Der Traum vom NRW-Gas

Bohrturm Foto: ExxonMobil

Der Boden Nordrhein-Westfalens ist voller Gas. Allerdings kann nur ein Bruchteil davon wirtschaftlich gefördert werden.

Neidvoll richtet sich der Blick Nordrhein-Westfalens seit Jahrzehnten gen Holland: Das eigene Erdgas war einer der Gründe der zeitweiligen wirtschaftlichen Stärke des Nachbarlandes. Ohne billiges Gas würde Gemüse aus Holland zum Beispiel nicht die hiesigen Supermärkte dominieren.

Und so waren die Hoffnungen groß, als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass auch NRW über gewaltige Erdgasvorkommen verfügt: 2200 Kubikkilometer Erdgas, so die Schätzungen, warteten in NRW darauf, gefördert zu werden. Zum Vergleich: In den Niederlanden waren die Vorkommen 2850 Kubikkilometer-Gas groß.

Zahlreiche Unternehmen nehmen an dem Rennen um die Gasvorkommen teil, die vor allem im Münsterland und Rheinland liegen: Von den kleinen Stadtwerken Hamm über das australische Unternehmen Queensland Gas Company bis zum Weltkonzern ExxonMobil (Handelsmarke: Esso) haben sie Claims abgesteckt und planen Probebohrungen. Am schnellsten war ExxonMobil: Das Unternehmen will schon bald mit Probebohrungen beginnen. Ganz oben auf der Liste der Bohr-Standorte steht der kleine Ort Nordwalde im nördlichen Münsterland. Dort ist man von der Aussicht ein Gasabbaustandort zu werden nicht begeistert. Kaum wurden die Gasvorkommen bekannt, gründete sich schon eine Bürgerinitiative gegen den Abbau. Sie sorgen sich vor allem um das Grundwasser: „Neben der Stelle, an der gebohrt werden soll, ist ein Trinkwasserreservoir für alle Städte zwischen Münster und Rheine. Wir haben Sorge, dass Chemikalien ins Grundwasser gelangen“, sagt Mathias Elshoff von der Interessengemeinschaft gegen Gasabbau.

Denn der massive Einsatz von Chemikalien ist notwendig, um an die Gasvorräte im Münsterland heranzukommen. Die liegen nicht, wie in Holland, in Sandstein sondern in Kohle- und Schieferschichten. Die müssen mit dem aufwendigen Fracking-Verfahren erst Abbaufähig gemacht werden. Dabei werden Wasser und Chemikalien in die gashaltigen Schichten gepresst um kleine Risse zu erzeugen, in denen sich das  Gas sammeln kann.

Ein Verfahren nicht ohne Risiko. In den USA kam es dabei immer wieder zur Verseuchung des Grundwassers. Im Bundesstaat New York wurde Fracking durch den Senat aus diesem Grund verboten.

Viele Münsterländer sorgen sich indes schlicht um den Erhalt der ländlichen Idylle. Rainer Lagemann, Abgeordneter der Grünen im Steinfurter Kreistag: „ Die Menschen wollen nicht hinter ihrem Garten eine Großindustrieanlage.“

Dabei ist die Interessengemeinschaft nicht generell gegen die Gasförderung im Münsterland. Elshoff: „Wir wollen, dass die Förderung sicher ist und es nicht zu Verseuchungen kommt. Und wir wollen vernünftig informiert werden. Bisher hat ExxonMobil nur PR-Leute vorbei geschickt. Wir wollen mit Experten diskutieren.“

Dieser Forderung nach mehr Offenheit will das Energieunternehmen nachkommen. In einer Pressemitteilung kündigte ExxonMobil an, das gesamte Erprobungs- und Abbauverfahren von einer unabhängigen Expertenkommission begleiten zu lassen. Die Gasabbau-Skeptiker bestehen darauf, dass dort auch Kritiker eingebunden werden und misstrauen der angeblichen Offenheit von ExxonMobil.

