Enno Lenze III: IDPs und syrische Flüchtlinge

irakisches IDP-Camp in Kurdistan
irakisches IDP-Camp in Kurdistan

Unser Gastautor Enno Lenze ist in den autonomen Kurdengebieten, die formal noch zum Irak gehören. Die Kurden und ihre militärischen Einheiten, diePeschmerga, bilden eine Front gegen die Terrorgruppe ISIS, die  immer weitere Teile Syriens und des Iraks unter ihre Kontrolle gebracht hat. Enno berichtet über seine Reise in seinem Blog – und als Crosspost auf den Ruhrbaronen.

24.06.2014, IDPs und syrische Flüchtlinge

Heute haben wir mit dem Flüchtlingen in Kurdistan gesprochen. Während bisher hunderttausende aus Syrien hier her flohen, kommen nun hunderttausende aus dem Irak dazu. Korrekterweise sind letztere “internally displaced people” kurz IDPs. Derzeit hat Kurdistan (im Irak) rund 5 Millionen Einwohner und beherbergt zwischen 500.000 und einer Million Flüchtlinge und IDPs. Die Camps werden immer von einem Set von Akteuren betrieben. Alle haben mit der UNHCR zu tun, die kurdische Regionalregierung (KRG) zahlt mehrstellige Millionenbeträge um das ganze zu finanzieren. Einige Camps, die wir nun sahen, werden von ACTED organisiert.

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WM: Selbstbewusste USA setzen gegen DFB-Elf auf die Unterstützung von Hulk Hogan

Morgen geht es für die Löw-Truppe im entscheidenden dritten Gruppenspiel bei der WM in Brasilien gegen die ausgerechnet von Ex-Teamchef Jürgen Klinsmann betreute US-Auswahl. In früheren Jahren eigentlich immer eine Angelegenheit mit klar verteilten Rollen.

Kaum jemand hätte im Vorfeld einer solchen Begegnung ernsthaft an einem deutlichen Sieg der deutschen Auswahl gezweifelt.

Doch zumindest das Selbstverständnis des Gegners scheint sich zuletzt deutlich gewandelt zu haben. Die Facebookseite von ‚US Soccer‘, dem Fußballverband der US-Amerikaner also, gibt sich jedenfalls aktuell nach außen überaus kämpferisch, bemüht sogar die Kräfte von Wrestling-Legende Hulk Hogan um nach außen jedermann zumindest ein möglichst großes Selbstbewusstsein anzudeuten.

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Schleichwerben mit blogads

blogads

Wir haben ja schon ein paar Mal über die Versuche berichtet, bei uns Schleichwerbung zu platzieren. Wir bieten viele Werbemöglichkeiten an, aber bei uns wird jede Werbung als Anzeige gekennzeichnet – so ist es vorgeschrieben, so ist es gut – für unsere Leser, die Werbung erkennen können und auch für Anzeigenkunden, die so zeigen, dass sie seriös sind. Aber es gibt auch andere – Blogads zum Beispiel. Ein Unternehmen, das Werbung auf Blogs verkauft. OK, die meisten Blogs mit denen die zusammenarbeiten spielen in einer anderen Liga als die Ruhrbarone, aber heute haben sie es bei uns versucht:

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FDP: „Wir wollen gemeinnützigen Journalismus“

Thomas Nückel, FDP, MdL-NRW
Thomas Nückel, FDP, MdL-NRW

Journalismus soll die Chance in Deutschland bekommen, gemeinnützig zu werden. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, den die FDP in NRW in den Landtag eingebracht hat, berichtet der Mediendienst Newsroom. Das sei eine der großen Chancen Medienprojekten eine Zukunft zu finanzieren, wenn Anzeigenmärkte wegbrechen. Das Schaffen von Öffentlichkeit, von Raum für Diskussionen im Interesse der Gesellschaft, die Bereitstellung von echten Informationen, das alles würde dann von der Gewinnsteuer ausgenommen – solange dies selbstlos und ohne Gewinnerzielungsabsicht geschieht. Thomas Nückel, medienpolitischen Sprecher der FDP im NRW-Landtag, sagt, durch eine Veränderung der Rahmenbedingungen könnten Medien in Zukunft auch staatsfern erhalten werden, in dem man „auf privates Engagement“ setzt.

