Dass Sebastian Hartmann auf Sean O’Caseys Purpurstaub seine eigene Suppe kochen würde, war absehbar, eine klare Brühe ist es nicht. Zu Beginn spielt Steve Binetti etwas E-Gitarre – Gary Moore ohne Bending und Vibrato. Das Ensemble tanzt zu Irish Folk – Riverdance ohne Präzision und Timing. Und was folgt, ist O’Casey ohne Poesie und beschreibende Kraft. Es scheint, als habe Hartmann auf das Alleinstellungsmerkmal des Iren in ganz weiten Teilen verzichten und den Focus für die Komödie „Purpurstaub“ auf die humoristischen Qualitäten des Schriftstellers und Dramatikers lenken wollen. Von unserer Gastautorin Emelie Wendt.
Oder auch nicht. Jedenfalls ruft relativ zu Beginn der vierstündigen Aufführung die Form, in der Sandra Gerling als Avril und Holger Stockhausen als O’Killigain das Liebesdreieck mit Basil Stoke in eineinhalb Minuten abarbeiten – sie rufen sich mal eng ineinander verschlungen, mal einander hinterherlaufend, die drei Namen zu – die Inszenierung von „Krieg und Frieden“ vor Augen, wo die Liebesverwirrungen der Charaktere ähnlich dargestellt wurden, damit aber auch gleichzeitig den Grund, aus dem es „Purpurstaub“ beim Publikum schwer haben wird. „Krieg und Frieden“ ist ein sehr beliebtes Werk, in der einen oder anderen Form haben es die meisten schon gesehen. Motive und Hintergrund sind bekannt, Verfremdungen hindern den