Vielleicht nicht ganz zu Unrecht: Trotz mehrfacher Nachfrage fand sich in der Hannoveraner-Niederlassung des Unternehmens, das für die Gasfelder in NRW zuständig ist, niemand, der für ein Gespräch zur Verfügung stand.

Im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen nimmt man die Sorgen der Anwohner ernst: „Wir wollen, dass sich die Unternehmen mit den Bürgern an einen Tisch setzen und ihre Pläne offen diskutieren. Die Menschen wollen ernst und mitgenommen werden“, sagt Ministeriumssprecher Stefan Grönebaum. Auch der Vorschlag der Interessengemeinschaft, kritische Experten in eine unabhängige Kommission zu berufen, findet die Unterstützung des Ministeriums. Eine Gefahr für das Trinkwasser sieht man im Ministerium nicht – zu tief seien die Gasfelder, um mit dem oberflächennahe Trinkwasser in Berührung zu kommen. Zudem erwarte man von den Unternehmen technische Lösungen, die auch bei Fehlfunktionen der Förderanlagen eine Umweltverschmutzung verhindern.

Allerdings bremst man in Düsseldorf auch zu hohe Erwartungen an den künftigen Gasreichtum des Landes. Die Förderung der Vorkommen in NRW sein teuer und kompliziert und mit der Situation in den Niederlanden nicht zu vergleichen. Nur ein Teil der Vorkommen sei überhaupt zu fördern – und das lohne sich für die Unternehmen auch nur bei hohen Gaspreisen.

Die Gasvorkommen in NRW seien eher mit dem Ölschiefer in Alaska zu vergleichen: Eine Reserve, die zu heben es sich lohnt, wenn die konventionellen Gasvorkommen erschöpft sind. Was allerdings auf absehbare Zeit geschehen wird.

19 Gasfelder gibt es in NRW. Allein ExxonMobil will in naher Zukunft zehn Probebohrungen durchführen. Beantragt hat das Unternehmen bislang allerdings noch keine einzige.

Wann es zu ersten Probebohrungen kommt ist damit noch vollkommen unklar. Nach dem ersten Antrag beginnt ein aufwendiges Genehmigungsverfahren nach dem Bergrecht, an dem auch die betroffenen Kommunen beteiligt werden Das gefällt den Grünen im Land nicht, die gerne die Verfahrenshoheit im Umweltministerium sehen würden, ist aber nun einmal der rechtliche Rahmen wenn es um Rohstoffförderung geht.

Der Gasreichtum Nordrhein-Westfalens wird das Land nicht radikal verändern. Es wird, wenn es denn einmal gefördert wird, die Abhängigkeit von Importen verringern und Teil des Energiemixes des Landes werden. Ein schöne Option für die Zukunft – und das auch nur, wenn es gelingt, die Bürger von der Sicherheit der Abbauverfahren zu überzeugen.

Der Artikel erschien in ähnlicher Form in der Welt am Sonntag

Letters from Ireland II

Irland steckt in einer tiefen Krise. Nicht nur wirtschaftlich geht es bergab, auch politisch steht das Land an der Abbruchkante. Der seit vielen Jahren in Nordrhein-Westfalen lebende Ire Hugh Murphy reist in seine Heimat zurück und schreibt über das, was er sieht. Hier ist der zweite Brief unseres Gastautors.

„Hello,

it’s the smells that first get to you when you land in Ireland in the last months of the year. There is a sweet sour smell everywhere. It’s the autumn decay now fermenting and the compost promises to be dire for the Irish economy. €509 billion were lent to Ireland and it’s banks during the last few years and the Irish mind runs into a blank wall in the attempt to visualise what that albatross means for them. Many people have stopped thinking about it and even the talking heads on TV have turned to playing Christmas toys and the rugby season.