In den USA ist das Konzept des gemeinnützigen Journalismus seit Jahren Gang und Gäbe. Dort sind von lokalen Büros bis zu nationalen Einrichtungen Journalistenorganisationen als gemeinnützig anerkannt. Nur eine Art von Journalismusbetreibern können dort nicht gemeinnützig werden: gewinnorientierte Medienhäuser, wie etwa Boulevardblätter im Stil der Bild-Zeitung, da sie Profite machen wollen und nicht gemeinnützig sind. (Mehr Infos hier: Gemeinnütziger Journalismus)

In Deutschland geht das alle mit der derzeitigen Gesetzlage nicht. Hier ist Schach, Modellflug und Tierschutz als gemeinnützig anerkannt; als wichtiger Beitrag zur Gesellschaft. Journalismus nicht.

Das will die FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag nun ändern.
In einem Antrag fordert sie, Journalismus als gemeinnützig anzuerkennen. In dem Antrag, der newsroom vorliegt, schreiben die Liberalen:„Durch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit würde eine gleichberechtigte Möglichkeit der Unterstützung entstehen.“

Die FDP greift mit dem Antrag eine Forderung auf, die unter anderem von dem Journalistenverband Netzwerk Recherche erhoben wurde. Das Netzwerk Recherche verweist auf die Erfolgsgeschichte von US-Medien wie ProPublica oder dem Blog InvestigativePost aus Buffalo, die davon profitieren, das Journalismus in den USA als gemeinnützige Leistung für die Volksbildung und die Demokratiekultur anerkannt worden ist: „In den Vereinigten Staaten wird journalistische Recherche von den

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Trotz aller zuletzt angeführten Kritikpunkte – Die Fußball-Bundesliga steht aktuell super da

Die Stadien der Bundesliga sind in der Regel gut gefüllt. Foto: Robin Patzwaldt
Die Stadien der Bundesliga sind in der Regel gut gefüllt. Foto: Robin Patzwaldt

Kritikpunkte an der generellen Entwicklung der Fußball-Bundesliga gibt es aktuell bekanntlich viele. Über einige davon haben auch wir hier bei den Ruhrbaronen in den letzten Monaten bereits teilweise recht emotional diskutiert.

Probleme mit Rechtsradikalismus in den Fanblöcken, unverhältnismäßige Polizeieinsätze gegen Fans, die teilweise ausartende Kommerzialisierung, auf breiter Front steigende Eintrittspreise, kritikwürdige TV-Übertragungen und -Vermarktung usw.. Die Liste der geübten Kritik im Umfeld des Profifußballs im Lande ist lang. Und trotzdem schwimmt das Produkt Bundesliga aktuell weiter auf einer bemerkenswerten Welle des Erfolges, wie eine von der DFL aktuell veröffentlichte Saisonbilanz zur gerade abgelaufenen Spielzeit 2013/14 zeigt.

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Endlich TTIP!

Foto: marlidia/Pixabay
Foto: marlidia/Pixabay

Ein paar Gedanken zum Freihandelsabkommen mit den USA, von unserer Gastautorin Ronja Mercedes Nabert.

Willkommen in einer neuen Ära. Denn dieser Text wird Euer Leben verändern.

Das umstrittene TTIP tritt bald in Kraft. Einige Menschen empören sich über einen Mangel an Transparanz, der im Entstehungsprozess einer Veränderung aber immanent gegeben ist. Es ist schließlich auch keine große Sache. Einige Menschen haben Angst vor Veränderung, andere vor Wissenschaft; viele Menschen haben einen gesunden Antiamerikanismus und wieder andere sind einfach nur blöd.

Die Vereinigten Staaten Amerikas und die Europäische Union werden kontrahieren, wie man eine Freihandelspolitik zwischen den Parteien ermöglichen kann. Zweck des Vertrages soll eine stabilere Wirtschaft bzw. Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten, durch ein verdoppeltes Handelsvolumen sein. „Wirtschaftsliberalismus“ klingt immer erstmal böse und kapitalistisch, ist in „diesen Dimensionen“ aber für niemanden von Nachteil. Wenn leichter und mehr exportiert werden kann, muss mehr produziert werden, wodurch Arbeitsplätze entstehen. Was den Import angeht, so darf man – befürchtet man nicht zufällig, dass Amerika vorhat, uns alle zu vergiften – weiterhin von einem Marktgleichgewicht ausgehen. Immerhin möchte niemand Verluste machen.

