Warum einmal Freiheit gegen 1027mal Sicherheit für Israel ein Gewinn ist

Gilat Schalit ist frei. Der von der Hamas 2006 verschleppte israelische Soldat ist gestern gegen unter dem Strich 1027 palästinensische Gefangene ausgetauscht worden. Ein zu hoher Preis für Israel? Nein! Von unserem Gastautor Michael Blatt.

Das Verhältnis 1:1027 mag womöglich zu Nachahmungstaten anstacheln, von freigelassenen Palästinensern potenzielle Gefahr ausgehen. Doch die Entscheidung Israels, das konkrete Leiden Schalits zu beenden, ist ein erster Schritt, das eigene innere Leiden zu behandeln. Das Leiden einer tief verstörten Nation.

Ankunftshalle Flughafen Ben Gurion – Passkontrolle für Ausländer: Sind Sie das erste Mal in Israel. Reisen Sie alleine? Haben Sie Freunde oder Verwandte in Israel? Welchem Beruf gehen Sie nach? Wie lange bleiben Sie? Wo übernachten Sie? Willkommen in Israel.

Auf der Fahrt zum zentralen Busbahnhof von Tel Aviv wird an mehr als einem Dutzend trostloser Stationen gehalten. Abseits der Straße nichts als Schotter und triste Betonbauten. Junge Soldaten, Männer und Frauen um die 20 steigen ein, steigen aus. Manche allein, andere in der Gruppe. Fast allen hängen die Kopfhörer von iPod oder iPhone aus den Ohren. Junge Menschen in Uniform.

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Raucherverbot in NRW: Woanders funktioniert es doch auch?

Kneipe Foto: FlickR/Qlis (CC-BY-NC-ND-2.0)

Wenn jemand totalitäre Gesetze einführen will, hört man immer wieder das Argument: „Woanders funktioniert es ja auch“. Dass dies in den seltensten Fällen der Wahrheit entspricht, zeigt ein Exkurs nach Bayern, mehr als ein Jahr nach Einführung des totalen Rauchverbots in der Gastronomie. Von unserem bayerischen Gastautor Werner R. Niedermeier.

Der stellvertretende Chefredakteur der Münchner Abendzeitung, Georg Thanscheidt, schrieb: „Rauchen in Münchner Kneipen – das hat was von Whiskey trinken im Chicago der 20er Jahre: Es ist verboten, trotzdem machen es (immer noch) viele. Nach meinen subjektiven Erfahrungswerten als Nichtraucher wird in mindestens einem Drittel der Münchner Wirtschaften gequalmt: meist erst nach 0 Uhr, mancherorts ganztägig“. Ist es das, was Frau Steffens unter „Funktionieren“ versteht?

Sebastian Frankenberger , der Chef der Splitterpartei ÖDP, die von Jutta Dittfurth einst als „Öko- Faschisten“ bezeichnet wurde und Erfinder des totalen Rauchverbots in Bayerns Gastronomie, behauptet zwar nach wie vor, zuletzt in einem Bericht der dpa, das Rauchverbot „hat sich größtenteils eingespielt. Es gibt nur wenige schwarze Schafe“. Nun, Herr Frankenberger hat in einer Vielzahl von Lokalen Hausverbot – wie will er sich da ein objektives Bild machen?

Die Antiraucherlobby verweist gerne auf eine Veröffentlichung des statistischen Bundesamtes, nach der in Bayern seit dem Rauchverbot der Umsatz in der Gastronomie gestiegen sei, während er ohne totales Rauchverbot in der NRW-Gastronomie gesunken sei. Jemand, der dies behauptet, hat wohl sehr genau das Buch „So lügt man mit Statistik“ von Walter Krämer oder eine ähnliche Veröffentlichung gelesen. Zuerst einmal: In dieser Statistik werden nur Betriebe

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Der Kampf mit der Angst – neue Proteste in Weißrussland

Volksversammlung am 8. Oktober 2011 in Minsk In Weißrussland ist eine neue Protestkampagne gestartet. In rund 30 Städten fanden am Samstag die „Volksversammlungen“ statt. Die Opposition ist in ihrem Kampf entschlossen. Die Organisatoren der Aktion wollen einen Allgemeinstreik vorbereiten. Das Regime übt auf sie Druck aus und reagiert mit Festnamen. Doch ihr wichtigster Gegner ist die Angst der Menschen in „der letzten Diktatur Europas“. Eine Reportage von der Volksversammlung in Minsk.