Although Olli Rehn, the European commissioner, has become a semi respected figure in the media few see any sense in what he, the ECB and finance minister Lenihan are up to. There is even amused confusion about who exactly is representing Ireland in the negotiations. Reliable sources say that Mr Lehihan is suffering from terminal cancer. It seems to increase his creditability as an honest broker but the other negotiators are shadowy civil servants, just the kind whose negligence and/or complicity created the mess in the first place. Nobody trusts them.

The pundits/experts have now decided that the European (German), English and Irish banks have been in a cahoots relationship for years, always relying on the Irish Government to guarantee investments if things went wrong, the old ‚too important to let fail‘ trick, i.e. private debt would become sovereign debt. In 2008 that is exactly what Prime Minister Cowan, and Lenihan did when the Anglo-Irish Bank got into trouble.

If you listen to people waiting at red traffic lights in O’Connell Street in Dublin you’ll hardly hear a word about the economic crisis. „Sure, with all this doom and gloom I’m going to put up the Christmas tree early this year,“ said a young woman with a child on one hand and a bag of shopping in the other. „I agree with you misses. Why should we start throwing the toys out of the pram already.“ This from another woman, shopping heavy. „What pram?“, ask another voice and the hole group laughed and chuckled there way across the street one green.

Few protest anymore around parliament in Kildare St. Camara crews are asleep on the front seats of their vans tucked discreetly into side streets. The unions can get a few thousands out at the weekend for a photo shot but Sinn Fein and other extremists are so prominent among the marchers that ‚ordinary‘ people refuse to join, up to now.

The terms of the agreement are due out today or tomorrow. I’ll have more news then, Hugh Murphy“

Letters from Ireland I

Letters from Ireland II

Letters from Ireland III

Alice Herz-Sommer

Alice Herz Sommer ist die älteste Holocaust-Überlebende. Sie feierte am 26. November ihren 107. Geburtstag. Wir gratulieren und weisen gerne auf den Film hin, der über sie erschienen ist. Er heißt Dancing Under The Gallows.

Alice Herz-Sommer hatte eine bewegendes Leben. Sie kannte Franz Kafka und Gustav Mahler persönlich und sagt von sich, dass die Liebe zur Musik ihr das Leben gerettet hätte.

Koreakrise: hundertfach, tausendfach, alles und noch viel mehr

Image by Wikipedia

Sonntag, 28. November 2010. Heute beginnt das gemeinsame Seemanöver Südkoreas und der USA. Die Welt fragt sich, ob es nach dem tagelangen Säbelrasseln zwischen den verfeindeten koreanischen Staaten nunmehr bitterer Ernst werden könnte. Bereits am Dienstag ist es nicht mehr bei Wortgefechten geblieben. Nordkorea hatte die auch von südkoreanischen Zivilisten bewohnte Insel Yeonpyeong völlig überraschend mit Granaten beschossen und dabei nicht nur zwei südkoreanische Soldaten, sondern auch zwei Zivilisten getötet. 

„Massive Vergeltung“ für diesen Artillerieangriff hatte gestern Südkoreas Marinechef angekündigt; „hundert- und tausendfach“ werde man Nordkorea diese Aggression heimzahlen, verkündete er vor einer Menge auf Rache sinnender Demonstranten, die die Wiederherstellung der südkoreanischen Ehre einforderten. Aber auch „Armee und Volk der Volksrepublik sind äußerst aufgebracht über die Provokation des Marionettenregimes“, wie mittlerweile aus Nordkorea zu vernehmen war. „Sie bereiten sich darauf vor, furchtbare Feuergarben loszuschicken und das Bollwerk der Feinde in die Luft zu jagen, sollten diese es erneut wagen, die Würde und Souveränität der Volksrepublik auch nur auf das Geringste zu verletzen.“ 