Schlecht informierte Ökos gegen die USA

Das ist jetzt auch gar nicht nennenswert simplifiziert; Es ist so einfach. Was ein Freihandelsabkommen nicht ist, ist z.B. eine Gefahr für die deutsche (repräsentative) Demokratie. Es wird weiterhin alle vier Jahre Wahlen geben. Unbetroffen bleiben auch deutsche Arbeitnehmerrechte, aber wenn Deutschland sich auf Drängen der Staatsbürger als einziger Staat gegen den Anbau von Genmais entschließen sollte, wäre dies ein

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Dortmunder Nazi-Angriff: Piraten im Landtag weisen Jäger-Bericht unwahr, diffamierend und tendenziös zurück

 

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Screenshot: Zeitpunkt Notruf aus dem Rathaus.

Aktuelles Update: Der NRW-Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft DPolG, Erich Rettinghaus, toppt in einer vor drei Stunden herausgegebenen Pressemitteilung den Bericht aus dem Ministerium. Er findet, “dass ziviler Ungehorsam, egal aus welchen auch noch so anständigen Motiven” nicht zum politischen Programm werden darf. Und sein Bundesvorsitzender weiss sogar von einer strafbaren Blockade vor dem Dortmunder Rathaus zu berichten. Eine Blockade gab es aber gar nicht. Die Polizeigewerkschaft möchte Innenminister Jäger zudem ausdrücklich den Rücken stärken. Der wird sich darüber sehr freuen. NRW-Innenminister Ralf Jäger hat den Eklat am Wahlsonntag in Dortmund resümiert. Und viele regen sich darüber auf. Der oberste Dienstherr der NRW-Polizei berichtet dem Landtag ausführlich über den Überfall der Rechten auf die Menschen vor Dortmunder Rathaus und den Polizeieinsatz an diesem Tag. Er tut dies ganz frei nach dem Motto: Eine polizeiliche Fehleinschätzung ist uns nicht genug – wir setzen noch einen oben drauf!

Der Bericht beruhigt die Betroffenen der Gewaltattacke nicht, denn er enthält einige Merkwürdigkeiten. Nicht die Rechten (darunter zahlreiche polizeilich bekannte Gewalttäter) hätten die Wahlparty am 25. Mai in Dortmund gestört, sondern die Politiker behinderten die Polizei bei ihrer fachkundigen Arbeit. Viele sehen die verzerrte Darstellung der Ereignisse nicht nur als misslungenen, sondern sogar als ehrrührigen Erklärungsversuch des Ministers an. Einige glauben, dass mit dem Bericht schlicht versucht wird, von den Fehlern des Staatsschutzes und der Polizei abzulenken. Fakt ist, dass statt einer scharfen Analyse der Ereignisse am Wahlabend und einer selbstkritischen Aufarbeitung der Fehleinschätzungen des Staatsschutzes im Vorfeld des Wahlsonntags, Innenminister Jäger mit einer erstaunlichen Gelassenheit zusammenfasst: „Abschließend ist festzustellen, dass der polizeiliche Einsatz sachgerecht verlaufen ist.“ Andere sehen das anders.

Viele stoßen sich erheblich daran, dass Minister Jäger in seinem Bericht zur Lage am Wahlabend keine klare Trennung zwischen Aggressoren und Angegriffenen macht – sondern diese beiden Ebenen vermischt. Unverhohlen wird von „aggressiven Parteien“ gesprochen, die sich angeblich „fortwährend gegenseitig attackiert“ hätten. Der Bericht bewertet die Lage im Nachhinein und trotz Kenntnis von Foto- und Filmdokumenten und angesichts mehrerer Verletzter, folgendermaßen: „Auf der anderen Seite berichten die Einsatzkräfte von deutlich alkoholisierten Politikern, die aus dem Rathaus heraus auf den Friedensplatz getreten waren. Diese störten die Amtshandlungen erheblich, indem sie untereinander stritten und nicht bereit waren, polizeilichen Ansprachen Folge zu leisten.“ So macht er die Opfer zu Tätern und Streithähnen. Trotz dieser massiven Vorwürfe seitens der Polizei findet sich nicht einmal ein kleines Fragezeichen zu den internen Berichten aus dem Polizeipräsidium im Bericht. Und auch der Wille zu einer tiefergehenden Überprüfung ist nicht zu erkennen. Aufklärung? Fehlanzeige! 