Es regnet in Minsk. Doch das ist wohl nicht das schlechte Wetter, was viele Menschen davon abgehalten hat, an diesem Samstag an der Volksversammlung im Park der Völkerfreundschaft teilzunehmen. Das ist die Angst vor Festnahmen und Repressionen. Die Regierung hatte die Protestaktion der Opposition im Vorfeld für illegal erklärt und drohte den Teilnehmern mit Konsequenzen. Trotzdem sind in Minsk einige Hunderte Menschen zu der Veranstaltung gekommen.

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Verfahren nach Nazi-Überfall auf Kinobesucher in Wuppertal eingestellt

Ein beschämendes „Glanzstück“ in der Verfolgung rechtsextremistischer Straftaten haben Polizei und Staatsanwaltschaft in Wuppertal abgelegt. Von unserem Gastautor Daniel Pichler.

Bei der Premiere des vom Medienprojekt Wuppertal produzierten Aufklärungsfilms „Das braune Chamäleon“ war es am 30.11.2010 im Foyer des örtlichen Cinemaxx-Kinos zu einem Reizgas-Angriff auf das Publikum gekommen. Zwei Security-Mitarbeiter mussten im Krankenhaus behandelt werden. Des Weiteren warfen die vermummten Täter Steine und andere Gegenstände gegen die Hausfassade. Noch am selben Abend nahm die Polizei zwar 13 Neonazis in Gewahrsam.

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Köln: Die Hetzer-Jecken der Alten Feuerwache

Über Jahre hinweg konnte der antiisraelische Hetzer Walter Herrmann seine vor allem aus antisemitischen Karikaturen  bestehende „Klagemauer“ in dem Zentrum Alte Feuerwache in Köln unterstellen. Im Juni war damit Schluß. Herrmann erhielt Hausverbot. Nun haben seine Freunde dafür gesorgt, das Herrmann mit Unterstützung der Alten Feuerwache weiter hetzen kann.

Ein Jude verspeist ein palästinensisches Kind – ein  Bild, typisch für den Hetzer Walter Herrmann, der seit Jahren mit seiner „Klagemauer“ auf der Domplatte in Köln gegen Israel und Juden hetzt, unterstützt dabei von den üblichen geistigen Tieffliegergeschwadern wie der Gruppe Arbeiterfotografie und den anderen angeblichen Linken, für die der israelisch-palästinensische Konflikt kaum mehr als eine gute Gelegenheit ist es den Juden mal so richtig zu zeigen. Der Führer, er wäre wahrscheinlich stolz auf die Jecken vom Rhein gewesen.

Nun sah es für eine  Zeitlang so aus, als ob es für Hetzer-Herrmann etwas schwieriger werden würde. Die Alte Feuerwache hatte ihm im Juni nach vielen Protesten untersagt, seine Schmuddelbilder in ihren Räumen unterzustellen. Zudem bekam er Hausverbot in dem Kulturzentrum. Der Herr, so schien es, hatte Hirn vom Himmel geworfen. Anscheinend nicht genug: Vor ein paar Tagen beschloss die Mitgliederversammlung der Alten Feuerwache, dass man Herrmann doch wieder bei seinem  Treiben unterstützen will. Was natürlich nicht richtig ist. Man

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Der Ruhrpilot

Fassade des Schüchtermannkarrees
Fassade des Schüchtermannkarrees

Ruhrgebiet: Werben mit Lebensqualität…Der Westen 

Apple: Keynote: Let’s talk iPhone  – WeWantMedia nimmt das wörtlich und plant heute dazu einen Kommentar-Livestream…Pottblog

Debatte: Piraten wollen Regierunsgverantwortung…Stuttgarter Zeitung

Bochum: Sozialtherapeutische Anstalt – Bagger sollen 2012 rollen…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Chaos im Ausländerbüro…Der Westen

Dortmund: 11. Museumsnacht…Ruhr Nachrichten

Duisburg: Pläne, Projekte, Fragezeichen…Der Westen

Essen: Keine neuen Leuchttürme…Der Westen

Essen II: Stadt und Universität wollen mehr Fachkräfte ins Ruhrgebiet hole…Radio Essen

 

Kinder-Café-Check: Kinder toben, Eltern relaxen – wo gibt’s denn sowas?