Der atomgetriebene US-Flugzeugträger „George Washington“ beteiligt sich an der amerikanisch-südkoreanischen Militärübung, und der ist unbestreitbar ein wenig mehr als „das Geringste“. Und was die Souveränitätsrechte der nordkoreanischen Volksrepublik betrifft, so sind sie im Gelben Meer und insbesondere in der Bohai-Bucht keineswegs unumstritten. Die vielen Inseln, wechselseitig nicht anerkannte Ansprüche und das internationale Seerecht lassen einen großen Interpretationsspielraum, wer sich nun gerade wo aufhalten darf oder eben nicht. Der Umstand, dass sich unter dem Meeresboden auch einige Ölfelder befinden, macht die Sache auch nicht gerade einfacher. 

An Land, also auf der koreanischen Halbinsel selbst, stehen sich einige Hunderttausend Soldaten gegenüber, die am 38. Breitengrad die Ehre, die Würde und die Souveränität ihrer jeweiligen koreanischen Republik schützen – gegebenenfalls aufopferungsvoll. Ein nach 60 Jahren neuerlicher Koreakrieg wäre eine Katastrophe ungeheuren Ausmaßes. Damals sind in drei Jahren etwa eine Million Soldaten und rund drei Millionen Zivilisten ums Leben gekommen. Damals. Im Kern handelte es sich um einen sog. „Stellvertreterkrieg“ zwischen den USA und der VR China. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstandsabkommen, nicht mit einem Friedensvertrag. 

Die Situation heute ist brenzlig, und sollte ein Krieg „ausbrechen“, ist das Stellen der Schuldfrage müßig. Denn die Antwort steht auf beiden Seiten schon vorher fest. Selbstverständlich hat immer der Andere angefangen, sind die eigenen Kriegshandlungen rein reaktiv, in der Regel Reaktionen auf völkerrechtswidrige Grenzverletzungen. So stellt bspw. auch Pjöngjang den Angriff auf Yeonpyeong als Vergeltung für einen Beschuss aus Südkorea dar. Das heute beginnende Seemanöver wird vom nordkoreanischen Militärregime verständlicherweise als Bedrohung aufgefasst. Südkorea und der Westen legitimieren diese Drohkulisse wiederum damit, die aggressiven Steinzeitkommunisten eindämmen zu müssen. 

Dabei wäre letztlich einzig und allein China in der Lage, Kim Jong-il und seine Nomenklatura zu zügeln. Aus einer ganzen Reihe von ökonomischen Gründen kann Peking nicht das geringste Interesse daran haben, dass der Korea-Konflikt außer Kontrolle gerät. In Hinblick auf die weltweiten Ambitionen Chinas ist es allerdings auch keine Option, den langjährigen Verbündeten einfach fallen zu lassen. Zumal auch China selbst nicht gerade erfreut ist über die militärischen Aktivitäten vor der eigenen Küste, an der sich immerhin eine Sonderwirtschaftszone befindet. Als aufstrebende Macht wird sich Peking folglich nicht mit der Rolle eines Postboten von Washington nach Pjöngjang zufrieden geben, sondern versuchen, sich als Weltmacht zu inszenieren, die ihren Einfluss gemäß der Verantwortung einer Weltmacht angemessen einzusetzen weiß. 

Die Ereignisse heute und in den nächsten Tagen werden nicht allein Aufschluss darüber geben, wie es auf der koreanischen Halbinsel weitergeht. Weil die Fähigkeit oder Unfähigkeit der USA und Chinas, regionale Konfliktherde zu befrieden, allgemein die Geschichte des 21. Jahrhunderts bestimmen werden, kann die jetzige Koreakrise als Indikator betrachtet werden. Die nächste Krise, die nicht ohne ein Einvernehmen zwischen Washington und Peking zu lösen sein wird, ist bereits fest vorgemerkt. Es geht um die Zukunft des Sudan.

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EPostbrief: Postboten boykottieren Werbung

Die Post will, dass die Postboten bei ihren Kunden für den EPostbrief werben. Die haben aber gar keine Lust darauf.

Der EPostbrief soll für die Post so etwas wie die Brücke in die digitale Zukunft sein. Er soll eine Art digtales Einschreiben werden. Er ist erst einmal eine schnöde, aber teure E-Mail. Man kann ihn aber auch von der Post ausdrucken und dann zustellen lassen. Dann ist er so offen wie eine Postkarte.

Die Begeisterung bei den Kunden der Post hält sich wohl noch in Grenzen. Auf Facebook hat der EPostbrief nicht viele Freunde.   Und auch sonst läuft alles wohl eher schleppend.

Deswegen sollen jetzt die Postboten ran. Sie sollen bei ihren Kunden Werbung für den EPostbrief machen. Viele von ihnen kennen  ihre Kunden lange und gut – für die einen nennen so etwas Vertrauen. Für die Post-Manager ist es eine gute Verkaufsgrundlage.

Doch die Postboten haben keine Lust darauf, ihren Kunden ein Produkt zu verkaufen, an dass sie selbst nicht glauben. Und von dem sie befürchten, dass es ihre Jobs kosten wird.

Allen Mitarbeitern der Deutschen Post wurde als kleines Geschenk vor ein paar Tagen eine  Mailadressen reserviert und jeder bekam dazu einen Freischaltcode zugesendet, um die Registrierung abzuschließen.  Das haben viele nicht gemacht.

Die Post kann mit dem EPostbrief nicht nur ihre Kunden schwer überzeugen – auch bei den eigenen Mitarbeitern hat sie Probleme.

Wechselt Eure Autoversicherung. JETZT

Gerade wollte ich meine Autoversicherungsrechnung für das kommende Jahr bezahlen. Ich bin bei der DEVK in Essen. Dabei fiel mir auf, dass zwar der Betrag für die Haftpflicht gesenkt wurde, weil ich schadensfrei fahre. Dafür stieg aber der Betrag für die Vollkasko – um einen ähnlichen Betrag.

Ich habe mich beim DEVK-Call-Center erkundigt, warum das so ist und erhielt zur Auskunft, dass meine Regionalklasse hochgestuft worden sei, weil in meiner Gegend haufenweise Unfälle passieren würden. Auf Nachfrage hieß es, das würden alle Versicherungen so machen. Alle Versicherungen hätten in meinem Ort die gleiche Regionalklasse.

Ich wohne auf dem Land. Hier kenne ich fast jeden Unfall persönlich. Hier passiert nix. Ein Blechschaden ist hier tagelang Ortsgespräch.

Deswegen fiel es mir schwer zu glauben, dass die Regionalklasse wegen vieler Unfälle anderer Leute gestiegen sei, und ich deswegen mehr zahlen soll.

Ein einfacher Preisvergleich brachte dann auch heraus, dass diese Aussage Unfug war. Die Regionalklassen können bei den Versicherungen voneinander abweichen. Die Versicherungen legen also selbst die Klassen fest, in die sie ihre Kunden einstufen.

Gut. Da hat das DEVK-Call-Center dann wohl Mist erzählt.

Ich habe nochmal da angerufen und gefragt, ob die Versicherung bereit ist, über den Preis zu sprechen.

Besonders verwundert hat mich, dass ich in der Schadensfreiheitsklasse (SF) 13 bei 45 Prozent liegen sollte, obwohl in der SF 13 eigentlich max 40 Prozent üblich sind. Da wäre doch sicher Spielraum, um mich als Kunden zu halten, sagte ich.

Den Unfug wegen der Regionalklassen lies ich mal unberücksichtigt. Wer wird schon gerne beim Behumpsen erwischt.

Ich erhielt als Auskunft: Nein, das sei man nicht. Die DEVK wolle nicht verhandeln.

OK. Ich bin nicht Chef der DEVK. Das Call Center wird schon Gründe haben, warum sie die Preispolitik so fahren, wie sie sie fahren.