Daniela Schneckenburger, Landtagsabgeordnete der Grünen, war über den vorliegenden Bericht des NRW-Innenministers mehr als verwundert – sie initiierte gestern gemeinsam mit Nadja Lüders (SPD) eine fraktionsübergreifende Erklärung. Das kann man auch deswegen gut nachvollziehen, weil Schneckenburger am Wahlsonntag von einem Faustschlag eines Rechtsextremisten mitten ins Gesicht regelrecht niedergestreckt wurde und nicht nur Augenzeugin, sondern somit unmittelbar von der Gewaltattacke betroffen ist. Sie meint: „Der Bericht ist verstörend. Er enthält gravierende Fehleinschätzungen zur Zuverlässigkeit und Seriosität der militanten Neonaziszene, und er behandelt das Dortmunder Nazi-Problem als Auseinandersetzung rivalisierender Gruppen. Die Aussagen zu angeblich betrunkenen Dortmunder Politikern sind ehrenrührig.“

Eine klare Problembenennung bei der Fehleinschätzung des rechten Gewaltpotentials oder gar konstruktive Kritik an der Einsatzplanung, kann man noch nicht einmal in den Zwischenzeilen des Berichtes lesen. Torsten Sommer, für die Piraten im Landtag, fühlt sich durch das Innenministerium nicht nur reichlich schlecht informiert, sondern desinformiert. Er stellt fest, dass in dem Bericht mehrfach die Unwahrheit verbreitet wurde – ein harter Vorwurf an den Innenminister. Sommer reicht heute einen Antrag ein, der am 03. Juli 2014 im Landtag NRW zur Abstimmung gestellt wird. Der Antrag weist Jägers Bericht als unwahr, diffamierend und tendenziös zurück. Spannend wird sein, ob diejenigen, die sich jetzt über den Bericht erregen und die gemeinsame Erklärung unterzeichnet haben, den Antrag der Piraten dann doch, um des lieben Frieden Willens, ablehnen werden.

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Michael Schumachers Krankenakte wurde gestohlen – Werden die Medien einer Veröffentlichung widerstehen können?

Michael Schumacher. Quelle: Wikipedia, Foto:  Mark McArdle, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Michael Schumacher. Quelle: Wikipedia, Foto: Mark McArdle, Lizenz:CC BY-SA 2.0

Man mag es ja zunächst kaum glauben, aber die Krankenakte von Michael Schumacher, der seit einem Skiunfall kurz nach Weihnachten 2013 bekanntlich monatelang im Koma lag und sich aktuell noch immer in medizinischer Behandlung befindet, ist offenbar tatsächlich gestohlen worden.

Seine Managerin Sabine Kehm bestätigte inzwischen: „Seit einigen Tagen werden einigen Medienvertretern gestohlene Dokumente / Daten zum Kauf angeboten, von denen der Anbieter behauptet, es handele sich um die Krankenakte von Michael Schumacher. Wir können nicht beurteilen, ob die Unterlagen echt sind. Fakt ist jedoch: Die Unterlagen sind gestohlen. Der Diebstahl wurde angezeigt. Ermittlungsbehörden sind eingeschaltet.“

Ferner kündigte Kehm das härtest mögliche juristische Vorgehen gegen die Diebe und gegen Medien an, die solche Daten veröffentlichen: „Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Ankauf solcher Unterlagen/Daten sowie deren Veröffentlichungen verboten sind. Daten aus der Krankenakte sind höchst vertraulich und dürfen der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden. Gegen die Veröffentlichung von Inhalten aus der Krankenakte werden wir daher in jedem Einzelfall Strafanzeige wegen der Verwirklichung aller in Betracht kommender Straftatbestände stellen.“

Über die moralische und juristische Komponente einer solchen Tat brauchen wir hier sicherlich nicht lang zu diskutieren.

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Enno Lenze II: „Die Sicherheitslage in Erbil ist etwa wie in Berlin.“

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Unser Gastautor Enno Lenze ist in den autonomen Kurdengebieten, die formal noch zum Irak gehören. Die Kurden und ihre militärischen Einheiten, diePeschmerga, bilden eine Front gegen die Terrorgruppe ISIS, die  immer weitere Teile Syriens und des Iraks unter ihre Kontrolle gebracht hat. Enno berichtet über seine Reise in seinem Blog – und als Crosspost auf den Ruhrbaronen.

22.06.2014, Richtung Syrien

Heute haben wie die nordöstliche Ecke von Kurdistan-Irak angesehen. Nordwestlich von Dohuk, Richtung Zaxo an der syrischen Grenze. Dort trafen wir General Sheik Ali.

Er kommandiert die Peschmerga von der türkischen Grenze bis zum Mossul Damm. In seinem Stützpunkt wurden wir mit „Kommt rein!“ vom Dolmetscher begrüßt. Der General selber erklärte uns, dass er noch keine Interviews gegeben hat, „not even CNN or BBC!“. Wir redeten mit ihm über die Truppen unter seinem Kommando, wie sie ihren Bereich halten können, bis wohin sie operieren. Er zeigte uns an der Karte genau, bis wohin seine Truppen

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