Endlich ist Herbst, dass Wetter passt nun wieder zur Jahreszeit. Es darf regnen, es darf kalt sein und natürlich hoffen wir weiter, dass die Sonne manchmal scheint. Wenigstens gab es im September noch einige Schön-Wetter-Wochenenden, die uns mit dem ins Wasser gefallenen Sommer versöhnten. Überhaupt, seit der Wahl in Berlin ist das Wetter nicht so richtig schlecht. Hhmm??? Mal sehen, ob heute noch ein Gewitter über der A100 aufzieht…

Die schönen Tage nutzen wir auch gleich. Zum einen natürlich zum Rausfahren oder sogar Baden. Und natürlich zum Ernten: neben Tomaten auf dem Balkon (wo immer noch mehr wachsen) auch Kastanien. Eimerweise. Kinder-Eimerweise. Unser Hinterhof, wo ein alter schiefer Kastanienbaum steht, ist nun etwas aufgeräumter und unsere Wohnung etwas voller – mit Kastanien. Der größte Spaß war die Reinigung jeder einzelnen Kastanie. Ben nahm jede Einzelne in die Hand und tauchte sie ins wassergefüllte Waschbecken. Linus trocknete sie ab. Es war unser persönliches Erntedankfest.

Bei strahlendem Sonnenschein sind wir mal wieder auf Erkundungstour. Plötzlich kommt ordentlich Wind auf. Unsere Überlegungen, einen Drachen holen und steigen zu lassen, gehen in den ersten Regentropfen unter. Schnell ins Trockene. Doch zu Hause ist weit, die Kinder sind langsam. Also ab ins Kinder-Café. Da gibt es Spielzeug, Platz zum Toben und wenn mal etwas umkippt, ist es nicht gleich ein Riesen-Drama. Und für mich gibt es einen schönen warmen Kaffee – Entschuldigung: Latte Macchiato natürlich!

Glücklicherweise sind in den letzten drei Jahren einige Kinder-Cafés am Prenzlauer Berg aus dem Boden geschossen. Ganz im Nordwesten in der Paul Robeson Straße ist das Eltern-Kind-Café Milchbart. Es gibt einen großen weißen Raum, in dem die Großen selbstgemachten Kuchen (Karottenkuchen ist hier ein großer Renner) und Getränke genießen können, sowie ein Extra-Spielzimmer für die Kleinen zum Toben. Das macht den Besuch etwas ruhiger für die Erwachsenen.

In der gleichen Straße etwas weiter, vorbei am Arnimplatz, kommt Freund Blase. Viele, die im Osten aufgewachsen sind, erinnern sich sicherlich an früher, wenn die Eltern sagten: „Freund Blase, noch mal son Ding und es setzt was…“ Ursprünglich stammt der Name aus dem russischen Trickfilm „Die drei Holzfäller: Strohhalm, Blase & Bastschuh“ (1959). Blase steht für jemanden, der faul ist. Und faul darf man im Freund Blase sein. Als Sitzgelegenheit gibt es Bänke und Kissen, die nur an den Wänden stehen und wo man sich herrlich hinfläzen kann. In der Mitte eine große Spielfläche, die besonders für die kleinen Krabbler weich gepolstert ist. Ganz wichtig: Hier laufen alle barfuß.

Über die Schönhauser Allee geht es weiter zum Helmholtzplatz. Nicht zu übersehen – in einer Top-Lage, mitten auf dem Platz – ist das Kiezkind. Abgesehen von dem Fuhrpark an Bobby-Cars und Dreirädern vor der Tür, der auch bei schönstem Sonnenwetter Kundschaft anlockt, ist der Sandkasten im warmen Café unübertrefflich. Allerdings ist oft kaum ein Durchkommen, der Geräuschpegel sehr hoch, und die Bedienung ist nicht immer gut gelaunt.

Nicht weit vom Helmholtzplatz, in der Schliemannstraße, liegt das große Spielzimmer. Es hat einen Raum, der nur mit einem Klettergerüst ausgefüllt ist und ein Séparée mit Bällchenbad. Die Kuchen im Spielzimmer sind entgegen dem allgemeinen Prenzlberg-Trend nicht selbstgemacht. Das ist allerdings geschmacklich nicht zu merken. Heißer Tipp: der Wunderkuchen.

Etwas abseits, aus Sicht eines Prenzlbergers fast schon in Mitte, liegt das Onkel Albert in der Zionskirchstraße. Außer Getränken und Essen gibt es auch Kleidung zu kaufen. Onkel Albert geht über drei Etagen, ist 120 Quadratmeter groß und trotz Treppe natürlich sicher für die Kinder.

Leider gibt es Viertel des Prenzlbergs, in denen noch kein Etablissement dieser Art zu finden ist, zum Beispiel im Kollwitzviertel. Im Winskiez gibt es immerhin das Café La Bohème in der Winsstraße 12. Offiziell ist es eine intergenerationelle Kontakt- und Begegnungsstätte des Freundeskreises Tina Modotti Archiv e.V., der den Treffpunkt betreibt. Vormittags sind eher ältere Menschen zum Klönschnack hier. Dazu gehörte auch die Schriftstellerin Elfriede Brüning, die mit fast101 Jahren die Älteste ist. Am Nachmittag senkt sich der Altersdurchschnitt aber drastisch und manche Kinder nutzen das Spielzeug und den Platz im ‚Kinderzimmer‘ zum Toben, während sich die Eltern über die günstigen Preise für Getränke und Kuchen freuen. Oft gibt es auch Veranstaltungen für Kinder, z.B. jeden Mittwoch um 17 Uhr gibt es ein Puppenspiel oder ähnliches. Das Café La Bohème hat seinen ganz eigenen Charakter und Charme, den man allerdings mögen muss.

Im Bötzowkiez herrscht wiederum gähnende Leere in puncto Eltern-Kind-Cafés. Eine angenehme Zuflucht bietet aber trotzdem das Cafe tous les jours. Die Bedienung ist einfach unschlagbar freundlich und kinderlieb, das Preis-Leistungsverhältnis auch hier sehr gut. Es gibt eine Spielzeugkiste, die unsere Jungs immer wieder hervorholen und inspizieren. Das reicht locker für einen entspannten Latte Macchiato, Samstagmorgen auch mit Frühstück (am Wochenende unbedingt reservieren).

Falls es im Oktober herbstlich regnen sollte, bleiben wir einfach zu Hause, verteilen unsere Kastanien in der Wohnung und basteln eine Laterne für den St. Martinstag. Oder wir gehen in eins der Kinder-Cafes.

 

Kaffee, Kuchen, Krabbeln

Milchbart, Paul Robeson Str. 6, Tel.: 030-66 30 77 55, Öffnungszeiten: 9 bis 19 Uhr

Freund Blase, Paul Robeson Straße 21, Öffnungszeiten: 9.30 – 18.30 Uhr, Tel.: 0176 67386961, Spielbeitrag 1-1,50 Euro.

Kiezkind, Auf dem Helmholtzplatz, Tel.: 0177-44 40 436, Öffnungszeiten: 9 bis 19 Uhr

Das Spielzimmer, Schliemannstraße 37, Tel.: 44 03 76 35, Öffnungszeiten: 10 bis 19 Uhr, Eintritt für die Kinder.

Onkel Albert, Zionskirchstraße 63, 10119 Berlin, Telefon: 030-44 04 56 10, Öffnungszeiten: So – Fr. von 10 bis 19 Uhr

Café „La Bohème“ – Projekt intergenerationelle Begegnungen, Winsstraße 12, Tel.: 030-4862 3010, Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 11-19 Uhr

Tous les Jours, Hufelandstraße 16, Telefon: 030-42 80 91 60, Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 7 bis 20 Uhr, Sa. + So. 8 bis 20 Uhr

Super-Markt der Super-Reichen

Wer baut „die neuen privatisierten Hochglanz-Konsum- und »Erlebnis«-Räume“, über die Gerd Herholz in seinem Artikel zur Gentrifizierung schreibt: „»Wir müssen draußen bleiben«, das steht schon heute nicht mehr allein auf Schildern vor Metzgereien, die damit Hunde meinen.“ Andreas Lichte unterwegs in Berlin-Grunewald. 

Auf dem Parkplatz vor Rewe, Grunewald, steht ein Mercedes SLS AMG Coupé, der Retro-Flügeltürer für um die 200.000 Euro. Lackierung in einer Nicht-Farbe: „Ist das Braun-Matt-Metallic? Wer fährt denn sowas?“

Kaum habe ich mich entschlossen, für die Antwort heute mal im Super-Markt der Super-Reichen einkaufen zu gehen, taucht der Fahrer auf: Jeans, helles Hemd, dunkles Jacket – „Edel-Sport“.

Er macht den Zweisitzer auf und zu: in der beginnenden Abenddämmerung sind die Warnblinker so grell, dass ich fast erblinde …

Dann droht neue Gefahr, diesmal für die Ohren: Er macht einen Penner an, der Flaschen sammelt, ich frage: „Gibt es ein Problem?“

„Wie fänden Sie es, wenn jemand auf Ihrem Grundstück herumläuft?“

„Mein Grundstück ist nicht ganz so gross, da ist die Gefahr nicht ganz so gross.“

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Das Kammerunwesen oder die Wiederauferstehung der mittelalterlichen Zünfte

Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW. Foto: ptk-nrw/PR

Der Erfolg der Piratenpartei in Berlin hat die Problematik des deutschen Kammerwesens wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Eine der Punkte des Parteiprogramms der Piraten, und nicht der angeblich liberalen FDP, ist die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft in den Kammern. Leider erwähnen sie nur die IHK und die Handwerkskammern, haben aber offensichtlich nicht auf dem Schirm, dass auch Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten dem Kammerzwang unterworfen sind. Von unserer Gastautorin Eva Neumann

 

Im Jahr 2000 erhielt ich einen Brief von einer Frau Konitzer. Die mir unbekannte Dame teilte mir darin mit, dass sie gemeinsam mit anderen mir ebenfalls unbekannten Personen beabsichtige, eine Einrichtung namens Psychotherapeutenkammer zu gründen. Ich war erstaunt, dass die Dame es für nötig hielt, mir dies mitzuteilen, denn meine Tätigkeit als Psychotherapeutin hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits beendet. Ich war schon seit drei Jahren in der Forschung und Lehre in der Sozialpsychologie tätig und hatte mit Psychotherapie nichts mehr zu tun. Zuvor hatte ich jahrelang versucht, eine Anstellung als Psychotherapeutin zu finden, war jedoch entweder mit unterbezahlten, befristeten Tätigkeiten abgespeist worden oder arbeitslos. Schließlich sah ich ein, dass in diesem Bereich keine Arbeitskräfte gebraucht werden. Die Gründung einer Kammer für einen Beruf, den ich halb gezwungen, halb freiwillig aufgegeben hatte, hatte für mich daher keinerlei persönliche Bedeutung.

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NRW…Wir können alles. Außer Englisch

Die Landesregierung will mit einer Imagekampagne ausländische Investoren nach NRW locken. Dabei konzentriert man sich auf Unternehmer, die gute Deutschkenntnisse haben.

Man kennt das ja aus Städte wie München und Frankfurt: Ständig wird man von irgendwelchen Leuten in allen möglichen Sprachen nach dem Weg gefragt: „Where is the Bahnhofsviertel?“ oder „Old Sächsenhousen?“. Das ist schon lästig, wenn Ausländer kein Deutsch können. Genau so sieht das wohl auch der in Belgien lebende NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger. Der lässt zwar mit dem  flotten englischen Spruch  „Germany as its best“ für den Standort NRW werben, aber dann ist Schluss mit der Anbiederei. Auf der Internetseite der Kampagne lautet das Motto: Hier wird Deutsch gesprochen, denn von der Seite, die internationale Investoren ansprechen will, ist  keine englischen Version  vorhanden. Oder eine französische, chinesische, spanische, japanesische… .

Das Land NRW scheint sich mit der Kampagne zielgerichtet an Investoren aus Österreich, dem deutschsprachigen Teil Schweiz und Südtirol zu wenden. Klar, so kann man Integrationskosten sparen.