
Stephan Kramer, der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, wurde in Berlin auf offener Straße bedroht – und sieht sich nun selbst mit einer Anzeige wegen Bedrohung konfrontiert. Der Grund: Kramer soll dem Angreifer eigenen Angaben zufolge eine Pistole, die er bei sich trug, präsentiert haben. Als „besonders gefährdete Person“ ist Kramer zum Tragen einer Waffe berechtigt. Und hat sie völlig zu recht vorgezeigt.
Wer „wesentlich mehr als die Allgemeinheit durch Angriffe auf Leib oder Leben gefährdet“ ist, darf nach Paragraf 19 des Waffengesetzes eine Schusswaffe mit sich führen. Und Kramer ist so eine Person. Wie der 44jährige berichtet, war er mit seinen Kindern auf dem Rückweg von der Synagoge, als ihn ein 30jähriger Mann auf offener Straße verbal angriff. Der Mann soll Kramer unter anderem Gewalt angedroht haben. Laut Kramer fühlte sich der Mann offensichtlich von einem Gebetsbuch, das er bei sich trug, provoziert. Daraufhin
[Photokina 2012 in Köln]
Nun ist sie wieder zuende – die Photokina 2012.
Sechs Tage lang drehte sich in Köln alles um das Thema Imaging.
Von der Bildaufnahme bis hin zur Bildausgabe wurden den Besuchern Trends und Innovationen gezeigt und die neuesten Entwicklungen gekonnt in Szene gesetzt.
Über 1200 Aussteller aus 45 Ländern präsentierten nicht nur ihre Produkte, sondern lieferten dazu ein einzigartiges Veranstaltungsprogramm mit Liveshows, Kongressen, Vorträgen, Workshops, Ausstellungen, Wettbewerben und Special Events.
Somit war es nicht einfach nur eine Messe, sondern ein Erlebnis für alle Sinne und ich habe so viele Eindrücke und Informationen mit nach Hause genommen, dass es kaum möglich ist, das alles nun irgendwie zusammenzufassen.
Ich könnte jetzt natürlich über meine ganz persönlichen Highlights berichten, über Produkte und Menschen, die mich fasziniert haben – wie zum Beispiel über den Kamerahersteller Leica, der für mich in diesem Jahr einfach alles übertroffen hat.
Ohne jetzt die großen Firmen wie Canon, Nikon, Sony, Casio und alle andern in den Schatten stellen zu wollen, die sicherlich auch tolle Präsentationen und Kulissen geboten haben, hat Leica mit der kompletten Belegung der Halle 1 eine eigene Welt geschaffen, die alleine optisch schon ganz großes Kino war. Während sich in den anderen Messehallen die Anbieter beinahe stapelten und eine gewisse Unübersichtlichkeit und vor allem viel Gedrängel bestand, hatte man das Gefühl mit Halle 1 einen Tempel zu betreten.
Das Goldene Brett: Wer ist der größte Esoterik-Spinner 2012?
Deutschland sucht den Super-Spinner: Zum zweiten Mal nach 2011 vergibt die Gesellschaft für Kritisches Denken das Goldene Brett – der Preis geht an Esoteriker, Heiler und andere Scharlatane. Das Ziel:
Mit dem Award “Das Goldene Brett” möchten wir in bester aufklärererischer Tradition kritische und sachlich fundierte Einwände gegen jene irrationalen Ansichten und Tendenzen popularisieren.
Und wer kann nominiert werden?
Das Goldene Brett wird jährlich an Personen oder Institutionen aus dem deutschsprachigen Raum vergeben, welche im jeweils vergangenen Jahr durch unwissenschaftliches Vorgehen auf besonders kuriose, täuschende oder gar gefährdende Art auf sich aufmerksam gemacht haben.
In der Jury sitzen unter denem Mario Sixtus, Florian Aigner und Ulrich Berger. Vorschläge können bis zum 12. Oktober können auf der Webseite “Das Goldene Brett” Kandidaten nominiert werden.
שנה טובה – Guten Rutsch ins Jahr 5773!
Für Jüdinnen und Juden läutet der Neujahrstag Rosh ha-Shana heute das Jahr 5773 ein. Eigentlich begann der schon gestern – denn jüdische Feiertage starten bereits beim Sonnenuntergang des Vorabends. Das Fest dauert zwei Tage und ist für orthodoxe Juden gleichzeitig der Beginn der „zehn ehrfurchtsvollen Tage“, die bis zum Versöhnungsfest Jom Kippur andauern. Säkulare Juden feiern in der Regel nur den ersten Tag des Festes. An Rosh ha-Shana sind Juden dazu angehalten, das vergangene Jahr zu reflektieren und Bilanz zu ziehen. Da gibt es viel aufzuarbeiten: Die Bedrohung Israels durch den Iran, das Massaker von Toulouse, Angriffe auf offener Straße, die hochgekochte Beschneidungsdebatte… Die großen und kleinen Ereignisse stellen die jüdische Gemeinschaft vor große Herausforderungen. Daher wünschen wir viel Kraft und alles Gute für 5773!
*Die Floskel „Guten Rutsch“ leitet sich von „Rosh ha-Shana“ ab.