Horst With No Name, Freitag, 20. Dezember, 20.00 Uhr, Subrosa
Zechenkinder: Ein Denkmal für die Bergleute
David Schraven und Uwe Weber haben ein Buch über Kumpel im Ruhrgebiet gemacht. Das Buch „Zechenkinder“. Das besondere daran: Sie haben keinen Kitsch aufgeschrieben, sondern die echten Geschichten der Männer unter Tage gesammelt. Ihre Erfolge und Niederlagen dokumentiert. Ihre Hoffnungen und Lebenswege nachgezeichnet. Dabei führten viele Strecken weg aus den Pütts hin in abenteuerliche Welten. In eine irische Tittenfabrik, zu den indischen Grubenfeuern oder an den Polarkreis. Alle Geschichten gibt es hier: Zechenkinder
Wir stellen hier eine Geschichte aus dieser Bergbauwelt vor. Die Geschichte von Thomas Such, dem Sändern von Sodom, einer bemerkenswerten Metal-Band aus Gelsenkirchen.
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KOHLE UND SCHWERMETALL
Als Kind einer Bergmannsfamilie landete Thomas Such früh auf dem Pütt. Seine Art von Musik ließ den Tanten an der heimischen Kaffeetafel den Eierlikör aus der Hand gleiten. Aber dann kam der Erfolg: Als Sänger der Band „Sodom“ ging Such sogar mit dem legendären Lemmy Kilmister auf Tournee.
Als wir in der Düsseldorfer Philipshalle auf die Bühne kamen, wussten wir: Wir haben es geschafft. Wir, die Band „Sodom“, waren mit „Motörhead“ auf Tour, 1993 war das. Was für ein Gefühl: Die dunkle Halle, wir drei Mann auf der riesigen Bühne und tausende Menschen vor uns. Wir waren laut, wir waren schnell, wir waren hart und Tausende standen auf unsere Musik. Vor ein paar Jahren noch unter Tage, Sohle Neun. Nun mit Lemmy Kilmister auf Reisen.
Durch meinen Onkel, einen Steiger, kam ich auf die Zeche. Ich wollte eigentlich Verkäufer werden, war aber knapp dran mit irgendwelchen Bewerbungsfristen. Mein Onkel sagte bloß: „Der Junge muss auf den Pütt, da gibt es Geld.“
Er nahm mich also mit zum Ausbildungsleiter. Der sagte: „Alles klar, der Junge kann anfangen. Schlosser, Elektriker oder Bergmann?“ Ich sagte: „Vor Strom hab’ ich Angst.“ Ich entschied mich dann für den Beruf des Maschinenschlossers. Mein Zeugnis mit Realschulabschluss wollte eh keiner sehen. Mein Opa war auf dem Pütt, mein Vater war auf dem Pütt, mein Onkel war auf dem Pütt. Alle waren auf dem Pütt. Diese Tradition durfte ich doch nicht brechen. Zwei Tage später stand ich in der Werkstatt.
Ich kann mich noch an meine erste Schicht erinnern: Wir waren alle ganz schwarz und stolz. Wir dachten: Jetzt sind wir richtige Bergleute. Obwohl wir nur gescheppt haben. Einmal, als wir gerade unter einem Förderband gescheppt haben, kam mein Onkel vorbei. Er war der Reviersteiger und sagte zu meinem Lehrsteiger: „Hol’ mir mal den Thomas, ich will dem den Streb zeigen.“ Mit dem Onkel im Streb? Das war cool.
Direkt nach der Lehre wurden wir auf die Reviere verteilt. Ich arbeitete im Schichtdienst, wobei die beste Schicht um 18 Uhr anfing. Zuerst hatten wir immer Wechselschicht. Das war anstrengend, der Wechsel von Früh-, zu Mittag- und Spätschicht. Aber als ich auf die neunte Sohle verlegt wurde, bekam ich nur noch die 18-Uhr-Schicht zugeteilt. Da konnte man die Sonne tagsüber auch mal sehen. Außerdem konnte man früher raus, wenn man wusste, wie.
Es dauerte ziemlich lange, bis wir auf der Sohle Neun waren. Dort kommt die Kohle von den Fördersohlen an, die dann über einen Schacht über Tage gefördert wird. In der Sohle war es extrem heiß und extrem staubig, allein wegen dieser kilometerlangen Gummibänder, über die die Kohle ratterte. Zu meiner Zeit hatten wir auf Sohle Neun oftmals recht früh unsere Ruhe. Keine Aufsicht. Manchmal sind wir dann schon etwas eher mit der Maschinenförderung, also mit der Kohle, raus aus der Grube. Natürlich war das verboten. Aber die Fördermaschinisten bestachen wir mit einer Pulle Schnaps. Wir verdrückten uns dann in die Kaue und Prost. Ganz ehrlich: Ich habe noch nie so viel gesoffen wie auf der
Jaya the Cat
Jaya the Cat, Freitag, 20. Dezember, 20.00 Uhr, Turock, Essen
Ronald ‚Ronnie‘ Biggs ist tot
Als beteiligter eines spektakulären Überfalls auf einen Postzug in England im Jahre 1963 lieferte Ronnie Biggs weltweite Schlagzeilen. Auch sein Leben danach sorgte regelmäßig für Aufsehen. Seine spektakuläre Lebensgeschichte wurde gleich mehrfach verfilmt, u.a. im Streifen ‚Buster‘ mit Phil Collins im Jahre 1988.