Ich habe jetzt meine beiden Wagen auf jeden Fall zu einer anderen Versicherung gebracht und spare damit knapp 300 Euro. Ich denke, ich werde meinen Eltern und meiner Frau auch sagen, dass es sich lohnt, mal einen Preisvergleich zur KFZ-Versicherung zu machen. Und zu wechseln.

Das geht noch bis zum 30. November, das Wechseln für das kommende Jahr.

Man muss nicht stumpf immer die Versicherungs-Rechnung bezahlen. Wenn man sieht, was die anderen anbieten, wird es billiger.

P.S. Lustig, dass mir die DEVK Essen mit ihrem Call Center geholfen hat, 300 Euro zu sparen. Wenn die nicht versucht hätten, mich zu beschmieren, hätte ich nie die Versicherung gewechselt.

Letters from Ireland I

Irland steckt in einer tiefen Krise. Nicht nur wirtschaftlich geht es bergab, auch politisch steht das Land an der Abbruchkante. Der seit vielen Jahren in Nordrhein-Westfalen lebende Ire Hugh Murphy reist in seine Heimat zurück und schreibt über das, was er sieht. Hier der erste Brief unseres Gastautors. Geschrieben wenige Stunden vor dem Abflug.

„Hello,

I’m heading back to Ireland today for a few days and it’s like heading into a war zone. Tall pillared buildings, where once busy officious bankers went in and out are now emptying. Doors and windows are hanging from broken hinges and occasional explosions can be heard in the cellars where toxic material lay hidden till now. Very occasionally, a leading banker will raise a white flag, stick his head above the parapet and shout ‘Sell out! Sell out! Now!’ He is prepared to deal with the invader already. His type never loses.

Up the road from Trinity College a few enraged mortgage holders are trying to storm the Dail (parliament) and lynch those who led them into the mess. Their rage stems as much from the fact that they know they have themselves as much to blame. Why did they accept 100% mortgage loans at variable interests when they were just married with a kid and only shortly before had started into their first job? Didn’t they realize how close to the front they were in the risk-taking zone? Was this the fecklessness the puritan English always accused the Irish of?

Why didn’t they leave after they grew up as the generations did before them? Why did they stay on in Ireland after their teens and educate themselves for an illusionary future in Ireland? Why did they think they had the computer world by the short hairs when their real success was to flood the world with Botox?

When you’re young you are hopeful and that is why the banks could play fairy god-mother when in fact they were just another excrescence of Joyce’s old sow ever ready to eat her young. The genius of the Irish has always had to go abroad or hide in Ireland (mostly in pubs). The great state institutions, the Church and whatever industry there was never provided scope.

We left in the 50s and the 60s because we needed to breath. Church and State and de Valera (or was it John Mcquaid?) had us by the throat whenever we made a move. We never had the energy to go back. But we didn’t forget.

The Celtic Tiger held on to or attracted back some of the best of this generation. We were so proud when they seemed to take the country by the scruff of the neck and make it into a place they wanted to live in and bring up their families in. Now they are open to the old charge of fecklessness. It wasn’t true then and it is not true now.

I’ll have more to tell after landing, Hugh Murphy.“

Letters from Ireland I

Letters from Ireland II

Letters from Ireland III

Angst essen Seele auf

Mario Sixtus hat ein Blog gegen die Terrorangst gestartet. Und jeder kann mitmachen.

Im Mission Statement erklärt Sixtus worum es ihm geht:

Gefährlicher als es ein Terroranschlag für unseren Staat jemals sein könnte, sind überaktive Politiker. Sie wollen im Windschatten einer vermeintlichen oder realen Terrorbedrohung unsere Freiheitsrechte beschneiden, Überwachungsstrukturen schaffen und ganze Bevölkerungsgruppen unter Pauschalverdacht stellen. Geben wir der Angst nach, haben die Terroristen gesiegt. Das gönnen wir ihnen nicht! Daher rufen wir allen politischen Entscheidungsträgern zu: Wir haben keine Angst!

Und da sehe auch ich das größte Risiko. Bedeutet das, dass die Gefahr eines Anschlags nicht realistisch ist? Keine Ahnung, ich bin kein Terrorexperte, weiß aber, dass da draussen eine ganze Menge Idioten sind, die die Art wie wir leben als Bedrohung empfinden. Und das zu Recht. Denn der Westen, seine Lebensart, hat eine ungeheure Ausstrahlung. Nicht nur die Demokratie. Vor allem die Freiheiten, die der Westen den Menschen eröffnet sind verführerisch. Wir leben in eimem sehr hohen Maße selbstbestimmt. Lieben wen wir wollen, essen was wir wollen, trinken was wir wollen, lesen was wir wollen, ziehen an was wir wollen, sagen was wir wollen. Wir entscheiden über uns. Das feste Regelwerk von Religionen gilt für uns kaum noch. Das erregt nicht nur muslimische Fundamentalisten. Auch die hiesigen Kirchen würden das Rad gerne zurückdrehen. Nur in jahrhundertelangen Konflikten wurden sie domestiziert. Der Papst ist heute für die meisten Menschen in Europa ein alter Mann, der gerne Kleider trägt und dessen moralischen Autorität sich in Grenzen hält.

Angst essen Seele auf ist der Titel eines Fassbinder Films und in dem Satz steckt viel Wahrheit. Viele wollen   dass wir Angst haben. Unsere Angst ist ihr Triumph. Das gilt für irgendwelche Terroristen, die kaum erwarten können, sich in die Luft zu jagen ebenso wie für hiesige konservative Politiker, die den Terrorismus nutzen wollen, um unsere Freiheit zu beschneiden.

Natürlich kann etwas passieren. Und dann sollten wir reagieren. Robust, wie man so schön sagt. Aber auf keinen Fall mit Angst und dem Abbau unserer Rechte.

Angst haben müssen diejenigen, die den Menschen die Freiheit verweigern. Die sie einsperren wollen und Sorge haben, dass die Welt aus den Fugen gerät, wenn die Regeln aus alten Büchern nicht mehr gelten. Das Versprechen der individuellen Freiheit, unser antikes Erbe, das Geschenk Europas an die Welt, ist für sie eine Bedrohung.  Wie heißt es so schön in 300? „Dort kauern die Barbaren, ihre Herzen zu Eis gefroren.“ Daran hat sich auch 2500 Jahren nach Plataiai nichts geändert.

Und hier geht es zu Sixtus Blog Wir haben keine Angst

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Cowen, schick die Banken in die Pleite

Europa steckt in einer tiefen Krise. Nach Griechenland und Irland müssen nun wohl Portugal und vielleicht auch Spanien und Italien vor dem Staatsbankrott gerettet werden. Damit ist eines klar, die Eurozone wird sich massiv verändern.

Doch wie konnte es so weit kommen? Während in Griechenland schlichtweg der Umbau zu einem modernen Wirtschaften verpasst wurde, sieht die Lage in Irland gänzlich anders aus. Der „Keltische Tiger“ ist ein Produkt der EU-Wirtschaftsförderung. Mit dem Geld aus Brüssel wurde die Infrastruktur der Insel aufgebaut, vom Agrarland wandelte sich Irland zum Hightech-Standort mit vielen Bauernhöfen. Dass war so gewünscht und es hat auch geklappt.

Klar ist, dass Firmen wie Google, Dell oder Microsoft das Land nicht wegen seiner grünen Wiesen als Standort gewählt haben. Entscheidend war für sie die im Vergleich zu den EU-Flächenstaaten geringe Körperschaftssteuer. Aber auch die Sprache Englisch sowie die Tatsache, dass die Flugzeit nach Dublin von den USA aus kürzer ist als nach London, Frankfurt oder Paris, waren ausschlaggebend.

Mit seiner gut ausgebildeten Bevölkerung ist Irland für Investoren ein attraktiver Standort – und er bleibt es. Einige Bereiche wie der Pharmasektor weisen in dem Land Zuwächse aus.

Einer der Hauptvorwürfe gegen die irische Regierung zielt auf die laxe Regulierung des Bankensektors. Das ist in der Tat das Kernproblem. Wie die Briten hat Dublin den Finanzsektor nicht ausreichend im Auge behalten. Die Quittung kommt nun mit der Schieflage des Sektors mit den hervorstehenden Spielern Allied Irish Banks und Bank of Ireland.

Weil Irland Milliarden in die Finanzbranche pumpt, um die Banken vor der Pleite zu retten, muss das Land nun unter den Rettungsschirm von EU und IWF flüchten. Aber muss das sein? Warum die Banken nicht einfach in die Insolvenz schicken? Warum müssen die Verluste vom Staat getragen werden?

Sicherlich wären viele Spareinlagen verloren und auch die Verluste der Aktionäre wären bedauerlich. Aber eine Bank ist nun einmal ein stinknormales Unternehmen. Und als solches müssen sie bei Missmanagement auch pleite gehen dürfen. Ganz offensichtlich haben die irischen Banker einen verdammt schlechten Job gemacht, sonst würde es ihren Firmen auch besser gehen.

Ein solcher Insolvenz-Tsunami im irischen Finanzsektor würde zwar das Vertrauen in das Land belasten, aber er ließe Platz für eine schnelle Erholung. Die nun kommenden Finanzspritzen werden künftig bei der Bildung und dem Sozialsystem eingespart. Die von EU und dem Internationalen Währungsfonds geforderten Einsparungen werden dem Land zusätzlich die Luft nehmen.

Also, bitte lieber Premierminister Brian Cowen: „Let the banks go bankrupt!”

Und noch etwas zum Vorwurf der laxen Regulierung, wie in viele Kommentatoren aus Deutschland geäußert haben. Schaut euch bitte den eigenen Finanzsektor an. Die Milliardenverluste bei der WestLB, der HSH und der SachsenLB sind kein Beleg einer guten deutschen Regulierung. Für eine funktionierende Aufsicht spricht auch nicht, dass die Commerzbank mit Staatskohle gerettet werden musste.

Eier gegen Google-Verweigerer

In Essen haben angebliche Google-Fans rohe Eier  auf Häuser geworfen, die bei Streetview nur gepixelt zu sehen waren. Gehts noch?

Herr, wirf Hirn vom Himmel:

Mehrere Reihenhäuser in Bergerhausen sind in der Nacht aus Samstag mit Eiern beworfen worden. Das berichten Anwohner. An die Briefkästen der Häuser klebten die Täter Zettel mit der Aufschrift „Google’s cool“ („Google ist cool“). Offenbar suchten sie sich ausschließlich solche Häuser aus, die im Panorama-Dienst „Google Street View“ unkenntlich gemacht worden waren.

Die Meldung steht auf der Westen. Früher wurde so etwas ja aus allen möglichen Gründen gemacht. Eier flogen schon wegen Atomenergie, Kündigungen und Räumungen gegen Fassaden. Aber nächtliche, illegale Aktionen weil sich Bürger dem Geschäftsfmodell eines Milliarden-Konzerns entziehen ist neu. Was kommt als nächstes? Anonyme Anrufe gegen Leute, die keine Coke kaufen? Prügel gegen Menschen ohne Markenklamotten?  Wenn hinter der Aktion nicht die Titanic steht, ist sie das Absurdeste was ich seit langem gehört habe.

In einer früheren Version des Textes war von Farbeiern die Rede. Das stimmt nicht. Ich habe mich verlesen. Es waren rohe und nicht rote Eier. Sorry.