Bereits im Jahre 1978 veröffentlichte er mit den ‚Sex Pistols‘ das Lied ‚No One Is Innocent‘. Mit den Toten Hosen aus Düsseldorf nahm Biggs 1991 die Single ‚ Carnival In Rio (Punk Was)‘ auf.
Heute starb der legendäre Posträuber in London im Alter von 84 Jahren.
Die Kassierer
Die Kassierer, Donnerstag, 19. Dezember, 19.30 Uhr, Zeche, Bochum
OK Kid
Wenn dein Bauch nicht mehr Dir gehört
Immer mehr Politiker der unterschiedlichsten Parteien und Ideologien haben es auf die Körper ihrer Bürger abgesehen.
Mit der Parole „Mein Bauch gehört mir“ zogen Frauen in den siebziger Jahren in ganz Deutschland auf die Straße, um für eine Abschaffung des Paragraphen 218 oder zumindest für ein liberales Abtreibungsrecht zu protestieren. Sie sahen es nicht ein, dass über die Frage, ob sie eine Schwangerschaft abbrechen oder nicht, der Staat zu entscheiden hat.
Heute, gut vierzig Jahre später, gewinnt die alte Parole wieder an Aktualität. Zwar ist das Abtreibungsrecht längst liberalisiert und die Debatten von damals fast schon vergessen, aber die Politik hat den Körper der Bürger längst für sich wiederentdeckt.
Er hat nun im Dienst der Gesellschaft zu stehen, soll weniger Kosten verursachen oder seinen Teil zur Verwirklichung der Utopie einer „gesunden Gesellschaft“ beitragen. Die „gesunde Gesellschaft“, und nicht der Islam, war die höchst moderne Argumentation des türkischen Premierministers Rajip Erdogan, mit der er im Sommer weitgehende Alkoholverbote durchsetzen wollte und sich auch deswegen den Zorn der Demonstranten zuzog, die gegen seine immer autoritärere Politik auf die Straßen gingen. Ob jemand Alkohol trinkt oder nicht, das ist für Erdogan keine Privatsache – der Kampf gegen das Bier, Raki und Wein ist für ihn, wie vorher schon bei den von ihm eingeführten Rauchverboten, eine nationale Frage.
Genau so sieht es Vladimir Putin. Als ehemaliger KGB-Agent ist Putin ohnehin ein Freund eines starken Staates und ein Verächter jeder Privatheit. Auch Putin kämpft gegen Alkohol und Zigaretten – und weil es seiner Vorstellung eines gesunden Volkes nicht entspricht auch gleich gegen Homosexualität. Ein schwuler Raucher mit einem Glas Bier in der Hand – das ist für ihn wahrscheinlich die schlimmste denkbare Bedrohung für Russland. Korruption, die Macht der Oligarchen und ein immer größer werdender technologischer und wirtschaftlicher Abstand zu den westlichen und asiatischen Industrieländern scheinen für ihn dagegen hinnehmbar zu sein.
Schalke: Trainer Jens Keller scheinen auch Siege schon nicht mehr zu helfen
Es ist eine mehr als kuriose Situation, in der sich Jens Keller beim FC Schalke 04 inzwischen zu befinden scheint. Mehrere Medien melden inzwischen übereinstimmend die bevorstehende Verpflichtung von Thomas Schaaf als neuen Cheftrainer beim FC Schalke 04.
Keller scheinen die jüngsten Erfolge in der Champions League und jüngst gegen den SC Freiburg in der Liga nicht mehr zu helfen.
Bemerkenswert distanziert zu seinem ehemaligen Wunschtrainer Jens Keller auch noch immer die jüngsten, mehr und mehr Abstand zum Übungsleiter verratenden Statements von Horst Heldt am Wochenende.
Es wäre, wenn sich der Wechsel in der Winterpause tatsächlich so abspielen sollte, ein recht unsauberes Spiel mit Jens Keller
Helmolt
Helmolt, Dienstag, 17. Dezember, 20.00 Uhr, Sissikingkong, Dortmund
Das Märchen vom Umweltschutz – oder wie man Menschen (ent)täuscht
In der Ruhrgebietsstadt Datteln wird in letzter Zeit viel und ernsthaft diskutiert. Die Stadt steht seit Jahren aufgrund ihrer sehr ‚ambitionierten‘ Stadtverwaltung im Fokus einer größeren Öffentlichkeit. Lesern der Ruhrbarone ist sie u.a. aufgrund der Projekte ‚Datteln 4‘ und ‚newPark‘ ein Begriff.
Trotz all der Geschehnisse vor Ort in jüngster Zeit, finden einige Bürger trotzdem noch Zeit und Muße sich kreativ zu betätigen. So erreichte mich am gestrigen Samstag u.a. ein nettes kleines Märchen von Norbert Schmitz.
Und weil heute so ein netter, gemütlicher Advents-Sonntag ist, einige unserer Leser sich über etwas Zerstreuung sicherlich auch freuen werden, gebe ich diesen Text mal einfach so direkt an Sie weiter. Jedwede Ähnlichkeiten mit realen Geschehnissen, Personen und Organisationen im Lande wären bei dieser Geschichte natürlich, wie immer, reiner Zufall: